Читать книгу Grobe Nähte - Johannes Schweikle - Страница 13

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MITTEN IM AUSNAHMEZUSTAND beruhigt der Bürgermeister seine Münchner. In zahllosen Interviews zieht er Grenzen: So lang das Oktoberfest dauert, werden keine Züge mit Flüchtlingen im Hauptbahnhof einlaufen. Und die Zelte der Theresienwiese kommen nicht als Notunterkünfte infrage.

So steigen sieben Frauen unbeschwert in die U-Bahn. Alle sind um die achtzehn, sie tragen Dirndl von schwarz bis pink. Jede hat lang an ihrer Frisur gearbeitet. Eine Flasche Rosésekt kreist. Der Wagen ist voll, aber das macht nichts. Sie reden, als ob sie unter sich wären.

Eine schielt in die Bluse der anderen und sagt: Mensch, du hast ja keinen BH an – und hast trotzdem mehr als ich.

Ich hab halt generell viel.

Ist Tanja eigentlich bi?

Sie sagt, sie sei noch Jungfrau.

Im Chor, als Refrain: Du musst aufhörn, weniger zu trinken!

Am Michaelibad steht ein junger Mann auf dem Bahnsteig. Schwarzes, leicht gelocktes Haar, verlorener Blick, das Gesicht und die sehnigen Arme begehrenswert braun.

Mei, schaut der lieb aus! Kommt der aus Afghanistan?

Hoffentlich haben sich die Italiener auf der Wiesn im Griff!

Grobe Nähte

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