Читать книгу Der unglaubliche Lauf der Fatima Brahimi - Jürgen Banscherus - Страница 5

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Fatima lief. Fatima läuft. Fatima wird laufen.

Damit wäre eigentlich alles gesagt. Zeitraffer sozusagen. 800 Meter unter zehn Sekunden. Aber mein Vater meint, so leicht dürfte ich es mir nicht machen. Wenn man verstehen wolle, was passiert sei und warum, müsse ich schon ein bisschen mehr erzählen. Na gut, dann stelle ich mich am besten erst einmal vor.

Ich heiße Jakob Ter-Owanesian. Der Name Ter-Owanesian stammt aus Armenien. Das ist ein Land am Schwarzen Meer. Es lebt von der Schnapsherstellung, vom Weinanbau und vom Schmuggel. Genau in dieser Reihenfolge, behauptet mein Vater. Keine Ahnung, ob das stimmt, er liebt solche Sprüche. Ein Mensch namens Igor Ter-Owanesian gehörte mal zu den besten Weitspringern der Welt. Angeblich sind wir um ein paar Ecken mit ihm verwandt.

Irgendwann hat mein Vater sein Dorf in den armenischen Weinbergen verlassen und ist auf dem Umweg über Paris und London in Deutschland gelandet. Hier hat er meine Mutter kennengelernt. Als Mädchen hieß sie Martina Ritter-Vogel. Seit meine Eltern geheiratet haben, lautet ihr vollständiger Name: Martina Ter-Owanesian-Ritter-Vogel. Wenn sie ihre Unterschrift auf ein Formular setzen muss, schreibt sie immer winzig klein, sonst kommt sie mit dem Platz nicht hin.

Mein Vater entwickelt in seiner Werkstatt unterm Dach Brettspiele mit Wolkenkratzern, Brücken und Autobahnen. Dafür braucht er vor allem Stich- und Laubsägen, Kleber, Rasierklingen und Scheren. Meine Mutter baut richtige Häuser. Mithilfe von Betonmischern, Baggern, Kränen, Gerüsten und dem ganzen Kram. Einen Monat, bevor meine Geschichte begann, war sie nach Dubai auf die arabische Halbinsel geflogen, um im Auftrag ihres Architekturbüros den Neubau eines Luxushotels zu beaufsichtigen. Die teuerste Suite des Palastes wird später für eine Nacht so viel kosten, wie meine Mutter in einem Monat verdient.

Der unglaubliche Lauf der Fatima Brahimi

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