Читать книгу Blasphemie! - Jürgen Klos - Страница 6
Kampfschiff Ares
Оглавление7. Tag
Mitte des 21. Jahrhunderts begann der Bau einer kleinen Raumstation um die Erde, die erstmals eine Künstliche Gravitation hatte. Um einer Antriebseinheit, der Achse, in der ein Atomreaktor die Energie lieferte, wurde ein Rad konstruiert. Durch die Energie vom Reaktor wurde das Rad in eine Drehung versetzt, so das, durch die Fliehkraft, am äußeren Rand diese „Rades“ eine künstliche Schwerkraft entstand. Für die ersten bemannten Missionen zu anderen Planeten und Monden in unserem Sonnensystem, wurden die Raumschiffe ebenfalls mit solchen drehenden „Rädern“ konstruiert. Die Flüge dauerten mit den Konventionellen Chemischen Antrieben einfach zu lange, der Menschliche Körper wäre in einem halben Jahr in der Schwerelosigkeit nicht in der Lage dann auf einem anderen Planeten oder Mond Spazieren zu gehen, also musste man mit künstlicher Schwerkraft fliegen. Zu Beginn des 22. Jahrhunderts baute man am L 5 Lagrange Punkt, also zwischen Erde und Mond, eine „Röhre“, zwei Kilometer Durchmesser, acht Kilometer lang, die ebenfalls rotierte und an der gebogenen Innenfläche ebenfalls eine Künstliche Schwerkraft erzeugte. Die Energie für die Rotation kam diesmal aber von mehreren Fusionsreaktoren, die Kontrollierte Kernfusion hatte man endlich im Griff.
Dort lebten und Arbeiteten fast 25000 Menschen und die Vegetation hatte man auch gleich mitgebracht. Erst nach fast 40 Jahren Bauzeit, also im Jahr 2141, wurde sie endlich in Betrieb genommen. In einer Marsumlaufbahn wurde noch eine kleinere Version gebaut, für 10000 Menschen, die Raumstation „epsilon“ (um die Erde war „delta“).
Nachdem man sich Entschloss ein großes Interstellares Raumschiff zu bauen, die Ares, wurde auch die Röhrenform gewählt. Es gab nur einen großen Unterschied zu den Weltraumhabitaten: um diese um sich selbst rotierende Röhre, wurde eine zweite Röhre gebaut, die natürlich nicht rotierte, wozu auch, sie war nur als „Panzerung“ gedacht. Zum einen konnte der Einschlag von Asteroiden abgemildert werden als auch zum Schutz gegen Waffen eventuell Feindlich gesinnter, anderer Völker im Weltraum. Die Außenhülle der „Ares“ war ebenfalls mit einem Elektromagnetischen Feld gesichert, auch gegen Fremdkörperbeschädigung und Energiewaffen. Gegen den Einschlag von größeren Gesteinsbrocken, Meteoriten, oder eventuellen Feindlichen Raketen, sollten Flugabwehrraketen eingesetzt werden. Diese Devensivwaffen als auch die Offensivwaffen wurden nach dem Abschuss auf fast Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Auf kurzer Distanz gab es dagegen keine Verteidigungsmöglichkeit, weil es so gut wie keine Reaktionszeit gab. Zumindest nach dem derzeitigen Stand der Technik. Die Ares wurde also als Militärisches Raumschiff entwickelt. Aber auch Zivile Forscher aus allen Fachgebieten waren Vertreten.
Die Offensivwaffen waren noch Grausamer konstruiert. Die größte war eine 30 Meter lange Rakete, mit einem Mehrfachsprengkopf von Wasserstoffbomben, der beim Einschlag in einem kleinen Planeten, bei fast Lichtgeschwindigkeit, bis zum Planetenkern durchschlagen würde und dann detoniert. Es würde den Planeten von innen heraus Auseinander reißen. Die Ultimative Waffe, die, so wurde gehofft, niemals angewendet würde. Um das Risiko einer Vollkommenen Vernichtung zu minimieren, wurde als Kommandeur natürlich ein Stabsoffizier gesucht, der leicht Pazifistische Merkmale aufwies. Der einzige den man fand war nun einmal Jan Volz, auch wenn derselbe ein wenig irre war und sowieso keine Befehle befolgen würde. Die Zivilen Mitglieder des Kontrollausschusses, die in der Mehrheit waren, wollten lieber einen irren, als einen sturen Militär, wo in deren Augen, eine Konfrontation viel wahrscheinlicher wäre. Dann doch lieber einen Gestörten…
Das mit dem gestörten und irren sagte die brave Schwester Sophie nun doch besser nicht zu Jan.
