Читать книгу Oskar trifft die Todesgöttin - Jörgen Dingler - Страница 12
ОглавлениеFünf.
Wien, Juni 2011
Greg hielt viel von seinem ehemaligen Schüler, sah ihn von Anfang an als Glücksgriff. Der nicht sonderlich gesprächige Deutsche war genau der Richtige, der sein Leben als Killer weiterführen sollte, während er sich als Organisator in den Hintergrund zurückziehen konnte. Das war Gregs Rolle, war sie wohl immer schon. Es brauchte nur den Richtigen, um sie auch leben zu können. Oskar war als Ausführender weit besser als Greg. Dem Amerikaner lag es, Dinge einzufädeln, zu organisieren, wenn‘s sein musste, auch zu intrigieren. Das waren weder Oskars Stärken noch seine Interessen. Wie alle anderen auch, hatte jeder von beiden seine Vorzüge und Schwächen. Das Naturtalent Oskar avancierte zum besseren Profikiller, als Greg es jemals war. Der langgediente, aber betriebsmüde Profikiller Greg wurde als Organisator zum besseren Mann im Hintergrund, als Oskar es sein könnte.
Beide saßen in der Küche, nachdem sie die Sondersendung gesehen hatten, die nach Überzeugung des Hausherrn von der neuesten ‚Heldentat‘ der Besten ihrer Zunft berichtete. Oskar hatte endlich seinen versprochenen Kaffee bekommen. Es ging wieder um beider Tagesgeschäft, das Klassen unter dem angesiedelt war, was sie zuvor auf dem Großbildfernseher verfolgt hatten. Greg traute seinem Meisterschüler einiges zu, aber nicht, diesen neuen Job allein erledigen zu können. Allenfalls zur Not. Der Notfall durfte aber niemals der Normalfall sein, der für einen Job angedacht war.
»Ich rechne mit etwa zehn schweren Jungs, die du da im Hinterzimmer zu erwarten hast«, streute Greg eine Einschätzung.
Der Blonde stülpte seine Lippen vor.
Zehn.
Er hatte zwar schon mit ‚etwa zehn schweren Jungs‘ während eines Jobs zu tun gehabt und die quasi auf einmal in die ewigen Jagdgründe geschickt. Aber eben nur in Notsituationen, wenn es brenzliger wurde als gedacht. Diese seltenen Situationen waren die gefährlichsten in fünf Jahren hauptberuflicher Killertätigkeit. Wäre da nicht noch Nikolas Tyrons geheimes Hinterzimmer gewesen, das alles Bisherige toppte.
»Daher kannst du dir deinen Flügelmann aussuchen«, bemerkte Greg lapidar. Er ahnte, was sein Geschäftspartner antworten würde. Der hatte ein skeptisches Gesicht aufgesetzt und sagte nichts. Nicht nur, dass er von Anfang an alles andere als heiß auf diesen Job war, hörte der sich mittlerweile gefährlicher an als gedacht.
»Hey, Oskar! Ich wollte dich da von Haus aus nicht allein reinschicken.«
»Fein.«
»Jaja, geschenkt. ‚Fein‘ und ‚nett‘ sind die kleinen Brüder von ‚scheiße‘. …«
Stimmt auffallend!
»… Ich weiß zwar, dass du es drauf hast, aber: keine unnötigen Risiken!«
Beide dachten in diesem Punkt gleich. Trotz aller Gegensätzlichkeiten war dieses Motto eine weitere Gemeinsamkeit: Safety first! Von den zahlreichen Dingen, die Greg seinen Schützling gelehrt hatte, war dieser Grundsatz das erste, was er ihm beigebracht hatte:
Man muss sein Honorar noch ausgeben k ö nnen!
Ein typischer Greg-Spruch. Und nur zu wahr.
»Also, Oskar, wen willst du?«, brummte Greg in seiner Vorahnung.
»Amon.«
Der Jobvermittler fiel erwartungsgemäß in sich zusammen.
»Ich wusste, dass du das sagst«, seufzte er.
»Na also. Warum fragst du dann erst? Hättest Amon ja gleich von Haus aus checken können. Isser in Wien?«
»Ja.«
»Also hast du ihn schon vorgewarnt?«
Wenn Greg wusste, dass Amon in Wien war, würde das wohl so sein.
»Jaaaa«, kam es unwillig.
»Super!«
Der Hausherr steckte sich eine Zigarette in den Mund. Beide saßen in der Küche auf den Barhockern, am Bartischchen und schauten aneinander vorbei.
»Amon ist ein Wichser«, brabbelte Greg mit der Kippe im Mund, selbige anzündend.
»Ist er nicht. Und das weißt du.«
»Außerdem ist er für sowas eigentlich zu teuer. Er ist Top-Class, dieser Schmock.«
»Isser nicht. Top-Class schon, aber nicht zu teuer. Nicht bei solchen Jobs. Sowas ist für ihn keine Arbeit, sondern bezahlter Ausgleichssport für die richtige Arbeit. Auch das weißt du.«
»Jaja. Ich weiß auch, dass du ihn magst«, kam es beleidigt. »Ich kann ihn nicht leiden.«
»Aber das weiß ich doch, mein Hase! Er kann dich übrigens auch nicht leiden.«
Greg drehte sich zu Oskar und zog eine schiefe Lippe.
»Drauf geschissen.«
»Aber ich mag dich, Greg. Wenigstens ich mag dich.« Oskar rüttelte Gregs Arm, sodass der auf seinem Barhocker hin und her wackelte. Dabei grinste er ihn dümmlich an und klimperte mit den Augen.
»Du bist auch ein Wichser«, kommentierte der Umworbene die Sympathiebezeugung.
»Aber ja, Greggy!«
»Alles Wichser!«
»Aber genau, Pornoking! Mach Amon klar. Okay?«
Greg schmiss seine Hand zum militärischen Gruß an die Stirn und ließ sie noch ein paar Mal nachwackeln. Zackig!
»Aye, Sir!«
»Na bitte. Geht doch. Rühren! Und trinken!« Oskar stieß mit Greg an. Thema durch.
»Was is mit deinem Kater? Willst du ihn gleich mitnehmen?«, fragte Greg nach einer Weile.
»Eilt nicht. Hältst du ihn noch ne Weile aus?«
»Logisch. Der is ja mein Kumpel«, kam es betont ernsthaft.
»Na dann behalt ihn noch etwas.« Oskar schmunzelte schief und schüttelte seinen Kopf.
Drei Tage später. Kurz vor zehn. Die Abenddämmerung war mitten im Übergang von Hell zu Dunkel. In einer halben Stunde würde es stockfinster sein. Oskar und Amon bevorzugten ein öffentliches Fortbewegungsmittel und fuhren mit der U-Bahn zum Zielort. Von der U-Bahnstation gingen sie die knapp dreihundert Meter bis zum Lokal. Es war nicht zu erwarten, nach erledigtem Job schnell mit dem Auto flüchten zu müssen. Vor wem noch? Beide standen vor einer auf den ersten Blick schäbigen Vorstadt-Bar namens ‚Twilight‘.
Ob wir hier wohl auf Vampire treffen?
