Читать книгу Blasphemie! - Jürgen Klos - Страница 7

Heul doch!

Оглавление

8. Tag

Freitag der 13.

Sophie betrat um 08:28 Uhr das Vorzimmer von Jans Büro.

„Guten Morgen Frau Miller“, sagte sie voller Elan, „bei uns ist im Moment nicht viel los, da habe ich den ganzen Tag Zeit, ich kann und möchte auch sehr gerne länger machen.“

Die gute Sophie wollte die Peinlichkeit von Gestern nur Vergessen und deshalb so viel Arbeiten wie es nur ging. Außerdem passiert dann vielleicht nicht so schnell wieder so ein Missgeschick. Dachte sie.

„Guten Morgen Schwester“, sagte Frau Miller, wieder mit Jans blödem grinsen im Gesicht, „soll ja Gestern ein recht unterhaltsamer Nachmittag gewesen sein?“

„Erinnern Sie mich bloß nicht daran, Grausig! Aber darf ich Ihnen eine Frage stellen?“

„Natürlich, ich Arbeite sie ja ein. Was gibt es denn?“

„Wie ist der denn so, als Chef?“

„Also, lassen Sie mich überlegen…ich bin seit fast vierzig Jahren bei den Truppen, für Major bis General Volz habe ich jetzt fast sechzehn Jahre gearbeitet. Was soll ich sagen...der beste Chef den ich je hatte und ich hatte einige Granaten!“ Frau Miller blickte nun absolut ernst. Sophie konnte kaum glauben, was sie da hörte.

„Aber,…aber was ist mit diesen schrecklichen Sachen, die er immer so sagt?“

„Schrecklichen Sachen? Was meinen Sie?“ Fragte Frau Miller erstaunt.

„Na diese Ketzerischen Dinge, und immer so Vulgäre Begriffe, und,…und immer diese schlimmen sexistischen Anspielungen und dass obwohl ich Nonne bin?“

„Hm, dass ist mir neu. Wenn mal der eine oder andere von seinem Kommando da war, okay, da war die Sprache schon etwas robuster, aber nicht so extrem wie Sie das schildern und mir gegenüber schon gar nicht!“ Sophie wurde nachdenklich. Ein Mensch kann sich doch nicht, in drei Monaten, so radikal ändern? Oder? Plötzlich schoss ihr ein gruseliger Gedanke durch den Kopf. Sie sprach auf ihr HT:

„Bild von General Jan Volz, Kampfschiff Ares!“ Das Bild erschien im Display.

„Nur mal so, um sicherzugehen, dass wir vom selben reden.“ Sie hielt Frau Miller das Bild hin.

„Ja, das ist er, stimmt alles, auch mit diesem blöden Grinsen!“

Sophie wurde noch nachdenklicher.

„Ein Mensch kann sich doch nicht bei zwei Menschen total anders verhalten?“

Frau Miller wurde nun auch nachdenklich. Sie war zwar keine Psychologin, hatte aber dafür über 60 Jahre Lebenserfahrung.

„Vielleicht redet er so, nicht obwohl Sie Nonne sind, sondern weil Sie Nonne sind. Die meisten Menschen wollen immer das haben, was sie nicht bekommen können. Der wird wohl diese Sexsachen extra erzählen, um Sie in Verlegenheit zu bringen, damit Sie knallrot werden, stottern und sauer werden. Das belustigt ihn offensichtlich. Aber, wenn er Sie nicht mögen würde, würde er so was wohl auch nicht sagen. Abgesehen davon, sind Sie über 20 Jahre jünger wie ich, da ist alles möglich! Okay, gestern war der etwas durcheinander, aber noch nicht einmal ein Kraftausdruck,“ sie überlegte weiter, „ich habe eine Idee: wir können uns ja ein bisschen Unterhalten, über unseren „Vorgesetzten“. Was meinen Sie?“

„Gute Idee, übrigens, die Bratkartoffeln…….“

Jan war noch den ganzen Vormittag damit beschäftigt, seine Taschen auszupacken. Er hat auch seine Uniformen wieder gefunden und hängte sie in den Schrank. Er hatte seine „Bude“ gestern Abend doch noch gefunden, nach zwei Stunden suche fand er sie, ein Eingang weiter, neben seinem Büro. Gut, für die Verhältnisse auf dem Raumschiff, recht geräumig, 55 qm, unten Wohnzimmer mit kleinem Büro, dahinter kleine Küchenzeile, oben das Schlafzimmer und Badezimmer. Die meisten Besatzungsmitglieder hatten nur eine kleine „Zelle“, ein Bett, das Tagsüber als Couch genutzt wurde, an der Seite nur 50 cm. Platz, umfallen konnte man nicht so schnell, man landete auf dem Bett. Am Fußende, eine Klapptür zur „Nasszelle“, bestand nur aus einer Dusche, darunter ein ausfahrbares Waschbecken. So gesehen hatte Jan, als Kommandeur, die reinste Luxussuite. Jan schaute auf sein HT, das er ebenfalls wieder gefunden hatte, 11:47, okay, mal sehen ob alle fleißig sind. Er nahm seinen Selbsthaftenden Ausweis und klebte ihn an die Brust.