Jan wiederum hatte alles erledigt. Helena Schukow hatte sich bereit erklärt, so lange in Jans Habitat zu leben, bis er wieder da wäre. Als sie gestern ankam, sind beide natürlich unverzüglich übereinander hergefallen, weil beide ausgehungert waren. Jan ertappte sich, dass er dabei an jemand ganz anderen dachte….
Er hatte sich noch schnell seine Beförderung, auf epsilon, abgeholt, dann ein kurzes Briefing mit dem Kontrollausschuss und General Henson, dann ging es weiter zur Ares. Den Versprochenen Arschtritt für Henson hatte er noch Vergessen.
Der Einflug in die Ares war kompliziert: Zuerst durch eine diagonale Einflugröhre der Außenhülle, dann, bis zur Synchronisation der Einflugröhren, in die innere Einflugröhre, bis zu dessen Ende. Dann stand das Shuttle auf einer Hebebühne, die nach oben fuhr und man war im Transporthangar. Von dort ging es, mit Manövrierdüsen, zur eigentlichen Parkposition. Dann konnte man Entspannen. Oder auch nicht.
Jan hatte gerade sein Shuttle auf der „Ares“ in einem Nebendeck des Transportgeschwaders abgestellt und begab sich nun auf die Abenteuerliche Suche nach seinem Büro. Sein Gepäck war noch auf dem Shuttle, man wolle es, wie man ihm nach der Landung sagte, zu seinem Quartier bringen lassen. Sein HT hatte er noch im Gepäck, seine Uniform natürlich auch. Ausnahmsweise hatte er aber seinen Truppenausweis dabei. Ansonsten war er in Jeans, Turnschuhe und T- Shirt unterwegs, wie immer. Das gab natürlich Probleme, immer wieder wurde er angepöbelt wer er sei, was er hier mache, warum er seinen Ausweis nicht Sichtbar trage und so weiter. Wenn er dann seinen Ausweis vorzeigte, knallten alle die Hacken zusammen, gingen in Grundstellung und machten Meldung. Bei der Gelegenheit konnte er die gleich nach dem weg fragen. Viele der Offiziere und Unteroffiziere waren anfangs sehr unfreundlich, deshalb ließ Jan die gleich noch Einhundert Liegestützen machen, nachdem sie ihn den weg erklärten. Die „S- Bahn“ fuhr Richtung Ring fünf, da sollte sein Büro sein. Ring fünf, Haltestelle Star City stieg er aus. Wow, alles voller Bars, Cafes und Restaurants, es begann ihm zu gefallen. Zwischen den Gebäuden war alles mit Palmen und anderen tropisches Gewächs bepflanzt. Weil er ja in einer Röhre war, die sich drehte, war über ihn nach fünfzig Meter Schluss, normalerweise hätte er auf die Köpfe der Menschen auf der anderen Seite sehen müssen, aber das zwei Meter dicke Spezialkunststoff leuchtete Blau, was die Illusion eines Himmels erzeugte. Nachdem er noch eine Restaurant Bedienung gefragt hatte, stand er vor ein recht großes Gebäude. Er ging die Eingänge durch. Endlich gefunden „Kommandeur Ares“ stand dort unscheinbar. Jan trat ein. Ein kleiner Vorraum, Daumenabdruck und Netzhautscan des Auges, auch hier wurde überprüft, ob nicht jemand anderes mit seinem Auge und seinem Daumen unterwegs war. Er Öffnete die Tür zum Büro.
„Frau Miller, was machen Sie denn hier, zum Glück“, Jan kannte die Ältere Frau nur zu gut, sie war fast 16 Jahre seine Sekretärin, „ich dachte Sie wären in Rente?“
„Hallo Herr, äh, General, daran muss ich mich erst einmal Gewöhnen.“ Sie Umarmten sich leicht.
„Ist nur ein Kurzeinsatz für mich, keine Angst. Kaum habe ich Sie ein paar Wochen alleine gelassen, machen Sie nur Unfug! Außerdem soll ich noch meine Nachfolgerin einarbeiten. Ich hoffe Sie haben nichts dagegen, habe schon drei Bewerbungsgespräche geführt.“
„Sehr schön.“ Jan war begeistert.
