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Beltane

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Beltane ist ein Fest des Feuers, der Blumen und der Liebe und es trennt seit jeher das Sommerhalbjahr vom Winterhalbjahr. Ab Beltane beginnt endlich die helle Jahreshälfte. Vor Urzeiten feierten die Menschen diesen Tag, weil sie und das Vieh endlich ihre düstere und oftmals stickige Behausung verlassen konnten und sich das Leben endlich wieder in Freien abspielte.

Auf La Gomera diesen alten heidnischen Feiertag zu feiern, ist eigentlich ein Widerspruch in sich, herrschte doch auf dieser gesegneten Insel das ganze Jahr über frühlingshafte Temperaturen. Dennoch feierten die Senoras del la Luna llena, wie sich Lotta und einige ihrer Freundinnen selbst nannten, diesen besonderen Tag, den 5. Vollmond nach dem Julfest, jedes Jahr.

Ole war sichtlich enttäuscht, als Lotta ihm eröffnet hatte, dass die Männer ihres Clans an diesem besonderen Abend traditionell erst die Häuser und Stallungen mit frischem Grün schmückten, bevor sie bis tief in die Nacht Doppelkopf spielten, um sich über den frauenfreien Abend, sowie über den größten Teil der Nacht, hinwegzuhelfen. Was die Frauen des Clans währenddessen trieben, darüber schwieg sie sich jedoch beharrlich aus. So stellte dieser alte Festtag eine doppelte Bestrafung für ihn dar. Zum einen mochte er dieses Kartenspiel nicht mehr, seitdem er es jahrelang während seiner Bundeswehrzeit jeden Tag in der Mittagspause gespielt hatte. Zum anderen war es das erste Mal, dass Lotta etwas nicht erzählen wollte, was, im Zusammenhang mit diesem speziellen Datum, seine Fantasie ordentlich anregte. Denn dieses Datum brachte er dank Goethes Faust bis jetzt nur mit der Walpurgisnacht in Verbindung. Zwar wusste er über diesen höchsten Feiertag der Hexen nicht viel. Dennoch sendete ihm sein Kopfkino immer wieder Bilder von spärlich oder gar völlig unbekleideten Frauen, die mit einem Besen in der Hand in ekstatischen Bewegungen um ein Feuer tanzten.

Als er Lotta in einen unbedachten Moment davon erzählte, lachte sie zuerst herzhaft, bevor sie ihn amüsiert auf die Wange küsste und ihm ins Ohr flüsterte: „Oh mein fantasievoller Geliebter, warte nur ab bis zum Samhain, dann stehst du und deine Manneskraft ganz in Mittelpunkt. Jedoch die Nacht zu Beltane als Fest der Reinigung und der Fruchtbarkeit feiern wir Frauen unter uns!“. Damit war das Thema für sie erledigt und so wie sie ihn dabei anschaute, wagte er es nicht weiter nachzuhaken.

Und auch Leonora war bei diesem Thema sehr geheimnisvoll, als er sie darauf ansprach. Sie erzählte ihm lediglich, dass sie an diesem Abend, wie jedes Jahr zu Betane, ihr traditionelles Himmelskleid tragen, sich einen Blumenkranz aufs Haupthaar setzen und dann bis zum Sonnenaufgang ordentlich feiern würde.

Auch wenn Ole nicht wusste, was ein Himmelskleid war, gab er sich mit dieser Auskunft dennoch zufrieden und fragte nicht weiter nach. Erst als er erfuhr, dass Anne eine Einladung von den Vollmond-Frauen erhalten und angenommen hatte, war seine Neugier erneut geweckt.

Doch bevor er diese befriedigen konnte, erschien Peter, einer der Stones und fragte ihn, ob er nicht Lust hätte mit ihm den Mai-Baum vom letzten Jahr aufzuarbeiten, und einen Kranz zu binden. So schob er die Gedanken an die geheimnisvolle Feier zur Seite und verabschiedete sich von seinen Frauen, bevor er Peter zu der Tischlerwerkstatt folgte, die sich etwas abseits an einem Stallgebäude anschloss. Darum bekam er auch das nächste, ebenso spannende Ereignis nicht mit.

Paradies am Teich

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