Heut machen wir mal Pause, mit den Liegestützen, wird sonst noch zu Anstrengend. Außerdem ist Wochenende.

Jan ging hinaus und daneben wieder hinein, zum Büro. Nach der Daumen und Augenprozedur, betrat er das Sekretariat. Ein Hort der Logik und der Computerdateien. Die Nonne und die noch- Sekretärin konnten sich nicht mehr halten, vor lachen. Frau Miller deutete einen tritt an, „…Der Typ ist richtig abgehoben…“

„…Bestimmt einen halben Meter.“ ergänzte Sophie lachend. Jan musste sich erst einmal setzen, die kleine Sitzecke, vor dem Schreibtisch.

„Guten Morgen Herr Volz.“ sagte Frau Miller.

„Guten Morgen Jan“, sagte die Nonne, „wir reden gerade über dich.“

„Guten Morgen“, brummte Jan, „freut mich wenn ich zur Belustigung meiner Mitarbeiterinnen beitragen kann!“

„Schwester, Lektion eins!“

Die Nonne lief zum Kühlschrank, hinter dem Schreibtisch, holte ein Bier heraus und stellte es vor Jan, auf den Tisch.

„Bitte, dein Dienstliches Mittagsbier!“

„Ah, danke, das rettet euch vor der ersten Strafe, für heute!“

Jan machte die Pulle mit seinem Feuerzeug auf, setze an und machte dieselbe gleich halb leer.

„Welche Strafe denn und wofür denn?“ Wollte Sophie nun wissen.

„Muss ich denn immer alles begründen?“ Gegenfragte Jan müde.

„Hat die Sache Gestern noch etwas gegeben?“ Fragte Sophie Schuldbewusst.

„Nein, was denn? Henson meinte doch, wir seien ein Super eingespieltes Team und ich neige dazu alles wortwörtlich zu nehmen.“

„Andererseits“, wandte Sophie ein, „ sagte er auch, wir sollen das Schiff in ein Schwarze Loch steuern und uns nur melden wenn wir einen idealen Planeten gefunden haben. Also wenn du das jetzt wortwörtlich nimmst: aus einem Schwarzen Loch können wir uns nicht mehr melden. Es wäre da auch schwierig, einen idealen Planeten zu finden.“

„Ihr sollt das Schiff in ein Schwarzes Loch steuern?“ Fragte nun Frau Miller.

„Henson“, führte Jan nun aus, „war ein wenig verärgert, weil ich Myers Liegestützen machen ließ, und sie da“, Jan zeigte mit dem Zeigefinger auf Sophie, „gepetzt hat!“

„Weil es meine Idee war!“ Versuchte Sophie sich zu rechtfertigen.

„Vielleicht“, sinnierte Jan wieder, „macht der das nächste mal ein paar sit- ups?“

„Langsam verstehe ich Henson“, Sagte die gute Frau Miller nachdenklich, „und er hat euch dennoch nicht auf irgend ein unbewohnten Planeten ausgesetzt?“

„Wäre auch eine tolle Sache“, sagte Jan zu Sophie, „da gäbe es bestimmt keine Langeweile.“ Er grinste wieder eindeutig zweideutig. Jan leerte die Pulle.

„Bekomme ich noch eine?“

„Ist das nicht zu viel?“ Fragte Sophie leicht verärgert.

„Ist doch nur im Dienst! Die Mission scheint mir auch nur besoffen Sinn zu machen!“ Sophie ging wieder zum Kühlschrank und holte die nächste. Jan machte sie wieder mit dem Feuerzeug auf, stand auf und erhebte die Flasche Feierlich.

„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes…!“

„…Ketzer“, unterbrach Sophie ihn doch wieder wütend, „da, wissen Sie jetzt was ich meine, Frau Miller!“

„… Amen!“ Jan nahm wieder einen großen Schluck und setzte sich.