„drei von vierundachtzig, das letzte heute morgen mit der kleinen Nonne.“
„Da haben sie ja noch einiges vor sich. Welche kleine Nonne?“ Jan heuchelte Blödheit vor.
Frau Miller hielt sich die Hand vor die Stirn.
„Die kleine Nonne, die vor zwei Tagen noch bei Ihnen für fünf Tage auf dem Mars war, während des Sturms. Und die gleiche kleine Nonne, die Sie bereits am zweiten Tag für diese Mission überredet hat!“
„Ach die“, simulierte er nun Gehirnrückkehr, „hatte ich gar nicht mehr daran gedacht. Schaffen Sie denn noch die übrigen einundachtzig Bewerbungsgespräche bis zum Abflug? Oder fliegen Sie mit?“ Frau Miller setzte sich erst einmal an ihren Schreibtisch.
„Herr General“, sagte sie sehr Energisch, „in den fast sechzehn Jahren, in denen ich für Sie Arbeite haben Sie mich niemals Sinnlose Tätigkeiten machen lassen. Wollen Sie jetzt etwa ernsthaft damit Anfangen?“ Jan spielte den empörten.
„Natürlich nicht! Aber Sie sagten doch, es seien noch einundachtzig Gespräche?“
Die gute Frau Miller schüttelte den Kopf und hielt sich wieder die Hand vor die Stirn.
„Ja, ein-und-achtzig! Aber wir wissen doch beide, dass Sie sich bereits für die Nonne entschieden haben!“ Frau Miller schien etwas genervt.
„Welche Nonne?“
„Jetzt ist aber gut“, schrie sie ihn an, „so viel Blödheit nimmt Ihnen doch keiner ab!“
„Verzeihen Sie bitte, ich stehe im Moment etwas neben mir.“
„Ach so, wenn Sie das jetzt nicht erwähnt hätten, wäre es mir gar nicht aufgefallen.“
„Was meinen Sie, würden wir keine bessere finden?“
„Als Sekretärin nicht, Nein. Falls Sie aber ein Betthäschen suchen, suche ich auch das für Sie, da führe ich aber keine einundachtzig Bewerbungsgespräche!“
„Also gut, dann sagen Sie ihr bitte, dass sie den Job hat. Aber meckern und nörgeln Sie bitte noch die ganze Zeit extrem fies, dass wir nehmen müssten was kommt und so weiter!“
„Das können Sie ihr doch selbst sagen, sie hat eine Nachricht für Sie hinterlassen.“ Frau Miller nahm nun von ihrem Schreibtisch ein sehr altmodisches aber neues Stück Papier und las laut vor: „Hallo Jan, bin nach Feierabend mit ein paar Arbeitskolleginnen im Cafe Energie. Kannst ja vorbei kommen, ab ca. 15:35 Uhr. Gruß Sw. Sophie.“
Jetzt hatte Frau Miller Jans blödes Grinsen im Gesicht, kannte ihn ja schon lange genug.
„So so, Jan?“
„Wie viel Uhr haben wir jetzt?“ Fragte Jan Verwirrt.
„Da oben, hinter mir, habe ich extra eine Uhr hinhängen lassen, weil Sie ihr HT ja nie dabei haben!“ Sie zeigte hinter sich. Stimmt, da hang eine große, Altertümlich wirkende Uhr, mit Gigantischem Zifferblatt, 15:41 Uhr.
„Wann soll die sich morgen bei ihnen melden?“
„So von 08:00 Uhr bis 16:00 Uhr, nur erstmal ein bis zwei Stunden, Vorabgespräch.“
„Gut, sage ich ihr, wenn ich die gleich Absaue!“
„Absauen? Warum?“
„Warum nicht? Zur Begrüßung. Mir ist gerade danach!“
„Ja ja ja, muss eine interessante Woche auf dem Mars gewesen sein?“ Sie grinste weiterhin blöd.
„Wie alt ist die eigentlich?“ fragte Jan beiläufig.
„Wer denn?“ Fragte nun Frau Miller, weiterhin blöd grinsend.
„Die olle Nonne.“ Jan war jetzt etwas muffelig.
