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THE DEATH – QUARANTÄNE
Tag 190
Оглавление9. April 2021
Jenks’ Grundstück, Reed, Illinois
Devin schob seinen Teller weg und schnaubte.»Iss, hier wird nichts weggeworfen«, sagte Tess.
«Hab keinen Hunger.«
«Jetzt iss!«
«Das Zeug verkommt nicht, versprochen«, erwiderte er und stellte den Teller auf den Boden.
Brando humpelte herbei, steckte seine Schnauze in den Haufen Pasta und schlang sie in großen Schlucken hinunter.
«Schätze, er hat sein Versprechen gehalten, was?«, bemerkte Brianna.
«Komm nicht auf dumme Gedanken und iss selbst«, befahl Tess.
Das Mädchen grinste.»Das werde ich definitiv, aber was ich damit sagen wollte: Brando gehört zu unserer Familie, und wenn er etwas zu fressen bekommt, werfen wir auch nichts weg.«
Devin lehnte sich zurück und lächelte. Sie kamen ihm tatsächlich wie eine Familie vor, obwohl sie einander noch nicht allzu lange kannten.
«Also gut, wer ist an der Reihe, etwas davon in die Scheune zu bringen?«, fragte Tess.
Devin hob eine Hand.»Ich«, sagte er.
«Ich kann auch gehen, wenn du nicht willst«, bot Brianna an.
«Nein, ist schon okay. Hoffentlich geht er diesmal auf mich ein. Wir müssen uns darüber unterhalten, was wir gegen Turners Raiders tun sollen.«
«Devin, wir können nicht einfach herumsitzen und auf ihn warten. Falls er bis heute Abend nicht reagiert, müssen wir etwas tun.«
«Abhauen? Das ist keine Lösung.«
«Du kannst es nennen, wie du willst, doch diesmal hatten wir Glück. Wenn sie wiederkommen, sind es zehnmal so viele. Wir können sie nicht schlagen.«
Devin wusste, dass Tess recht hatte, doch Daryl aufzugeben, passte ihm nicht.
«Wir dürfen ihn nicht hierlassen und seinen Sohn mitnehmen, das ist grausam«, hielt er dagegen.
«Grausam ist er, weil er sich verkrochen hat. Wir müssen aufbrechen, und er sollte mitkommen. Dass wir es hinauszögern, liegt an ihm, weil er sich in der Scheune einsperrt.«
Devin neigte sich wieder nach vorn, stützte seine Ellbogen auf den Tisch und sagte:»Lass es mich heute Abend ein letztes Mal probieren; wenn er mir keine Antwort gibt, verschwinden wir.«
Tess unterbrach sich beim Essen und entgegnete:»Abgemacht.«
Brianna stand auf und begann, einen Teller für Hudson zu füllen. Der Junge stand immer noch unter Schock. Er verarbeitete die Schießerei und den Tod seiner Mutter nur schwerlich.
«Ich bringe das schnell nach oben zu Huddy«, erklärte Brianna und verließ die Küche.
«Mit dem Wagen kommen wir schneller voran«, bemerkte Tess.
Das Mädchen stürzte zurück in den Raum und rief aufgeregt:»Hudson ist weg!«
«Weg? Wohin?«, fragte Devin.
«Keine Ahnung, aber in seinem Zimmer ist er nicht mehr, und in der kleinen Kammer, wo die Spielsachen liegen, habe ich ihn auch nicht gefunden. Er ist wie vom Erdboden verschluckt.«
Devin stand auf und lief aus der Küche, um in naheliegenden Verstecken nachzusehen.
Brianna hielt sich nicht auf, sondern begann selbst, fieberhaft nach dem Jungen zu suchen.
Sie schauten in Wandschränken nach, hinter allen möglichen Möbeln, unter Betten und selbst in Regalen. Er war nicht im Haus.
«Hudson! Wo bist du?«, rief Devin durch die Haustür auf den Vorplatz.»Hudson!«
Brian und Tess waren in die andere Richtung gegangen, durchsuchten die kleinen Schuppen und den Hühnerstall.
Devin ging außen herum und schloss sich ihnen an.»Bleibt nur noch die Scheune übrig. Los«, drängte er.
«Wir schauen weiter hier nach«, rief ihm Tess hinterher.
Als er die Scheune erreichte, schlug er kräftig gegen das große Metalltor.»Daryl, ist Hudson da drin? Er ist verschwunden. Wir können ihn nicht finden! Daryl, mach auf!«
Keine Antwort.
