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Die Pflegedienstunternehmerin

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Susanne Freudenberg bezeichnete sich selbst gern als Selfmadefrau, und hatte damit nicht einmal Unrecht. Vor exakt 13 Jahren und 3 Monaten, im März 2001, hatte sie einen Pflegdienst gegründet, was bei ihrer Profession als examinierte Krankenschwester nahe gelegen hatte. Sie fing damals als 1-Mannunternehmen, genderkorrekt als 1- Frauunternehmen an, und besuchte mit ihrem klapprigen Renault ihre Patienten vor Ort. Ihr Motto war: „Pflege mit Wärme“. Offensichtlich machte sie ihre Arbeit gut, denn sie erhielt immer mehr Anfragen. Fast 2 Jahre lang ackerte sie so als Einzelkämpferin, und ihr Patientenstamm war mittlerweile so groß geworden, dass sie die Arbeit nicht mehr allein bewältigen konnte. Nun gab es zwei Möglichkeiten für sie: sie blieb auf diesem Stand und kam auf ein durchaus auskömmliches Einkommen aber verzichtete auf jegliche Freizeit, oder sie stellte ihr Unternehmen auf breitere Füße und versuchte Kasse zu machen. Zu diesem Zeitpunkt war sie 27 Jahre alt gewesen und hatte eigentlich nicht vor, sich bis zur Rente hin so abzuplagen. Weil sie die Arbeit so sehr in Beschlag nahm und sie Männer für sexgesteuerte Monster hielt, blieb sie konsequent allein. Diese Einstellung war schließlich mit dafür auschlaggebend, dass sie sich für die Expansion des Pflegedienstes entschied. Sie heuerte zwei Hilfskräfte an, leaste 2 Stadtflitzer, und dann legte sie mit enormer Schlagkraft los.

Sie, und die beiden anderen Frauen, hatten nicht nur aus rationalen Gründen einen Beruf im Sozialwesen eingeschlagen, sondern wollten hilfsbedürftigen Menschen wirklich etwas Gutes tun. Da ihre Arbeit durch die Pflegekassen streng nach Verrichtungen und Zeiten bestimmt war, wären Gespräche mit den vielfach allein lebenden älteren Menschen eigentlich nicht drin gewesen. Susanne Freudenberg ließ sich das aber nicht nehmen und ihre Mitarbeiterinnen handelten ebenso. Das sprach sich rum, und wenige Monate später musste Susanne Freudenberg ihre Belegschaft nochmals aufstocken. Jetzt war das Wachstum nicht mehr aufzuhalten, und aller 2 Jahre kamen neue Mitarbeiter hinzu. 2005 war der Pflegedienst in einem Bürogebäude als Mieter eingezogen, und mittlerweile hatten sich die Umsätze so positiv entwickelt, dass Susanne Freudenberg die Buchhaltung an ein Steuerberatungsbüro abgegeben hatte. Die ihr monatlich übergebenen betriebswirtschaftlichen Auswertungen zeigten ganz klar an, dass ihr Unternehmen sich wirtschaftlich gesehen hervorragend entwickelte.

Mit dem Jahresabschluss 2006 knackte die Firma erstmalig die 100.000 Euro Marke beim noch unversteuerten Überschuss, und selbst nach Abzug der Steuern blieb ein erklecklicher Betrag für die Unternehmerin übrig. In dieser Art und Weise ging es in den folgenden Jahren weiter, und auf Anraten des Steuerberaters kaufte Freudenberg dann 2007 ein 800 Quadratmeter großes Grundstück am Stadtrand. 2008 war auf dieser Fläche ein zweistöckiges Funktionsgebäude erreichtet worden. In der oberen Etage befand sich die Verwaltung des Pflegedienstes, im Erdgeschoss hatte die weitsichtige Unternehmerin eine Tagespflege mit 12 Plätzen eingerichtet. Um immer nah am Geschehen zu sein und eingreifen zu können, hatte sich Susanne Freudenberg im der Verwaltungsetage eine kleine Zweiraumwohnung errichten lassen und wohnte dort. 2010 brachte einen weiteren Aufschwung, und auch in den folgenden Jahren ging es weiter stetig bergauf. Ihr Unternehmen hatte sich über die vielen Jahre am Markt etabliert und war zu einer festen Größe in der Pflegelandschaft der Landeshauptstadt geworden. Ihre Mitarbeiter hatten viel Erfahrungswissen sammeln können und der Betrieb lief wie geschmiert. Susanne Freudenberg war 2014 38 Jahre alt und merkte, dass sie jetzt kürzer treten musste, und das aufgrund der recht problemlosen Geschäftsgänge auch tun könnte. Ihre 12stündigen Arbeitstage und das recht spartanische Leben in der Wohnung im Gebäude des Pflegedienstes wollte sie jetzt aufgeben, und sich nach dieser lange und anstrengenden Arbeitsphase etwas gönnen. Ein eigenes Haus im Grünen. In Wildbach.

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