„Ach die. Laut Unterlagen einundvierzig.“
„Echt? Ich muss los, bis morgen.“
„Bis morgen dann, in aller Verwirrtheit!“
Das gibt’s doch nicht! Fast mein Alter. Dabei sieht die noch so frisch aus, lebt wohl gesünder als ich?
Jan sah zu, dass er schnell aus dem Büro kam, bevor die gute Frau Miller noch mehr komische Fragen stellte. Wäre die ein zwanzigjähriger Leutnant, hätte er die fünfhundert Liegestützen machen lassen, aber so ging das ja leider nicht. Jan blickte sich um.
Wo ist denn dieses ominöse Cafe. zwanzig Meter vor ihn, sah ihm ein Oberleutnant an. Der brüllte auf einmal, wie auf dem Exerzierplatz:
„Hey, Sie da, wo ist ihr Ausweis, was machen Sie hier?“
Jan zog seinen kleinen Kunststoffausweis aus der Vordertasche seiner Jeans und hielt ihn den Offizier hin. Der Oberleutnant blickte ungläubig auf den Ausweis und sah Jan noch einmal genau, prüfend an. Dann schlug er, Kreidebleich, die Hacken zusammen, ging in Grundstellung und machte Meldung.
„Rühren“, sagte Jan nur trocken, der Oberleutnant rührte sich, „da Sie zufällig hier sind, kennen Sie das Cafe Energie?“
„Jawohl Herr General, Einhundert Meter geradeaus, dann zehn Meter rechts.“ Er zeigte mit der Hand die Richtung.
„Okay, danke, einhundert Liegestützen!“ Sagte Jan freundlich.
„Wie bitte?“ Der Offizier war verwirrt.
„Auf den Scheiß Boden mit dir und einhundert Liegestützen!!“ Brüllte Jan nun seinerseits, sehr Militärisch, Unfreundlich, den Oberleutnant an. Der tat, wie ihm befohlen wurde. Irgendeinen musste er gerade bestrafen. Jan ging in die gezeigte Richtung.
Ah, da ist dieses merkwürdige Cafe. Wo sind die Mädels? Ah, da!
Sophie hatte ihn bereits Entdeckt und winkte, stand auf und ging zu Jan. Sie umarmten sich kurz, Jan flüsterte leise in ihr Ohr.
„Ich mache alles!“ Die Nonne versuchte dies zu ignorieren und stellte ihn den anderen vor.
„Dies ist, äh, Jan, wir kennen uns vom Mars.“ Jan bestellte sich schnell, bei der vorbeilaufenden Kellnerin, sein Heiliges Hopfen und Malz Kaltgetränk.
„Hallo die Damen.“ Er schüttelte jeder einzeln die Hand und setzte sich dann neben Sophie.
Maria, Sozialarbeiterin fragte Jan:
„Wo Arbeitest du denn so? Bist du auch Zivilist?“
„Jetzt bin ich Zivilist, wenn mir danach ist, muss ich auch Mal etwas Soldat spielen.“ Entgegnete Jan gut gelaunt.
„Er ist“, ergänzte Sophie, „Offizier!“
„Tatsächlich“, meinte Maria erstaunt, „siehst gar nicht so aus.“
„Doch, doch“, sagte Jan nun ganz stolz, „bin gerade hier angekommen und habe schon so an die zwanzig Offiziere Sinnlose Tätigkeiten machen lassen. Die hassen mich jetzt, läuft also ganz gut, für den ersten Tag.“ Jan lachte wieder fies, die Mädels auch, außer Sophie.
„Da sei mal froh“, sagte Melanie lachend, „dass du dem ober- Chef hier nicht begegnet bist, der soll total heavy sein.“
„Schläft wahrscheinlich in seiner Uniform!“ Ergänzte Tina, beide ebenfalls Sozialarbeiterinnen.
„Und“, sagte Jan jetzt lachend, „ist Triebgesteuert mit einem komplett- Dachschaden.“ Alle krümmten sich vor Lachen, außer Sophie, die hatte wieder einen knallroten Kopf und war stinksauer.
„Triebgesteuert?“ Fragte Ivana. „Ein Fall für mich.“
„Wieso“, fragte Jan lachend, „was ist dein Fachgebiet?“
„Sexualtherapeutin!“
„Interessant, und was macht ihr da so? Ficken?“
Stille.
Alle sahen Jan an, als hätte der dreimal gehörnte, Leibhaftige, persönlich etwas gesagt.
