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Sprich: „Dein Name ist heilig“
ОглавлениеIn jedem Gottesbild steckt eine Art Visitenkarte, ein Name voller Bedeutungen: Schmied heißt jemand, weil er schmiedet, Jäger, weil er jagt. „Heilig dein Name“, weil er heilig ist. Das ist ein Bild Gottes, eine Adresse, seine Fähigkeit, sein göttlicher Aspekt. Ungefähr so, wie zum Himmel aufzuschauen, nachts, sternenübersät, und zu sagen: „Großartig!“ Und unmittelbar ist Betroffenheit da vor lauter Heilsein, ein ehrfürchtiger Schauer, der über den Rücken rieselt, womöglich an das Gebeugte in einem selbst erinnert, und das muss nicht nur der Rücken sein. Ob buchstäblich oder im übertragenen Sinn: Da entsteht eine Ahnung, das Selbst, das Rückgrat könne sich tatsächlich aufrichten. Da entsteht heiliges Schauern, das mich erfassen kann. Spürbar kriecht es den Rücken rauf. Ja, ich weiß, was heilig ist und unverkäuflich, nicht relativierbar, unberührbar, eine Art spirituelles Weltkulturerbe, das sich dem Alltag entzieht. Ja, etwas Heiliges regt sich in mir. Ich bekenne.