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Apologie
ОглавлениеTrotz der nur knapp 4 KM Wegstrecke war er etwas dehydriert und hatte einen staubigen Geschmack im Mund, als Martin in seine neue Stammkneipe direkt unten an der Hafenpromenade der Playa de la Calera einkehrte.
„¡Holà Martin!“, begrüßte ihn die Barkeeperin freundlich, während sie sich ihre langen Dreadlocks aus dem Gesicht schüttelte.
„¡Holà Roswita“, grüßte er erschöpft zurück und setzte sich wenig elegant auf einen der Barhocker direkt am Tresen. „Ein Bier bitte!“, sagte er lächelnd, wobei er erleichtert ausatmete.
„Gerne und so wie du ausschaust, möchtest du bestimmt ein großes?“, hielt sie demonstrativ einen halben Liter Humpen hoch in die Luft.
„Ja gerne, denn ich denke, den habe ich mir heute nun wirklich verdient!“, nahm er seine modische Hornbrille ab und befreite diese kurz mit Hilfe seines T-Shirts vom Staub der Straße.
„Und wieso hast du es dir verdient?“, fragte sie professionell höflich, während sie den Zapfhahn betätigte.
„Hm?“, sah er überrascht hoch, als er seine Brille wieder aufsetzte. Dabei dachte er kurz über ihre Frage nach, wobei er bemerkte, dass dies bis jetzt doch kein so toller Tag gewesen war. Denn, nachdem das Trio gestern Abend endlich gegangen war, hatte er sich ausführlich darüber geärgert, dass er aufgrund der fortgeschrittenen Stunde nicht mehr schwimmen konnte. So war er erst eine gefühlte Ewigkeit später in einen nur leichten Schlaf gefallen, aus dem er jedoch immer wieder hochschreckte. Denn seine Träume wurden beherrscht von Anne, die darin immer wieder lächelnd und so wie Gott sie geschaffen hatte, auf ihn zugelaufen kam. Doch jedes Mal, wenn er ihren perfekten Körper gerade in seine Arme schließen wollte, stoppte sie direkt vor ihm ab, sah ihn entsetzt an und übergab sich zu seinen Füßen. Weswegen er heute Morgen oder eher am frühen Nachmittag eine Ewigkeit gebraucht hatte, um aufzustehen und sich anzuziehen.
„Na ja, aber immerhin bin ich heute erneut nicht von euren alten Kackfelsen gesprungen“, sah er verlegen zu Roswita hoch, wobei er versuchte die Flüssigkeit in seinen Tränenkanälen zurückzudrängen, die immer dann nach außen drängte, wenn er sich seines wenig perfekten Körpers bewusstwurde. „Das ist doch schon mal was, oder?“, fügte er etwas später leise hinzu.
„Ja okay, das ist doch schon mal was! Hast du denn dieses Mal wenigstens oben draufgestanden?“, lächelte sie ihn milde an, während sie das frisch gezapfte Bier vor ihm auf den Tresen abstellte.
„Hm, mehr oder weniger!“, grämte er sich weiterhin, ehe er einen großen Schluck nahm, ohne ihr den Spruch übel zu nehmen. „Du weißt ja, das ist gar nicht so einfach für mich!“
„Ach Seemann, hör endlich auf zu jammern! Das hätte doch auch viel schlimmer kommen können.“
„Ja, aber wie denn?“, sah er sie ungläubig an, wobei er den mittlerweile fast leeren Humpen wenig gefühlvoll auf den Tresen abstellte. „Immerhin habe ich doch, wie du weißt, alles verloren! Also von daher…“
„Wirklich alles?“, fiel sie ihm unsanft ins Wort, während sie ihn streng ansah. „Na, nun hör aber mal auf! Immerhin bist du doch gerade eben aufrecht durch meine Tür gekommen, oder?“, ergriff sie das Bierglas und füllte es erneut auf. „Und dieses hier geht aufs Haus!“, stellte sie das Glas ebenfalls schwungvoll auf den Tresen zurück, so dass die Schaumkrone am Rand des Glases herunterlief.