Dann lachten alle wieder, konnten sich nicht mehr halten. Sophie stupste Jan leicht an.
„Irgendwann musst du ihnen sowieso sagen, dass du der Kommandeur hier bist.“ Flüsterte sie ihn ins Ohr.
„Sag du es doch!“ Nach längerem Gegacker, kriegten sich die Mädels langsam wieder ein. Jetzt kam Sophies dramatischer Auftritt.
„Mädels“, begann Sophie Ernst, „dieser hier“, sie zeigte mit dem Zeigefinger auf Jan, „ist Brigadegeneral Jan Volz, Kommandeur der Ares und des Vorauskommandos!“
Wieder beklemmende Stille. Dann schrieen sie lauter wie bisher, tränen kullerten vor Lachen, sie schlugen mit den Händen auf den Tisch.
„Zeig ihnen deinen Truppenausweis.“ Befahl Sophie Jan.
„In dem Zustand halten die den für eine Fälschung.“ Meinte Jan analytisch.
„Oder Befehle irgendeinem hohen Soldaten irgendwas.“ Jan überlegte.
„Kennen die wohl hier Oberst Roger Myers, Kommandeur des 1. Luftlanderegiments und Chef der Sicherheit?“
„Na klar, ein ganz gemeiner, Rücksichtsloser Offizier.“
„Ein alter Kumpel von mir, ich bin noch gemeiner und Rücksichtsloser.“ Jan lachte wieder, wie immer, fies. Sophie glaubte ihm kein Wort, sie glaubte an das gute im Menschen, selbst bei Jan. „Kannst du mir mal kurz Dein HT leihen?“ Fragte er Sophie.
„Klar, hier.“ Sie gab es Jan. Er ging ein Stück weit weg, so dass ihn niemand hören konnte und sagte auf das HT „Oberst Roger Myers.“ Nach einer weile sah man das Bild eines Mannes, mitte 40, Stoppelhaarschnitt, kantiges Gesicht, knallharter Soldat. Beim HT zeigte das Gerät des angerufenen auch den Namen des Anrufers.
„Na so was“, sagte Myers, „seine Exzellenz ist auch schon eingetrudelt, oder sollte ich besser sagen Schwester Sophie, dass…“
„…Halts Maul“, unterbrach Jan ihn wirsch, „und beweg deinen dummen, unnützen Arsch hier rüber, Cafe Energie!“ Jan legte auf, seine Laune wurde immer besser. Er setzte sich wieder zu den „Damen“.
„Sophie.“ Sagte er zu Sophie.
„Ja.“
„Mir ist schon auf dem Mars aufgefallen, dass du ziemlich oft Gesichtsverfärbungen hast. Wäre es nicht besser einen Arzt zu konsultieren?“
„Nein, es ist nur so, dass ich im Kloster eben keine Abartigen Perversionen gehört habe. Erst seit…, seit…, ja, seit ich dich kenne!“
„Danke, sehr freundlich von dir“, Jan blickte auf, Myers war im Anmarsch, „und gleich lernt Ihr alle noch etwas dazu, Prost!“ Er nahm noch einen ordentlichen Schluck.
„Wir bekommen Besuch!“ Sagte Sophie etwas lauter, an alle gerichtet.
Alle, außer Sophie und Jan, blickten Ängstlich und Verschämt auf den gemeinen und Rücksichtslosen Oberst Myers. Hatten sie zu laut gelacht, oder hatte jemand mitbekommen, das sie sich über den schrecklichen Kommandeur hier lustig machten? Sie hatten Die schlimmsten Befürchtungen. Myers stand nun vor dem Tisch und richtete sich an Jan.
„Du bist an deinem ersten Tag hier ja ganz schön schlecht gelaunt. Was ist los? Gibt es irgend ein Problem, dass…“
„…Halts Maul“, Unterbrach ihn Jan wieder wirsch, diesmal noch lauter, „Liegestütze machen!“ Alle waren Erschrocken.
„Was soll ich?“ Fragte Myers Verwirrt und ungläubig.
