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IV.

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Am nächsten Morgen saß ich hinter meinem Schreibtisch, während Bingo neben mir lag. Heute Morgen wäre ich fast auf ihn getreten, als ich aus dem Bett stieg. Der Hund hatte sich vor meinem Bett zusammengerollt ohne dass ich es merkte. Es musste in der Nacht geschehen sein.

„Du musst in deinem Körbchen schlafen“, wies ich ihn leise tadelnd zurecht. „Das gehört sich für einen Hund so. Außerdem ist es da doch viel gemütlicher, als auf dem harten Boden.“ Ich hätte das Körbchen mit dem weichen Kissen auf jeden Fall bevorzugt.

Meinen morgendlichen Waldlauf absolvierte ich in Begleitung des Malinois und es schien ihm genau so viel Spaß zu machen, wie mir. Jetzt fehlte lediglich noch Christine und wir wären fast schon eine kleine Familie.

Ich schrieb gerade an meinem Bericht über den Nachbarschaftsstreit, als Bernd in mein Büro trat. Bingo blickte sofort auf, spitzte die Ohren und erhob sich.

„Guten Morgen, Jonathan“, begrüßte mich mein Freund, dann entdeckte er den Hund. „Nanu, wen haben wir denn da?“ Er ging in die Hocke und hielt dem Tier die Hand hin. Bingo ließ sich nicht zweimal bitten und kurz darauf endete die Begrüßung der beiden in einer wilden Kraulerei.

„Seit wann bist du auf den Hund gekommen? Das ist aber ein ausnahmslos schönes Tier. Wie heißt er?“

„Bingo“, knurrte ich und hob die Hände. „Ich weiß, das ist ein selten dämlicher Name. Aber der Hund gehört einem Bekannten von Herrn Weser, der ins Krankenhaus musste. Und jetzt, da Weser ebenfalls krank ist, soll ausgerechnet ich mich um den Hund kümmern.“

Bernd nickte: „Deswegen wollte Weser, dass wir ihm helfen. Das kann ich verstehen, irgendjemand muss den Hund doch versorgen.“ Wieder lag Bingo auf dem Rücken und ließ sich Brust und Bauch streicheln. Wenn ich gestern nicht selbst miterlebt hatte, wie gefährlich der Malinois knurren konnte, ich würde ihn für das harmloseste Schoßhündchen der Welt halten.

Während Bernd weiter kraulte und streichelte, meinte er zu mir: „Was macht der Nachbarschaftsstreit? Gibt es schon irgendwelche Ergebnisse?“

„Ich schreibe gerade an dem Bericht.“ Ich grinste. „Dank meiner Hilfe ließ sich eine einvernehmliche Lösung finden.“

„Aha. Aber doch sicherlich nicht, indem du die Leute so blöd angegrinst hast, oder?“

„Nein Bernd“, gab ich genervt zurück. Wieso sah jedermann in meinem freundlichen Lächeln lediglich ein ‚blödes Grinsen‘? „Die zwei Nachbarn waren früher die besten Freunde und wegen eines Hundes haben sie sich zerstritten. Ich schlug dann vor, dass der eine Nachbar sich ebenfalls einen Hund anschaffen sollte und sie weiter zusammen spazieren gehen sollten. Die zwei waren Feuer und Flamme für den Vorschlag und sind sich direkt in die Arme gefallen. Also alles Friede, Freude, Eierkuchen. Jennifer kann diesem Edgar Bersmann die Rechnung schreiben.“

„Gute Arbeit, Jonathan.“ Bernd erhob sich. Endlich hatte diese kindische Kraulerei ein Ende. Ob ich Bingo auch einmal so den Bauch streicheln durfte?

„Ich spürte doch, dass du das nötige Fingerspitzengefühl für solch einen Fall mitbringen würdest. Sollten wir wieder solch einen Auftrag hereinbekommen, werde ich an dich denken.“

Ich hatte es gewusst: Mache eine schlechte Arbeit zu gut und du wirst immer wieder mit dem gleichen Mist ‚belohnt‘.

„Und was treibt dich her?“, fragte ich, eine entsprechende Bemerkung herunterschluckend. „Du besuchst mich doch nicht nur aus Lust und Laune in meinem Büro?“

„Doch eigentlich ja“, gab mein Freund zu. „Es ist momentan äußerst ruhig, schon bald zu ruhig und ich wollte dich fragen, ob du eventuell Dozer beim Training aushelfen kannst.“

„Natürlich, das ist doch selbstverständlich. Aber was mache ich mit Bingo so lange?“

Bernd überlegte, was allerdings lediglich eine Sekunde dauerte. „Den kannst du während des Trainings bei Jennifer hinter der Rezeption lassen. Das geht übrigens auch, wenn du wieder einen Einsatz haben solltest. Tagsüber stellt das eigentlich kein Problem dar ...“

