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Dante und Beatrice Wie sich Dante schon als kleiner Junge in Beatrice verliebt und sie später im Himmel sieht.

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Vor über siebenhundert Jahren wurde in der Stadt Florenz ein kleiner Junge geboren, der Durante Alighieri hieß. Es wuchs unter der Sonne Italiens heran wie die Blumen, die seiner schönen Heimatstadt den Namen gaben – denn Florenz bedeutet die Blühende.

Als er in die Schule kam, gaben seine Klassenkameraden ihm den Spitznamen Dante, weil das einfacher auszusprechen war als Durante. Den Spitznamen behielt er sein Leben lang, auch als er der berühmteste Dichter Italiens wurde: Dante Alighieri.

Frühling war eine herrliche Zeit in Florenz! Endlich Sonne – die Kinder lachten und spielten, und die alten Leute wärmten sich im molligen Licht des Tages.

Wenn der April vorbei war und die kalten Winde nicht mehr von den Bergen herunterwehten, begannen die grünen Blätter, an den Ästen zu tanzen, und duftende Blumen reckten sich der Sonne entgegen. Dann wurden in Florenz fröhliche Feste gefeiert.

Der erste Montag im Mai war der Kindertag. Dante war neun Jahre alt, als sein Vater ihn zu einer der Feiern mitnahm. Dort unter den Kindern erblickte Dante ein Mädchen, das Beatrice hieß und ungefähr so alt war wie er. Er beobachtete, wie sie zwischen den Frühlingsblumen spielte. Sie war so schön, dass er sich gar nicht traute, sie anzusprechen.

Es dauerte noch viele Jahre, bis er zum ersten Mal Beatrices Stimme hörte. Trotzdem vergaß Dante niemals das Maifest, auf dem er sie erstmals gesehen hatte. Er erinnerte sich an alles: die Farbe ihres Kleides, den Hüftriemen, den sie trug, den schönen Schmuck.

Deswegen wissen wir auch heute noch, wie die kleine Beatrice vor siebenhundert Jahren in ihrem purpurroten Kleid ausgesehen hat. Wir sehen ihren Gürtel, der das Kleid um die Hüften rafft, ihr Halsband funkelt, während sie ihre langen, feinen Haare zurückwirft.

Sie wohnte zwar auch in Florenz, aber Dante bekam Beatrice kaum zu Gesicht. Dabei suchte er immerzu in den engen Straßen der Stadt nach ihr. Nur manchmal erhaschte er kurz den Blick auf ein strahlendes Mädchen, das vielleicht Beatrice war.

Eines Tages, neun Jahre nach dem Maifest, auf dem er sie zum ersten Mal erblickt hatte, hörte Dante Beatrices Stimme. Sie kam die Straße zwischen zwei Freundinnen hinauf. Als sie Dante erblickte, nickte sie ihm freundlich zu und ging weiter.

Dante blieb stehen, nachdem Beatrice vorübergegangen war. Ihm war ganz schwindelig.

Ein paar Tage später wurde er so krank, dass er mit hohem Fieber ins Bett musste. Da kroch ein schrecklicher Gedanke in ihm herauf, den er nicht mehr wegstoßen konnte.

»Beatrice, die schöne Beatrice, muss eines Tages sterben.« Das war der Gedanke, der Dante erschreckte, während er sich im Bett hin und her warf. Je höher sein Fieber stieg, desto mehr musste er wimmern: »Beatrice, die zarte Beatrice, wird sterben.«

Als sein Fieber noch weiter stieg, hatte Dante einen merkwürdigen Traum. Viele junge Frauen zogen in ihm die Straße hinunter und weinten. Die Sonne verdunkelte sich, die Sterne verblassten, und die kleinen Vögel fielen aus der Luft auf den Boden, während ein wütender Sturm aufkam.

Dann kam es Dante so vor, als ob jemand neben seinem Bett sagte: »Hast du es nicht gehört? Dein liebes Mädchen ist gestorben, tot.«

Dante weinte, als er diese Worte hörte. Dann blickte er nach oben und sah, wie lauter Engel in den Himmel flogen und dabei eine kleine Wolke vor sich hertrugen, die schneeweiß war.

In seinem Traum wusste Dante, dass diese kleine Wolke Beatrices Seele war. Er hörte, wie die Engel im Höherfliegen »Hosianna! Hosianna!« sangen.

Dann erklang wieder die Stimme neben seinem Bett: »Komm und erblicke deine Geliebte.« Dante sah nun Beatrices leblosen Körper. Freundinnen überdeckten gerade ihr Gesicht mit einem weißen Schleier.

Die Leute, die sich um den kranken Dante kümmerten, bemerkten, wie Tränen über sein Gesicht rannen, und sie wunderten sich, warum er weinte. Aus seinem Traum erwachend, erzählte er ihnen, wie er Beatrices Seele als kleine Wolke zum Himmel hatte fliegen sehen, während ihr Körper stumm und bewegungslos auf der Erde zurückgeblieben war.

»Es war doch nur ein Traum«, sagten die Leute. Und das stimmte ja auch, Dante musste ihnen recht geben. Er hütete weiter das Bett und wurde wieder stark und gesund.

Aber den Traum konnte er nicht vergessen. Er saß zu Hause, schrieb Gedichte zu Beatrices Ehren und über das, was er geträumt hatte. Und dann, eines Tages, hörte er, dass Beatrice wirklich gestorben war.

Es brach Dante das Herz. Florenz, seine Stadt, schien ihm menschenleer, nachdem Beatrice nicht mehr dort war.

Lange saß er stumm und ratlos da. Alles war ihm egal geworden, was in der Stadt passierte. Es ging ihn nichts mehr an. Beatrice hatte Florenz verlassen, und das Leben danach schien Dante sinnlos.

Als er aber am traurigsten war, hatte er auf einmal einen herrlichen Klartraum. In ihm sah er erneut Beatrice, die er so sehr liebte. Sie befand sich jetzt in Gottes Paradies, umgeben von Engeln, strahlender als je zuvor.

Dante wachte auf und war nicht länger traurig. Er hatte Beatrice gesehen, und er glaubte, dass sie ihn auch sah, obwohl sie nicht länger auf der Erde weilte.

Er wusste, dass er das klare Bild, das er im Traum erblickt hatte, nie wieder vergessen würde. Er fasste den Entschluss, alles in einem Buch niederzuschreiben. Das Buch sollte Beatrices Lob besingen, die jenseits der Sterne weilte.

Später, nachdem Dante studiert hatte, um noch besser über Beatrice schreiben zu können, schilderte er dann wirklich seinen gesamten Klartraum in einem herrlichen Gedicht.

So wurde der Welt die Göttliche Komödie geschenkt.

Die Göttliche Komödie

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