„Seltsam“, meinte Frau Miller extremst Neugierig, „etwas Gotteslästerisch war der schon immer, aber das andere? Vielleicht sollten wir ihn noch ein paar Pullen geben, da erfahren wir vielleicht mehr?“

„Können Sie nicht mitfliegen, Frau Miller, Sie haben immer so vernünftige Ideen. Was mache ich nur ohne Sie?“

„Nein, Sophie weiß wo der Kühlschrank ist, dass muss reichen!“

„Übrigens, mit achtzehn“, erläuterte er wieder. „sagten mir meine Eltern, dass ich bei der Taufe ins Taufbecken gefallen sei! Am nächsten Tag, also mit achtzehn, bin ich aus der Katholischen Kirche ausgetreten, dass zu meiner Ketzerei!“

Sophie hatte schon wieder einen sehr Gruseligen Gedanken. Sie wollte ein schreckliches Experiment machen. Also nahm sie ihr Holzkreuz, fasste all ihren Mut zusammen und drückte es Jan, der neben ihr saß, auf die Stirn. Ein paar Sekunden nur….

„Und was wird das jetzt?“ Fragte Jan durcheinander. Sophie nahm das Kreuz wieder ab und schaute sich Jans Stirn an.

„Hm, leichte Rötung der Haut, sieht fast aus wie eine Allergische Reaktion?“

„Na klar, du kannst mir das Ding auch mit dem Hammer vor den Kopp knallen, da habe ich wohl nach zehn Tagen noch eine Delle daran!“

Sophie verwarf den schrecklichen Gedanken wieder.

„War nur so eine Idee von mir, hätte doch sein können, starke Verätzungen und so, ach… lassen wir das!“ Nun ging Frau Miller zum Kühlschrank, holte eine Flasche Wein und zwei Gläser und ein Aschenbecher.

„Sie haben doch nichts dagegen, oder?“

„Nein, geben sie Gas. Heute ist Freitag, da machen wir sowieso eher Feierabend. Also bis 14:00 Uhr sollten wir noch ausharren!“

„Bis dahin müssten unsere Vorräte noch reichen“, meinte Frau Miller erleichtert, „aber Montag müssten wir wieder Nachschub kommen lassen, was dann Ihre Aufgabe wäre.“ Sagte sie Sophie zugewandt.

„Ich“, sagte Sophie nun ausnahmsweise mal prahlerisch, „mache heute länger, alle Nachrichten die so hereinkommen sortieren, alles ordnen, und alles für Montag vorbereiten. Brauchst dir dann nur die wichtigen ansehen und dein Ketzerischen Daumen draufdrücken.“ Zu Jan gewand.

„Ich sollte meinen Daumen Klonen lassen, dann kannst du das auch noch erledigen!“

„Am besten gleich den ganzen Typen Klonen, bloß als anständigen Christ!“

„Interessant, und dann würdest du mit mir meinen Persönlichen Tempel einweihen? Kein Problem, dann tauf mich doch einfach“, Jan zeigte auf die Weinflasche, „geht das auch damit?“ Sophie war beleidigt.

„Nein, nur mit Weihwasser!“ Brummte Sophie.

Frau Miller schenkte die zwei Gläser ein. Jan hielt ihr seine Schachtel hin, sie nahm sich eine Zigarette, Jan gab ihr und sich selbst Feuer. Sie nahm einen großen, genüsslichen Zug.

„Sie rauchen?“ Fragte Sophie sie entsetzt, als hätte sie sie bei der Götzenanbetung erwischt.

„Och ja, gelegentlich, wenn es Gemütlich wird!“ Jan nahm ebenfalls einen genüsslichen Zug.

„E Nomini Padre!“ Stichelte er.

„Ungläubiger!“ Fauchte Sophie.

„Und ob!“ erwiderte er und grinste wieder blöd/ fies.

„Ihr beide“, Frau Miller nahm noch einen genüsslichen Zug, „solltet dringendst zur Paartherapie.“

„Wir sind kein Paar!!“ Schrieen beide gleichzeitig, Entsetzt.

„Ihr solltet“, fuhr Frau Miller fort, „euch aber vertragen, wenigstens die Hand geben und euch wie Erwachsene benehmen.“ Die beiden brummten, verschränkten die Arme vor der Brust.

„Hand geben!“ Befahl Frau Miller laut. Die beiden Delinquenten gaben sich, brummelnd und knurrend die Hand.

„Geht doch“, meinte Frau Miller noch, „wie wär’s mit Küsschen? Geht auch mit Zunge. Fummeln erst wenn ich weg bin.“

„Ich muss doch sehr bitten!“ Sagte die Nonne empört. Nach den ganzen Jahren war Frau Miller ihrem Chef natürlich noch immer treu ergeben, deshalb konnte sie nicht vollkommen unparteiisch sein, diese Anmerkung konnte sie sich nicht verkneifen. Alle drei leerten ihre Getränke. Jan nahm sich die leeren Flaschen und holte Nachschub. Es war noch nicht 14:00 Uhr, sie mussten durchhalten. Auf dem Rückweg sah Jan über der Eingangstür die grüne Leuchtschrift –Autorisierter Zutritt-. Wer ist das denn, allzu viele haben hier kein Zutritt?

