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Gute Menschen

Für Unnachgeborene

Es gibt kein reines Wasser mehr,

atmen fällt nicht leichter,

es wird nicht mehr kälter,

Mobilität kennt kein Weniger,

Gletscher wachsen nimmer,

Das haben wir uns verdient.

Wir sind gute Menschen.

Meeresspiegel senken sich nicht,

Böden verdauen kein Gift ohne Unterlass.

Das Endlager für all unseren Müll

werden wir niemals finden und wenn,

wird’s unverschämt klein sein.

Das haben wir uns verdient.

Wir sind gute Menschen.

Leisten uns den Luxus zu verzichten

und unter Applaus darüber zu sprechen.

Doch heißt Verzichten nicht,

dass wir auf irgendetwas verzichten müssen.

Die Grundbedürfnisse mehren sich,

sind niemals zu befriedigen.

Wir schaffen das.

Viele von uns noch unversehrt von Kriegen,

wenige unberührt von Erzählungen darüber.

Wir verdienen nichts als Wachstum,

das uns nachhaltig vernichten wird.

Immerhin wird die Erde für uns tröstlich

langsam unbelebbar – definiere Hoffnung.

Wir schaffen das.

Können bis zuletzt vom Glauben zehren,

dass wir etwas hätten dagegen tun können.

Selbstbestimmt leben und sterben,

selbstbestimmt tot sein,

wer’s glaubt, wird selig.

Wir sind gute Menschen.

Wir schaffen das.

Die einzig wirklich relevante Frage

auf globalen Podien aber bleibt:

Wer kommt für die Kosten

der nicht enden wollenden

Selbstzerstörung auf?

Lasst uns drüber schlafen.

Wir schaffen das.

Die Schatten unserer Hände kreisen

über weißem Papier.

Im Namen des heiligen Nichts

verschweigen wir dieses Gedicht.

Da fallen Steine von unseren Herzen.

Weltgeschehenmüde heben wir sie

gegen die Sonne: Bernsteine!

In jedem von ihnen schläft ein Mensch.

Die Zukunft wird zur Trauer um etwas,

das nicht mehr ist.

Wir sind gute Menschen.

Wir schaffen das.

Überlassen unser Haus nicht kampflos

den Ratten, die zuerst wir selber sind.

Lasst uns jetzt der Blumen gedenken,

die nach uns blühen werden,

den neuen Blumen,

die wir nicht mehr sehen,

nicht mehr riechen können.

Lasst uns der Welt nach uns gedenken,

die uns zu Füßen liegen wird wie keine davor.

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