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ОглавлениеGefühle, die nicht ausgesprochen werden, verschwinden nicht einfach. Sie liegen gewissermaßen lebendig begraben unter der Oberfläche und kommen später in hässlicher Form wieder zum Vorschein.
SIGMUND FREUD
Oscar Pistorius kam am 22. November 1986 mit einer fibularen Hemimelie zur Welt. Diese Krankheit zeichnet sich durch das angeborene Fehlen oder die Unterentwicklung des Wadenbeins aus. Worauf dieser äußerst selten auftretende Geburtsfehler zurückzuführen ist, hat die Forschung noch nicht herausgefunden. Jedenfalls gab es bei Pistorius’ Eltern keine familiäre Vorbelastung. Bei dem späteren Sportler fehlten von Geburt an beide Wadenbeine, sodass seine Unterschenkel ungewöhnlich kurz waren. Die Knöchel waren nur halb ausgebildet und die Fersen zeigten zur Seite statt nach hinten. Sein Spann war nicht konvex, sondern konkav, d. h. sein Fuß besaß keine natürliche Wölbung, sondern eher eine Einbuchtung. Statt fünf Zehen besaß das Baby nur zwei. Den Eltern des kleinen Jungen war auf Anhieb klar, dass ihr Sohn auf diesen mickrigen verdrehten Füßen niemals würde stehen, geschweige denn laufen können.
Sheila Pistorius, geborene Bekker, war auf einen Namen getauft worden, der unter den weißen Südafrikanern, die sich selbst als »English-speakers« bezeichnen (weil sich in Südafrika jeder zu irgendeiner Art von Stammeszugehörigkeit historisch verpflichtet fühlt) und die etwa 40 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen, sehr beliebt war. Sie kümmerte sich um den Haushalt, während ihr Mann, Henke Pistorius, mal mehr, mal weniger erfolgreich als Unternehmer sein Glück versuchte. Als Oscar geboren wurde, liefen die Geschäfte sehr gut, sodass er seiner Familie den relativ hohen Lebensstandard der gehobenen südafrikanischen Mittelschicht zur Zeit des Apartheidregimes bieten konnte. Die Familie lebte in einem großen Haus hoch oben auf einem Hügel in Constantia Kloof in der reichen, pulsierenden Großstadt Johannesburg, etwa 60 Kilometer von der Hauptstadt Pretoria entfernt.
Wie die überwiegende Mehrheit der weißen Südafrikaner war Henke Bure. Die Buren hatten sich seit dem 17. Jahrhundert am Kap angesiedelt und aus dem Niederländisch der frühen Siedler ihre eigene Sprache, das Afrikaans, entwickelt. Henke blickte mit Stolz auf die Geschichte seiner Vorfahren zurück. Er war Calvinist und wie so viele Buren ein Waffennarr. Schon als Kind war ihm beigebracht worden, dass der jährlich als Feiertag begangene Gelübdetag ein entscheidender Moment in der Geschichte seiner Vorfahren war. Am 16. Dezember 1838 provozierte eine Gruppe von Buren, die infolge der Annexion des Kaplandes durch Großbritannien und der damit verbundenen politischen Veränderungen in der Region nach Norden weitergezogen waren, die ihnen feindlich gesinnten Zulu zu einem Angriff auf ihr Lager. Aus dieser Schlacht am Blood River gingen sie als Sieger hervor: 470 über Schusswaffen verfügende Trekker bezwangen eine nur mit Speeren bewaffnete Zulu-Armee von etwa 10 000 Mann. Angesichts ihrer immensen zahlenmäßigen Unterlegenheit gaben die Buren Gott im Vorfeld der Schlacht ein feierliches Versprechen ab: Sollten sie siegen, würden sie den Tag der Schlacht fortan der Verehrung Gottes widmen.