Devin fragte sich allmählich, ob der Mann tot war. Vielleicht hatte er sich umgebracht. Er ging um das große Gebäude herum, um nach einer anderen Möglichkeit zu suchen, sich Zugang zu verschaffen. Entlang der Nordseite befand sich eine Reihe von Fenstern. Er schaute hinein, konnte aber nicht viel erkennen. Hinter dem letzten Fenster gab es eine Tür. Gerümpel, alte Kisten und anderer Kleinkram lagen davor. Er begann, das Zeug wegzuräumen, als er eine vertraute Stimme hörte.
«Was machst du da?«, rief Daryl.
Als Devin aufschaute, sah er ihn an der Ecke der Scheune stehen.
«Ist Hudson bei dir?«
«Nein, aber ich glaube, ich weiß, wo er steckt.«
Als Jenks wieder am Fuß der Treppe stand, traute Devin seinen Augen nicht. Der Mann hatte sich zurechtgemacht, als ziehe er in den Krieg, was eigentlich nicht weiter verwunderlich war.
«Wohin genau gehen wir?«, fragte er ihn in einem Tonfall, der sowohl Neugier als auch Skepsis ausdrückte.
«Hudson ist zum Haus seines Cousins gelaufen. Das ist keine Meile von hier entfernt«, gab Daryl an und nahm ein Gewehr aus einem Schrank.
«Ist das Haus dieses Cousins ein gefährlicher Ort?«, bemerkte Tess sarkastisch.
«Genaugenommen schon«, entgegnete Daryl.
«Ich komme mit dir«, sagte Devin.
«Nicht nötig.«
«Ich bestehe darauf«, insistierte Devin mutig.
Daryl schaute zu ihm hinüber und erwiderte:»Deine Entscheidung, aber ich würde ein Schießeisen mitnehmen, wenn ich du wäre.«
«Was genau ist da los?«, wollte Tess wissen.
«Hudson ist ungefähr genauso alt wie sein Cousin Seth, und die beiden kommen bestens miteinander aus, doch ich hatte nie viel für den Ehemann meiner Schwester übrig.«
«Dass es Familienfehden gibt, weiß ich zwar, aber ist es bei euch so schlimm?«, fuhr Tess fort. Auch sie staunte über Jenks’ Kampfmontur.
«Jawohl, das ist es. Ich bin mir nicht sicher, ob Devin dir davon erzählte, doch die meisten Menschen in der Stadt hassen mich aus diesem oder jenem Grund. Die Familie meines Schwagers verachtet mich aber ganz besonders.«
«Du hast doch niemanden umgebracht, oder?«, schob Tess nach.
«Um die Wahrheit zu sagen, habe ich das sehr wohl, Tess, und das Opfer war mein Schwager. «Damit ging Daryl zur Haustür.
«Du hast deinen Schwager auf dem Gewissen?«, fragte Tess und folgte ihm.
Daryl blieb unterm Vordach stehen und schaute auf das getrocknete Blut. Er ließ sich Zeit, um die rot getränkten Bohlen und Spritzer an der Mauer zu verinnerlichen. Dann setzte er seinen Weg zu der frei stehenden Garage am rechten Rand des Geländes fort.
«Ist das eine gute Idee?«, merkte Tess hinter ihm auf.
Devin blieb ihnen dicht auf den Fersen. Sein Herz raste in Erwartung der zweiten Schießerei innerhalb weniger Tage.
Jenks fuhr herum und erwiderte:»Was schlägst du denn vor – ihn hierzulassen?«
«Nein, aber lass Devin und mich gehen«, meinte Tess.»Es in einen Kampf ausarten zu lassen, obwohl es sich vermeiden lässt, muss nicht sein.«
«Glaubst du im Ernst, die geben den Jungen einfach so heraus?«, hielt er dagegen.
«Vorausgesetzt, er ist überhaupt dort«, warf Devin ein.
Daryl und Tess schauten ihn daraufhin beide an.
«Du spekulierst doch nur. Was ist, wenn er sich nicht dort versteckt? Falls Tess kann, finde ich, dass sie den Wagen nehmen sollte, um in der Gegend nach ihm zu suchen«, schlug Devin vor.»Sie kann ja Brianna mitnehmen.«
«Zwei Frauen allein unterwegs?«, entgegnete Daryl.
«Ich kann gut auf mich achtgeben«, gab Tess zurück.»Das tue ich jetzt schon eine ganze Weile.«
«Daryl, ich kann ihr nur beipflichten. Sie hat einiges auf dem Kasten«, betonte Devin.
«Na gut. Trotzdem gehen wir beide. Wir nehmen den Humvee, und falls wir Diesel finden, machen wir den Tank randvoll. «Jenks legte sein Gewehr ins Führerhaus des Wagens und stieg ein. Dann schaute er zu Devin hinüber.»Was ist, kommst du jetzt, oder wie?«
Devin lief um das Fahrzeug herum und sprang auf der Beifahrerseite hinein.