Ich dachte daran, dass wir ab heute Nachmittag sowieso keine Probleme mehr mit dem Köter haben würden, doch das sagte ich Bernd nicht. Stattdessen fragte ich ihn: „Wenn wir momentan nicht so viel zu tun haben, wäre es dann möglich, dass ich mir heute Vormittag eine Stunde frei nehme? Da war so ein merkwür...“

Bernd nickte und unterbrach mich: „Du meinst diesen Drohanruf? Jennifer hat mir davon erzählt und auch, dass du die Fahrzeughalter, deren Wagen angezündet wurden, warnen willst. Ich dachte nur, dass du das gestern Abend schon erledigst hättest.“

„Den einen Typen, einen Anwalt, habe ich nicht erreicht und lediglich mit seiner Frau sprechen können. Sie meint, dass ich in die Kanzlei gehen müsste, was ich heute Vormittag erledigen wollte.“

„Okay, das geht. Deinen Kursus musst du erst heute um sechzehn Uhr halten. Dozer verlässt sich auf dich.“

Ich unterdrückte ein Lächeln, um nicht wieder eine dumme Bemerkung zu ernten. Das würde ein herrlich ruhiger Tag werden. Und ein Kampfsportlehrgang mit jungen Polizisten oder Polizistinnen wäre quasi die reine Erholung. Sechzehn Uhr? Um die Zeit konnte es sich eigentlich nur um Polizisten handeln ... „Was ist das denn für ein Lehrgang?“, fragte ich trotzdem.

„Kinder. Du kennst doch Dozers spezielles Trainingsprogramm für Kinder. Sonst hat Christine ja öfter ausgeholfen. Aber momentan ist sie ja in Urlaub ... Da du dermaßen gut mit Hunden und Nachbarn auskommst, dürfte das für dich kein Problem darstellen.“

Kinder! Neben Hunden - oder Tieren allgemein - stellten Kinder einen weiteren Punkt in meinem Leben dar, den ich gerne missen konnte. Kinder waren gut und schön, so lange sie weit genug von mir entfernt waren.

Ich nickte ergeben. Dann erschrak ich. „Sechzehn Uhr? Wie lange dauert der Kurs?“ Von fünfzehn Uhr bis siebzehn Uhr hatte das Tierheim geöffnet. Ich dürfte es wohl kaum schaffen, Bingo noch vor dem Trainingstermin dort abzugeben. Und nach dem Training würde es vermutlich auch sehr knapp werden.

„Fünfundvierzig Minuten, wie immer“, erklärte Bernd leicht irritiert. „Warum, du kennst die Zeiten doch.“

„Ja“, gab ich einsilbig zurück. Ich würde es nie und nimmer schaffen, nach dem Training zum Tierheim zu fahren. Dann musste ich halt vorher hin. Wenn ich pünktlich um fünfzehn Uhr dort war, müsste es mir gelingen, um sechzehn Uhr wieder im Krav Maga Studio zu sein. „Ich müsste dann allerdings kurz vorher noch einmal fort“, gab ich lahm von mir.

Bernd grinste mich an und ich hätte am liebsten ein ‚Warum grinst du jetzt so blöd?‘ von mir gegeben, doch das ließ ich sein. „Kein Problem. Schreib den Bericht zu Ende und nimm dir bis sechzehn Uhr einfach frei. Bingo bleibt so lange bei Jennifer, du bekommst ihn garantiert wohlbehalten nach dem Kurs zurück.“

Das war nun auch nicht die beste Lösung, doch das, was mir vorschwebte, teilte ich Bernd nicht mit: Ich würde den Hund bis nach dem Mittag bei Jennifer lassen und dann mit ihm zum Tierheim fahren. Auf die Art und Weise konnte ich den Anwalt besuchen und mir danach ein opulentes Mittagsmahl gönnen. Und diesmal würde ich mir von Curry-Erwin nicht irgendeines seiner Experimente andrehen lassen, sondern auf einer Currywurst - nein doppelten Currywurst - mit übermäßig viel Pommes und Mayonnaise bestehen.

Die Kanzlei Mainhalter-Walther und Milon lag mitten in Rheydt in einem unscheinbaren Stadthaus, flankiert von anderen, ebenfalls hässlichen Bauten. Lediglich ein Schild über der Eingangstüre wies darauf hin, dass hier Anwälte residierten.

Mein Wagen stand in einem Parkhaus in der Nähe, ich musste also auch nicht befürchten, abgeschleppt zu werden. Und alle Fenster waren fest und sicher verschlossen, womit ich auch vor Briefen verschont bleiben würde. Nach dem Besuch bei diesem Anwalt hätte ich genügend Zeit, einen kleinen Stadtbummel mit anschließendem Mittagessen bei Curry-Erwin zu unternehmen. Obwohl ein Stadtbummel in Rheydt nicht unbedingt zu den Must-Have des Shoppings gehörte; die meisten Geschäfte waren geschlossen und leer und lediglich Billigläden und Fastfood Restaurants hielten sich hier noch über Wasser. Vielleicht sollte ich schnurstracks zu Curry-Erwin gehen.

