Читать книгу Und in uns der Himmel - Johannes Albendorf - Страница 13

VII.

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Funktioniert habe ich an dem Tag, an dem ich deinen Brief bekam. Ich hatte ihn in die Innentasche meines Jacketts gesteckt, ich wollte dich an meinem Herzen wissen, ich trug dich wie ein Schild mit mir herum.

Regen prasselte auf die Blätter der alten Bäume im Pfarrgarten und nasse Klammheit hatte sich auf die steilen Straßen rund um das Pfarrhaus gelegt. Die Erde schien sich mit feuchtem Dampf verhüllen zu wollen, nur noch transpirieren zu können.

Ich unterrichtete an der Grundschule, verbrannte mir den Mund an heißem Kaffee und musste im Klassenzimmer die grellen Neonröhren anschalten. Eine Stunde, zwei Stunden, an die Themen kann ich mich nicht mehr erinnern, die Kinder höchstwahrscheinlich auch nicht. In der dritten Stunde konnte ich mich nicht mehr konzentrieren und ließ einen Test schreiben. Früher habe ich meine Lehrer für so etwas gehasst.

Und immer dein Brief bei mir, an mir. Es machte mich wuschig, ihn zu spüren, sogar euphorisch - irgendwann hatte ich das irrige Gefühl, zu unserer Segnung zu fahren, zu deiner und meiner, ich wusste, ich verlor den Boden unter den Füßen, musste mich zur Vernunft rufen: Ich – bin - nur - als - Gast – eingeladen! Und das hatte etwas Sadistisches, was ich aber nicht wahrhaben wollte, was ich nicht ertragen konnte, denn ich würde mir das anschauen, was ich selbst versäumt hatte. Ich wusste genau, ich hatte etwas anderes, wunderbares gewählt und bekommen – und dennoch ...

Wenn man vor einer Weggabelung steht und die Kluft betrachtet, die sich vor einem aufgetan hat, zwei miteinander unvereinbare Lebensentwürfe, die man jedoch, aus tiefstem Herzen sehnend, ineinander verschmolzen zu sehen wünscht und sich dann entscheidet, entscheiden muss, entweder gegen das Herz oder gegen den Herrn ... schlussendlich aber gegen beides, weil keine andere Möglichkeiten gelassen werden ...

Immer wieder wird behauptet, wir Priester entschieden uns doch freiwillig für den Zölibat, für diese Art zu leben; schließlich würde niemand gezwungen, Priester zu werden.

Doch wenn man von Gott zum Priesteramt berufen ist, diese Sehnsucht, dieses nie verstummende Rufen im Herzen verspürt und wenn man aus dieser Berufung heraus leben will, zu leben hat – dann kann man nicht anders.

Man muss Priester werden.

Und hofft, glaubt, meint, mit dieser von der Kirche auferlegten Aufgabe umgehen und fertig werden zu können. Sie lieben zu lernen, wie es gelehrt und zuweilen auch vorgelebt wird.

Man verstehe mich nicht falsch – ich glaube, der Zölibat kann für viele Menschen eine Erfüllung sein, er ist es de facto auch. Aber eben nicht für alle, und somit auch nicht für alle Priester.

Und dabei hatte der Tag wie jeder andere begonnen, nichts darauf hingedeutet, dass seine Wellen besonders hoch an meine Küsten schlagen würden.

Und in uns der Himmel

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