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Dante wird verjagt Während Dante für den Rest seines Lebens unterwegs ist und nicht mehr nach Hause kann, schreibt er die Göttliche Komödie

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Bevor Dante sein herrliches Gedicht schrieb, geriet er noch in große Schwierigkeiten. Denn damals gab es keine Regierung in Italien. Jede Stadt hatte ihren eigenen Herrscher.

Die Stadt Florenz wurde von einer Gruppe von Männern angeführt, die die Bürger bestimmten. Aber diese Männer waren oft nur ein paar Wochen an der Macht, und die Bürger von Florenz stritten sich dauernd darüber, wer als Nächstes regieren sollte.

Dabei zerfielen sie immer in zwei Parteien – oder Banden.

Wenn eine von ihnen ans Ruder kam, konnte es passieren, dass sie die Mitglieder der anderen aus der Stadt jagte. Wer herausgeworfen wurde, war schwer benachteiligt und ließ den Kopf hängen. Als Bürger von Florenz war die Stadt für ihn wichtig. Wie sollte er ohne ihren Schutz und seinen Besitz in den Mauern überleben?

Dante wuchs im Gezerre und Unfrieden seiner Mitbürger auf. Das ewige Gerangel verdarb ihm die Freude. Als er groß genug war, versuchte er, Frieden zwischen den Parteien zu stiften. Aber der Zank war zu heftig; er konnte ihn nicht entschärfen.

Als Dante fünfunddreißig Jahre alt war, tauchte der Bruder des französischen Königs in Florenz auf. Ein Bürger hatte ihn eingeladen, damit seiner Bande vom König geholfen wurde, an die Macht zu gelangen. Sie bekämpfte mithilfe des Königsbruders alle, die ihr im Weg standen, und siegte. Wer danach noch lästig war, wurde aus der Stadt geworfen.

Auch Dante musste Florenz verlassen. Da er seine Stadt sehr gern hatte, war er traurig und empört über diese Strafe. Sie war allerdings sehr hart, da er nicht nur in die Verbannung geschickt wurde, sondern auch nie wieder nach Florenz zurückkehren durfte.

Wenn er es trotzdem wagen sollte, würde er dafür verbrannt werden!

Drei Jahre nach Beatrices Tod hatte Dante eine andere Frau geheiratet. Diese war mit dem Anführer der Gewinnerbande verwandt und deswegen in Sicherheit, wenn sie mit ihren Kindern in Florenz zurückblieb. Daher ging Dante allein in die Fremde.

Die ganze Zeit hindurch hoffte er, einmal wieder zurück nach Florenz zu können. Aber die Jahre vergingen, und er war immer noch heimatlos. Er hatte es nicht einfach. Ihm fehlten die Mittel, um die Einschränkungen des Unterwegsseins erträglicher zu gestalten. Mehr als die Beschwernisse aber quälte ihn, gar kein Geld zu besitzen. Denn Dante war ein sehr stolzer Mann. Es verbitterte ihn, auf die milden Gaben von Fremden angewiesen zu sein.

Manchmal unterrichtete er an einer Hochschule, während er in Italien unterwegs war. Dann wieder arbeitete er für eine Regierung. Oft war er zu Gast bei Prinzen oder Adligen. Dort wurde er freundlich aufgenommen. Aber es drückte ihn nieder. Sein Stolz flüsterte ihm zu, dass er nur ein Diener war, der von den Launen seiner Gastgeber abhängig war.

Ein junger Prinz am Hof von Verona behandelte Dante, der länger dort lebte, wie seinen besten Freund. Das konnte Dantes Stolz aber nicht beruhigen. Er war eben hochmütig wie ein Rassehengst.

Wer die Ohren spitzte, konnte ihn in Verona bitter ausrufen hören: Versalzen schmeckt geschenktes Brot, und schwer lebt es sich unter fremdem Dach.

Während seiner Wandertage hatte Dante seinen Klartraum niedergeschrieben. Ein herrliches Gedicht. Als er fertig mit der Niederschrift war, wünschte er sich mehr als alles andere, in sein geliebtes Florenz zurückzukehren.

In der Stadt gab es nämlich eine Kirche, die dem heiligen Johannes geweiht war. Schon als kleiner Junge hatte Dante sie besonders gern gehabt. Wie alle Kinder in Florenz war er hier getauft worden.

Zu diesem, meinem herrlichen St. Johann, sehnte sich Dante, heimzukehren.

Gern hätte er auch den Lorbeerkranz getragen; denn als großem Dichter stand er ihm ja zu. Aber seine Heimatstadt sollte ihn damit ehren, in St. Johann.

Hören wir dazu seine eigenen wehmütigen Worte:

Wenn je das heilige Gedicht aus meiner Hand, dessen Niederschrift ich viele Jahre widmete, die Grausamkeit überwinden sollte, die mich von dem Pferche trennt, in dem ich als Lämmchen ruhte, würde ich froh gestimmt zurückkehren und um meine Schläfen die Dichterkrone empfangen.

Und dann, fünfzehn Jahre nach seiner Vertreibung, wäre Dante beinahe sogar nach Florenz zurückgekehrt. Aber die Bedingungen, die ihm dafür gestellt wurden, waren zu hart für seinen Stolz. Da verzichtete er lieber, noch einmal durch die hochwandigen Straßen seiner geliebten Heimat zu gehen.

Er hätte nämlich vorher eine hohe Strafe bezahlen und sich öffentlich bei allen entschuldigen sollen. Das verlangten seine Feinde von ihm. Aber Dante wies es ärgerlich zurück.

Seine letzte Zuflucht war die Stadt Ravenna, wo er bei einem reichen Mann wohnte, der ebenfalls Dichter war.

In Ravenna starb Dante dann mit sechsundfünfzig Jahren.

Die Stadt Florenz bereute inzwischen ihre Härte und wollte ihren berühmten Dichter in der Heimat beerdigen. Aber es war zu spät. Dantes Grab liegt immer noch weit entfernt von Florenz, der blühenden, seiner Lieblingsstadt.

Dante ist tot! Mehr gibt es nicht zu erzählen?

Aber sicher doch. Denn wenn man sich den wunderbaren Klartraum anhört, aus dem er in der Verbannung sein berühmtes Gedicht gemacht hat, dann wandert man mit ihm in die unglaublichsten Gegenden. Einerseits sind es dunkle, düstere Orte, wo die Sonne niemals scheint, dann wieder ist es ein steiler Berg, der ins Licht des Himmels zeigt. Und klettert man auf seine Spitze, dann findet man sich auf einmal im Paradies wieder.

Denn in seinem Klartraum ist Dante wirklich bis vor den Thron Gottes gereist.

Die Göttliche Komödie

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