Ganz im Geiste dieses historischen Ereignisses legte Henke wenige Minuten nach der Geburt seines Sohnes ein ganz persönliches Gelübde ab. Kurz vor der Niederkunft hatte er dem Geburtshelfer noch erklärt, dass es ihm gleich sei, ob seine Frau einen Jungen oder ein Mädchen zur Welt brächte, solange das Kind nur zehn Finger und zehn Zehen habe. Als er dann die missgebildeten Füße seines neugeborenen Sohnes sah, hielt er das Baby mit beiden Händen hoch und erklärte vor den Augen der Mutter, des Arztes und der anwesenden Schwestern: »Dies hier ist mein Sohn Oscar und ich erkläre vor Gott, dass ich ihn allzeit lieben und zu ihm stehen werde, solange ich lebe.«
Sheila und Henke Pistorius mussten sich angesichts seines Geburtsfehlers alsbald für eine von mehreren Behandlungsmethoden entscheiden: Letztlich ging es um die Frage, ob chirurgische Maßnahmen zur Wiederherstellung des Bein- und Fußapparats die richtige Wahl waren, oder eine Amputation. Insgesamt konsultierten die Eltern elf Ärzte im In- und Ausland. Einige rieten zu einer operativen Korrektur beider Beine, andere schlugen eine rechtsseitige Amputation und die Operation der linken Seite vor. Zu der beidseitigen Operation unterhalb des Knies entschlossen sich die Eltern schließlich, nachdem sie ausgiebig mit dem südafrikanischen Arzt Gerry Versfeld gesprochen hatten.
Ohne den Rat des Orthopäden Dr. Versfeld, eines Weißen, der damals in einem Krankenhaus in Soweto arbeitete, wo ausschließlich Schwarze behandelt wurden, hätten Henke und Sheila Pistorius einen so drastischen Eingriff wahrscheinlich nicht gewagt und ihr Sohn Oscar wäre womöglich nie ein so erfolgreicher und berühmter Sprinter geworden, und auch Reeva Steenkamp hätte er dann wohl nicht kennengelernt. Die Entscheidung seiner Eltern stellte somit die Weichen für seinen weiteren Lebensweg.
Oscar Pistorius war Dr. Versfeld, der die Amputation persönlich durchführte, sein Leben lang dankbar dafür, dass dieser ihm durch seinen Eingriff letztlich den Weg zum Weltruhm bereitete und ihm sogar ermöglichte, bei den Olympischen Spielen antreten zu können.
Wären seine Unterschenkel in jungen Jahren nicht amputiert worden, hätte er seine ganze Kindheit hindurch bis als junger Erwachsener eine Vielzahl an Operationen über sich ergehen lassen müssen. Die Ärzte hätten seine Beine schrittweise verlängern und versuchen müssen, die Form seiner Füße in einer Reihe komplizierter Eingriffe zu korrigieren. Über einen Zeitraum von 16 bis 18 Jahren wären dazu acht bis zehn Operationen nötig gewesen. Und selbst dann wäre das Ergebnis noch alles andere als perfekt gewesen. Eine natürliche Wölbung hätten die Ärzte seinen Füßen nicht geben können. Sie wären immer verkrüppelt geblieben, und viel beweglicher wären sie auch nicht geworden. Als Kind und Jugendlicher hätte Pistorius all seine Kraft in einen sehr eingeschränkt funktionierenden Körper stecken müssen, und dennoch hätte er sich nur wie ein alter Mann in den eigenen vier Wänden bewegen können: vom Bett ins Badezimmer, mal kurz was aus der Küche holen – viel mehr wäre nicht drin gewesen. Ein Sprinter zu werden – undenkbar! Eine Strecke von 200 Metern zu überwinden, die Distanz, über die er mit einer Zeit von 21,97 Sekunden seine erste Goldmedaille gewann, hätte ihn Ewigkeiten gekostet. Seine Beine hätten keinerlei Federung besessen, keine Sprungkraft, wie Dr. Versfeld es ausdrückte. Stattdessen hätte er sich mit aller Kraft darauf konzentrieren müssen, zuerst den einen Fuß und dann den anderen zu heben. Später konnte sich Pistorius gut vorstellen, was der Arzt damit gemeint hatte. Im Lauf der Zeit war er einigen Menschen begegnet, die mit ganz ähnlichen Behinderungen zur Welt gekommen waren wie er, auch wenn meist nur ein Bein betroffen war. Er dagegen konnte sich sicher sein, dass man seine Behinderung nicht bemerkte, sofern er nur lange Hosen trug.