„Guten Tag“, begrüßte ich die junge Dame, die in dem kleinen Raum neben der Eingangstüre hinter ihrem Tresen saß. „Mein Name ist Jonathan Lärpers und ich möchte zu Herrn Mürkens.“

Als ich den Namen des Anwaltes nannte, sah sie auf. „Haben sie einen Termin? Wie war ihr Name?“

Ich lächelte. „Mein Name ‚war‘ nicht, mein Name ist noch“, versuchte ich einen Scherz, erhielt aber nur einen harschen Blick über ihren Brillenrand als Belohnung. „Jonathan Lärpers“, beeilte ich mich hinzuzufügen.

Sie tippte etwas in den Computer und schüttelte dann den Kopf. „Ich finde hier keinen Termin mit einem Johann Lärrers. Wollen sie einen Termin machen, ich könnte ...“, sie tippte erneut, „etwas in drei Wochen arrangieren.“

„Lärpers. Und nicht Johann, sondern Jonathan. Nicht wie der Butler, sondern wie die Möwe.“

Jetzt sah sie mich irritiert an. „Sie haben trotzdem jetzt keinen Termin, ob sie nun ein Butler sind oder nicht“, erklärte sie dann und ihre Stimme klang um einige Grade kälter als zuvor.

Ich hob bittend die Hände. „Es ist aber wichtig. Nun sehen sie, ich habe einen Drohanruf erhalten und muss unbedingt mit Herrn Mürkens sprechen.“

Die junge Frau seufzte vernehmlich, rückte an ihrer Brille und sprach in einem Tonfall, als würde sie einem kleinen Kind etwas erklären müssen: „Herr Dr. Mürkens ist Scheidungsanwalt. Er kümmert sich nicht um Strafsachen oder Drohanrufe. Soll ich ihnen nun einen Termin in drei Wochen geben? Ja oder nein?“

„Nein. Ich muss sofort mit ihm sprechen. Und es geht auch nicht um mich, sondern um das Leben von Herrn Mürkens. Es ist äußerst wichtig, dass ich ihn warne, denn heute Mittag um zwölf Uhr ist alles aus. High Noon, verstehen sie?“

Sie schüttelte den Kopf, nahm aber einen Telefonhörer in die Hand. „Nein, das verstehe ich nicht. Ich werde aber den Herrn Doktor fragen, ob er Zeit für sie hat.“

Ich atmete auf. „Tun sie das. Es wird auch nicht lange dauern. Fünf Minuten, mehr nicht.“

„Herr Doktor? Hier ist ein Johann Lärrers, der sie wegen etwas sprechen will. Er sagt, es wäre sehr wichtig, es würde um Leben und Tod gehen. Und wir hätten bald High Noon.“

Sekunden später wandte sie sich wieder an mich: „Na gut, Herr Lärrers. Dr. Mürkens gibt ihnen fünf Minuten. Ich brauche allerdings für die Rechnung ihre Anschrift, wenn sie bitte diesen Zettel ausfüllen würden.“ Sie wies auf einen Punkt auf dem Blatt: „Tragen sie hier ihre Rechtsschutzversicherung ein, damit wir einen Teil mit denen abrechnen können.“

Ich sah die Frau fragend an. „Rechnung? Ich will Herrn Mürkens lediglich warnen. Was für eine Rechnung?“

„Der Herr Doktor muss ihnen natürlich eine Beratungsstunde in Rechnung stellen. Schließlich wollen sie doch etwas von ihm!“ Die Frau sah mich genervt an.

„Aber ich will ihn doch nur warnen. Ich brauche keine Beratung.“ Inzwischen überlegte ich, ob ich den Mann nicht lieber in sein Verderben rennen lassen sollte. „High Noon, verstehen sie jetzt?“

„Besprechen sie das mit dem Herrn Doktor. Wenn sie den Zettel nicht ausfüllen, lasse ich sie nicht zu ihm.“

Ich rang mit mir. Ob Bernd die Kosten übernehmen würde? Über eine Rechtsschutzversicherung verfügte ich natürlich nicht. Dann siegte mein Pflichtbewusstsein und ich trug eine Adresse auf dem Zettel ein. Wie hatte sie mich genannt? ‚Johann Lärrers‘? Und als Anschrift gab ich die Straße der Kanzlei an. Sollten die doch sehen, wie sie an ihr Geld kamen! Ich wollte dem Mann das Leben retten und nicht irgendeine blöde Beratung eines Scheidungsanwalts erhalten. Ich war ja noch nicht einmal verheiratet!

Die junge Dame warf einen Blick auf das Blatt, nickte zufrieden und meinte schließlich: „Na sehen sie Herr Lärrers. Das war doch nicht so schwer. Und wissen sie was: Der Straßennamen kommt mir irgendwie bekannt vor. Gehen sie durch die Tür dort und fahren sie mit dem Aufzug in den dritten Stock. Herr Dr. Mürkens wird sie dann in sein Büro rufen.“

Das Gebäude lag wie ausgestorben da und im dritten Stockwerk befand sich ein leerer Warteraum, in dem ich mich auf einen der Stühle setzte. Ein Blick auf meine Uhr zeigte mir, dass mir noch genügend Zeit bis zur Mittagspause blieb.