Naja… Blut wird auf jeden Fall fließen…
Sie betraten das Lokal. Im schummrigen Innenraum ging es recht gediegen zu – quasi außen pfui, innen hui. Zwar spießbürgerliche, aber nicht billige, dunkle Einrichtung. Zwischendecken mit mehreren Ebenen, in die zahlreiche winzige Leuchten eingelassen waren. Einzig die Bar war hell mit Spotlights beleuchtet. Oskar reihte es in die Art Lokale ein, auf die Spießer stehen und wie sie sich ihre Traum-Hausbar einrichten würden. Weil sie das genauso aus ihrem Lieblingspuff oder Swingerclub kennen. Eingebaute Polsterecken, wie man sich in den Achtzigern eine edle Bar vorgestellt hatte. Nur waren die Achtziger längst Vergangenheit. Inkompatibel zum Achtziger-Design war die Technik der zahlreichen Leuchten: LEDs. In den Achtzigern wären das Halogenstrahler gewesen. Alles in allem wirkte das Ganze weder wirklich modern noch geschmackvoll, aber immerhin gepflegt.
Nur zwei Pärchen bevölkerten das Lokal. Junge, südländisch aussehende, teuer angezogene Möchtergern-Gangstertypen samt aufgedonnerten weiblichen Begleitungen spannten die neuen Gäste ab. Offensichtlich handelte es sich um ein Lokal der Stammgäste, in dem jeder Unbekannte auffiel. Der junge Barkeeper zog beide Augenbrauen hoch. Kein Gruß, kein ‚Hallo‘ oder ‚Servus‘, sondern eher ein nonverbales ‚Was wollt ihr zwei Figuren?‘. Oskar nickte nur. Die beiden Profis lehnten an der Bar und sahen sich um. Der Barkeeper machte keinerlei Anstalten, sie nach ihren Wünschen zu fragen. Sie bekamen die Gespräche am Tisch mit, die nur die Jungs, also die Möchtegerngangster führten. Die Mädels schwiegen und nuckelten an ihren Cocktails. Die Jungs redeten in breitem Wiener Vorstadtdialekt mit südländischem Einschlag.
»A Gummihammer, Burli«, schmiss einer der Wichtigtuer dem anderen an den Kopf.
»Na und? Wozu a Gummihammer?«
»Den musst immer im Haus haben, Alter.«
»Ja, eh, aber wozu?«
»Na, weißt eh, die ganzen Wohnungseinbrüche jetzt. Wenn du zhaus kommst, und da steht auf amal so a gschissner Einbrecher bei dir in der Wohnung, Alter…«
»Ja und?«
»Dann greifst deinen Gummihammer und ziagst dem Einbrecher an über. Den musst immer in Griffweite liegen habn, Alter. Am besten gleich am Eingang, irgendwo in der Garderob‘.«
»Ja klar.«
»Der Schmäh is, mit‘m Gummihammer kommt der Einbrecher zrecht. Da spürt er sich wieder.«
»Klar.«
»Aber er geht net drauf, verstehst? Mit an richtigen Hammer bringst eam um. Is net gut wegen den Bullen.«
»Eh klar, Alter.«
»Er kommt gut zurecht, aber er geht net drauf. Des is wichtig. Is Notwehr, ka Mord.«
»Ein Gummihammer, verstehst, Alter?«, raunzte Oskar seinem Kollegen zu und nickte.
»Jo. Versteh, Alter. Ein Gummihammer.« Schmunzeln. Echt süß, das hier!
Die jungen Möchtegerngangster hatten bemerkt, dass die Unbekannten ihr Gespräch gehört hatten und Kommentare absonderten. Die gefährlich wirkenden Männer an der Bar gaben dem Bemerken ihrer Kommentare die Bedeutung, als ob in China der berühmte Sack Reis umfiel. Es sah nicht danach aus, dass die einem Streit aus dem Weg gehen würden. Sollte jemand Streit anfangen. Die Jungs nahmen zwar Anstoß an der abfälligen Reaktion, dachten aber instinktiv richtig: Besser nicht drauf anreden! Könnte schiefgehen. Vielleicht sollten wir lieber gehen.
Oskar drehte sich zum Barkeeper, dem die Anwesenheit der beiden Unbekannten ähnlich viel wie der chinesische Sack Reis bedeutete. Da es Oskars Job war, übernahm er das Reden. Für Außenstehende war es ohnehin plausibler, wenn der Ältere der Vorgesetzte und damit auch der Wortführer war. Genauso verhielt es sich in diesem Job.
»Hallo! Fred Meier aus Düsseldorf (Oskar deutete auf sich) und Hansi Fuhrmann aus Graz (er zeigte auf Amon).«
Er gab sich und Amon als typische Halbwelttypen aus, die nahtlos in dieses Ambiente passten. Zudem waren beider Identitäten bereits avisiert, da der Auftraggeber alles arrangiert hatte. Dieser Auftraggeber war nach erledigtem Job ebenfalls zu erledigen, weil er Greg mit einer Drohung zur Auftragsannahme genötigt hatte. Ein tödliches ‚No-Go‘ für Berufsmörder ab einer gewissen Güteklasse.
»Und?«, fragte der Barkeeper unverändert arrogant wie seine Mimik.
Hat schon mal jemand seine Zähne verloren… wegen seines Wichtigtuns.
»Wir waren angekündigt«, präzisierte Oskar und behielt seinen Gedanken für sich.
»Und?«
Amon beugte sich zu Oskar, flüsterte ihm ins Ohr.
»Er soll noch einmal ‚und‘ sagen, dann stech ich ihm die Augen aus.« Damit provozierte er eine beschwichtigende Handbewegung seines Kollegen. Es wurde vom Barkeeper registriert, der Amons Ankündigung mitbekommen hatte.
»Große Straße«, sprach Oskar das Passwort aus.
»Sind die Herren liquide?«, fragte der junge Barkeeper bemüht höflich, in Wahrheit herablassend.
»Das lass mal unsere Sorge sein… Junge«, erwiderte Oskar kalt, sodass Amon grinsen musste. Er sah den jungen Barkeeper durchdringend an. Bewusst eingesetzte Psychologie, auch – und vor allem – wegen seines Partners. Der war ein Heißsporn und musste kalmiert werden. Wirklich: Nur ein ‚und‘ mehr und Amon hätte innerhalb weniger Zwinkerer den Barkeeper und die anderen Gäste hingerichtet. Im Gegensatz zum älteren Kollegen tötete er gern. Es wäre ihm auch aus einem anderen Grund nicht schwergefallen: Amon war top in seinem Beruf. Glücklicherweise vermied der Barkeeper weitere Provokationen und drückte einen unter dem Tresen eingelassenen Knopf.
»Wenn die Herren bitte zur hinteren Tür durchgehen würden.«
Oskar sah in Richtung eines dunklen, hinteren Ganges, der an den Barraum anschloss.
»Nach den Toiletten. Geradeaus. … ‚Nur für Personal‘«, präzisierte der junge Schnösel, schätzungsweise Mitte zwanzig.
»Dankeschön«, quittierte Oskar scheißfreundlich. Amon grinste den Barkeeper an und hinterließ den Eindruck, als ob er sich seiner später annehmen wollte.
Sie betraten den hinteren Gang und kamen an eine Metalltür. Schon wieder ein hinterer Gang mit einer Metalltür. Wenigstens tat sich nicht auch noch eine fahrbare Wand vor ihnen auf. Die Tür wurde im selben Moment von innen geöffnet, als sie davor standen. Sie traten ein.
