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Und jetzt?

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Einer der ersten Texte, die auf diese Weise entstanden sind, bezog sich auf einen konkreten Fall – auf den plötzlichen Tod einer jungen Frau.

Jung war sie.

Vital war sie.

Intelligent war sie.

Tolerant war sie.

Hilfsbereit war sie.

Lehrerin war sie.

Studentin war sie.

Mutter war sie.

Christin war sie.

In einer großen Kurve

stießen die Autos zusammen.

Nach ein paar Stunden im Spital

war sie tot.

Achtundzwanzig Jahre alt

war sie.

Und jetzt?

Josef Dirnbeck / Martin Gutl4

Martin Gutl hatte die Tote, von der in diesem Text die Rede ist, persönlich gekannt. Er erzählte mir von dieser achtundzwanzig Jahre alten Familienmutter, die bereits im Berufsleben stand und nun auch noch ein Studium angefangen hatte. Aber jetzt war ihr Leben plötzlich zu Ende, weil sie das Opfer eines Verkehrsunfalls wurde und ihren schweren Verletzungen erlag, nachdem man sie aus dem zerbeulten Autowrack geborgen und ins Krankenhaus verfrachtet hatte. Gutl war tief erschüttert. „Es ist schrecklich, wenn du so etwas erlebst“, sagte er, „wenn du sehen musst, wie ein viel versprechendes Leben mit einem Schlag ausgelöscht worden ist.“

Nun ist es ja keineswegs so, dass solche Geschichten eine Seltenheit wären oder dass uns Vorfälle dieser Art immer im gleichen Ausmaß nahegehen würden. Tag für Tag sterben Menschen, die Opfer von Unfällen geworden sind – und nicht jedes Mal reagieren wir mit gleicher Betroffenheit. Außerdem gibt es unzählige Fälle, die weitaus tragischer und spektakulärer verlaufen. Warum ging uns dieser Unfalltod damals so sehr unter die Haut?

In erster Linie natürlich wegen der persönlichen Bekanntschaft, die zwischen dem Studentenseelsorger und der tödlich Verunglückten bestand. Hinzu kam, dass wir selber in jener Zeit ebenfalls noch so jung waren wie die Verstorbene oder – wie in meinem Fall – noch nicht einmal so alt. Der Gedanke lag also nahe, dass wir uns sagten: Das, was ihr passiert ist, hätte genauso gut jedem von uns passieren können.

Doch auch solche Überlegungen sind nichts Außergewöhnliches. Eigentlich denkt man so etwas in solchen Situationen ganz automatisch. Der springende Punkt war, dass es hier etwas gab, das uns theologisch herausforderte.

Die Tränen haben nicht das letzte Wort

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