Zwanzig Minuten später öffnete sich eine Tür und ein schlanker Mann mit enorm hoher Stirn sah sich suchend um. „Herr Lärrers? Sie dürfen jetzt zu mir hereinkommen.“

Ich erhob mich und ging auf den Mann zu. Dann hielt ich ihm meine Hand hin. „Jonathan Lärpers. Guten Tag.“

Er ignorierte die Geste, ging in den Raum und meinte dabei: „Ja, ja. Fünf Minuten. Sie sehen ja, dass wir hier vor Arbeit kaum aus den Augen gucken können.“ Dann wies er auf einen Stuhl gegenüber einem riesigen Schreibtisch, hinter dem er in einem überdimensionierten Chefsessel Platz nahm. „Was kann ich also für sie tun, Herr Lärrers?“ Er angelte ein Bonbon aus einer Schreibtischschublade und wickelte es gemütlich aus. „Stört sie, wenn ich das esse? Der Hals, wissen sie ...“

Ich nickte wohlwollend: „So lange ich sie noch verstehen kann.“

Dann blickte ich mich in dem Raum um, der eher funktional eingerichtet war. Hinter dem großen Schreitisch stand ein Aktenschrank an der Wand, in dem der Anwalt vermutlich seine aktuellen Fälle aufbewahrte. Zwei Wände wiesen eine simple Holzvertäfelung auf und ein Fenster zeigte einen schmuddeligen Hinterhof. Für einen Staranwalt war dieses Büro eher armselig. Aber Mürkens war ja wohl auch kein Staranwalt.

Der Mann sog schmatzend an der Süßigkeit. „So eine Scheidung ist eine langwierige und schwierige Sache. Da sind sie bei mir genau richtig. Ich kann sie nur beglückwünschen, dass sie sich für unsere Kanzlei entschieden haben. Lassen sie sich einen Termin geben, dann unterhalten wir uns ausführlicher.“

„Nein“, schüttelte ich den Kopf. „Herr Mürkens, ich bin nicht wegen einer Scheidung hier, ich bin ja noch nicht einmal verheiratet. Es geht um einen Drohanruf den ich fälschlicherweise erhielt. Und der nach unseren Recherchen vermutlich ihnen galt.“

„Doktor Mürkens bitte. Ich habe meinen Doktortitel nicht gemacht, um so profan mit ‚Herr Mürkens‘ angeredet zu werden.“ Er blickte auf seine Uhr. „Außerdem sind ihre fünf Minuten um. Für weitere Beratung lassen sie sich bitte einen Termin geben.“ Er erhob sich und sah mich fragend an, als ich einfach sitzen blieb.

„Es war doch ihr Wagen, der im Parkhaus angezündet wurde, oder etwa nicht? Ein Porsche SUV. Man bedroht sie, oder irre ich mich?“

Mürkens ließ sich langsam wieder in seinen Sessel sinken und betrachtete mich eingehend. Sein Blick war weiterhin arrogant, hatte aber auch etwas Lauerndes. „Sie wollen mich erpressen, oder nicht? Sie gehören zu den Schweinehunden, die mein Auto angezündet haben! Aber damit kommt ihr nicht durch, ich werde die Polizei rufen.“ Plötzlich hielt er eine kleine Pistole in der Hand, die ich als Boberg XR9-S identifizierte. Diese kompakte Selbstverteidigungswaffe, die neun Millimeter Para Munition verschoss, war nicht zu unterschätzen. Ich hob die Hände.

„Herr Mürkens, ich bin weder das eine, noch das andere. Ich habe einen Anruf bekommen, in dem man mich bedroht hat. Irgendetwas sollte ich bis heute Mittag tun. Ansonsten würde man mich ‚platt‘ machen. Als Warnung wollte man meinen Wagen anzünden. War das ihr Fahrzeug, das im Parkhaus hier in Rheydt verbrannt ist?“

Mürkens nickte leicht. „Doktor Mürkens, soviel Zeit muss sein. Ja, das war mein Wagen. Was wollen sie?“ Die Pistole richtete er weiterhin auf mich und ich hielt die Hände oben.

„Ich wollte sie lediglich warnen. Der Anrufer sprach davon, dass ich - also wohl eher sie - mit irgendetwas nicht durchkommen würden und sie Zeit hätten bis heute Mittag. Sonst würde es knallen und man mich - also sie - und ihre Familie und Frau ‚platt‘ machen. Der Anrufer betonte, dass sie nur bis ‚High Noon‘ Zeit hätten.“

„Gut, Lärrers, jetzt haben sie mich ja gewarnt. Und nun machen sie, dass sie wegkommen. Ich habe noch eine Menge zu erledigen. Sie wissen ja, wo es nach Draußen geht!“

Der Mann wedelte mit der Pistole herum und ich fragte mich kurz, ob er überhaupt eine Erlaubnis besaß, die Waffe zu führen. Trotzdem sah ich zu, schnellstmöglich aus seinem Büro zu gelangen.