»Hallo«, sagte Oskar.
Alle Augen im Raum richteten sich auf die Neuankömmlinge. Am Pokertisch saßen sechs Leute, zwei muskulöse, tätowierte Aufpasser flankierten die hinteren Ecken des Raumes. Dann gab es noch den Türsteher, der beide zu filzen gedachte. Also neun. Alle Kunden, um die es ging, saßen am Tisch und spielten. Die drei Schmiermaxen – zwei Aufpasser und ein Türsteher – waren als Kollateralschaden anzusehen. Auch wenn Oskar Schäden an nicht auf der Einkaufsliste stehenden Personen nach Möglichkeit vermied, stellte das kein Problem für ihn dar. Wer sich in einem gefährlichen Milieu mit gefährlichen Leuten umgibt und selbst nicht ungefährlich ist, lebt nunmal gefährlich. Insofern vertretbare Nebengeräusche, denn todsicher waren alle bewaffnet. Für Amon waren Kollateralschäden ohnehin kein Problem. Sie warteten, bis der Türsteher die Tür wieder schloss. Hätte der es nicht getan, hätte einer von beiden sie zugetreten. Und zwar schnell. Amon zog im selben Moment seine schallgedämpfte Glock, als der massige Türsteher Hand an ihn legen wollte und schoss ihm von unterhalb des Kinns durch den Kopf. Oskar legte zeitgleich auf die beiden Aufpasser in den Ecken an. Drei Hochgeschwindigkeitsgeschosse wurden in der Tat mit hoher Geschwindigkeit an die Empfänger abgegeben, was drei kapitale Mannsbilder wie schwere, nasse Säcke umfallen ließ. Die sechs Spieler am Tisch rissen geschockt ihre Augen auf – eine wertvolle, zumindest halbe Schrecksekunde. Oskar ging in die Hocke und schoss unterhalb des Tisches auf die Bäuche der Sitzenden. Amon blieb stehen und zielte auf die Köpfe derer, die nicht frontal zu Oskar saßen und keine Reaktion auf dessen Behandlung zeigten, also nicht von ihm bedient wurden. Einer schaffte es dennoch, unter dem Tisch nach seiner Waffe zu greifen und auf den stehenden, gefährlich selbstsicheren Amon anzulegen. Oskar schoss auf dessen Waffe, sodass diese mitsamt seiner Hand explodierte. Amon erledigte den Rest, indem er Sekundenbruchteile später ein Projektil zwischen seinen Augen versenkte. Schnell genug, bevor der Gangster seine kaputte Hand realisieren und einen Schmerzensschrei ausstoßen konnte.
Nicht mal eine Minute, und alles war vorbei. Job erledigt.
»Na bitte. Ging doch auch ohne Gummihammer«, rekapitulierte Oskar.
Amon grinste breit und schüttelte den Kopf, als wollte er damit zu verstehen geben, dass Oskar auch für seine Maßstäbe cool war.
»Danke, Kleiner«, sagte Amon unvermittelt.
»Gern geschehen, Großer. Wahrscheinlich hätt er dich eh nicht mehr getroffen.«
»Weiß man nicht. Auf jeden Fall danke.«
Amon ging zum Pokertisch und zog sich einen Baumwollhandschuh über. Er besah sich den Pott, die Einsätze, deckte die Blätter der Spieler auf und schüttelte den Kopf.
»Patienten«, sagte er. »Die hätt ich sowas von über den Tisch gezogen.«
»Lass das Geld liegen«, schickte der blonde Deutsche vorsorglich an den jungen Israeli und ersparte sich und ihm eine weitere Anmerkung hinsichtlich seiner Selbsteinschätzung.
»Hatte ich sowieso vor.«
Oskar wusste, dass er log.
»Wir sind Killer, keine Diebe.« Er sah Amon kalt an. »Genau das sollen die auch wissen.«
Mit vielem, was du tust, triffst du eine Entscheidung.
Mit manchem, was du tust oder – in diesem Fall – auch lässt, hinterlässt du eine Botschaft.
Nur unterklassige Killer hätten sich die nicht wenige, auf dem Tisch liegende Kohle eingesteckt. Ein falsches Zeichen, eine falsche Botschaft. Eine Botschaft, die einen höheren Paten dazu hätte ermutigen können, die Sache weiter zu verfolgen und in Versuchung hätte bringen können, es den Tätern heimzuzahlen. So aber: zu gefährlich. Hier waren Profis am Werk. Profis, die auf zigtausend, offen auf dem Tisch liegende Euro scheißen, weil sie sie liegen lassen. Und das war die Botschaft.
Wenn ihr überleben wollt, lasst es jetzt gut sein! Bei uns geht‘s nicht um Peanuts.
Oskar kannte die Umstände, die Amon die Kohle hätten einstecken lassen, falls er den Job auf eigene Faust gemacht hätte. Der schiss ohnehin auf den Eindruck, den er hinterließ, die Botschaften, die er aussendete. Der Grund für diese Gier war die eigene Zockerei und all die Scheiße, die damit einherging.
Aber nicht mit ihm! Nicht, wenn er der Chef dieses Jobs war. Dass sein Kollege so dachte, wusste und – wichtiger noch – respektierte Amon. Oskar bedeckte seine Hand mit einem Stofftaschentuch und öffnete leise die Tür. Niemand konnte etwas gehört haben. Die schwere Metalltür war zu, und sie arbeiteten mit Schalldämpfer. Oskar, der in Wien lebende Deutsche, mit seiner deutschen Walther, Amon, der in Wien lebende österreichisch-stämmige Israeli mit seiner österreichischen Glock. Die Glock gehörte wie die Walther zum Neuesten und Besten auf dem Markt. Und sie war selbstredend ebenso eine maßgeschneiderte Spezialanfertigung. Bei Amon galt das sogar wortwörtlich. Der Israeli hatte sich seine Glock hinsichtlich Griffstärke und Abstand zum Abzug auf seine extralangen Finger abstimmen lassen. Beide schlenderten durch den Gang nach vorn, als kämen sie wirklich von einem netten Pokerabend – als Sieger, die alle anderen ausgenommen hatten. Und so war‘s ja auch. Es war ein erfolgreicher Abend. Sie standen im dunklen Gang und spähten in den vorderen Raum. Keine Gäste mehr. Die Möchtegerngangster und ihre Mädels waren weg. Leer. Bis eben. Der Polizist betrat das Lokal zur selben Zeit, als sie gerade nach vorn gehen wollten. Oskar ahnte, was kommen würde und hielt Amon und sich zurück.
»Nicht!”, raunzte er. Amon hatte seine Waffe bereits im Anschlag.
Der Polizist stand am Tresen und orderte seinen Feierabend-Absacker. Er hatte von alldem, was sich kurz zuvor im hinteren Raum ereignet hatte, nichts mitbekommen. Ebenso hatte er Oskar und Amon – im Dunkel des Durchgangs zum Lokal stehend – nicht bemerkt. Der Streifenpolizist war müde und arglos, sah dem Feierabend entgegen. Alles Gründe, weswegen er noch eine Chance verdient hatte. Die Chance weiterzuleben. Der Barkeeper gab dem Polizisten sein Cola-Rot, Cola mit Rotwein. Amon fixierte ihn. Oskar hatte seine Waffe ebenfalls gezückt, drückte sie in Amons Seite.
