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Judenemanzipation

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Judenemanzipation

Unter Mendelssohns Einfluss veröffentlichte im Jahre 1781 der Geheime Kriegsrat im preußischen Außenministerium Christian Wilhelm Dohm die Schrift „Über die bürgerliche Verbesserung der Juden“. In ihr sprach er sich für die Gleichberechtigung der Juden aus und ermahnte die Christen, ihre Jugend dazu zu erziehen, Juden als Brüder zu lieben. Dies sei im Interesse des Staates.

Der Durchbruch kam mit der französischen Revolution. [...] Die französische Armee brachte die Emanzipation der Juden nach Deutschland. Napoleon schränkte ihre Freiheiten allerdings ein, doch blieb das Prinzip der Emanzipation erhalten. [...] Die Ideen der französischen Revolution hatten in der Bevölkerung solchen Widerhall gefunden, dass Staatskanzler von Hardenberg es unternahm, dem Volk eine „Revolution von oben“ zu verordnen. Die Emanzipation der Juden wurde darin ebenfalls festgeschrieben und von König Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1812 als Edikt erlassen. Allerdings umfasste dieses Edikt nur die Juden im Kernland Preußens, nicht z. B. in der Provinz Posen, und ließ ihre Zulassung zu Staatsämtern offen. Nun strömten junge Juden in Scharen als Freiwillige in die preußische Armee. Napoleon wurde von den Alliierten, Preußen, Russland und England, in der Völkerschlacht von Leipzig im Jahre 1813 besiegt und im Jahre 1815 bei Waterloo vollkommen geschlagen. [...]

Die Großmächte kamen nun zum Wiener Kongress zusammen, um die alte Ordnung wiederherzustellen. Auch die „Judenfrage“ stand auf der Tagesordnung. Man beschloss, gegenwärtig den Juden die Rechte, welche ihnen in den von Napoleon eroberten Ländern bereits eingeräumt worden waren, bis auf weiteres zu erhalten. Doch erreichten es die Judenhasser, sie durch Änderung eines Wortes im Protokoll ihrer Bürgerrechte zu berauben. Das Wort „in“ wurde durch das Wort „von“ ersetzt. Da die Juden ihre Rechte zwar in den Staaten, aber nicht von den Staaten, sondern von Napoleon erhalten hatten, waren diese Rechte aufgehoben. Bayern erließ sofort so harte Judengesetze, einschließlich der Beschränkung jüdischer Ehen, dass viele Juden nach Amerika auswanderten. Die Juden mussten wieder von vorn anfangen, und dies zur Zeit der Romantik, in der die Vernunft vom Gefühl und patriotisch-nationaler Gesinnung abgelöst wurde. Die folgenden Jahrzehnte waren eine Periode der Reaktion, unter der die Juden besonders litten. [...]

Juden schlossen sich der deutschen Freiheitsbewegung an. Ludwig Bamberger (1823-1899) war einer der führenden Kämpfer für Demokratie und wurde wegen seiner Aktivitäten in der Revolution von 1848 zum Tod verurteilt. Er floh ins Ausland, durfte aber 1866 nach Deutschland zurückkehren. Er war einer der Gründer der Deutschen Reichsbank und Schöpfer der einheitlichen Goldwährung. Mehrmals in den Reichstag wiedergewählt, stellte er sich schließlich nicht mehr zur Wahl wegen des wachsenden Antisemitismus in Kreisen der Politiker.

Gabriel Riesser (1806-1863), dem erst nach wiederholter Ablehnung seitens der Regierung in seiner Vaterstadt Hamburg die Zulassung als Anwalt und Notar gewährt worden war, wurde 1848 zum Vizepräsidenten des demokratischen Parlaments in der Paulskirche zu Frankfurt gewählt. Mutig führte er den Abgeordneten, welche gar nicht daran gedacht hatten, den Anspruch der Juden auf Gleichberechtigung vor Augen. Er war Mitglied der Abgesandten des Parlaments, die König Wilhelm IV. von Preußen die Krone eines geeinten Deutschlands anboten. Nachdem der König dieses Angebot als vom Volke, „aus der Gasse kommend“, entrüstet abgelehnt hatte, löste sich das Parlament auf. Neue Unterdrückungen und Krawalle gegen die Juden folgten.

Zahlreiche Juden ließen sich nun taufen, um damit, in den Worten Heinrich Heines, „das Entréebillet zur Gesellschaft“ zu erwerben. Wie Heines Beispiel zeigt, half es nicht viel. (Im Gegensatz dazu wurde der als Kind getaufte Benjamin Disraeli Premierminister des britischen Empire und enger Vertrauter von Königin Viktoria. Disraeli betonte sein ganzes Leben lang in Wort und Schrift sein jüdisches Erbe.)

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Deutschland 1800 - 1953

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