Als sie losfuhren, winkte er Tess und auch Brianna, die gerade aus dem Haus gekommen war.
Die Entfernung, die Daryl angegeben hatte, stimmte genau: Sie fuhren knapp eine Meile auf der Landstraße und blieben dann 50 Fuß vor der Einfahrt zum Haus seiner Schwester stehen.
Devin ließ den Blick über das endlos weite, flache Land voller toter Maispflanzen schweifen. Er sehnte sich danach, endlich nicht mehr die ewig gleiche Landschaft ertragen zu müssen.
«Komm mit mir bis zur Auffahrt und warte dort. Ich gehe weiter, während du die Augen offenhältst.«
«Worauf genau lassen wir uns hier ein?«
«Möglicherweise einen Streit.«
«Da dein Schwager tot ist: Über wen müssen wir uns Sorgen machen?«, fuhr Devin fort.
«Ach, meine Schwester hat sich keinen Monat nach Ricks Tod einen anderen unsympathischen Typen angelacht. Er ist ein blödes Arschloch, macht aber ziemlich was her – angeblich Einzelkämpfer bei der Navy, aber das bezweifeln viele, auch ich.«
«Na großartig«, stöhnte Devin,»also legen wir uns vielleicht mit einem ausgebildeten Elitesoldaten an!«
Daryl blieb stehen und erwiderte:»Falls du nicht mitkommen willst, dann lass es, aber du brauchst keinen Schiss zu haben; der Typ ist der letzte Dreck und hat nicht in der Navy gedient, nicht einmal in einer Kombüse. Ich gehörte acht Jahre zur Army und sehe den Menschen an der Nasenspitze an, wenn sie lügen.«
«Du warst bei der Army?«
«Ja.«
«Das beruhigt mich jetzt.«
«Sollte es auch.«
Devin musste lachen. Die Vermessenheit und das Selbstvertrauen dieses Mannes kamen nicht von ungefähr.
Nun ging Daryl von ihm fort bis zum Rand der geschotterten Auffahrt.
Devin folgte ihm und hielt wieder an, kurz bevor man ihn hätte entdecken können.
«Also, bis zum Haus sind es keine 50 Fuß mehr. Dahinter stehen zwei Nebengebäude, doch Simon ist sehr wahrscheinlich drinnen bei Laura und den Kindern.«
«Äh, ich traue mich ja kaum zu fragen, aber wie sieht dein Plan aus? Das kommt mir ein bisschen unbesonnen vor.«
«Ganz einfach, ich gehe zur Tür, klopfe an und frage, ob Hudson bei ihnen ist.«
«Das ist kein Plan.«
«Und ob, nur kein ausgesprochen kluger.«
«Befürchtest du nicht …«
«Nein, die werden nicht sofort auf uns schießen, aber ich gehe bewaffnet, um ihnen zu zeigen, dass ich bereit bin, wenn sie es darauf anlegen, und meine Schwester wird ehrlich zu mir sein, wenn sie mir unter die Nase reiben kann, dass mein Sohn weggelaufen ist.«
Devin nickte, ehe er noch einmal nachhakte:»Und du willst wirklich, dass ich hier stehen bleibe?«
«Wenn ich anklopfe, trittst du vor, damit die dich sehen können. Ich will, dass sie es sich zweimal überlegen, bevor sie etwas versuchen.«
«Kann ich machen.«
«Gut, ich gehe jetzt.«
Daryl betrat die Einfahrt und ging auf das Haus zu. Die Eingangstür flog auf, bevor er sie erreichte, und heraus kam ein großer, dünner Mann mit freiem Oberkörper, der ebenso wie beide Arme mit Tätowierungen übersät war.
«Was zum Henker hast du hier zu suchen?«, rief Simon.
Jenks ging weiter auf das Haus zu. Er hatte den Zeigefinger am Abzug des Gewehrs, hielt es aber gesenkt.
«Bleib sofort stehen, Daryl. Du bist hier nicht erwünscht«, zeterte Simon.
Jenks ließ sich nicht beirren; er fürchtete sich nicht vor diesem Mann.
Auf einmal zog Simon eine Pistole hervor.»Stopp jetzt, Wichser!«
Daryl legte unbeirrt die letzten Meter bis zum Fuß der Eingangstreppe zurück. Nun stand er nur wenige Schritte vor Simon. Er schaute in die Mündung der Waffe und dann in die Augen seines Gegenübers.»Wo ist mein Sohn?«
«Nicht hier?«
«Und Laura? Ich will mit ihr reden.«
Devin hörte die Auseinandersetzung mit an und hielt es für angebracht, sich jetzt zu zeigen. Er betrat die Einfahrt und versuchte dabei, möglichst imposant zu wirken. Simon bemerkte Devin. Er riss die Augen auf und trat instinktiv zurück. Einen zweiten bewaffneten Mann zu sehen, bereitete ihm Unbehagen.
