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Voll in den Völler

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Seit der Meistertechniker Mehmet Scholl seinen unwiderruflichen Verzicht auf die Teilnahme an der WM bekanntgegeben hat, weint ganz Deutschland. Nur einer nicht. Teamchef Rudi Völler hat jetzt aus Enttäuschung über Scholls Rücktritt seine legendäre Zurückhaltung abgelegt und der taz ein Interview gegeben, über das man noch lange sprechen wird. Zu Scholl wollte er sich allerdings nicht mehr ausführlich äußern. Den habe er »gedanklich ein für allemal zum Mond geschossen«.

Hallo, Herr Völler, Sie sind viel unterwegs, Sie sind ein gefragter Mann. Schön, daß Sie für uns Zeit …

Ja, kommen sie schon zu Pott. Ich hab’ meine Zeit auch nicht mit dem Löffel gefressen.

Gut, den Pott, den wollen …

Der Pott geht mir am Arsch vorbei. Es sei denn, er sitzt drauf.

Der Pott?

Der Arsch, Mann! Welche Fürze haben Sie eigentlich im Kopf?

Würden Sie es als, ähem, Furz im Kopf bezeichnen, wenn wir Ihnen und Ihrer Mannschaft den Titel zutrauen würden?

Hm.

Anders gefragt: Sie gelten als besonnener, bedächtiger Mensch, der die Chancen bei einem so bedeutenden Turnier wie der Weltmeisterschaft genau abwägt und sich zu keinen voreiligen Prognosen hinreißen …

Mir reißt langsam der Geduldsfaden auf! Was wollen Sie eigentlich? Was wollen Sie wissen?

Gut, ja, also: Herr Völler, so herum gefragt: Sie gelten als ruhiger Zeitgenosse, der sich die Zeit nimmt …

Zeit! Zeit! Die Zeit ist der schlimmste Feind des Menschen – nach dem Iren, dem Araber und dem Neger! Was soll ich gelten, wenn ich die Zeit nicht zum meinem Sklaven mache? Die Zeit ist eine Drecksau. Ich gelte, ich gelte! Was ich schein’, muß ich nicht sein! Verstehnse? Nee. Natürlich nicht.

Bis zum ersten Gruppenspiel gegen Saudi-Arabien haben Sie noch etwas Zeit. Wie werden Sie die Mannschaft vorbereiten? Wird es besondere Trainingsmaßnahmen geben, um das Team auf diesen weithin unbekannten, sehr unbequemen Gegner einzustellen?

Die Einstellung muß stimmen, das ist mal klar. Wenn nicht klar ist, und ich sage: wenn nicht arschklar ist, daß man gegen die Bin-Laden-Bimbos in die Eisen gehen muß, dann können wir gleich nach Hause gehen. Oder zu Hause bleiben. Die Saudis verstehen nur eine Sprache: grausames Grätschen, tückische Tacklings, höllische Offensive, Ballern ohne Pause. Da muß man schon mal die Spielkultur ins Klo kloppen und runterspülen.

Sie erwarten einen Kampf auf Biegen und Brechen?

Wo leben Sie denn? Bier gegen Beten, lautet die Geheimparole. Die Saudis sind – sprechen Sie doch den Namen mal richtig aus: Sau-dis –, die Saudis, die sind a priori erst mal Saukerle, die keine andere Sprache verstehen als die Sprache, na ja, Sie wissen schon, harte Gangart usw.

Ein Rezept auch gegen die Iren?

Die Irren? Haha. Da lache ich mir nur einen Arm ab.

Am Spielfeldrand geben Sie oft mit heftig wedelnden Armen Anweisungen an Ihre Spieler …

Ja, die Penner wedeln sich abends gerne noch einen von der Kiefer, und dann sind die auf dem Platz schlapp wie weiche Leiste – Herbergers Säftelehre, schon mal was gehört von? Na, dann muß ich denen mit den Armen einen in den Arsch treten, damit die endlich rennen.

Daß die Abwehr wieder schläft wie vor vier Jahren im Viertelfinale gegen Kroatien, das wird diesmal nicht passieren?

Da können Sie Galle drauf fressen.

Herr Völler, die Öffentlichkeit kennt Sie gar nicht mit solchen Kraftsprüch …

Was die Öffentlichkeit von mir kennt und denkt, interessiert mich einen feuchten Feudel. Jetzt lernt sie mich kennen.

Herr Völler, wir danken Ihnen jedenfalls für dieses Gespräch und wünschen Ihnen und Ihrer Mannschaft alles …

Gern gescheh’n. Auf nimmer Wiederseh’n.

Fußball! Vorfälle von 1996-2007

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