„In den Dreck mit dir und Liegestützen, oder weißt du nicht mehr wie das geht?“
Myers stand immer noch ungläubig vor Jan und traute seinen Ohren nicht. 25 Jahre war er bei den Truppen, hatte mit Jan Volz die Grundausbildung gemacht und später die schlimmsten Einsätze mit ihm überstanden. Jetzt, als Stabsoffizier, Regimentskommandeur und Sicherheitschef sollte er sich nun, vor ein paar Weibern, zu deren Belustigung, selbst zum Vollidioten machen. Die Damen waren mindestens genauso verwirrt. Was spielte sich da ab? Sie dachten, selbst der Captain der Ares könne dem da nichts Befehlen…. Und was ist mit Jan...?
Jan zählte laut, „einundzwanzig, zweiundzwanzig…“ Myers fiel auf die Hände und begann mit den Liegestützen. Jan richtete sich wieder Sophie zu.
„Sag mal, welche von euch kennt sich am besten mit dem Militär aus, außer dir?“ Sophie verstand.
„Tina“, sagte Sophie zu Tina.
„Ja.“
„du bist ja die Militärexpertin in unserer Gruppe. Wer an Bord kann dem Sicherheitschef Befehle geben?“
„Nun“, Tina überlegte, „der ist auch noch Regimentskommandeur, da gibt es noch einen, vom 2. Luftlanderegiment. Beide sind nicht dem Captain, sonder direkt dem Kommandeur der Ares unterstellt, Brigadegeneral Volz.“
„Genau“, sagte nun Sophie, „und derselbe ist nun einmal dieser Jan hier!“ Sie zeigte jetzt mit beiden Zeigefingern auf Jan, immer vor und zurück, zur besseren Einprägung.
„Du darfst jetzt deinen Truppenausweis vorzeigen!“ Sagte sie wieder an Jan gerichtet.
Jan kramte ihn wieder hervor und zeigte ihn stolz.
„Und du bist wirklich Chef von allem?“ Fragte Ivana skeptisch.
„Ja“, entgegnete Jan diesmal genervt, „oder soll der da“, Jan zeigte nach unten, auf Myers, der verbissen seine Liegestützen machte, „etwa noch Männchen machen und mit dem Schwanz wedeln?“
„Nein, nein!“ sagten die Mädels nun im Chor.
„Erinnert mich irgendwie an früher“, begann Jan an zu Philosophieren, „als ich gerade Leutnant wurde und mein erstes Kommando bekam. Da durfte ich zum ersten Mal Rekruten Schikanieren, war eine tolle Zeit. Später stellte ich fest, dass es noch mehr Spaß macht, Vorgesetzte in den Arsch zu treten. Das da“, er zeigte wieder nach unten, auf Myers, „ist nur Spielerei.“ Melanie meldete sich auch noch mal.
„Ist das nicht viel zu anstrengend?“
„Ach, geht schon“, entgegnete Jan, „Motivation ist alles! Am Anfang hat der sich vermutlich die schlimmsten Flüche und Verwünschungen gegen mich ausgedacht! Seht Ihr“, Jan zeigte wieder auf Myers, „die Liegestützen werden schneller. Er geht jetzt vermutlich dazu über, sich vorzustellen, wie er mich umbringen wird. Stimmt’s Roger, altes Haus?“
Myers nickte nur wild mit dem Kopf und knurrte etwas Unverständliches. Nun war Maria die Skeptikerin, die auch so etwas wie Mitleid mit dem gemeinen und Rücksichtslosen Oberst Myers hatte.
„Muss der so etwas überhaupt machen?“ Fragte sie Jan.
„Genau genommen nicht“, erläuterte Jan, „im weitesten Sinne verstößt so ein Befehl gegen die Menschenwürde. Er könnte den Befehl verweigern und eine Schriftliche Beschwerde gegen mich einreichen. Macht er aber nicht. Stimmt’s, Roger?“ Myers knurrte wieder etwas Unverständliches.
„Und warum macht der so etwas nicht?“ Bohrte Maria nach.
„Also“, fuhr Jan fort, „ weil der mich schon fünfundzwanzig Jahre kennt, weiß der natürlich, dass ich ihn dann jeden Tag, von morgens bis Abends, widerlich Schikanieren würde. Wäre ich ganz schlecht gelaunt, würde ich ihn auch auf den Strich schicken. Zum Anschaffen. Im Knast. Da hat der natürlich keine Lust zu, deshalb führt der jeden Schwachsinnigen Befehl von mir aus. Stimmt’s Roger?“ Derselbe knurrte wieder unverständliches.