Die Gedanken an diesen arroganten Anwalt beschäftigten mich noch, als ich quer durch Rheydt zu meinem Freund Curry-Erwin ging. Es war zwar noch ein wenig früh für ein Mittagessen, doch dafür blieb mir danach noch Zeit für einen opulenten Nachtisch. Ob die Eisdielen schon geöffnet hatten?

Ich nahm dann doch einen Umweg durch die Stadt und ging nicht schnurstracks zu Erwins Frittenbude. Es war einfach noch zu früh und ich hatte ja genügend Zeit. Wie immer wunderte ich mich über die Massen an Menschen, die von Geschäft zu Geschäft eilten. Gerade so, als würde niemand mehr einer Arbeit nachgehen und hauptsächlich dem Shoppen frönen. Was mich allerdings nicht überraschte, war der überdurchschnittlich hohe Anteil unserer ausländischen Neubürger. Wenigstens sorgten sie in den Straßencafés für den erforderlichen Umsatz.

Üblicherweise vermied ich es, durch Rheydt zu streifen und so bemerkte ich eine Reihe von neuen Billiggeschäften, die ich zuvor noch nicht gesehen hatte. Und dann stand ich vor einem Burger-Imbiss, der wohl erst kürzlich seine Eröffnung gefeiert hatte. Oberhalb der Eingangstüre schaukelten träge bunte Luftballons in der warmen Sonne und riesige Plakate mit Sonderangeboten sollten die Passanten in das Geschäft locken. Neugierig las ich die Zutatenliste eines sogenannten ‚Big Triple Meat Burger Second Generation‘. Als ich keinerlei Erwähnung von Salat oder Tomate fand, stand mein Entschluss fest: Curry-Erwin konnte noch eine Weile warten, ich musste dieses unschlagbare Sonderangebot unbedingt ausprobieren. Lächelnd betrat ich das Schnellrestaurant. Die Einrichtung war schlicht gehalten, was den Fast Food Charakter des Lokals unterstrich. Ich hätte es eher ‚ungemütlich‘ genannt, aber hier sollte ja auch rasch gegessen und dann weitergezogen werden. Eine Verkaufstheke, die allerdings eine Reinigung benötigt hätte, wartete mit Plastiktabletts, Plastikmessern und Plastikgabeln auf. Eine ältere Frau stand hinter der Theke und sah mir fragend entgegen. Das Restaurant war mäßig besucht und ich war der einzige Kunde hier an der Theke.

Ich versorgte mich mit dem Plastikbesteck und wandte mich freundlich lächelnd an die Verkäuferin. „Guten Tag, ich würde gerne etwas essen.“ Dann fiel mir der Name des beworbenen Burgers wieder ein. „Einen Trick Bit Second Burger, bitte“, orderte ich und überlegte, ob ich eine mittlere oder große Cola dazu bestellen sollte. „Und natürlich Pommes Frites“, ergänzte ich.

„Sie wollen mich wohl verarschen?“, raunzte die Frau mich an. „Warum grinsen sie so dämlich? Soll das ein Witz sein?“

„Ein Witz?“ Ich wusste jetzt nicht, was sie meinte. „Ich möchte doch lediglich einen Tickle Second Burger.“

„So etwas führen wir nicht. Ich sag ja, sie wollen mich verarschen ...“

Hilflos sah ich die ältliche Frau an. Sie trug eine Schürze, auf der Ketchupflecken prangten und ich fühlte mich ein wenig an Curry-Erwin erinnert. „Diesen Burger von dem Plakat da“, erklärte ich und zeigte auf das Schaufenster neben der Tür.

„Ach, sie meinen unseren Big Triple Meat Burger Second Generation. Warum sagen sie das denn nicht gleich? Mit Ketchup, Currysoße oder mit Chilisoße?“

Jetzt brachte sie mich zum Grübeln. Von einer Soße hatte in dem Angebot nichts gestanden. „Was schmeckt denn am besten? Ich tendiere ja zur Currysoße, doch die würde eher zu einer Currywurst passen.“ Dann kam mir eine Idee: „Ja genau, ich nehme auch eine Currywurst.“

Jetzt sah mich die Frau streng an. „Was wollen sie denn nun? Den Big Triple Meat Burger Second Generation oder eine Currywurst? Können sie sich vielleicht einmal entscheiden, junger Mann?“

„Ich nehme beides. Den Burger Tripp Tripp Dingsda und die Currywurst. Dazu bitte eine doppelte Portion Pommes und ordentlich Mayonnaise.“ Mittlerweile lächelte ich nicht mehr. Dazu war die Situation nun zu ernst.

„Sie meinen den Big Triple Meat Burger Second Generation?“

Ich nickte.