»Was wird das, Oskar?«, herrschte der ihn mit gedämpfter Lautstärke an. Die Musik im vorderen Raum machte es unmöglich, dass es jemand hören konnte.
»Nicht«, wiederholte der Ältere leise aber eindringlich.
»Du willst mich hitten, wenn ich den Bullen abknipse?«, kam es ungläubig. Wenige Momente zuvor hatte Oskar sein Leben gerettet. Das Leben eines Partners, mehr noch, das Leben eines Freundes. Eines Berufsmörders, der weit jünger war und doch schon zur Topklasse gehörte. Für Oskar war all das nicht Grund genug, ihn am Leben zu lassen, sollte Amon sich jetzt falsch verhalten. Im Gegensatz zu seinem hasadeurhaften Partner waren vermeidbare menschliche Kollateralschäden für Oskar nicht akzeptabel. Da ließ er lieber einen Partner über die Klinge springen. Nach seinem Dafürhalten hatten Berufsmörder ohnehin eine Lebensberechtigung nach normalen Maßstäben verwirkt. Das schloss ihn selbst mit ein.
»Falsch, Freund. Ich will nicht… ich werde.«
Er hörte es zwar nicht, wusste aber, dass Amon den Abzug seiner Glock weiter durchdrückte. Amon wiederum wusste, dass auch Oskar kein Amateur war. Dieser Tatsache verdankte er vor wenigen Minuten sein Leben, und nun könnte genau das sein Leben kosten.
»Nicht, Amon.« Oskar schüttelte seinen Kopf. »Ich werde dich töten, wenn‘s sein muss.«
»Du Wichser, was glaubst du…«
»Warte.«
Oskars Waffe hielt Amon in Schach. Sie blieben im dunklen Durchgang stehen, den der Polizist von der deutlich helleren Bar aus nur hätte einsehen können, wenn er eine Zeit lang in ihre Richtung geblickt hätte. Damit sich seine Augen adaptieren konnten. Der Polizist redete ein paar Worte mit dem Barkeeper, trank sein Cola-Rot in wenigen Zügen, zahlte und verschwand in Richtung seines hoffentlich wohlverdienten Feierabends. Der gebürtige Berliner schnaufte innerlich durch, war erleichtert. Nach außen war er kalt wie eine Hundeschnauze. In diesem Job muss man seine wahren Gefühle gegebenenfalls auch vor seinen Verbündeten verbergen können. Es waren endlose Minuten, in denen sie mit gezückten, buchstäblich noch betriebswarmen Waffen dastanden und warteten, bis der Bulle sein Getränk fertigkonsumierte. Der junge Draufgänger war im Begriff, den Polizisten zu erschießen, der besonnenere, ja nachdenkliche Ältere zielte auf ihn.
»Entspann dich«, sagte der blonde Deutsche. »Das war‘s.«
Amon entspannte sich in der Tat. Oskar merkte, wie er geradezu in sich zusammenfiel. Er behielt seine Waffe in der Hand, Amon steckte seine ein. Der junge Israeli war einer der gefährlichsten Menschen der Welt. Er hätte keine Skrupel gehabt, den Polizisten, den Barkeeper und einen Partner und Freund zu töten. Oskar hätte wiederum keinerlei Skrupel gehabt, ihn zu töten, falls er mehr Menschen als notwendig getötet hätte. Obendrein einen Polizisten. Damit wären unnötige Scherereien vorprogrammiert gewesen. Nach Mafia-Schergen, wie die neun bis an die Zähne bewaffneten Typen, die sie zuvor ausgeschaltet hatten, kräht kein Hahn. Unbequem, im Höchstfall ärgerlich für deren Bosse. Selbst die eventuell vorhandenen Gangster-Liebchen der Neutralisierten würden bald adäquaten Ersatz finden – wie immer. Gehittet zu werden war deren Berufsrisiko. Genauso wie es Oskars und Amons Berufsrisiko war, falls die Mafiosi sie plattgemacht hätten. Nur: Man schickt nicht zwei gegen ‚etwa zehn‘, falls die dieselbe Klasse in der Kunst des beruflichen Tötens gehabt hätten. So standen zwei hauptberufliche Assassinen gegen neun Schwerverbrecher, die Todesfälle in Ausübung ihres Berufes billigend in Kauf nahmen. Zwar skrupellos, aber mit einer Spezialisierung aufs Töten hatte das nichts zu tun. Insofern war das vergangene Szenario eher unfair – gegen die anderen. Neun Bauern gegen zwei Damen. Chancenlos. Hier waren nicht zuviele Bauern der Dame Tod.
Sie gingen nach vorn ins mittlerweile leere Lokal. Oskar bewegte sich zum Barkeeper.
»Waren wir heute hier?«, fragte er. Sein Blick durchbohrte ihn. Nahezu lautlos hatte sich Amon auf ‚habt acht‘ schräg versetzt hinter seinen Partner gestellt. »Äh… nicht, dass ich mich erinnern kann«, schaltete der vormals Arrogante wie gewünscht.
»Aber wir können uns gut erinnern. Verstehst du, was ich meine?«
»Ja.« Er schien verstanden zu haben.
Nein! Der Idiot hat nicht verstanden. Nicht in unserem Sinne.
Irgendetwas wies Oskar darauf hin, dass der Barkeeper zuviel verstanden hatte. Und leider die richtigen, in seinem Fall falschen Schlüsse daraus zog. Denn er war im Begriff, den Helden zu spielen. Das Gemetzel konnte der Barkeeper aufgrund der Schalldämpfer und der Metalltür des Hinterzimmers nicht mitbekommen haben. Keiner der Gegner kam dazu, auch nur einen Schuss aus seiner Ungedämpften abzugeben. Auch die hinter Oskars Rücken verborgene Waffe konnte der Barkeeper nicht sehen. Er zog es vor, sie noch schnellstmöglich einsatzbereit zu haben. Gut so. Denn der junge Barkeeper schien zu wissen, was sich kurz zuvor ereignet hatte. Videoüberwachung? Nicht allzu wahrscheinlich. Die ausgewachsenen Gangster würden sich bestimmt nicht vom Junior an der Bar beim Zocken beobachten lassen.
Ah, verdammt!
Dem Deutschen kam die explodierte Waffe des Gangsters in den Sinn, der auf den Israeli angelegt hatte. Dieser Knall hätte trotz geschlossener Metalltür nach außen dringen können.
‚Wissen ist Macht‘ heißt es normalerweise. Der Barkeeper hielt es für einen Vorteil, um die Vorfälle in den hinteren Räumlichkeiten zu wissen. Er irrte. Erst recht mit dem Ansinnen, sich mit diesem Wissen gegenüber wem auch immer profilieren zu wollen. ‚Unwissenheit ist ein Segen‘, hieß es in dem Science Fiction-Thriller ‚Matrix‘. Wie wahr. Manchmal sollte man sich unwissend stellen, obwohl man weiß. Die physische Reaktionsfähigkeit des Barkeepers war verblüffend. Leider ließ ihn auch seine Schnelligkeit die falschen Schlüsse ziehen. Nämlich die, hierbei gut auszusehen. Ein Barkeeper mit Kanone. Obendrein einer, der sie schnell zu zücken verstand. Oskar schloss auf einen aufstrebenden Nachwuchsgangster, der bis zum endgültigen Ritterschlag als Vollzeitgangster seinen Dienst zumindest zeitweise an der Bar verrichten musste. Diesen Ritterschlag wollte er sich mit dieser Aktion verdienen. Ja, er war schnell. Da er wusste, was hinten vor sich gegangen war, wohl auch relativ clever. Und zweifelsohne auch talentiert. Clever, schnell und talentiert zu sein, erwies sich für den jungen Mann als fatale Kombination. Denn er war noch nicht soweit und würde es auch nie werden. Im wirklich entscheidenden Punkt war er zu langsam für den Profi.
