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Daraus erhellt, daß unser Geschick mit dem gegenwärtigen Leben nicht abgeschlossen ist; und das wird uns aus den Versuchungen klar. Denn nimmer kann Gott es zugeben, daß denen, welche so viele und schwere Übel erlitten und das ganze zeitliche Leben in Versuchungen und tausend Gefahren zugebracht haben, es nicht mit noch viel größern Gaben vergolten werde. Kann er nun das nicht zulassen, so ist es klar, daß er ein anderes Leben, das besser und glänzender ist, bereit hält, in welchem er die gottseligen Streiter vor den Augen des ganzen Erdkreises krönen und ausrufen wird. Wenn du also einen Gerechten Noth und Drangsal erdulden oder sein zeitliches Leben in Krankheit und Armuth und tausend andern Übeln zubringen siehst, so sprich bei dir selbst: Wäre keine Auferstehung und kein Gericht, so würde es Gott nicht zulassen, daß Jemand, derSeinetwegen so viel Uebles erlitten, von hinnen scheide, ohne irgend etwas Gutes verkostet zu haben. Daraus geht hervor, daß er ihnen ein anderes Leben bereit hält, das viel süßer und erträglicher ist als das gegenwärtige. Denn wäre Dieß nicht der Fall, so würde er nicht dulden, daß so viele Frevler in diesem Leben schwelgen, und nicht über so viele Gerechte unzählige Leiden ergehen lassen. Aber weil noch ein anderes Leben vorhanden ist, in welchem er Jedem nach Gebühr geben wird, dem Einen nach seiner Bosheit, dem Andern nach seiner Tugend: deßhalb bringt er es über sein Herz, Diesen leiden, und Jenen schwelgen zu sehen.

Auch die zweite Ursache (der Trübsal) will ich aus der Schrift zu belegen versuchen. Und welche war das? Daß wir nicht, wenn wir zu gleicher Tugend aufgefordert werden, sagen sollen, Jene seien einer andern Natur theilhaftig, oder nicht Menschen gewesen. Deßhalb sagt Jemand, indem er von dem großen Elias redet, etwa also: „Elias war ein Mensch, den Leiden unterworfen wie wir.” 27Siehst du, wie er aus der Gemeinschaft der Leiden beweist, er sei ein Mensch gleich uns? Und wieder: „Denn auch ich bin ein Mensch und wie ihr den Leiden unterworfen.” 28 Das also verbürgt uns die Gemeinschaft der Natur. Damit du aber einsehest, daß die Trübsal uns auch belehrt, wen wir selig zu preisen haben und wen nicht, so erhellet Dieß daraus. Wenn du nämlich den Paulus sagen hörst: „Bis zu dieser Stunde hungern und dursten wir, sind entblößt, werden mit Fäusten geschlagen und haben keine bleibende Stätte und mühen uns ab,” 29 und: „Wen der Herr lieb hat, den züchtiget er; er schlägt aber jeglichen Sohn, den er aufnimmt,” 30so ist es sehr klar, daß wir nicht die, welche in Ruhe dahin leben, sondern die, welche um Gottes willen verfolgt werden und leiden, lobpreisen und die nachahmen sollen, welche tugendhaft leben und sich der Gottseligkeit befleißen. So sagt auch der Prophet: „Ihre Rechte ist eine Rechte der Bosheit; ihre Töchter sind geputzt und ringsum geschmückt nach Art eines Tempels; ihre Speicher sind voll, eines wird zum andern geschüttet; ihre Schafe sind fruchtbar und gehen aus in großer Zahl; ihre Rinder sind fett; da ist kein Mauerriß, kein Durchgang, noch Geschrei auf ihren Gassen. Glückselig preist man dein Volk, das Solches hat.”31 Was aber sagst du, o Prophet? „Glückselig das Volk,” spricht er, „dessen Herr sein Gott ist.” Nicht den, der reich ist an Gütern, sondern wer in Gottesfurcht pranget, den, spricht er, preise ich glücklich, und wenn er auch zahllose Unfälle erleidet.

Wenn wir noch eine neunte Ursache angeben sollen, so möchten wir dieses anführen, daß die Trübsal die Angefochtenen bewährter macht. Denn die Trübsal bewirkt Geduld, die Geduld aber Bewährung, die Bewährung aber Hoffnung, die Hoffnung aber macht nicht zu Schanden.” 32Siehst du, daß die Bewährung aus der Trübsal die Hoffnung auf die zukünftigen Dinge in uns erwecket und das Beharren in Versuchungen uns gute Hoffnung gewährt auf das, was zukünftig ist? Ich sagte also nicht umsonst, daß gerade jene Trübsale unsere Hoffnung auf die Auferstehung besiegeln, und die Geprüften zu einer höhern Stufe der Vollkommenheit emporheben: „Denn,” heißt es, „gleichwie das Gold im Ofen, also wird ein Mensch, der Gott gefällt, im Ofen der Trübsal bewährt.” 33

Noch eine zehnte Ursache ist zu nennen. Und was ist das für eine? Damit wir, was ich auch schon früher oft gesagt habe, auch die uns etwa anklebenden Makeln hienieden noch ablegen. Darauf deutet der Erzvater Abraham, wenn er zu dem Reichen sagt: „Lazarus hat sein Böses empfangen, darum wird er getröstet.” 34 — Und nebst dieser bietet sich noch eine andere dar; und welche ist das? Damit unsere Kronen und Kampfpreise sich mehren. Denn je höher die Trübsale steigen, um so viel, ja um vieles mehr, wächst die Vergeltung: „Denn die Leiden dieser Zeit,” heißt es, „sind nicht zu vergleichen mit der Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll.” 35

Da wir nun so viele Gründe für die Trübsal der Heiligen anführen können, so laßt uns in den Versuchungen nicht mißmuthig werden, noch verzagen, noch auch in Unruhe fallen, sondern laßt uns zuvörderst unsere eignen Seelen erziehen und unterweisen und dann Andern das Gleiche lehren. Und wenn du einen Menschen siehst, der tugendhaft lebt, der Weisheit obliegt und Gott wohlgefällt, dann aber unzählige Übel erduldet: so laß dich das nicht ärgern, Geliebter. Und wenn du siehst, daß Jemand geistliche Geschäfte unternimmt und etwas Heilsames zu vollführen im Begriff steht, aber darüber zu Fall kommt: so laß dich das nicht beirren. Denn ich weiß. daß Viele also bei sich fragen: „Jener,” sagen sie, „reiste nach dem Martyrium, 36den Armen Geschenke zu bringen und litt Schiffbruch und verlor Alles. Wieder ein Anderer gerieth in demselben Falle unter Räuber, rettete kaum sein Leben und entwich nackt von dannen. Was sollen wir dazu sagen?” Daß man sich über nichts Derartiges betrüben soll! Denn litt er auch Schiffbruch, so bleibt ihm dennoch die Frucht der Gerechtigkeit unverkürzt. Denn er hat alles das Seinige gethan: er sammelte die Gaben, verwahrte sie, nahm sie und ging. Er trat die Reise an; der Schiffbruch geschah weiter nicht mit seinem Willen. Aber weßhalb ließ Gott diesen zu? Um ihn bewährt zu machen. „Allein die Armen,” sagst du, „gingen der Gaben verlustig.” Du trägst nicht so große Sorge für die Armen als Gott, der sie gemacht hat. Denn ob sie auch dieser Almosen verlustig gingen, so kann er ihnen anderswoher eine noch reichere Quelle des Überflusses eröffnen.

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