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Neue Wirklichkeiten machen den Niemand zum Jemand

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Umso mehr ertönt in diesem Umfeld der Ruf nach Sinnhaftigkeit und Geltung. So wie damals sehnt man sich danach, irgendwo doch noch so etwas wie Selbstwirksamkeit entfalten zu dürfen. Denn sich als handelndes Agens wahrzunehmen liefert erst die Grundbedingung dafür, sich als ein Jemand zu empfinden. Wie Thomas Metzinger [5] und zahlreiche Denker vor ihm betonen, hängt die Wahrnehmung von Agentivität eng mit unserem Bewusstsein für Subjektivität zusammen. Bleibt die Erfahrung eigener Einflussnahme jedoch aus, verblassen wir unversehens zu dem, was ein alter Beatles-Song so treffend ins Bild rückt: ein „nowhere man, sitting in his nowhere land“. Und wer will das schon sein? Der Mensch der Postmoderne verlangt nach neuen Songtexten, neuen Sphären des Aktiv-Werdens, schlicht nach neuen Wirklichkeiten.

Maßgeschneiderte Seins-Dimensionen gibt’s mittlerweile zuhauf. Dabei faszinieren virtuelle Gefilde à la „Word of Warcraft“ (Wo W) heute nicht nur Kinder und Jugendliche. Auch die sozialen Netzwerke des Internet fungieren mehr und mehr als Spielräume einer nicht unbedingt realen, aber dennoch wirksamen Identitätserfahrung.

Die sogenannten „Second Lives“ lediglich als unechte Spielereien abzutun würde ihrer Bedeutung nicht gerecht. Ob wir uns auf die moderne Hirnforschung beziehen oder uns unsere eigenen Beobachtungen ins Gedächtnis rufen: Man wirkt und handelt doch ganz und gar erfahrbar in diesen Cyber-Räumen. Hier erlebt sich der Protagonist geradezu „in Action“. Spielen befreit eben ungemein und rettet den Involvierten aus seiner alltäglichen Ohnmacht. Oder haben Sie sich noch nie in einem Spiel regelrecht verloren? Nicht umsonst spricht man vom Homo ludens. Dieser empfindet die damit einhergehende Selbstvergessenheit als lustvoll und gerade das macht künstliche Identitätsangebote ja auch so beliebt. Dabei lässt sich eines wohl unbestreitbar festhalten: Wirklichkeiten in der Welt bestimmen doch immer unausweichlicher unser Dasein.

Wenn wir nun auch das Reich der Esoterik als „Welt in der Welt“ – als Wirklichkeit innerhalb des greifbar Realen – verstehen, so erscheint sie doch vom selben Wunsch beseelt. Gemeint ist das Verlangen nach neuen innerlichen Dimensionen, nach virtuellen Wirksphären mitten in der Welt.

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