Die Augen des Barkeepers blickten zur gleichen Zeit nach oben, als sich ein sauberes Loch in seiner Stirn auftat. Das brachte einen seltsam nach oben schielenden Gesichtsausdruck im Moment seines Todes hervor. Auch im Moment des Todes war er noch reaktionsschnell. Aber gute Reflexe sind nicht alles. Hartveredelte, teflonbeschichtete Munition. Macht wunderschöne kleine Löcher, die exakt dem Durchmesser des Projektils entsprechen. Keine geradezu explodierenden Körperteile, keine Riesensauerei. Durchschlagen – wenn‘s sein muss – auch dünne Stahlplatten und schusssichere Westen älterer Bauart. Zugegeben etwas ‚übermotorisiert‘ für diesen Job, aber man weiß ja nie. Der Barkeeper sackte in sich zusammen. Im selben Moment als Oskar gemerkt hatte, dass der Barkeeper ein Problem zu bereiten versuchte, riss er seine Walther hoch und nagelte ihn an die Wand. Amons Kommentar war vorhersehbar.
»Und ich sollte den Bullen nicht abknipsen«, merkte er lakonisch an.
»Der Barkeeper wär ohnehin fällig gewesen.«
Das stimmte und stimmte auch wieder nicht. Oskar hatte beabsichtigt, sein junges Leben zu schonen. Aber das Fehlverhalten des Barkeepers löste eine Aktion aus, die ohnehin unvermeidlich gewesen wäre. Er war ein Zeuge. Insofern war es gut, dass der junge Mann so blöd war. Sogar noch aus einem anderen Grund, hat es doch mit dem Barkeeper einen zukünftigen Killer erwischt. Oskar relativierte seine zuvor gedachte Rechtfertigung gleich wieder. Derart ambitionierte Juniorgangster wachsen immer wieder nach. Auch gebar diese Welt immer wieder neue Killer – zum Teil aus ungeahnten Quellen. Er war selbst das beste Beispiel dafür. Endlich verstand er langjährige Kriminale, die sich selbst als Nachfahren Sisyphos‘ sahen, weil auch ihr ‚Aufräumen‘ wohl nie ein Ende finden würde.
Amon ging hinter den Tresen. Er besah sich den auf dem Boden liegenden Barkeeper und nickte, als er die Pistole in dessen Hand sah. Oskar bemerkte, dass Amon ebenfalls seine Waffe feuerbereit in der Hand hielt. Der hatte nicht auch noch gefeuert, weil er gemerkt hatte, dass sich sein Partner des Barkeepers angenommen hatte. Solche Entscheidungen fallen bei den Besten des Fachs buchstäblich in Sekundenbruchteilen. In der Eliteeinheit der israelischen Armee gehörte schnelles und richtiges Reagieren – geübt an Feind-Freund-Erkennungssituationen – genauso zum regelmäßigen Trainingsprogramm wie später beim Mossad. Nur schnell zu sein genügt nicht, wenn man einen von den eigenen nicht als solchen ausmacht und abknallt. ‚Friendly fire‘ – ein verniedlichender Name für die zuweilen tödlichen Eigentore der Eliminierungsbranche. Das blitzschnelle Erkennen und Einschätzen von Bedrohungssituationen war Amons täglich Brot. Er hatte die besten Trainings, die Militär und Geheimdienst bieten können. Aber das reichte ihm nicht. Zudem war ihm beim Mossad einiges zu idealistisch aufgeladen, die Pflicht zu ‚heilig’. Untypisch für einen Israeli – und erst recht für einen Mossad-Agenten – war er politisch uninteressiert, an den Verlockungen des Lebens dafür umso interessierter. Somit war ihm die offiziell nicht existente Spezialeinheit (interner Jargon ‚Killerbrigade‘) des Mossad nach ein paar Jahren nicht mehr spannend genug. Aber sie bot eine ideale Basis für den weiteren Werdegang. Die Privatwirtschaft versprach größere Herausforderungen für Menschen mit gewissen Talenten – und weit höhere Verdienstmöglichkeiten.
Alter verschafft oft eine Art Respektvorsprung, selbst in diesem Metier, selbst in dieser modernen, respektlosen Welt. Der Deutsche war sich sicher, dass Amon einen Gleichalterigen, der exakt so wie er gehandelt hätte, ohne zu Zögern liquidiert hätte. Auch dann, falls er mit dem genauso wie mit ihm befreundet gewesen wäre. Die gut zwölf Jahre Altersdifferenz zwischen ihm und dem Israeli schafften ein psychologisches Polster, das ihn das tun ließ, was er tat. Andererseits hätte Oskar mit weniger Reife vielleicht nicht die Abgebrühtheit besessen, jemanden, der beruflich über ihm stand, über die Klinge springen zu lassen. Oder doch? Vielleicht doch. Vielleicht sogar erst recht.
»Es gibt zu viele Waffen auf dieser Welt, mein Freund«, konstatierte Amon beim Verlassen des Lokals.
»Wem sagst du das, mein Freund? Die Welt ist schlecht.«
Sie trotteten auf die nächtliche Straße.
»Den Bullen hätten wir auch erledigen müssen. Du bist ein Idealist, alter Freund.«
Der Ältere der beiden schnaufte verächtlich aus. Er hasste es, diese Charakterisierung über sich zu hören.
»Wenn du sowas das nächste Mal abziehst, tötest du mich lieber«, versicherte der Jüngere. Die Fortsetzung war klar. »Sonst töte ich dich.« Er lachte albern. Das war durchaus keine unfreundliche Konversation. So reden Killer miteinander, sogar wenn sie befreundet sind. »Berufsmörder und Idealist verträgt sich nicht.« Dem Jüngeren war es ein Bedürfnis, mit diesem Fazit abzuschließen. Der Ältere fand, dass er recht hatte. Das war ja grad das Schlimme. Genau deswegen wollte er nicht als Idealist bezeichnet werden.
Keine drei ß ig und derart belehrend!
Schon so weit, so erfahren, so erfolgreich. So gut. Ich hasse ihn!
»Du kommst zu meinem Dreißiger, Alter, oder nicht?«, wechselte Amon das Thema nahtlos ins Private.
»Logisch.«
»Ich mach ne richtig fette Party. Mit Weibern und Dope und Alk, wie damals in Israel in der Army«, begeisterte er sich. Er schien den ganzen Abend, den Job, beider fast tödliche Meinungsverschiedenheit hinter sich gelassen zu haben. Abgehakt.
»Amon Liebermann, du Schmock…« Als Oskar das sagte, grinste der lange Schlacks Amon, sodass nur die Ohren sein Grinsen begrenzen konnten. »Ich werd liebend gern zu deinem Dreißiger kommen. Wenn wir beide das noch erleben sollten.«
Amon lachte laut auf.