Ich werde ihn, überlegte Myers, an den Füßen aufhängen. Dann werde ich mein Lieblingsmesser stumpf schleifen und ihn damit ganz langsam, bei vollem Bewusstsein, Öffentlich ausweiden, danach…
Jan wandte sich nun wieder Sophie zu.
„Übrigens, ich soll dir von Frau Miller ausrichten, dass du den Job hast, sollst dich morgen, im laufe des Tages bei ihr melden!“ Sophie riss ihre kleinen China- Augen auf.
„Was, echt? Das…das ist ja Wahnsinn!“ Sie wusste gar nicht mehr wohin mit ihren Händen, wollte schon Jan um den Hals springen und ihn abknutschen. Ging aber wohl jetzt nicht, zu viele Leute. Sie nahm das Holzkreuz um ihren Hals und Küsste dies mehrmals innig.
„Holzkreuz müsste man sein!“ Meinte Jan mürrisch und steckte sich eine an.
Die Nonne ignorierte dies, denn sie wusste, dass sonst wieder ein sexistischer Kommentar kommen würde. Aber es fiel ihr noch etwas auf.
„Ist das dort hinten nicht General Henson?“ Jan Blickte in die Richtung.
„Da kommt der nächste!“ Meinte Jan, leicht genervt. Henson kam nun auch an den Tisch an.
„Hier bist du“, meinte dieser nun, ebenfalls genervt, „wie komme ich nur darauf dich im Gefechtsstand zu suchen, oder in deinem Quartier, oder, ganz außergewöhnlich, in deinem Büro, ich hätte nur sofort die nächste Kneipe ansteuern brauchen, da sitzt er auch schon!“
„Wo denn sonst? Willst du irgendwas oder hast du dich verlaufen? Den Arschtritt hatte ich nach der Beförderung noch Vergessen, vielleicht möchtest du den dir abholen, steht Dir ja zu…“
„…Halts Maul!“ Sagte Henson, doch schon relativ verärgert. Er zog sich ein Stuhl vom Nachbartisch herüber und quetschte sich dazwischen, aber genau gegenüber von Jan, zwischen Maria und Ivana, die eingeschüchtert Platz machten. Er holte sein HT hervor und schaute auf die Uhrzeit, 16:32 Uhr, gerade Feierabend. Er bestellte sich ebenfalls ein Bier.
„Das Kontrollgremium hatte, nach deiner Abreise, noch einmal deine Frage Diskutiert.“
„Welche Frage“, fragte Jan gelangweilt, „ob ich ein Bier bekommen könnte?“
„Nein, nicht diese unsinnige Frage. Die Frage, wie ihr verfahren sollt, wenn ihr nur einen Planeten findet, wo schon intelligentes Leben ist, oder sich entwickeln könnte.“
„Auf der Erde werden wir bestimmt keins finden! Und?“
Die Kellnerin brachte Henson sein großes Glas, der nahm sofort einen großen Schluck.
„Vorgehen nach eigenem Ermessen! Die Hundesöhne und Töchter wollen keinerlei Verantwortung übernehmen!“
„Vielleicht“, sinnierte Jan wieder, zu der Nonne gerichtet, „kann ich mir dann auch meinen eigenen Porno- Tempel bauen lassen, nach eigenem Ermessen, wäre eine tolle Sache!“
Henson sah nun den gemeinen und Rücksichtslosen Oberst Myers.
„Ist das nicht Oberst Myers dort?“ Er zeigte nach unten, wo dieser sich immer schwerer tat, mit den Liegestützen.
„Jou!“ Sagte Jan nur.
„Was macht er da? Will er den Damen imponieren?“
„Ja, so was ähnliches“, log Jan, „den habe ich fast vergessen!“
Der Rücksichtslose und gemeine Oberst Myers konnte den Gedanken, von Jans Öffentlicher Hinrichtung nicht mehr Fortführen. Myers war im Moment damit befasst, dass er vor Überanstrengung nicht mit den Kopf auf den Boden knallte.
„Merkwürdig.“ Sagte Henson nachdenklich.
„Stimmt“, meinte Jan heuchlerisch, „wird langsam langweilig“, dann wandte er sich nach unten, „Oberst Myers, wegtreten!“
Der rücksichtslose und gemeine Oberst Myers stand auf. Er zitterte am ganzen Körper, vor Anstrengung. Er knallte die Hacken zusammen, ging in Grundstellung, sagte zu Henson gerichtet, „Herr General.“ Dann machte er kehrt und ging, zittrig und klapprig, davon.