Zur Dankbarkeit, die er Dr. Versfeld gegenüber empfand, kam gegenseitige Sympathie. Aus der zunächst rein beruflichen Beziehung zwischen dem Arzt und der Familie Pistorius entwickelte sich nach und nach eine enge Freundschaft. Die Versfelds waren oft zu Gast bei Pistorius’ Eltern, und niemand bereute die Entscheidung, die sie getroffen hatten.
Dr. Versfeld rechnete es sich nie als Verdienst an, dass die Eltern sich so entschieden, wie sie es taten. Immer wenn sie sich bei ihm bedankten, erklärte er ihnen, dass er nichts weiter getan habe, als sie über eine bestimmte Möglichkeit zu informieren; die Verantwortung für den Entschluss, den sie letztendlich gefasst hatten, lag ganz allein bei ihnen. Dr. Versfeld war ein großer und schlanker Mann, sanftmütig und bescheiden, wenngleich er sich seiner beruflichen Fähigkeiten durchaus bewusst war. Als Kind hörte Pistorius oft, wie er sich im Gespräch mit seinen Eltern über die Vorstellung lustig machte, dass er mit seiner Berufswahl einer Art höherer Berufung gefolgt sei. »Das liegt alles nur daran, dass ich als Junge unglaublich gerne mit Holz gebastelt habe«, erklärte er mit einem verschmitzten Lächeln. »In der Schule hatte ich in Geometrie die besten Noten. Und dann habe ich Medizin studiert, da war es ganz natürlich, dass ich mich auf orthopädische Chirurgie spezialisiere. Schon als ich noch Holzarbeiten gemacht habe, musste ich viele Löcher bohren, Formen sehr akkurat zuschneiden und Winkel ausmessen. Und jetzt verdiene ich damit mein Geld.«
Doch wenn er sich daran erinnert, was in ihm vorging, als die Zeit gekommen war, den elf Monate alten Säugling zu operieren, wird er sehr ernst. Später gab er zu, dass es ihm ungeheuer schwer gefallen war, in diesem Fall die in seinem Beruf unerlässliche professionelle Distanz zu wahren.
»Meine Gefühle im Zaum zu halten, war nicht leicht. Es war alles andere als einfach, aber der Kopf sagte mir, dass ich das Richtige tat. Ich musste halt sehen, dass der Kopf die Oberhand behielt. Aber dennoch hat es mich große Überwindung gekostet, einem so kleinen Baby die Gliedmaßen abzutrennen.«
Auch rein technisch gesehen war die Aufgabe nicht leicht zu bewältigen. Es war nicht damit getan, einen Knochen durchzusägen und alles, was sich unterhalb der Schnittstelle befand, zu beseitigen. Einen Teil des geschädigten Fußes wollte Dr. Versfeld erhalten, um dem Jungen ein gewisses Maß an Mobilität zu ermöglichen, auch wenn er nicht auf seinen Prothesen stand, auf die er für den Rest seines Lebens angewiesen sein würde. Der zu erhaltende Teil war der Fersenballen, ein »natürliches Kissen« wie Dr. Versfeld es nannte, »ein sehr spezielles, aus kompakten Fettkügelchen bestehendes Gewebe«. Das Ziel des Arztes war es, beide Fersenballen – die ähnlich wie das Knie große Lastenträger sind – aus dem Fuß zu entfernen und sie unterhalb des Schienbeinstumpfs zu replantieren. So würde Oscar in der Lage sein, kurze Distanzen später auch auf seinen Stümpfen zurückuzulegen. Hätte man lediglich einen Schnitt unterhalb des Schienbeinkopfs gemacht, wäre das unmöglich gewesen. Die Haut besitzt an dieser Stelle keinerlei Fettpolster und ist so empfindlich, dass sie unter Belastung sehr schnell wund würde. Ohne eine Replantation des Fersenballens hätte Oscar auf seinen Stümpfen nicht aufrecht stehen können, ohne das Gleichgewicht zu verlieren.