„Mit Ketchup, Currysoße oder Chilisoße?“

„Mit Ketchup bitte. Dafür die Currywurst mit Currysoße und die Pommes mit Mayonnaise.“

Die Frau schüttelte kurz den Kopf, dann drehte sie sich um und fischte eine Plastikschachtel von einem Regal. Als sie die kleine Box vor mich hinlegte, fragte ich mich, wie der riesige Burger, den ich auf dem Plakat gesehen hatte, in diese winzige Schachtel passen konnte. „Pommes und Currywurst führen wir nicht“, erklärte sie dann streng. „Wir sind schließlich keine Frittenbude, sondern ein Burgerrestaurant. Hier gibt es nur die Dinge, die da auf der Tafel stehen.“ Sie zeigte auf eine kleine Preistafel, die an der Wand hing. „Wollen sie auch was trinken?“

Ich nickte. „Eine Cola bitte.“

„Small, medium oder big?“ Die Frau machte nun einen genervten Eindruck auf mich.

„Medium wäre schön. Und sie haben keine Pommes Frites? Ganz sicher?“

„Wenn ich es ihnen doch sage!“ Sie wurstelte einen Becher hervor, der ihr auch prompt aus den Händen glitt und zu Boden fiel. Ächzend bückte sie sich und füllte anschließend aus einem Automaten Cola in das Gefäß. Als ihr die Flüssigkeit über die Finger lief, hielt sie erschrocken inne. Dann goss sie einen Teil in den Ausguss und stellte mir den halbvollen Becher hin. „Haben sie sonst noch einen Wunsch? Das macht dann genau sechsundzwanzig Euro!“

Da es keine Currywurst oder Fritten gab, verzichtete ich auch auf eine weitere Bestellung, sondern bemerkte lediglich: „Nein keine weiteren Wünsche. Allerdings ist der Colabecher nicht voll ...“

„Das muss so sein. Sie haben doch nur medium bestellt. Wenn sie mehr haben wollen, dann müssen sie ‚big‘ bestellen.“ Sie hielt die Hand auf und wiederholte: „Sechsundzwanzig Euro.“

Ich setzte mich mit meinem Essen an einen der Tische und stellte fest, dass der Hocker unbequem hoch war. Meinen Entschluss, hier das ‚Sonderangebot‘ in Anspruch zu nehmen, bereute ich schon längst. Und als ich in den kalten, pappigen Burger biss, der entgegen der Ankündigung auf dem Plakat ekelhaft glitschige Gurkenstücke enthielt, wusste ich, dass ich doch noch zu Curry-Erwin gehen würde.

Rechtzeitig genug, um Bingo noch ins Tierheim zu bringen, parkte ich meinen Wagen vor dem Krav Maga Studio. Irgendein Spaßvogel hatte mir im Parkhaus einen Stapel Briefe unter den Scheibenwischer geklemmt, da die Seitenfenster meines Fahrzeuges ja geschlossen waren. Auf einem der Umschläge stand in großer Schrift ‚hat der Briefkasten heute geschlossen?‘ und ich nahm mir zum X-ten Mal vor, doch ein anderes Auto zu kaufen.

Aber das musste noch warten, jetzt galt es, erst einmal den Hund loszuwerden. Mit ein wenig Glück könnte ich pünktlich zum Beginn meines Lehrgangs wieder zurück im Studio sein.

Gutgelaunt und leise vor mich hin pfeifend, betrat ich das Foyer. Jennifer stand hinter der Rezeption und der Hund würde vermutlich zu ihren Füßen irgendwo im Weg herumliegen. „Hallo Jonathan. Schon zurück?“, begrüßte mich die Blonde. „Für deinen Lehrgang ist es aber noch ein wenig zu früh.“

Ich nickte. „Das weiß ich. Ich dachte auch, nur kurz mit Bingo noch einen Spaziergang zu machen.“ Dann rief ich über die Theke hinweg: „Komm, Bingo, komm.“ Doch nichts rührte sich. „Bingo, komm, wir gehen spazieren.“ Immer noch geschah nichts. Ahnte der Hund, dass ich ihn jetzt zum Tierheim bringen wollte? Ich versuchte es mit einem Lockruf: „Bingo, put put put ...“

Jennifer lachte leise. Vermutlich hielt sie den Malinois an der Leine fest, doch ihre Hände lagen auf der Theke. Dann hatte sie ihn wohl angebunden, um mich zu ärgern.

„Komm Jenny“, sprach ich jetzt auf die Blonde ein. „Lass den Scheiß. Mach Bingo los, dass er zu mir kommen kann.“

„Äh, Jonathan. Ich muss dich enttäuschen. Bingo ist nicht hier. Bernd hat ihn sich geschnappt und ist mit ihm unterwegs. So ein Malinois braucht Bewegung.“

„Bernd ist mit ihm unterwegs?“, fragte ich entgeistert und sah auf meine Uhr. Es wurde allmählich Zeit, zum Tierheim zu fahren, wenn ich pünktlich dort ankommen wollte. „Wann kommt er denn wieder? Oder noch besser, wohin sind die beiden denn unterwegs?“ Vielleicht könnte ich sie mit dem Wagen abfangen und Bingo übernehmen.