Die Tür öffnete sich und General Henson trat ein, mit einem großen Blumenstrauß. Jan setzte sich und machte die Flasche auf.

„Guten Tag Herr General!“ Sagten die beiden Frauen Artig und überrascht.

„Guten Tag, die Damen!“ Sagte Henson, freundlich aber Jan ignorierend.

„Was machst du denn noch hier“, sagte Jan unfreundlich, „hat dich deine Frau endlich rausgeschmissen?“ Henson versuchte wieder Jan zu ignorieren.

„Sehr geehrte Frau Miller, im Namen des Oberkommandos möchte ich Ihnen noch recht Herzlich für Ihren Kurzeinsatz hier Danken. Sie verlassen uns leider schon am Montag. Eine kleine Anerkennung.“ Henson gab ihr den Blumenstrauß und holte mit der linken Hand hinter seinem Rücken noch eine, in Geschenkpapier Verpackte Flasche hervor. Jan stichelte wieder.

„Selig sind die Schwachsinnigen, denn ihnen gehört das Himmelrei…“ Obwohl Jan fast korrekt aus der Bergpredigt Interpretierte, hielt Sophie ihm ihre Hand vor dem Mund.

„Ketzer!!!“ Sagten alle drei zu Jan gerichtet. Sophie trat ihn vors Schienbein. Keine Reaktion.

„Igitt!“ Rief Sophie und zog ihre Hand weg. Jan hatte diese abgeleckt.

„Schmeckt gut!“

„Perversling!“

„Heul doch!“

„Vielen Dank Herr General“, erwiderte Frau Miller zu Henson, „möchten Sie sich nicht auf ein Bier setzen? Wir sind gerade in einer, äh, Besprechung.“

„Ja gerne, vielen Dank.“ Er setzte sich neben Frau Miller und drehte sich so zu ihr, dass er Jan möglichst nicht sah. Jan zog seine Flasche wieder halb leer. Sophie holte noch brav ein Bier, für Henson. Der zog diese ebenfalls halb leer. Er fühlte sich in Jans Anwesenheit sichtlich unwohl. Frau Miller und General Henson betrieben noch eine weile Smalltalk, Jan war mit den Pullen beschäftigt, Sophie nippte ab und zu an ihrem Weinglas. Jan schaute auf die Uhr, 14:03 Uhr.

„Feierabend!“ Rief er bestimmt. Henson lud Frau Miller noch zum Essen ein, die beiden standen auf und gingen. Im rausgehen sagte Frau Miller noch.

„Jetzt dürft ihr, Kinders.“ Sie kicherte und beide gingen. Sophie wollte sich schon wieder empören, aber sie war zu müde. Ihre ohnehin schon kleinen Augen fielen schon fast zu.

„Ich lege mich erst mal ein Stündchen hin, habe keine Mittagspause gehabt!“ Sie zog sich die Schuhe aus und legte sich auf die Couch, eingerollt wie die Katze. Ebenfalls wie die Katze drückten sie ihre Füße gegen Jans Beine.

„Soll wohl ein Rauswurf sein.“ Murmelte dieser vor sich hin. Er trank sein Bier leer, stand auf und ging ebenfalls.

Die Nonne schlief den Schlaf der gerechten. Brav und Anständig ist sie eingeschlummert um dann, mit einem Brummenden Schädel wieder aufzuwachen. Sie setzte sich auf die Couch.

Wie sieht das denn hier aus? Wie nach einem Gelage. Jan hat auch nichts weggeräumt, Faultier! Ach, der ist ja mein Chef, dass ist meine Aufgabe, grrr.

Sie schaute auf die neue Uhr, 18:12 Uhr.

Oje oje, es ist schon Abends und ich habe noch damit geprahlt das ich noch so viel machen möchte, oje oje….

Die Schuldbewusste Nonne zog sich die Schuhe an, ging zum Schreibtisch und suchte in den Schubladen. Sophie fand endlich die Pillen, Alk Neutralizer.

Ob die bei mir auch wirken? Mal ausprobieren, 30 Sekunden warten, dann schauen. Sie schaute auf die Uhr. 35 Sekunden….. tatsächlich, der Kopf wird immer klarer, das Hämmern wird immer weniger, ich kann wieder denken, toll!

„Robi, Einsatz!“ befahl sie gut gelaunt. Der kleine Saug- und Wischroboter fuhr von seiner Basisstation, neben der Tür, los. Sophie brachte das Leergut weg, wischte den Tisch ab und räumte alles auf. Ob ich das jeden Tag machen muss, oder nur am Freitag? Die Putzfrau kommt erst um 19:30, aber was würde die denken, wenn es hier wie nach einer Party aussehen würde? Na gut, muss noch was tun.

