Читать книгу Requiem für ein Kind - Joseph Groben - Страница 66

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Grétry erweist sich als ein aufmerksamer Leser des »Emile« von Jean-Jacques Rousseau, dessen Ermitage in Montmorency er 1798 erwarb und wo er auch starb. Grétry hat seine Tochter nicht wie »Émile« erzogen: »O unglückselige Erfahrung! Vergebliches Klagen! Man tat nichts von dem, was zu tun nötig gewesen wäre. Man sagte zu meiner Tochter, dass alle hübschen Frauenzimmer im allgemeinen dumm seien und dass sie doch zweifellos nicht zu diesen zählen wolle. Man gab ihr Lehrer, die ihre Neigungen über Gebühr strapazierten, die sie töteten, vielleicht nur, damit sie ihre Aufgaben besser erledige.«

Der pädagogische Zwang war kontraproduktiv, nur Freiheit und Neigung hätten die Selbstverwirklichung des jungen Mädchens ermöglicht: »Mit fünfzehn Jahren konnte meine älteste Tochter nur unvollkommen, was man ihr mit Mühe eingeschärft hatte: Lesen, Schreiben, Geographie, Cembalospielen, Notenlehre, die italienische Sprache. Aber sie sang mit dem Wohllaut eines Engels, und diese Kunst des Gesangs war das einzige, was man sie nicht gelehrt hatte.«

Die Fehlentwicklung, die Grétry auf seine »Irrtümer« und »Versäumnisse« als Vater und Erzieher zurückführt, wirkt sich tragisch aus: »Mit sechzehn Jahren hatte ihre Natur nicht mehr genug Kraft, sich weiter zu entfalten. Die Kraft, die sie für ihre Studien gebraucht hatte, war nun nötig, um dem Kampf zu begegnen, der ihr bevorstand. Mit sechzehn Jahren erlosch sie sanft, in dem festen Glauben, dass ihre Schwäche ihre sichere Genesung ankündige … Sie entschlief für immer auf meinen Knien, genauso schön wie im Leben. Ich drückte sie noch einmal an mein verzweifeltes Herz, wohl eine Viertelstunde lang; aber die Schreie ihrer Schwestern, die ihr bald folgen sollten, trennten mich von dieser kostbaren Last.«

Requiem für ein Kind

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