»Hahahahaha… Oskar Randow, du alter Scheiß-Piefke, ich wüsste nicht, wen ich lieber auf meiner Party hätte. Außer den Weibern natürlich!«
Beide gingen nebeneinander her. Sie sahen sich an. Wissend, dass sie einerseits einen Job mit Bravour erledigt hatten, zu zweit gegen neun skrupellose Berufsverbrecher, und sich andererseits danach gegenseitig hätten erledigen können – auch das keine Seltenheit in diesem schrägen Beruf. Wenn du die Hitze nicht verträgst, verpiss dich aus der Küche. Das galt für die konträren Freunde noch mehr als für angehende Köche. Beide waren längst keine Kochaspiranten mehr. Sie waren Chefs de Cuisine.
»Haben wieder mal nen geilen Job abgeliefert, Alter«, bestätigte Amon Oskars Gedanken. »Ich arbeite gern mit dir zusammen, Alterchen.« Sein Nachsatz war die Bestätigung dafür, dass er sein unvermeidliches ‚Alter‘ in Bezug auf den älteren Kollegen nicht nur als Slangausdruck gebrauchte. Er wusste, dass sein heutiger Partner ein Spätstarter unter den Berufskillern war. Sein anschließendes »Du bist echt gut, Alter« hätte Oskar versöhnt, wenn der die Anspielung auf seine deutlich mehr Lebensjahre sensibel aufgefasst hätte. Der hatte es schon in den richtigen Hals gekriegt, wusste, dass er gut war. Umso besser, es von einem anderen zu hören. Einem anderen, der deutlich jünger, erfahrener und weiter als er war. Außerdem konnten sich beide vom Start weg nahezu alles an den Kopf werfen. Die Chemie passte. Auch das zeichnet Freunde aus. Gerade das. Der Deutsche mochte diesen präpotenten, ewig jugendlichen Sprücheklopfer von Anfang an. Weil nie nur bloße Präpotenz hinter dessen Sprüchen steckte. Ein Quereinsteiger wie Oskar konnte sich handwerklich viel von dem jüngeren Kollegen abschauen. Der Israeli gehörte zu recht zur obersten Klasse der Profikiller. Dagegen standen diverse Charakterschwächen, die seine Achillesferse darstellten. Seine Risikofreude, ja -sucht zeigte sich nicht nur in seinem Beruf. Sein Laster war das Spielen, genauer Kartenspielen. Er verzockte einen Gutteil seiner Gagen in Pokerrunden in irgendwelchen Türken- oder Jugocasinos. Wie das Geld reinkam, gab er es aus. Für Frauen, Autos, Abfeiern und Spielen. Lediglich enorme Gagen im zumeist sechsstelligen Euro- oder Dollar-Bereich, die er als einer der besten Berufskiller kassierte, bewahrten ihn davor, in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten. Dennoch: ‚Man wird nicht jünger‘ galt auch für Amon. Falls er so weitermachte, war er auf dem besten Wege, irgendwann ein Topkiller zweiter Klasse zu werden – ein abgebrannter Killerstar. Langgediente Topkiller hatten es nicht mehr nötig, noch Jobs anzunehmen, irgendwelche Jobs schon mal gar nicht. Die Killer am oberen Ende waren wie die erste Riege der Hollywoodstars, die mehr als genug für mehr als ein komfortables Leben verdient hatten und sich angebotene Rollen aussuchten oder ablehnten. Es sah nicht danach aus, dass Amon diesen Zustand jemals erreichen würde. Und das lag weißgott nicht an mangelnden Fähigkeiten. Er hätte diesen Zustand schon längst erreicht haben können, obendrein in jungen Jahren.
Wie du das Geld behandelst, wird es dich behandeln!
Diesen Satz sprach vor langer Zeit ein Berufsschullehrer von Oskar aus. Da war er siebzehn. Ein Spruch der englischen Fußballlegende George Best passte noch besser auf Amon:
Den gr öß ten Teil meines Geldes gab ich f ü r schnelle Autos, Frauen und Alkohol aus.
Den Rest habe ich verschwendet.
Amon war beratungsresistent für Oskars Anmerkungen bezüglich seiner Spielsucht. Obwohl sich beide so ziemlich alles an den Kopf werfen konnten, dagegen war er immun. Dieses Thema war tabu. Er hörte weg, ging nicht darauf ein, stellte die Ohren auf Durchzug. Irgendwann gab Oskar auf. Ein gemeinsamer Bekannter und Berufskollege erzählte einmal, dass Amon gehörigen Respekt vor Oskar habe. Mehr noch: Der eine berufliche Spielklasse über ihm rangierende, jüngere Freund schaute angeblich zu ihm auf. Oskar war perplex, als er das hörte. Dennoch fand er kein Gehör, wenn er dessen ruinöse Gepflogenheiten ansprach. Es gibt Menschen, die kein Halten kennen. Amon war so ein Mensch.
»Du Amon…«, begann Oskar.
»Ja, Oskar?« Amon hielt den Kopf schräg und schmunzelte. Da der andere vorsichtig eröffnete, hoffte er, dass es nach langer Pause nicht wieder eine Predigt über seine Spielgewohnheiten sein würde. Die Nutzlosigkeit dieses Unterfangens sollte der Kollege und Freund längst kapiert haben.
»Glaubst du an Kali?«, kam eine gänzlich unerwartete Frage.
Amon schmunzelte breiter als zuvor und staunte.
»Hihi! Du hast gefragt, als ob du wissen willst, ob ich an Gott glaube.«
»Naja, wenn‘s wahr ist, ist sie‘s ja auch.« Oskar sah Amon an. »Kali, die Schwarze. Von ‚kala‘, was soviel wie schwarz heißt… oder auch Tod. Hinduistische Göttin des Todes.«
»Hähä. Das stimmt ja wirklich!«
»Was stimmt wirklich?«
»Arsch Norman meinte, äh, wollte natürlich sagen, dein lieber Freund und Jobbeschaffer nannte dich mal ein wandelndes Wikipedia.«
»Echt?!« Wissen wir schon. Weiter im Text. Meine Frage!
»Echt. Er hat auch noch was anderes über dich gesagt.«
»Was?«, kam es ungeduldig. Die eigentliche Frage war noch nicht beantwortet.
»Er erwähnte mal, dass du Kali für ne Legende hältst. Fragst du mich jetzt, weil du dir nicht mehr sicher bist? Wegen dem Superjob in Rom vielleicht?«, kitzelte Amon, der ebenfalls von den Geschehnissen in Rom erfuhr. Nicht selten bekommen Killer mit, was andere Killer tun. Das war bei der Allerbesten kein wirkliches Kunststück. Zumindest ihre letzte ‚Heldentat‘ konnten sogar Nicht-Insider weltweit in den Nachrichten verfolgen. Ohne zu wissen, dass sie dahintersteckte oder überhaupt um die Existenz einer Kali zu wissen. Die Superkillerin war eine reine Insider-Berühmtheit. Aber welcher Insider wusste schon wirklich von Kalis Existenz? Daher Oskars Frage.
