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2.5.2Einführung einer neuen CI
ОглавлениеDie Ziele, Werte, Inhalte und Methoden der Corporate Identity sind nicht in Stein gemeißelt, sie können sich ändern – im Wandel des Zeitgeistes, aber auch wenn nach der Kommunalwahl der Bürgermeister wechselt. Soll eine Corporate Identity verändert werden, bietet sich zum Beispiel ein Modell mit acht so genannten I-Schritten an43: Initialisieren, Implementieren, Innovieren, Installieren, Infiltrieren, Internalisieren und Inkorporieren.
Was das konkret bedeutet, gehen wir am besten anhand des Corporate Designs durch, das im Gegensatz etwa zum weitgespannten Corporate Behaviour in einem gezielten, kompakten Schritt per Order „von oben“ geändert werden kann, wenn das bisherige Design als altbacken und überholt empfunden wird.
Initialisieren heißt: zeigen, dass und warum überhaupt etwas geändert werden muss. Das kann im Rahmen einer Veranstaltung geschehen, als Ankündigung im Intranet oder per Rundmail. Ist auf diese Weise der Grund gelegt, wird beim Implementieren der Erneuerungsprozess in Gang gesetzt. Beispielsweise muss ein Überblick über die Publikationen im Haus und über die Anforderungen an das neue Design gewonnen werden, in der Regel wird auch eine externe Agentur damit beauftragt, den künftigen grafischen Auftritt zu entwerfen.
Nach diesen vorbereitenden Schritten geht es beim Innovieren an die konkrete Umsetzung: Die Schriftart wird ausgewählt, die Organisationsfarben werden bestimmt, grafische Elemente und vielleicht auch ein neues Logo entworfen.
Vorsicht ist bei der Auswahl der Schrift geboten. Bedient sich die Verwaltung nicht der Schriften, die etwa im Textverarbeitungsprogramm Word vorgegeben sind, ergeben sich bei der Umsetzung mitunter Probleme. Für ihre eigenen Arbeitsplätze kann das Rathaus entsprechende Lizenzen erwerben und die Schrift zentral über die IT in die Systeme der Mitarbeiter einspielen. Andere Behörden oder sonstige externe Adressaten aber dürften diese Schrift kaum im Portfolio haben, und damit fangen die Probleme an. Hat das Rathaus eine solche Type gewählt und sendet Word-Texte in dieser Schrift nach außen, dann werden die Programme der Empfänger sie in irgendeine Schriftart auslesen, die sie in ihrem Register haben. Das führt bisweilen zu merkwürdigen Ergebnissen. Der Autor kennt das Beispiel einer Sparkasse, deren Designschrift auf seinem PC in eine schwer lesbare künstlerische Schreibschrift umgewandelt wird, die überhaupt nicht zum Stil eines Kreditinstituts passt. Eine Rolle spielt der Typenwirrwarr aber nicht nur bei Textdokumenten, sondern auch bei Präsentationen, die zum Beispiel nach einer Veranstaltung zwecks Dokumentation an externe Teilnehmer verschickt werden. Dann wird der externe Computer nicht nur die fremde Schriftart in eine andere Type verwandeln, sondern auf diese Weise vielleicht auch die gesamte grafische Gestalt der Präsentation zerschießen. Neben all diesen Dingen muss bei der Wahl der Schrift auch überlegt werden, ob sie sich auch für das Intranet und die Internetseite der Kommune eignet. Konsequenzen ergeben sich auch, wenn Publikationen von externen Anbietern gestaltet werden sollen. Hat die Agentur die Schriftart nicht zufällig im eigenen System, muss sie die Type in einschlägigen Internetquellen erwerben. In der Regel fallen dafür keine hohen Beträge an, aber das wird sie dann in ihr Angebot einpreisen. Wir sehen also, welche Fallstricke lauern, wenn die Verwaltung eine grafisch beeindruckende Schrift wählt, dabei aber nicht die praktischen Konsequenzen bedenkt. Ein Ausweg aus dem Dilemma wäre, die Designschrift für offizielle schriftliche Publikationen und pdfs zu verwenden, bei bestimmten Kommunikationskanälen und Medien aber an Standardschriften festzuhalten – also etwa bei Word-Dateien, Powerpoint-Präsentationen, in E-Mails, auf der Website und im Intranet.
Gehen wir nun zum nächsten Schritt der Einführung eines neuen Designs, der Installation. In dieser Phase werden die neuen Elemente intern vorgestellt, etwa über eine Dienstanweisung, eine Präsentation im Intranet oder im Rahmen einer Veranstaltung.
Als logischer weiterer Schritt folgt die Infiltrierung. Der Begriff klingt ein wenig nach Propaganda oder Geheimdienst. Tatsächlich aber ist damit die schrittweise Umsetzung des Designkonzepts in der Kommunikationspraxis des Hauses gemeint: Das neu aufgelegte Fortbildungsprogramm wird in diesem Design gestaltet, die nächsten Veranstaltungsplakate, aber auch Produkte wie Jahresberichte, Einladungen zum Sommerfest oder Urkunden zu Dienstjubiläen.