Sie setzte sich an den Schreibtisch und machte sich an den Dateien und den ganzen Nachrichten zu schaffen. Sie war immer besser gelaunt, konnte in ruhe alles erledigen, ohne störende Sprüche. Die Zeit verging wie im Fluge. Die Putzfrau war schon lange weg. Sophie schaute auf die Uhr. Schon 21:22, habe doch noch einiges geschafft, ging doch besser wie erwartet. Nur bei einer Nachricht muss ich noch Frau Miller fragen, aber gut, jetzt ist Feierabend! Was Jan wohl macht? Nicht das der voll irgendwo liegt? Sie nahm ihr HT.

„Aufenthaltsort von General Volz!“ nach nur zwei Sekunden stand dort –Cafe Energie-. Hat ihm wohl gefallen? Nicht das er wieder alle möglichen Leute Liegestützen machen lässt? Da muss ich wirklich, wie bei einem ungezogenen Kind, hinter her laufen, das er nicht nur quatsch macht. Sophie steckte ihr HT ein und ging raus, Richtung Cafe. Am Cafe angekommen, sah sie Jan auch schon. Er saß am gleichen Tisch, am gleichen Platz wie gestern. Ist wohl ein Gewohnheitstier dachte Sophie. Daneben saß, oh Wunder, der gemeine und Rücksichtslose Oberst Myers. Beide schienen gut gelaunt zu sein, sie hatten beide ein halben Liter vor sich stehen.

„Guten Abend, die Herren“, sagte Sophie brav, „das finde ich ja gut, dass ihr euch vertragen habt!“

„Ich bringe ihn um“, sagte Myers und grinste dabei gemein und Rücksichtslos, „ganz langsam!“ Jan zog den Stuhl neben sich zurück.

„Setz dich, Schwesterlein.“ Sophie gehorchte artig und nahm Platz.

„Nachdem ich ihn an den Füßen aufgehängt habe, werde ich ihn doch zuerst Häuten“, fuhr Myers fort, „dann erst schleife ich mein Lieblingsmesser stumpf und weide ihn aus!“

„Das“, meinte Jan, „erzählt der mir schon den ganzen Abend!“ Myers ergriff seinen halben Liter und nahm einen kräftigen Schluck. Er war immer noch recht zittrig. Jan sah dies, natürlich.

„Was ist das denn? Ich glaube ich sehe nicht richtig? Schon das vierte Bier und du bist immer noch am Zittern? Hast du etwa ein Alkoholproblem?“

„Das hat nichts mit Alkohol zu tun“, knurrte Myers, „wenn ich dich umbringe, werde ich einen Arzt zwingen, dich bei vollem Bewusstsein zu halten! Freue dich auf das Ende der Mission!“

„Übersteigerte Aggressionen, dagegen hilft Bewegung. Vielleicht ein paar sit- ups? Was meinst du Schwesterlein, du hast immer so tolle Ideen?“

„Das halte ich für keine gute Idee“, meinte diese, „wir sollten uns vielleicht überlegen, wie wir die angespannte Stimmung an Bord etwas lockern, was meint ihr?“

Myers zog sein Bier ganz leer und stand auf.

„Ich muss los, habe für morgen früh noch ein paar Übungen angesetzt!“ Er ging. Die Kellnerin brachte Jan einen kurzen (Schnaps).

„Sorry“, sagte Jan, „aber den habe ich nicht bestellt, von dem zeug werde ich immer besoffen.“

„Keine sorge“, antwortete die junge Kellnerin, „Oberst Myers hat alles bezahlt, auf ihre letzten Tage, meinte er, was immer das auch bedeutet.“ Jan kippte sich den kurzen runter.

„Das musst du aber nicht in dir reinkippen.“ meinte Sophie, wieder leicht verärgert.

„Na und, ist doch umsonst.“ Er zog das Bier wieder leer. Die Kellnerin brachte noch ein Bier und ein kurzen, Sophie bestellte sich ein Orangensaft.

„Na Geld hast du wohl genug, dass ist keine Ausrede.“ Meinte Sophie.

„Mit dem Quatsch“, Jan überlegte, „würde ich sofort aufhören, wenn eine gewisse Frau sich wie eine gewisse Frau verhalten würde!“

„Für heute Abend aufhören, oder wie?“ Fragte Sophie teils verärgert, teils doch interessiert. Jan kippte sich den nächsten kurzen rein und nahm noch einen kräftigen Schluck Bier.

