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Vom freudigen Ereignis zur Tragödie

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Das Evangelium erzählt die schockierende Geschichte von einem König namens Herodes, der von Sterndeutern aus dem Osten Besuch bekommt. Als er erfährt, dass sich diese Leute in sein Herrschaftsgebiet begeben haben, um hier ein Kind zu finden, dem sie als neugeborenem König der Juden huldigen möchten, da versetzt ihn diese Information dermaßen in Panik, dass er blindwütig ganze Geburtsjahrgänge von Kleinkindern in Bethlehem und Umgebung ausrotten lässt, und am Ende des Berichtes heißt es: „Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist: Ein Geschrei war in Rama zu hören, lautes Weinen und Klagen: Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen.“3

Wie man sieht, ist es auch in der Weihnachtszeit, die so gerne als „fröhlich“ und „selig“ besungen wird, nicht anders als sonst im Leben: Geburt und Tod liegen nahe beisammen. Es begegnen uns Mütter, die eben erst unter Schmerzen ihre Kinder geboren haben und die diese zarten jungen Wesen, an denen ihr Herz hängt, schon bald darauf – wiederum unter Schmerzen, freilich unter ganz anderen und heftigeren Schmerzen – zu Grabe tragen müssen.

Das Wort von der Rahel, die sich nicht trösten lassen will, ist zur sprichwörtlichen Redewendung geworden. Frauen, denen es so geht, wie es der jüdischen Stammmutter gegangen ist, hat es immer wieder gegeben. Mütter, die um ihre Kinder weinen und sich nicht trösten lassen, kann man auch heute noch antreffen. Zum Beispiel auf einem katholischen Friedhof.

Ein kleiner Leichenzug bewegt sich zu einem kleinen Grab. Auch der Sarg ist klein. In ihm liegt ein Kind. Es hat nur acht Monate gelebt. „Plötzlicher Kindstod“, lautet die Diagnose.

Die Tränen haben nicht das letzte Wort

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