Doch erneut enttäuschte mich meine Kollegin. „Keine Ahnung, wohin Bernd gehen wollte. Und ich kann dir leider auch nicht sagen, wann sie zurückkommen. Sei doch froh, dann kannst du dich voll und ganz auf deinen Lehrgang konzentrieren.“

„Du hast ja keine Ahnung, Jennifer“, stöhnte ich und überlege, ob ich auf gut Glück in der Gegend herumfahren sollte. Vielleicht würde ich die beiden ja irgendwo entdecken.

„Ach, Jonathan“, vernahm ich Jenny mitfühlend. „Ich habe gar nicht gewusst, wie sehr du an dem Tier hängst. Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen, bei Bernd ist dein kleiner Liebling in den besten Händen.“

Ich nickte ergeben. Würde Bernd nicht in der nächsten Viertelstunde mit dem Hund erscheinen, dann konnte ich meine Pläne für heute begraben. Das Schicksal meinte es aber auch nicht sonderlich gut mit mir.

„Ach übrigens, in der Bibliothek warten ein Vater und sein Sohn auf dich. Sie haben Fragen zu dem Lehrgang, der Mann hat den Kleinen vorhin zum Kurs angemeldet. Du kannst die Zeit ja nutzen und mit den beiden reden.“

Als ich in die Bibliothek trat - Bernd hatte den Raum zum Lernen und Studieren eingerichtet und auf Regalen an den Wänden standen jede Menge Bücher über Kampfsport - saß der Junge an einem Tisch und beobachtete seinen Vater, der auf einem Bein stehend merkwürdige Laute von sich gab. „Siehst du“, gab er schließlich keuchend von sich, „das ist der Kranich. So etwas lernst du mit Sicherheit auch noch.“ Er gab ein Ächzen von sich, knickte mit dem Fuß weg und landete bäuchlings auf dem Boden. Der Kleine hatte Mühe, ein Lachen zu unterdrücken.

„Das ist aber schon der fortgeschrittene Teil“, begrüßte ich Vater und Sohn. Dann half ich dem Mann auf. „Jonathan Lärpers. Ich leite heute den Kinderkurs.“ Der Mann hinkte zum Tisch und ließ sich seufzend auf einem Stuhl nieder. „Meine Kollegin sagte mir, dass sie noch Fragen zum Lehrgang haben. Womit kann ich ihnen helfen?“

Die zwei bombardierten mich mit Fragen, wobei der Vater Ausdrücke benutzte, die er nur aus einem dieser kitschigen Kung-Fu Filme haben konnte. So wie der Mann sich anhörte, hätte er am liebsten gehabt, wenn sein Sohn direkt die Prüfung für den schwarzen Gürtel machen könnte. Verstohlen sah ich auf die Uhr und hoffte darauf, dass Bernd endlich mit dem Hund auftauchen würde. Noch konnte ich es bis zum Tierheim schaffen, wenn ich mich nicht an die Verkehrsregeln hielt.

Als Bingo endlich in den Raum stürmte, seinen Kopf unter meine Hand schob und sich von mir streicheln ließ, war es schon zu spät, um noch zum Tierheim zu fahren.

Der Unterricht mit den Kindern war genauso nervig, wie ich es in Erinnerung hatte. Die Kleinen zeigten zwar eine gewisse Disziplin, doch ihre Bewegungen waren ungelenk und schwerfällig. Dies war eindeutig nicht die Generation, die auf Bäume kletterte, in Wäldern und Wiesen tobte und seine Grenzen im spielerischen Wettstreit suchte. Die waren eher die Kinder, die den Tag vor dem Fernseher oder einem Computerspiel verbrachten. Trotzdem waren sie mit Feuereifer bei der Sache und bemühten sich. Ich war froh, wenn Christine oder Dozer den Unterricht wieder übernehmen würden.

Die Unterrichtsstunde ging zum Glück auch vorbei und nachdem ich geduscht hatte, trat ich zu Jennifer ins Foyer. Sofort schoss der Hund hinter der Theke hervor, legte den Kopf in meine Hand und ließ sich streicheln.

„Bernd fragt, ob du mit Bingo trainierst.“ Jenny zeigte auf das Tier. „Ein Malinois braucht Beschäftigung und Aufgaben.“

Ich stöhnte. „Was soll ich denn mit ihm trainieren? Es ist Wesers Hund. Also der von dem Bekannten. Meinst du, ich soll mit ihm Krav Maga Training machen?“

Jennifer lachte. „Nein, natürlich nicht, du Dummkopf. Es gibt aber genügend Spiele und Aufgaben, die den Hund fordern können.“ Sie hielt mir ein Buch hin. „Hier, das habe ich für dich besorgt. Da stehen einige Dinge drin, die du mit Bingo machen kannst.“