Um die Fersenballen zu entfernen, musste Dr. Versfeld zunächst das Gewebe sehr nah am Fersenknochen abtrennen. Anschließend musste er die Achillessehne vom Ballen lösen, den Knöchel exartikulieren und die Sehnen entfernen, bevor er den freigelegten Ballen an den Schienbeinstumpf anfügen konnte. Jeder einzelne dieser Schritte verlangte höchste Konzentration. Dr. Versfeld führte die Operation manuell durch und verließ sich allein auf sein Augenmaß. Ganze vier Stunden dauerte der Eingriff, zwei Stunden pro Bein. Es war eine qualvolle Ewigkeit für die wartenden Eltern, aber es sollte sich lohnen: Später konnte sich der kleine Oscar auf seinen kurzen, dünnen, spitz zulaufenden Stümpfen ziemlich gewandt in der elterlichen Wohnung bewegen.
Hätte man die Amputation auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, hätte Pistorius’ Kindheit ganz anders ausgesehen. Man einigte sich darauf, die Amputation mit elf Monaten vorzunehmen, weil Kinder in diesem Alter in der Regel ihre ersten Schritte tun. Drei Monate darauf fand sich Familie Pistorius im Sprechzimmer von Trevor Brauckmann wieder, dem Prothetikspezialisten aus Pretoria, der Oscars erste Prothesen anfertigte. Der kleine Mann besah sich die zwei hölzernen Stelzen, die Brauckmann ihm gab, ganz genau. Mit nicht weniger Interesse beobachtete er dann, wie seine Stümpfe in die Ansatzstücke der Prothesen eingepasst wurden. Er hielt sich zunächst an zwei parallel zueinander verlaufenden Stangen fest, die er jedoch schnell losließ, um ganz verzückt im Behandlungsraum herumzulaufen und sich, wie alle Kleinkinder, die zum ersten Mal auf eigenen Beinen stehen, seiner neuen Selbstständigkeit zu erfreuen. Die Eltern hatten dem Termin mit gemischten Gefühlen entgegengesehen, sie waren hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Selbstvorwürfen. Zu sehen, wie begeistert ihr Sohn seine neuen Gliedmaßen annahm, machte sie überglücklich.
In den folgenden Jahren lernte Pistorius mit seinem großen, ungestümen Bruder Carl draußen herumzurennen. Und nicht nur hierbei bestärkte ihn seine Mutter, die ihm einimpfte, sich niemals anmerken zu lassen, dass er sich körperlich benachteiligt fühlte. Mit einer anderen Einstellung wäre Pistorius vermutlich nie auf die Idee gekommen, sich mit den schnellsten Sprintern der Welt messen zu wollen. Wenn er an seine Kindheit zurückdenkt, erinnert er sich lebhaft an Fußballspiele auf asphaltiertem Boden und Ascheplätzen, an Mountainbike-Ausflüge mit seinem großen Bruder, daran, wie er auf Bäume kletterte, von denen er nicht nur einmal runterfiel und dann mit etlichen blauen Flecken heimkam. Woran er sich allerdings auch erinnert, sind die vielen schmerzhaften Wunden und Blasen an seinen Stümpfen, die ihn oft so sehr quälten, dass er sich manchmal monatelang nicht bewegen konnte – von gehen ganz zu schweigen – und alleine zu Hause bei seiner Mutter bleiben musste, statt mit seinen Freunden in die Schule zu gehen.