»Könnte man so sagen. Außerdem hab ich dich noch nie danach gefragt.«
»Stimmt, hast du nicht«, nickte Amon und zog eine Schnute. Sie gingen in Richtung U-Bahn. »Nein, Oskar, ich glaube nicht an sie«, kam es nach einer Weile abgeklärt. Oskar schmunzelte und schwieg. Endlich die Bestätigung seiner Theorie! Und das von einem zwar jüngeren, aber erfahreneren und besseren Berufskollegen. Naja, keine wirkliche Überraschung, dass Amon und Greg sich auch in dieser Frage nicht einig waren. Außerdem war Greg ein wenig abergläubisch. Aber sind das Spielernaturen nicht auch? Notorische Spieler wie… Amon. Daher umso mehr, umso sicherer:
Es gibt Kali nicht! Ich wusste es! Ein übermenschlich schnelles Phantom, das entweder im schwarzen Strampelanzug oder als Normalbürgerin getarnt über Leichen geht. Pff. Lächerlich!
»Ich glaube nicht an sie…
… ich weiß, dass es sie gibt«, kam es nach Oskars innerem Fazit mit einem Ernst, den der junge Sprücheklopfer selten bis nie an den Tag legte. Danach legte Amon einen vertrauteren Gesichtsausdruck auf und grinste den staunenden Kollegen an.
»Was? Wie… das?« Oskar stockte, sein Fazit fiel in sich zusammen. »Wo… woher… wann…«
»Seit wann stotterst du, Alter?«
»Sehr witzig. Ich stotter nicht… das waren drei verschiedene Worte.«
»Hähä, klar. Sie ist mir mal zuvorgekommen.« Beide erreichten die U-Bahn-Station. »War bei einem Job in Kasachstan, schon ein paar Jährchen her…«
»In Kasachstan??«
Topkiller! Die werden wirklich überall auf der Welt eingesetzt.
»Ja, Kasachstan. Frag nicht, was es war, sonst muss ich dich töten, hähä«, scherzte Amon. Manch ein Scherz hat seinen wahren Kern. »Der Job war supergefährlich und super-anspruchsvoll.«
»Und sie ist dir zuvorgekommen? Heißt das: Sie war auf denselben Job angesetzt?«
»Ja und nein.«
Die beiden Killer gingen die Treppe zum Bahnsteig der U6 hinauf. Hier am Gürtel, der belebtesten Straße Wiens, die die Vororte von den zentralen Bezirken trennt, fährt die U-Bahn als Hochbahn. Eine U-Bahn musste wohl kurz zuvor abgefahren sein, da sieben Minuten bis zur nächsten angezeigt wurden. Sie gingen ganz nach vorn, wo sich der Bahnsteig bei einigen Wiener Hochbahnstationen zu einem schmalen Zugang verengt und von wenigen Wartenden genutzt wird. Außer ihnen stand niemand vorn.
»Was heißt das? Komm Junge, du bist doch sonst gesprächiger«, lockte Oskar.
»Das heißt, dass ich nur eine Zielperson hatte. War ein Distanzjob, aber heiß. Du kennst Kasachstan nicht. Kalis Job war noch ein bisschen anspruchsvoller als meiner.«
»Heißt?«
»Sie legte alle um. Per Direktkontakt.«
»Echt?!«
»Ja. Ich wollte grad auf die Zielperson abdrücken. Auf einmal blitzte es in meinem Zielfernrohr auf. Ich weiß nicht wie oft, musste mein Auge wegnehmen. Es war sauhell, tat fast schon weh. Danach rührte sich nix mehr.« Amon zog eine Schnute, der kleinere Blonde fixierte ihn. »Und dann sah ich sie«, entließ der großgewachsene Israeli fast so ehrfurchtsvoll wie ein Geschichtenerzähler. Nur dass diese Ehrfurcht echt war.
»Wie?«, kam es heiser.
»Ich war neugierig, also hab ich mein Auge wieder ans Okular genommen. Und auf einmal tauchte sie aus dem Rauch auf. Sie war komplett schwarz, hatte aber’n weißes Gesicht… wie ein Gespenst, Alter. Um die Augen trug sie ne schwarze Maske oder sowas. Abgefahren. Wie im Film.
Das sah voll irre aus, wie sie durch den Qualm schritt, wahrscheinlich durch die Reihen der Leichen. Das war richtig mystisch, Alter.« Amon schmunzelte. »Einen erledigte sie quasi noch im Vorbeigehen. Sie schoss blitzschnell in Richtung Boden, wahrscheinlich auf einen, der noch zuckte, hähä.«
Wie im Film? Okay. Oskar malte sich diese Szene vor seinem inneren Auge aus, ließ einen Film ablaufen: Ein schwarzes, schönes Gespenst formte sich aus dem Nebel der Blendgranaten, materialisierte sich, wurde sichtbar, schritt wie ein Todesengel durch den Dunst. Kali. Abgefahren. Wirklich wie im Film.
»Dann bin ich auch on target gegangen«, setzte Amon einen Schnitt in Oskars Film.
»Du bist leichtsinnig, mein Freund. Hab ich das schon mal gesagt?«, zischte der Deutsche.
»Nein, noch niiieeee. Hähä!«, lachte Amon und sah dem Gesprächspartner in die Augen. »Als ich eintraf, blieb für mich nicht mehr viel übrig.«
»Nicht mehr viel? Eher gar nichts mehr, würd ich sagen…«
»Doch. Sie hinterließ mir zum Beispiel ihren geilen Anblick, als sie sich grad verpisste. Zwar aus einiger Entfernung, aber immerhin. Ich legte reflexartig auf sie an…«
»Und??« Mit Oskars kühlem Interesse war es vorbei. Er hing gebannt an Amons Lippen.
»Keine Chance. Die Alte ist einfach zu schnell.«
Amon war verflucht schnell. Und da war jemand zu schnell für ihn?
Oskar musterte den jüngeren Kollegen: ein langer, grinsender Schlacks, vergnügungssüchtig und sympathisch harmlos wirkend… aber absolut tödlich. Und das auch noch gern.
»Was machte sie noch da, als du vor Ort warst? Ihr Job war erledigt.«, dachte er laut nach.
»War er das? Vielleicht waren ja nicht nur die Hits ihr Job und sie musste deswegen on target sein«, stellte Amon seine Kombinationsgabe unter Beweis. »Was weiß ich!«
»Hm…«
»Falls du jetzt fragst, woher ich wissen will, ob das Kali war…«
»Bingo, Bruder.«
»Sie sprang, machte ne Rolle, dann nen Feldaufschwung an nem Träger… und war weg. Ich hab noch nie sowas Schnelles und Geschicktes gesehen. Der Aal war aber: Die war nicht nur superschnell, die machte auch absolut kein Geräusch! Die Alte is ne Katze. Ne schwarze, todbringende Raubkatze. Der Job war echt Hammer. Ganz ehrlich: Ich weiß nicht, ob ich da direkt reingegangen wäre.
Wenn das nicht Kali war, wer dann?«
»Keine Ahnung… bin Kali nie begegnet.«
»Wünsch dir, dass das auch so bleibt, alter Schwede. Hahaha!«
Oskar schüttelte den Kopf. Er war nicht darauf gefasst, derartige Auskünfte von jemandem zu bekommen, der sich ansonsten von nichts und niemandem beeindrucken ließ.
»Du hast gesagt ‚sie hinterließ mir zum Beispiel ihren geilen Anblick‘…«
»Genau. Sie hinterließ mir auch ne Botschaft«, lachte Amon.