„Vielleicht auch länger oder für immer!“ lallte Jan nun doch schon ziemlich stark. Sophie wurde doch etwas nachdenklich. Besoffene sprechen meistens aus was sie denken. Was ist, wenn es um diesen Jan hier schlimmer steht wie befürchtet? Der muss doch wissen, dass einiges nicht geht. Nicht das der sich noch irgendwie verrennt, dann ist die Landung auf den Boden der Realität umso schlimmer? Jan trank das Bier leer und die Kellnerin brachte das gleiche noch mal.

„Aber nur“, bohrte Sophie weiter, „wenn dir eine gewisse Frau zu Diensten wäre?“

„Vielleicht“, lallte Jan weiter, „wäre ich auch einer gewissen Frau zu Diensten? Alles Durchgeknallte machen, was der so einfällt!“

„Durchgeknalltes?“ Sagte Sophie wieder verärgert, „Etwa nichts vernünftiges?“

„Absolut alles!“ lallte Jan Entschieden. „Für die gewisse Frau mache ich absolut alles! Aber die hat keine Lust!“ Jan zog den kurzen und das Bier leer. Das ging jetzt immer schneller. Sophie musste sich immer mehr konzentrieren, um sein gelalle zu verstehen.

„Kellnerin, bitte zahlen.“ Rief Sophie. Das war nicht allzu viel. Sie stand auf.

„Komm.“ Sagte sie zu Jan. Dieser stand auf und wäre fast hingefallen, Sophie fing ihn noch ab. Sie versuchte Jan nun abzustützen, trotzdem ging es nur im zickzack- Kurs Richtung Unterkunft. Zum Glück war Jans Behausung nicht weit. Am Eingang drückte sie seinen Daumen auf den Scanner und hielt sein Kopf vor dem Augenscanner, die Tür öffnete sich. Das Licht ging an. Sophie schaute sich um. Wahnsinn, eine richtige Wohnung! Da vorne ist sogar eine kleine Küchenzeile. Jan legte seine Hände behutsam auf Sophies Schultern, auch um nicht umzufallen, denn er schwankte bedenklich hin und her und lallte wieder etwas: „Disuean, leineuneoameschwesa, laiaudenätebeotenlaneteiponotemeleritenuduwiasssuseksgöddipopolamiätualemüsndiabetn!“ Hört sich fast an wie Bayrisch, dachte Sophie.

Sie musste ihren gesamten Intellekt bemühen, dazu die Erfahrung mit Jans Denkweise plus allerhöchste Konzentration, um sein gelalle in „Normalsprache“ gedanklich zu übersetzen. Da kam trotzdem nur Unsinn raus. Er sagte: „Dir zu Ehren, kleine Ungehorsame Schwester, lasse ich auf dem nächsten bewohnten Planeten einen Pornotempel errichten und du wirst zur Sexgöttin Proklamiert und alle müssen Dich anbeten!“ Sophie wollte sich schon wieder Empören, aber sie dachte sich, dass es jetzt bestimmt nichts bringen würde. Also mitspielen. Sie drückte Jan nach hinten und bugsierte ihn auf die Couch.

„Oh, mein Gebieter“, erwiderte sie, „mein eigener Pornotempel und ich werde Sexgöttin! Das ist der Traum einer jeden Nonne! Welch eine Ehre für mich. Jetzt sollte mein Diktator aber etwas schlummern.“ Sophie drückte an der Seite der Couch auf einen Schalter und die Rückenlehne klappte mit einen leisen summen langsam herunter, so das eine ebene Liegefläche entstand. Den kann ich doch jetzt nie und nimmer die Treppe hinauf schaffen, ins Schlafzimmer. Da fällt der 3-mal runter und bricht sich alle Gräten. Sie zog ihn die Turnschuhe aus. Jan lallte wieder etwas, Sophie übersetzte wieder, gedanklich: „Ja, lass uns ausziehen und Sauereien machen! Gleich hier, auf der Couch, Göttin!“ Sabber, lal. Sophie hielt ihn nun, mit der rechten Hand am Rücken, mit der linken unter den Kniekehlen, hob diese leicht an und drehte und legte ihn dann auf die Couch, so wie man es bei Pflegebedürftigen machte. zwei kleine Kissen legte sie unter seinen Kopf und eine dünne decke über den Rest. Jan rollte sich nun ein, wie die Katze. Sabber, lal, seibel.

„Und so“, sagte Sophie leise, „entwickelt sich der große Held zurück zum Säugling!“

„Ah ja“, übersetzte sie wieder gedanklich, „gib mir Deine Brust!“ Jan schlummerte endlich ein. Wenn Du wüsstest mein lieber, wenn Du wüsstest…..Sie entschied sich da zu bleiben und auf zu passen. Sie ging zum Sessel, dann überlegte sie kurz und ging wieder zurück. Sie Küsste ihn sanft auf die Stirn, ging wieder zum Sessel und setzte sich. Sie wurde wieder rot. Hoffentlich hat der das nicht mitbekommen….Was soll dieses Gerede von Pornotempel und Sexgöttin? Werde ihn morgen darauf ansprechen, dann kann er sich schämen, hihi…

Sophie holte ihr HT hervor und öffnete die Datei ihres Lieblingsbuches: Die Bibel.

