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Sprich: „Mein Vater im Himmel“

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Mehr nicht. Machen Sie eine Pause, seien Sie still, lassen Sie es wirken. Das genügt schon für ein spontanes Schluchzen, ein Seufzen. Da regt sich eine Liebe, ein liebendes Aufblicken – mehr nicht! Was ist das, väterliche Liebe? Hatte ich die, fehlte mir die? Verfluche ich die? Verletzte mich die? Suche ich die? Und weil es eine Entspannung bedeutet, Liebe zu vermissen, sich nach Liebe zu sehnen, Liebe zu empfinden oder geliebt zu sein, öffnen sich vielleicht ein paar sonst verschlossen gehaltene Kammern, und aus dem Schattenreich kommt das hoch, was normalerweise nicht angeschaut wird: traumatische Erinnerungen, schwere Bedrückungen, sämtliche Traurigkeiten. Unvermittelt scheint das Unterbewusstsein aufzugähnen wie ein riesiger schwarzer Schlund. Wenn der Vater schwieg, muss das nicht mehr heißen, dass ich auch schweige.

In dieser unsortierten Verfassung bleiben und sehen, ob sich etwas fügt. Vielleicht gibt es eine neue Sicht auf eine alte Erfahrung. Es sortiert sich, könnte Sinn ergeben, wo vorher keiner war. Jetzt geht es ohne Mühe und wie von selbst eine Stufe höher zum Altar. Oder ganz ohne Altar, aber immer in Richtung Himmel, um irgendwann wie ein Kind, ein verlorener Sohn, eine verlorene Tochter, wieder in die Arme genommen zu werden, die so nie da schienen, als wir sie brauchten. Ja, mein Vater im Himmel, hier bin ich!

Beten

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