Es waren letztlich diese schmerzhaften Erfahrungen, die seinen Charakter formten, ihn abhärteten und ihm eine Zähigkeit verliehen, von der Versfeld voll höchster Anerkennung sprach, als er 2004 nach Athen reiste, um bei Pistorius’ erstem paralympischen Rennen dabei zu sein. Er war unter der jubelnden Menge, als der damals erst 17-Jährige dort seine erste Goldmedaille gewann. Versfeld war stolz auf die geradezu unglaublichen Leistungen und freute sich darüber, wie bescheiden Pistorius nach diesen – wie auch all seinen weiteren – Triumphen blieb.
Nichts hatte für den Arzt auf das hingedeutet, was sich neun Jahre später ereignete. Nichts von dem, was sein berühmtester Patient in den 26 Jahren, die er ihn kannte, gesagt oder getan hatte, hatte ihn jemals einen derartigen Kontrollverlust fürchten lassen. Der Mensch, der das getan hatte, erklärte Versfeld Freunden gegenüber, war ein Fremder für ihn. Das alles schien völlig absurd.
Alles andere als absurd war viele Jahre zuvor die Entscheidung von Pistorius’ Eltern für eine Amputation und gegen die chirurgische Korrektur des Geburtsfehlers ihres Sohnes gewesen. Nichtsdestotrotz erwies sie sich später gewissermaßen als eine Art faustischer Pakt mit dem Teufel. Pistorius erreichte und bekam alles, was er sich je erträumt hatte, doch er musste einen hohen Preis dafür zahlen. Hätten Sheila und Henke Pistorius auf andere Ärzte gehört, wäre ein völlig anderer Mensch aus ihrem Sohn geworden, sein Leben wäre in ganz anderen Bahnen verlaufen, was geschehen war, wäre nicht geschehen. Oscar wäre an einen Rollstuhl gefesselt gewesen und durch die zigfachen Operationen, denen er sich als Heranwachsender hätte unterziehen müssen, hätte er viel öfter für längere Zeit nicht zur Schule gehen können. Seine Persönlichkeit hätte sich infolgedessen ganz anders entwickelt. Seiner Mutter wäre es wohl kaum so erfolgreich gelungen, ihn davon zu überzeugen, ein ganz normaler Junge zu sein. Sie hätte andere Methoden zur Steigerung seines Selbstwertgefühls entwickeln müssen. Seine Klassenkameraden hätten ihn bestenfalls bemitleidet, wenn er mit dem Rollstuhl angekommen oder durch die Schule gehumpelt wäre; vielleicht hätten sie sich aber auch über ihn lustig gemacht. Mit etwas Glück hätten ihn diese Erfahrungen stark und klug gemacht, viel wahrscheinlicher ist jedoch, dass er sich irgendwann wie ein durch seine Behinderung stigmatisierter Außenseiter vorgekommen wäre und sich am liebsten vor aller Welt versteckt hätte.
Genauso fühlte er sich auch, nachdem er die tödlichen Schüsse auf seine Freundin abgefeuert hatte. All das Elend und die Schmach, die ihm als Heranwachsender erspart geblieben waren, empfand der 26-Jährige nun auf einen Schlag in den frühen Morgenstunden des 14. Februar 2013. Seine Beziehung zu der schönen, weltgewandten Reeva Steenkamp zeigte der Welt, dass er es geschafft hatte, dass er nicht nur in der Sportarena, sondern auch im Leben auf dem Siegertreppchen stand. Reevas Leben, und damit in gewisser Weise auch sein eigenes auszulöschen, verurteilte ihn letzten Endes zu dem Schattendasein, das zu führen er sein ganzes Leben lang mit aller Kraft vermieden hatte. Einige empfanden angesichts seines Schicksals Mitleid mit ihm, andere verachteten ihn gerade deshalb umso mehr – und alles, was er sich so hart erkämpft hatte, war von einem Moment auf den anderen für immer in unerreichbare Ferne gerückt.