„Bist aber auch nicht mehr so fit“, rief Jan hinterher, „da gibt es noch viel zu tun!“
„Sehr gut!“ Henson zeigte auf sein HT, „Bei mir sind gerade sechzehn Beschwerden über dich eingegangen, wegen Verletzung der Menschenwürde. Ah, gerade Nummer siebzehn“, Henson blickte auf, zu Jan, „und der Sicherheitschef hat sich gerade vor allen Leuten selbst zum Vollidioten gemacht, Hervorragend!“ Sophie wurde schon wieder knallrot.
Oje, daran habe ich gar nicht gedacht, das war ein schlimmer Verstoß gegen die Vorschriften, und ich war daran beteilig, oje oje...
„Herr General“, sagte Sophie nun zu Henson, „ich befürchte, dass mit dem armen Oberst Myers war meine schlimme Idee. Ich hatte da wohl gar nicht Nachgedacht. Meine Kolleginnen hier glaubten nicht, dass Jan der Kommandeur ist, da habe ich ihn empfohlen, irgendeinen höheren Offizier irgendwas zu befehlen!“
„Danke!“ Sagte Jan zu Sophie. Henson bekam nun seinerseits ebenfalls einen knallroten Kopf.
„Du“, richtete er sich an Jan, „hast ihm diesen Blödsinn Befohlen? Und Sie“, richtete er sich an Sophie, „haben diesen Blödsinn empfohlen?“
„Ja!“ Antworteten beide gleichzeitig. Sophie, demütig, mit gesenktem Kopf, Jan gleichgültig.
Er pustete Henson den Zigarettenrauch ins Gesicht. Dieser Hustete.
„Der da“, Henson zeigte mit dem Zeigefinger auf Jan, „ist noch nicht einmal einen Tag da, und die da“, Henson zeigte mit dem Zeigefinger auf Sophie, „hat ihren neuen Job noch nicht einmal angetreten!“ Henson lehnte sich zurück und musste sich erst einmal, nach einem weiteren kräftigen Schluck, sammeln. Dann fuhr er, in einem extrem sarkastischen Tonfall fort.
„Ich muss sagen, dass ich enorm begeistert bin. Ihr seid echt ein super eingespieltes Team! Da frage ich mich doch, wie dieses Schiff in einem halben Jahr aussieht? Da haben wir vielleicht ein Puzzle, mit Zweitausend Teilen, weil ihr mal die Atomwaffen ausprobieren wollt und vergessen habt, die Raketen auch abzuschießen? Wie war das noch mit „Moralischer Kompass?“ Er sah zu Sophie, die immer kleiner wurde und den Kopf immer weiter senkte. Ihre Stirn war schon fast auf der Tischplatte.
„Und ich war noch nicht einmal auf dem Gefechtsstand!“ Entgegnete Jan motiviert. „Was meinst du, was da die Post abgeht!“
„Daran will ich noch gar nicht denken! Tut mir bitte nur einen einzigen Gefallen.“
„Ja.“ sagten nun beide wieder gleichzeitig.
Jan pustete ihn wieder den Zigarettenrauch ins Gesicht, Henson Hustete wieder.
„In sechs Tagen soll die Ares planmäßig starten. Falls es nur irgend möglich ist, wenn alles an Bord ist, alle Systeme und die Crew, einsatzbereit sind“, Henson machte eine kurze Pause.
„Ja.“ sagten beide wieder gleichzeitig.
„Dann startet früher, schnellstmöglich, nur weg hier. Am besten, dass ich nie mehr etwas von euch höre, Idealerweise steuert ihr in ein Schwarzes Loch. Meldet euch nur, wenn ihr einen Idealen Planeten gefunden habt! Klar?“
„Ja.“ antworteten beide wieder gleichzeitig.
„Ich verschwinde jetzt, nur weit weg von hier, das Bier zahlt Ihr!“ Henson stand auf und ging.
Jan rief ihn noch hinterher.
„Keine Sorge, ich finde schon den richtigen Planeten für mich. Du solltest aber zum Arzt gehen, etwas gegen deinen Husten unternehmen!“ Henson schüttelte im gehen nur den Kopf.
„So“, sagte Jan nun an alle, „ich muss auch langsam los, meine Bude suchen. Bis später, die Damen.“