Sie schlug die Seite mit dem Lesezeichen auf. Der Kreuzweg Jesu. Da gingen ihr gleich die schlimmen Ausführungen von Jan durch den Kopf, auf dem Mars. Nein, weiter zurück, Garten Eden, Adam und Eva. Nein, auch nicht. Wieder weiter vor, Sodom und Gomorrha, nein, auch nicht. Bergpredigt, nein, auch nicht! Sie schloss die Datei wieder. Mal sehen wie das oben aussieht. Sie ging die Treppe hoch. Ein großes Schlafzimmer. Auf dem Bett lagen noch zusammengelegt, seine Klamotten. Sophie nahm die Stapel und packte sie ordentlich in den Schrank. Im linken Schrank hangen und lagen auch seine Uniformen. Der hat ja doch welche! Sie nahm eine, auf einem Kleiderbügel, und hängte diese an die Garderobe, neben der Tür, damit er die auch jeden morgen sah und eventuell auch anzog. An der Brusttasche der Jacke hing ein Band heraus, sie zog es ganz heraus. Sie glaubte kaum was sie da in der Hand hielt. Das „Space cross“, die höchste Auszeichnung der Streitkräfte. Sie hängte es an die Garderobe, über die Uniform. Sie fühlte sich, als habe sie ein Heiligtum entweiht und nahm sich vor, dieses Vergehen morgen Jan zu gestehen. Sie schlich wieder die Treppe runter. Jan lag da noch, wie die Katze und zappelte etwas. Sophie nahm ihr HT und messte den Puls und Blutdruck. Etwas erhöht, gut, der schien gerade einen ziemlich extremen Traum zu haben. Sie wollte sich das nicht vorstellen. Sie setzte sich wieder und öffnete erneut ihr Lieblingsbuch, diesmal den Anfang, die Genesis. Ab und an kontrollierte sie noch Jans Blutdruck und Puls, alles in Ordnung, nur manchmal zappelte er noch etwas und hatte erhöhte werte, er lallte dann auch etwas von seinem Pornotempel und seiner Sexgöttin. Sophie schüttelte nur mit dem Kopf. Oller Lüstling!

Tag 9

Wider Erwarten wachte Jan dann doch irgendwann auf.

„Es lebt!“ Rief Sophie erschrocken. Sie ging in die Küche und holte aus der Tasche noch eine Pille hervor, tat diese in ein Wasserglas, ging zurück und hielt es Jan hin.

„Trink!“ befahl sie ihn, bevor er anfangen konnte unsinniges zu faseln. Jan gehorchte artig und trank den Zaubertrank. Sophie schaute auf ihr HT, schon über 40 Sekunden.

„Mensch“, begann Jan, „war das ein versauter Traum, selbst für mich! Du glaubst nicht was ich gerade geträumt habe?“ Sophie tippte leicht mit dem Zeigefinger aufs HT, schien alles in Ordnung zu sein. Nein, es war wohl doch keine Wunderpille, dass er auf einmal nur vernünftiges reden würde. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust.

„Pornotempel und Sexgöttin!“ Keifte sie.

„Oha! Wir haben beide die gleichen, total versauten Ideen! Wusste ich doch, dass du auch darauf stehst.“

„Du hast das gestern Abend noch erwähnt!“ knurrte sie weiter.

„Ach so. Was machst du eigentlich hier?“

„Aufpassen!“ grummelte sie.

„Sehr schön, ich gehe erst mal Duschen. Kommst du mit?“

„Ich bin Nonne“, protestierte Sophie wieder, „und werde in mein Zimmer gehen, dort alleine unter meiner Dusche Duschen und dann alleine in meinem Bett schlafen!“

„Ist aber langweilig. Auch nicht sehr Umweltbewusst, ziemlich egoistisch von dir!“

„Ich kenne persönlich mindestens fünf Attraktive Frauen, die sofort mit dir ins Bett springen würden, versteh zwar nicht warum, ist aber so. Du bist hier nicht mehr alleine, wie auf dem Mars. Vielleicht solltest du dich mal darauf konzentrieren, bevor du einen Hormonkollaps bekommst?“ Sagte sie ernst aber doch verärgert.

„Interessant. Die eine, die ich meine, ist die auch dabei?“

„Deine Sexgöttin, die nie eine werden wird, ist nicht dabei!“

„Dann warte ich, bis die auf der Liste erscheint!“ Jan lachte wieder fies.

