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5 Auf welch kreative Weise vom AMS beauftragte Bildungsinstitute die Honorare ihrer Trainer gestalten/ Teil 1
ОглавлениеIn meinem ersten Jahr als AMS-Trainer arbeitete ich freiberuflich für ein großes, mittlerweile seit Jahren wegen Veruntreuung von Millionenbeträgen in Konkurs gegangenes Institut. Der Name dieses Instituts verschwand nach sehr wenig Präsenz in den Medien (es ging ja glaub ich nur um läppische 60 Millionen) damals sehr schnell von der Bildfläche, als hätte da jemand sehr energisch gewischt.
Einzelcoaching sah in diesem Institut z.B. so aus (wenn ich nicht zwischen „Trennwänden“ aus ausgemusterten PC-Monitoren in größeren Gruppenräumen saß):
Ein Raum war mit Paravents in fünf Einzelcoaching-Kojen unterteilt worden, in denen pro Coach zwei Arbeitssuchende im „Einzelcoaching“ gegenüber saßen. In Spitzenzeiten gab es in diesem Raum also das nicht sonderlich private Stimmengewirr und die Körperausdünstungen von gut 15 Menschen. Die professionelle Gesprächsdurchführung gestaltet sich bei so einem hohen Hintergrundgeräuschpegel auch sehr anstrengend. Ich fühlte mich nach so einem Coachingtag in dem Institut mit dem Charme eines Durchlaufhauses stets total reizüberflutet und ausgelaugt.
Das Institut hatte mehr KundInnen als Einzelcoaches und wusste aus den galoppierend zunehmenden Arbeitslosenzahlen und den daher für Dumpinglöhne zu hochwertiger Arbeit willigen TrainerInnen Kapital zu schlagen. Die Leitung schlug uns Coaches daher vor, doch zwei Teilnehmer pro Einzelcoachingtermin zu buchen. So könnten wir statt 16.- pro Stunde 32.- verrechnen, und falls einer der unzuverlässigen Menschen nicht zum Termin erschien, hatten wir wenigstens 16.- in der Tasche.
Dieses „Einzelcoaching“-Setting würfelte zwei oft sehr ungleiche Leute zusammen und machte es eigentlich unmöglich, vertrauensvolle Gespräche zu führen. Dieses Problem „lösten“ altgediente Trainerkollegen, indem sie statt je eine Doppelstunde mit zwei Coachees zu halten, lieber zwei wirkliche Einzel-Termine zu je einer Stunde vereinbarten, aber natürlich nicht 2 mal 16.-, sondern 2 mal 32.- verrechneten. Das verringerte auch den anstrengenden Lärmpegel in diesem Einzelcoaching-Großbüro.
Dass dieses Institut dem AMS zwar pro Stunde für einen Teilnehmer 30.- verrechnete, egal ob er zum Termin erschien oder nicht, der Trainer davon aber nur 16.- sah, wenn der Teilnehmer auch erschien, wurde mir erst später klar, als ich selbst AMS-Maßnahmen konzipierte.
Im fünften Jahr meiner AMS-„Karriere“ war ich nämlich noch so naiv zu glauben, dass ich mit dem Schreiben von AMS-Maßnahmen-Anträgen etwas in dem System verbessern könnte. Ich entdeckte aber nur neue Abgründe, so wie zum Beispiel, dass das Gehalt der Trainer in den Maßnahmen-Anträgen immer höher war als das, was den Trainern wirklich ausbezahlt wurde…
Besagtes erstes Institut, für das ich tätig war, schlitterte schließlich in den Konkurs. Über die genaueren Umstände will ich mich hier nicht auslassen. Da gab es TrainerInnen, die der Geschäftsführung näher standen als ich. Die aber nach unangenehmem Anecken jetzt lieber doch schweigen.
Mir ging das schon gehörig auf die Nerven, als die Honorarzahlungen immer später auf meinem Konto eintrudelten, das erinnerte mich unangenehm an eine ein paar Jahre zurückliegende Anstellung in einem anderen AMS-beauftragten Bildungsinstitut, wo ich als Lektor für Computerschulungsunterlagen tätig gewesen war. Dieses Institut war in Konkurs gegangen, die Angestellten reichten eine Sammelklage ein, um Monate später die nicht mehr ausbezahlten Gehälter zu bekommen. Nur kurze Zeit später gab es dieses Institut mit leicht geändertem Namen und neuem Geschäftsführer wieder am Markt…
Die Zeichen in dem großen Institut mit den katastrophalen Arbeitsbedingungen standen also auf „Die Ratten verlassen jetzt besser das sinkende Schiff!“ Von denen, die blieben, mussten einige in Folge ihrer Vertrauensseligkeit selbst in Privatkonkurs gehen, weil sie ausständige Honorare nicht mehr bekamen.
Da kam mir ein Anruf von einem anderen großen Institut nur recht, das mich als begehrten 10-Punkte-Trainer gerne für ein Aktivierungs-Projekt abwerben wollte.