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2. Die Kontemplation

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Dominikus, der vom kontemplativen Leben im Domkapitel zu Osma geprägt war, wusste, dass eine Predigt ohne Gebet, ohne die wirkliche Beziehung zu Jesus Christus, keinen Erfolg haben konnte:

„Als Chorherr wurde Dominikus von der großen Gebetstradition der Kirche geformt, die neben dem offiziellen liturgischen Gebet die private geistliche Lesung, verbunden mit Betrachtung (lectio divina), pflegte. Das Leben im Chorherrenstift von Osma besaß eine vorrangig kontemplative Ausrichtung. Unterstützt von Sammlung und Schweigen, war es auf die hörende Aufnahme des Wortes Gottes angelegt und begünstigte dessen Eindringen in die Tiefe der Person.“27

Um das Wort Gottes den Menschen glaubwürdig nahe bringen zu können, muss der Prediger zunächst selbst auf Gottes Wort hören, muss sich von der Botschaft, die er zu verkünden und zu leben hat, „ergreifen“ lassen. Dem Sprechen von Gott geht das Sprechen mit und das Hören auf Gott voraus.

„Das Gebet ist für ihn [Dominikus] Teil der Verwirklichung der damaligen apostolischen Lebensweise ‚Durch Wort und Beispiel (verbo et exemplo)‘ und seines eigenen Wahlspruchs ‚Mit Gott oder von Gott sprechen‘.“28

Die Kontemplation wurde deshalb in die Konstitutionen des Ordens aufgenommen.29 Die Kontemplation – das innere, persönliche Gebet – versteht Dominikus nicht als Mittel in Ausrichtung auf die Predigt, wie das Studium, sondern sie ist Teil des Zieles. Doch erstrebt der Dominikaner die Kontemplation „nicht nur aus Liebe zu Gott, sondern auch, weil aus ihr ein umso größeres Gut für das Heil der Menschen hervorfließen kann.“30

Was aber ist unter dominikanischer Kontemplation zu verstehen? Da die Konstitutionen des Ordens vom Denken des Thomas von Aquin beeinflusst worden sind, finden wir auch bei Thomas die Antwort.31 In der Summe der Theologie definiert Thomas die Kontemplation als „Schau der Wahrheit“32. Diese Schau ist eine „contemplatio infusa“ („eingegossene Kontemplation“).33 D.h. sie ist ein Gnadenakt Gottes, für den sich der Mensch durch Gebet, Meditation oder Schriftlesung bereiten kann.34 Letztlich bleibt sie aber das Werk Gottes. Diese „Schau“ wird im irdischen Leben niemals vollkommen sein, erst im zukünftigen bei Gott. Zu irdischen Lebzeiten kommt dem Menschen die Beschauung wie durch einen Spiegel zu, der aber die Wirklichkeit der Wahrheit Gottes nur unvollkommen wiedergibt.35

Mit der Formel des Thomas von Aquin – „contemplari et contemplata aliis tradere“36 – können wir das Ziel des Predigerordens folgendermaßen zusammenfassen: „Das Ziel oder das spezifische Element des Ordens und seiner Spiritualität ist die Predigt, insofern sie Frucht der Kontemplation ist.“37

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