Was ist mit dem? Der kann doch hier wirklich fast jede bekommen. Ausgerechnet in eine prüde Nonne hat der sich verrannt. Wie treibe ich dem das bloß aus? Und was macht der erst am Montag? Der fällt ja ins Koma!? Mir fällt gerade ein, ich muss ja noch ins Büro, Frau Miller kommt am Wochenende noch für ein paar Stunden. Jan schein doch, wenigstens Körperlich, fit zu sein.

„Ich muss noch ins Büro“, sagte sie zu Jan, „falls du nichts dagegen hast?“

„Mir egal. Wie viel Uhr ist es denn?“

Sophie schaute auf ihr HT, ungläubig.

„12:14 Uhr sagte sie, ganz schön spät!“ richtete sie sich vorwurfsvoll an Jan.

„So spät? Da ist mein Dienstliches Mittagsbier schon längst überfällig!“

Jan ging zum Kühlschrank, in der Küche, und holte sich erst mal eine schöne, kalte Pulle. Sophie war schon wieder verärgert.

„Heute ist Samstag, du bist nicht im Dienst!“

„Ich bin immer im Dienst, deshalb muss ich auch immer diesen Scheiß hier saufen!“

Sophie wollte sich schon wieder empören, aber sie dachte nach.

Befehlen kann ich dem sowieso nichts, und wenn würde er es extra machen, um mich zu bestrafen. Mal was anderes versuchen, auch wenn es nichts bringt, wenigstens versuchen…

„Du könntest heute mal aussetzen, mit dem Alkohol, das wäre sehr nett von dir. Außerdem würde ich dann heute Abend mit dir Essen gehen, falls du mich Einladen würdest!“

sagte sie gut gelaunt, aber sicher, dass er sich nicht darauf einlassen würde.

Jan hatte das Feuerzeug schon am Kronkorken angesetzt, dann dachte er wiederum nach.

Ich hatte schon ein paar Mal gedacht, die wollte was und immer war es April, April. Gut Essen gehen, ist bei jeder anderen Frau ein halber Schritt ins Bett, bei der hier wohl nicht, da ist es wirklich nur Essen gehen, zwecks Nahrungsaufnahme. Aber was habe ich zu verlieren?

Jan nahm das Feuerzeug und steckte sich damit erst einmal eine Zigarette an und brachte die Pulle zurück zum Kühlschrank und nahm sich eine Tasse Kaffee aus dem Vollautomaten.

„Dein Wunsch“, murmelte er, „ist mir Befehl, Göttin! Heute Abend 20:00 Uhr, China Restaurant Schanghai, hab ich ein paar Meter hinter Energie gesehen?“

„Ja, gerne“, entgegnete Sophie leise und überrascht, „sehr nett von dir.“

„Kein Problem und meinetwegen kannst du mich heute Abend auch mit dem HT scannen, dass ich wirklich den ganzen Tag nichts gesoffen habe!“

„Das ist wohl nicht nötig, dass glaube ich dir dann auch so, ist auch privat und ich habe keine Lust dich zu überwachen. Du bist mein Vorgesetzter nicht umgekehrt.“

„Ach ja, ich erinnere mich so vage.“

„Also bis nachher.“ Sagte Sophie, gut gelaunt.

„Bis denn.“ Sagte Jan, ebenfalls gut gelaunt. Sophie ging. Jan überlegte noch etwas, ging ja wieder. Vielleicht habe ich es die letzte Zeit etwas übertrieben? Wohl auf dem Mars schon? Normal hätte jede andere ihre Bewerbung schon zurückgezogen oder hätte sich ausgezogen! Die da klebt immer noch an mir wie eine Klette? Werde es mal etwas ruhiger angehen lassen. Muss wohl auch langsam anfangen wieder Soldat zu spielen, ab Montag oder so….

Der Fernseher schaltete sich ein, unten der rote Schriftzug –bitte auf Kanal 1 gehen- Oberkommando. Jan schaltete Kanal 1 ein. Das Bild von General Henson erschien.

„Dir ist“, kam Jan ihn zuvor, „eingefallen, dass du immer noch nicht deinen Arschtritt bekommen hast und jetzt willst du um genau diesen betteln, damit….“

„…Halts Maul“, unterbrach Henson ihn schlecht gelaunt, „ich habe schlechte Nachrichten, ganz schlechte, es… was ist das denn, du trinkst Kaffee?“

„Wieso, ist das Verboten oder was? Ich kann dir auch mit Kaffee einen Arschtritt verpassen! Was gibt’s?“

„Umso besser, ein fast klarer Kopf! Also pass auf….“

Blasphemie!

Подняться наверх