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Beginnender Wandel

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Die frühe Republik wird durch interne soziale und politische Konflikte gekennzeichnet. Die spätere römische Überlieferung löste die Gemengelage ihres Wissens und ihrer Traditionen in Narrativen auf, die sich um eine Dichotomie von Patriziern und Plebejern bewegen. Wir müssen ausgehen von komplexen historischen Veränderungen, die aus Prozessen von Institutionalisierung und Kodifizierung (zum Beispiel der Verschriftlichung des sogenannten Zwölf Tafel Gesetzes um 450 v. Chr.), aus wachsender sozialer Differenzierung und der Einrichtung von Familiengruppen, gentes, bestanden, die dazu dienten, die Erbschaft innerhalb langlebiger Sozialstrukturen zu sichern, die größer als Familien waren – um nur drei solcher Transformationen zu nennen. In der Überlieferung wurden sie als Ereignisfolgen umgedeutet, die dazu dienten, politische und religiöse Positionen gleichmäßig zu verteilen, um so Frustration und Konflikte zu vermindern.70 Die Besonderheiten römischer Narrative einmal beiseite geschoben wird deutlich, dass mit der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts eine einheitliche Elite entstanden war, die zwar nicht die Unterscheidung von Patriziern und Plebejern zunichte machte, aber trotzdem jeder Gruppe gleichermaßen Zugang zu Ämtern verschaffte. Die Umsetzung des lex Ogulnia im Jahre 300 öffnete Priesterämter als Augur oder Pontifex auch für Plebejer. Allgemein gesehen hatte sich unter dem Druck einer Ideologie von gemeinsamer Bürgerschaft, die für erfolgreiche Kriegsführung notwendig war und manche Entscheidungsgewalten öffentlichen Versammlungen übertrug, ein Ethos entwickelt, das den Wunsch nach Distinktion in Richtung „öffentlichkeitswirksamer“ Aktivitäten lenkte und so die Orientierung der römischen Kultur auf externen militärischen Erfolg hin möglich machte oder zumindest verstärkte.71

Gesellschaftliche Entwicklungen würden auch öffentliche Rituale betroffen haben. Hypothetisch kann so ein wichtiger Wandel der römischen ludi (Spiele) erklärt werden. Wenn der aristokratische Wettstreit sich auf Bereiche konzentrierte, die für die Öffentlichkeit von Bedeutung waren, wie zum Beispiel Kriegführung, mag der athletische Wettstreit als Mittel zum Erreichen sozialer Distinktion an Akzeptanz eingebüßt haben. Zunächst einmal oblag die Organisation der Spiele nur den patrizischen Priestern, welche die Wagenrennen im März (Equirria), August (Consualia) oder Oktober (Equus October, „Oktoberpferd“) veranstalteten, deren Erfolg jedoch nicht den Siegern Ansehen brachte. Von dieser Generalisierung müssen die „römischen“ und die „plebejischen“ Spiele, jeweils im September beziehungsweise November, ausgenommen werden, da sie von zurückkehrenden militärischen Siegern organisiert wurden. Zum zweiten wandelte sich das Teilnehmerfeld von aristokratischer Jugend hin zu professionellem oder lokalem Zeitvertreib, wie es die ludi Capitolini im Oktober zeigen. Und schließlich wurde die Organisation der Spiele – nun zahlreicher und mit der Karriere eines Magistraten an einigen Stellen verbunden – ein Feld für Rivalitäten und Distinktion. Seit dieser Zeit konzentrierten sich die Spiele in Rom, boten finanzielle Anreize für ausländische Profis und zogen Schaulustige aus dem weiten Hinterland an72, ließen aber für die Eliten nur zu, dass sie um den Ruhm der Organisation wetteiferten. Dieser Prozess soll im nächsten Kapitel näher betrachtet werden.

Die Gesamtsituation darf nicht als stabil angesehen werden, sondern – für eine lange Zeit – als ständig sich verlagerndes Equilibrium. Wenn auch Ansehen und Konsum in Form von Grabbeigaben zum fünften Jahrhundert hin weitestgehend verschwunden waren, wurde seit dieser Zeit die Macht der Familien durch den Bau von monumentalen Häusern der Öffentlichkeit vorgeführt. Seit dem vierten Jahrhundert wurde der Tempelbau von erfolgreichen Generälen als Wettbewerbsmedium genutzt, auch wenn die meisten von ihnen doch die Möglichkeiten vorzogen, sich durch die Ausrichtung von Spielen (ludi votivi) Ansehen zu verschaffen.73 Solche Aktivitäten – und gleichermaßen die Rückkehr eines Siegers in die Stadt und seine Bemühungen, Statuen von sich selbst aufzustellen (Triumph)74 – wurden der öffentlichen Kontrolle durch Ritualisierung und senatorische Entscheidungen unterworfen. Der Kampf gegen die immer größer werdende soziale Differenzierung, die aus der militärischen Expansion und dem direktem Kontakt mit der kulturellen Verfeinerung und politischen Kunst der hellenistischen Welt resultierte, wurde ein Thema für die nächsten Jahrhunderte. Auch die römische Religion veränderte dieser Kampf in den darauffolgenden Jahrhunderten.75

Römische Religion in republikanischer Zeit

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