»Wirklich wahr?«
»Ja. Das war echt der Aal! Ich stand in dem Massaker und auf einmal piepte von einem der Toten das Handy.«
»Echt? Und?«
»Ich hatte so‘n Gefühl, dass das kein Zufall war. Also, dass jetzt nicht die Frau von einem der Liquidierten nachhören wollte, wann der zum Abendessen zuhause ist, hähähä.«
»Jaja, schon klar.«
»Ich hab so‘n bisschen gesucht und fand dann das richtige Handy. Es bimmelte ja nur kurz auf. Ich konnte nur die Richtung hören, aus der es kam. Da lagen aber mehr als nur ne Handvoll Leichen rum. Und keiner dieser Jungs war ein Wiener Sängerknabe.«
»Sicher. Die Message!!!«, urgierte der Blonde. Amons Andeutungen ließen nicht nur für Insider aus einem Treffen mehrerer Oligarchen nebst bewaffneter Begleitpersonen schließen. Das war längst klar!
»Ne SMS natürlich.«
»UND???« Oskar breitete die Arme aus. Amon genoss es, ihn auf die Folter zu spannen.
»Da stand… so sinngemäß: ‚Deiner ist auch dabei. Sag, dass du deinen Job gemacht hast und kassier. By the way: Du warst keine Sekunde zu früh! Got me?‘ Dann ein Kuss-Smilie und ein großes K.«
»Echt ‚lieb‘. … Damit wollte sie sagen…«, sinnierte Oskar mit stierem Blick.
»Genau. Dass ich ebenfalls bei den Kunden liegen würde, wenn ich früher gekommen wäre. So. Und was glaubst du jetzt, Bruder?
Gibt es sie oder gibt es sie nicht, hihi?«
»Ich weiß es nicht«, flüsterte Oskar, er sah zu Amon, hob seine Stimme. »Welche Sprache?«
»Wie jetzt, Alter?«
»Die SMS! In welcher Sprache war die?«
»Ach, das meinst du. Englisch natürlich, die Weltsprache. Auch in unserem Gewerbe, hähä.«
Oskar fragte nach der Sprache, weil die Legenden besagten, dass Kali Französin sei. Und französischsprachigen Menschen sagt man nach, dass sie ungern von anderen Sprachen als der eigenen Gebrauch machen. Aber ‚Kali‘ wollte wohl verstanden werden, garantiert und unmissverständlich.
»Glaubst du, dass sie dich auch gekillt hätte? Oder fragen wir mal so: Würdest du dich jemals gegen sie ansetzen lassen?«
»Hahahaha, Oskar!« Der Verhörte lachte laut auf. »Nicht für die beste Hand im besten Turnier der Welt«, bezog er sich aufs Pokern. »Ficken würd ich die Braut jederzeit… die geile kleine Catwoman in ihrem engen, schwarzen Outfit, hähä… aber als Auftrag? Nie! So wahnsinnig bin nicht mal ich, alter Junge.«
Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung.
Oskar spekulierte, dass ‚Kali‘ die SMS sicher vom Handy eines anderen, kurz zuvor liquidierten Kunden geschickt hatte. Es war nicht davon auszugehen, sie von ihrem eigenen Handy abgeschickt zu haben. Natürlich nicht.
Hm … ‚ geile kleine Catwoman ‘…
»Klein??«
»Yo man, die is nicht groß.« Amon verstand die knappe Nachfrage, hielt eine Hand waagerecht vor das Gesicht des kleineren Oskars und fuhr zwischen dessen Nase und Kinn hin und her. Dann zuckte er mit den Schultern und stülpte die Unterlippe vor: So ungefähr. Was weiß ich! »Anderes Thema…« Die Anzeigetafel zeigte nur noch eine Minute bis zur nächsten U-Bahn. »Also ich werd noch auf ein Bierchen irgendwohin schauen.«, verkündete Amon. Wie immer, wie erwartet. »Kommst du noch mit, Kollege?«
»Nein. Für heute hab ich‘s hinter mir. Ich geh noch etwas spazieren, zu Fuß nach Hause. … Ich lauf sicher bei dir auf. Weißt schon, geburtstagstechnisch.«
»Jaja, hihi, hat dich alles sehr mitgenommen, was? Ein anstrengender Arbeitstag und dann noch meine kleine Nachtgeschichte. Also hopp wieder zurück ins Altersheim. Vielleicht is ne geile Oma noch wach, hähä«, foppte der Jüngere den Älteren.
»Ich liebe dich auch, du Arschloch.«
Beide grinsten sich an, schlugen ihre Handflächen ineinander und gingen dann ihrer Wege. Amon bestieg die U6 Richtung Süden, Oskar ging auf der inneren Seite des Gürtels wieder zur Straße runter und bog dann in eine kleine Seitengasse ein. Es war zehn vor elf nachts. Selbst bei gemütlichem Schritttempo würde er in einer halben Stunde zuhause sein. Amons Frage nach dem gemeinsamen Bierchen war mehr rhetorischer Natur. Anfangs ging Oskar noch mit Amon ‚irgendwohin‘. Irgendwann wurde es ihm zu blöd, sich spätnachts in irgendwelchen Lokalen an Sprüchen hochzuziehen, mit Amon die Kellnerin abzuspannen und zu flachsen und gegen die Langeweile und Müdigkeit anzutrinken, da Amon eine Runde nach der anderen schmiss. Das war dann Amons Part, wo er in Hinsicht auf Oskar aufgegeben hatte und lediglich noch gewohnheitsmäßig versuchte, ihn zum Absacken zu bekehren. So hat eben jeder seins. Beide waren in manchem recht verschieden und dennoch Freunde. Wie Greg und Oskar. Eigentlich müssten Greg und Amon freundschaftlich besser zusammenpassen: Beide einte ein Hang zur Maßlosigkeit, vor allem was Alkohol und käufliche Frauen betraf. Und beide waren von Kalis Existenz überzeugt. Aber Amon Liebermann und Gregory David Norman Morgenstern passten nicht besser zusammen. Der österreichisch-stämmige Israeli und der Amerikaner mit deutsch-jüdischen Wurzeln konnten einander nicht ausstehen.
Amons Party wird sicher lustig. Oder eher exzessiv …
Greg war übrigens nicht zu Amons Party eingeladen. Oskar schmunzelte, als er – wie dereinst Udo Jürgens sang – ‚durch dunkle Vorstadtstraßen heimwärts ging‘. Er war allein in der Seitengasse, zog die hinten in seinem Hosenbund eingeklemmte Walther heraus, besah sich sein Werkzeug und ließ Arm und Waffe noch eine Zeit lang an sich herunterbaumeln. Lässig, geradezu filmreif. Das sähen Passanten, die gerade ihren Hund Gassi führten, sicherlich ebenso… genauso wie nächtliche Polizeistreifen. Klar. Wie cool die das erst finden mussten!
Trottel! Bist du eigentlich nur bescheuert???, tadelte er sich innerlich und steckte das Arbeitsgerät endlich ins Jackett. Sowas würde Kali unter Garantie nicht passieren.
Die nietet auch keine kleinen Mafiosi in Vorstadtkneipen um.
Sondern Präsidenten der Vatikanbank. Demnach eher große Mafiosi.