Der nächste Schritt, das Internalisieren, wird beim Corporate Design in der Regel weniger intensiv betrieben als etwa bei Änderungen des Corporate Behaviours. In dieser Phase werden die Reaktionen der Öffentlichkeit auf die Veränderung eingefangen und analysiert: Wie kommt das neue Erscheinungsbild beim Publikum an, sind eventuell in einer 2.0-Version Anpassungen nötig? Im Fall des Corporate Designs wird das in aller Regel nur in Grenzen möglich sein, weil eine Änderung der Änderung vielfältigen Aufwand und hohe Kosten nach sich ziehen kann – wenn etwa herauskommt, dass das neue Logo erneut verändert werden muss, es aber bereits in zahlreichen Publikationen verwendet wird.
Es folgt das Inkorporieren: Der neue Design-Stil wird auf breiter Front umgesetzt und damit als Standard durchgesetzt. Als sichtbares Zeichen dieses Schritts wird zum Beispiel die neue, zentrale Imagebroschüre der Stadt oder des Kreises im neuen Design gestaltet oder die Hinweisschilder im Rathaus werden in dem neuen Stil gehalten.
Daran schließt sich die Phase der Institutionalisierung an: Die Umsetzung des Designs wird intern begleitet, überprüft, adaptiert. Möglicherweise ergeben sich im Laufe der Zeit pragmatische Änderungen, die anfangs nicht absehbar waren. So müssen vielleicht bei bestimmten Medien aus pragmatischen Gründen Ausnahmeregeln zugelassen werden. Nehmen wir das Beispiel Anstecknadel: Ist das Logo der Stadt als Kombination eines grafischen Elements mit dem Namen der Kommune festgeschrieben, kann es für die Anstecknadel sinnvoll sein, nur das grafische Element zu nehmen. Freilich dürfen solche Ausnahmeregeln nicht in die Beliebigkeit führen. Das Corporate Design darf nicht ständig über den Haufen geworfen oder angepasst werden. Damit ein Design sich in den Köpfen sowohl innen als auch außen festsetzt und die Identifikation mit der Organisation stützt, muss es so konsequent wie möglich verwendet werden und auch einige Jahre unverändert überdauern. Umso sorgfältiger müssen das Rathaus oder das Landratsamt das Corporate Design auswählen.
5Mast, S. 1123.
6Zum Folgenden: Buchholz, Purpose, S. 42 ff.
7Dies., Purpose, S. 46.
8Stroebe, S. 25.
9Brecht, S. 294. Der Satz wurde auch gerne von dem Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki am Schluss seiner TV-Talk-Show „Das literarische Quartett“ (in wechselnder Besetzung 1988–2001) selbstironisch zitiert.
10Handelsblatt online vom 19.5.2011; https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/sexskandal-bei-ergo-mordsspass-mit-prostituierten-fuer-die-truppe-von-herrn-kaiser-/4193282.html, aufgerufen am 21.3.2020.
11S. dazu Schneider et al.
12Aus Marketingsicht bestehen ebenfalls erstaunlich mehr Gemeinsamkeiten zwischen Wirtschaftsunternehmen und Kommunen; s. den Überblick bei Latsch (2015).
13Knorre, S. 41 f.
14Hill, S. 7.
15Knorre, S. 44.
16https://www.hessenfinder.de/portal/, aufgerufen am 26.1.2020.
17Knorre, S. 46.
18Dies., S. 48.
19Dies., S. 49.
20Dies., S. 50.
21Dies., S. 53.
22Leitbild der Kreisverwaltung des Main-Taunus-Kreises [2017]
23Covey, S. 44.
24Comelli, S. 63.
25§ 22 Satz 1 KUG.
26Siedler, S. 350 f.
27Ders., S. 352.
28Vgl. hierzu ders., S. 351.
29Art. 4 Nr. 11 DSGVO.
30Beispielhaft dafür ist ein Tagungsbericht des Pressesprecherverbands unter https://www.bdp-net.de/sites/default/files/tagungsbericht_dsgvo-fachkonferenz_22032018.pdf.
31Siedler, S. 360.
33Zu diesen Fragen s. Siedler, S. 355.
34Zu diesen zwei Seiten der juristischen Medaille s. ders., S. 352 f.
35www.vgwort.de und www.pressemonitor.de.
36Keite, S. 23 ff.
37Ders., S. 37 ff.; Burkhardt, S. 459 ff.; Korthaus, S. 9 ff.
39https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/staedte-slogans-wer-wirbt-womit, aufgerufen am 2.2.2020.
40https://www.bielefeld.de/ftp/prospekte/800-Jahre-Bielefeld-Programm.pdf und, aufgerufen am 2.2.2020.
41https://de.wikipedia.org/wiki/Bielefeld-Verschw%C3%B6rung, aufgerufen am 2.2.2020. Zum Jubiläum der Ulk-Verschwörung lancierte das Stadtmarketing eine gleichermaßen ironische Aktion, um die Existenz von Bielefeld zu beweisen (https://www.bielefeld-marketing.de/pressemeldung/ende-bielefeld-verschwoerung-million-achim-held, aufgerufen am 2.2.2020).
42Keite, S. 46 ff.
43Hierzu ders., S. 76 ff.