«Du und dein Spießgeselle dort drüben, ihr verpisst euch jetzt von hier, und zwar sofort«, drohte er.
«Ich verpisse mich nicht, solange du mir meinen Jungen nicht gibst«, beharrte Daryl.
«Er ist nicht hier, Mann.«
Daryl hatte Simon nur einmal mit freiem Oberkörper gesehen. Dabei war er ihm nicht so nahe gewesen, doch nun fiel ihm auf, dass oben an seiner Brust ein Dreizack mit dem Schriftzug ›SEAL TEAM 2‹ prangte. Als er Simon vor Jahren zum ersten Mal begegnet war, hatte er ohne Zweifel gewusst, dass er heuchelte. Er erinnerte sich an den Tag, als sei es gestern gewesen. Simon hatte sich damit gebrüstet, im Krieg in Syrien viele Feinde umgebracht und seinen Zug buchstäblich im Alleingang gerettet zu haben. Ein paar unaufdringliche Fragen hatten genügt, um herauszufinden, dass der Kerl log. Nachdem Daryl ein Jahr in dem Land verbracht hatte, während er mit dem 75. Rangerregiment dort stationiert war, wusste er, wie es dort zuging. Und alles, was Simon von sich gegeben hatte, war völliger Bullshit gewesen.
«Wo ist Laura?«, fragte er nun wieder.
«Sie ist nicht hier, verdammt!«, schrie Simon, der die Arme immer noch nach vorn ausstreckte und auf Daryl zielte.
«Ich sag dir was. Ich setze mich einfach hierhin und warte, bis sie zurückkommt.«
«Du verschwindest von meinem Grundstück!«
«Zuerst einmal ist das nicht dein Grundstück, denn es gehört Laura, und zweitens: Wo könnte sie schon sein? Einkaufen bestimmt nicht.«
«Sie ist nicht …«
Jenks unterbrach ihn:»Sie ist nicht hier, Mann, ich weiß, ich weiß.«
«Fick dich!«
Er bemerkte einen kleinen Bottich in der Nähe, der an die fünf Gallonen fasste, und ging hinüber. Simon behielt ihn im Auge und nahm die Pistole nicht herunter, während sich Daryl bewegte. Dieser hatte eine Idee. Er würde ihm ein weiteres Ziel vorsetzen.
Er schaute die Einfahrt hinunter und rief:»Devin, komm her!«
«Kapierst du nicht, Arschloch? Verschwinde von hier!«
Devin setzte sich in Bewegung und ging zügig auf Daryl zu.
Simons Blick irrte herum, seine Hände fingen zu zittern an. Da er nicht wusste, auf wen er die Pistole richten sollte, schwenkte er sich zwischen den beiden Männern hin und her. Devin hielt kurz inne, als auf ihn gezielt wurde, zwang sich aber zum Weitergehen, weil er darauf vertraute, dass sein Begleiter genau wusste, was er tat.
«Wir verschwinden nicht eher, bis ich mit meiner Schwester gesprochen habe«, stellte Daryl noch einmal klar und ließ sich auf dem Bottich nieder.
«Sie wird eine ganze Weile weg sein; du vergeudest deine Zeit!«
Jenks dachte darüber nach, was Simon gerade gesagt hatte. Es ergab keinen Sinn. Wo konnte sie sein?
Devin blieb wenige Fuß vor ihm stehen und fragte:»Was ist los?«
«Was meinst du, Dev? Er behauptet, mein Sohn und meine Schwester seien nicht hier. Was ist mit meinem Neffen? Ich frage mich, ob er auch weg ist.«
Simon blaffte:»Niemand ist hier. Laura und Seth sind gegangen; ist schon eine Weile her.«
«Wohin?«
Simons Gesichtsausdruck zeigte nun deutlich, dass ihm bewusst war, dass seine Lügen gleich aufflogen.
«Wo sind Laura und Seth? Simon, sag es mir«, verlangte Jenks und stand wieder auf. Er nahm sein Gewehr fest in die Hand.
Simon begann nun, noch auffälliger zu zittern.
«Devin, hör mir genau zu. Geh von mir weg.«
Devin gehorchte, kehrte seinen Körper dabei aber weiterhin Simon zu. Der fing jetzt wieder an, seine Pistole zu schwenken. Etwas war mit Laura und Seth geschehen, wobei Daryl nun ahnte, dass Simon Schuld daran trug.
«Wo ist meine Schwester?«
«Mann, ich hab’s dir doch gesagt!«