„Ja sicher“, knurrte ich. „Ich habe ja auch nichts anderes zu tun.“ Trotzdem nahm ich das Buch entgegen. Jennifer musste ja nicht erfahren, dass der Malinois morgen im Tierheim landen würde. Dann fiel mir etwas ein: „Hast du eigentlich etwas von Weser gehört? Vielleicht ist der ja schon längst wieder aus dem Krankenhaus heraus.“

Sie schüttelte den Kopf. „Herr Weser muss wohl umfangreiche Untersuchungen über sich ergehen lassen. Das kann noch einige Zeit dauern. Sei doch froh, so lange wird dir niemand deinen kleinen Liebling fortnehmen. Und probiere es doch einmal mit den einfachen Hundekommandos. Denn die beherrscht Bingo alle hervorragend. Bernd hat beim Spaziergang eine Menge mit ihm geprobt.“

„Geprobt?“, echote ich. „Sind wir hier im Zirkus? Was soll so ein Hund schon können, außer fressen und schei...“ Ich unterdrückte das letzte Wort.

Jennifer kam hinter ihrem Tresen hervor. „Na, dann pass aber mal auf“, meinte sie nur und blickte zu Bingo. „Bingo!“ Das Tier sah sie aufmerksam an und als Jennifer ihren Zeigefinger hob, setzte es sich prompt hin. „Non verbale Kommunikation“, lächelte die Blonde. Dann streckte sie die flache Hand aus und führte sie ein Stück nach unten. Bingo legte sich flach auf den Bauch. Und jetzt schwang Jenny den ausgestreckten Zeigefinger im Kreis. Der Hund machte vor meinen Füßen eine Rolle.

„Toll nicht?“, fragte die Blonde Beifall heischend. Malinois sind hochintelligente Tiere. Versuch es ruhig auch einmal.“

Als sie hinter ihre Empfangstheke zurückkehrte hielt ich hinter ihrem Rücken meinen nonverbalen Mittelfinger hoch. ‚Morgen ist der Hund im Tierheim‘, dachte ich und grinste, ‚da kann er ja seine Zirkusstückchen aufführen‘.

Als Bingo sich auf den Rücken drehte und mich angrinste, nutzte ich die Gelegenheit, ihm Brust und Bauch zu kraulen. Na ging doch!

Wie am Abend zuvor auch, ging ich mit dem Hund durch den Park beim Schloss Wickrath. Ich hatte zuvor in das Buch geschaut und jetzt wollte ich feststellen, ob der Malinois wirklich so intelligent war, wie mir Jennifer weismachen wollte. Um das auszuprobieren, trug ich jetzt etwas von dem Hundespielzeug bei mir, sowie einige Hundekekse. Zuerst aber vergewisserte ich mich, dass uns niemand zusah, denn wenn Bingo nicht gehorchte, wollte ich mich nicht vor irgendwelchen Passanten lächerlich machen. „Sitz“, befahl ich dem Malinois zunächst und er setzte sich brav hin. Nun, das war ja auch nicht schwer. Dann ließ ich ihn aufstehen und versuchte es mit dem erhobenen Zeigefinger. Sofort saß er wieder. Ich war erstaunt, wie gut das funktionierte.

Schließlich nahm ich einen Hundekeks und hielt ihn Bingo hin. Als er danach schnappen wollte, sagte ich streng ‚nein‘ und zog das Gebäck wieder fort. „Du bleibst hier sitzen“, befahl ich und entfernte mich langsam. Hin und wieder schaute ich, ob der Hund noch an dem Punkt ausharrte. Überraschenderweise bewegte er sich nicht einen Millimeter. Dann tauchte ich hinter einem Busch ab und versteckte den Keks.

Bingo saß immer noch so da, wie ich ihn verlassen hatte. „Such!“, befahl ich und der Malinois sauste los. Sekunden später kehrte er, zufrieden auf dem Keks herumkauend, zu mir zurück. Irgendwie hatte ich den Eindruck, als würde ihm dieses Spiel Spaß machen. Doch all dies waren Dinge, die auch Bernd schon mit dem Hund geübt hatte. Ich entdeckte einen Stock und hielt ihn in Hüfthöhe waagerecht von mir fort. „Hopp“, befahl ich dann und spürte schon wie ich grinsen musste, denn damit würde Bingo nichts anfangen können.

Ohne zu zögern sprang der Malinois über den Stock herüber. Als Belohnung gab ich ihm einen weiteren Keks. „Super, Bingo“, lobte ich den Hund schließlich, denn so hatte es in dem Buch gestanden. „Das hast du ganz toll gemacht.“

Noch bevor ich einen weiteren Befehl erteilen konnte, lag Bingo auf dem Rücken und ließ sich zufrieden grunzend von mir Brust und Bauch streicheln. Nach all dem Training musste so etwas auch mal sein ...

Es war schon recht spät, als wir zufrieden und glücklich zu meiner Wohnung zurückkehrten. Und ich war auch ein wenig stolz, dass der Malinois so gelehrig war.

Eigentlich schade, dass ich den Hund schon morgen ins Tierheim bringen musste.

Spür - Nase

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