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„Daaanke Tante Kim!“ Der Wind trug Taylors Stimme über das weite Tal in den Monashee-Mountains.

Dieser Teil von Britisch Columbia war, genau wie der westliche Teil von Alberta, berühmt für seine absolut spektakuläre Bergwelt. Ob sich der Besucher nun von östlicher oder westlicher Richtung auf den Weg durch die kanadischen Rocky Mountains machte, er hatte stets das Gefühl, dass gerade diese Szenerie nicht mehr zu toppen war. Bis er den nächsten Pass überquerte. Wie an einer Perlenschnur reihte sich Nationalpark an Nationalpark und Postkartenmotiv an Postkartenmotiv.

Logans Blick klebte immer noch an den Felsspitzen der gegenüberliegenden Bergkette, in deren Spalten sich trotz des warmen Frühsommers Schneereste hielten.

„Hey, bist du im Stehen eingeschlafen?“, rief Taylor ihm zu. „Los komm schon, es ist nicht mehr weit!“

Sie hatte bereits zur Hälfte die kleine Lichtung überquert, an deren Rand das Blockhaus thronte. Jetzt stand sie dort, breitbeinig, die Hände herausfordernd in die Seiten gestemmt und lächelte. Ein Lächeln, das jeden um den Verstand brachte, ihn eingeschlossen. Selbst in den Wanderklamotten sah sie absolut verführerisch aus, besonders wenn eine leichte Bergbrise ihr das lange braune Haar ins Gesicht wehte.

Entschlossen drehte sie sich um und stapfte auf den gegenüberliegenden Waldrand zu. Logan beeilte sich ihr zu folgen, schon um auf dem letzten Stück Weg ihren knackigen Hintern immer im Blickfeld zu haben. Er war so ein Glückspilz!

„Ich glaube dein Plan, heute in einem Blockhaus zu übernachten, ist nicht schlecht“, stellte er leicht atemlos fest, als er zu ihr aufgeschlossen hatte.

„Genau!“, stimmte Taylor ihm zu. „Unsere Klamotten müssen mal kräftig gelüftet werden und außerdem gibt’s da auch eine Dusche. Okay, wir müssen zwar erst Feuer machen, aber tausend Mal besser als ein Gebirgsbach.“

„Ich dachte nicht, dass du jetzt noch das Weichei heraushängen lässt“, grinste Logan und wich gekonnt ihrem scherzhaften Fußtritt aus.

„So mein Freund“, stellte Taylor provokativ fest, „du hast dir soeben die Chance vermasselt, mit mir einen kuscheligen Abend vor dem Kamin zu verbringen.“

„Oh verzeih mir, Prinzessin Pocahontas“, flehte Logan und sank theatralisch vor ihr auf die Knie. Dann zog ihn sein schwerer Rucksack nach hinten und er landete im hohen Gras der Bergwiese wie ein hilflos gestrandeter Käfer.

„Wenn wir verheiratet sind, dann darfst du auch immer das Fernsehprogramm bestimmen“, stammelte er kopfüber. „Mit Ausnahme des Superbowl!“

„Spinner!“

Als er sich schließlich aufgerappelt hatte, stand Taylor bereits in Siegerpose vor dem Chalet und genoss die warmen Strahlen der tiefstehenden Sonne. Es dauerte nur eine kleine Weile, dann hingen ihre zerknautschten Wandersachen über dem Geländer der Terrasse und ein knisterndes Feuer erwärmte das Duschwasser. Logan saß auf der Treppe und konnte sich wieder nicht vom Ausblick auf die gegenüberliegende Bergkette losreißen. Taylor huschte leise hinter ihn, um plötzlich vor seinen Augen eine Flasche Canadian Club zu schwenken.

„Wie konntest du die denn die ganze Zeit vor mir verstecken?“, fragte Logan verblüfft.

„Mädchengeheimnis!“

Taylor öffnete den Verschluss und reichte nach einem langen Schluck Logan die Flasche mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit.

„Gesponsert von Tante Kim“, kommentierte sie ihre Geste.

„Also deine Tante ist ja wirklich richtig nett“, stellte er fest. „Die Flüge, die ganzen Unterkünfte und die Ausrüstung, die uns noch gefehlt hat. Da kommen bestimmt ein paar Dollar zusammen.“

„Stimmt, wenn ich Kim nicht hätte, dann wäre ich ganz schön aufgeschmissen“, musste Taylor zugeben. „Na ja, du weißt ja, meine Mutter kannst du vergessen.“

„Was ist eigentlich diese Amanda für ein komischer Vogel?“, meinte Logan nachdenklich. „Ich glaube die ist irgendwie lesbisch.“

„Na du bist ja ein richtiger Blitzmerker“, prustete Taylor los. „Das merkt doch ein Blinder, dass die beiden ein Paar sind.“

„Echt jetzt, und dabei sieht sie so … scharf aus“, stellte Logan mit glänzenden Augen fest. „Da wird der Männerwelt ein echtes Schnäppchen vorenthalten.“

„Na dann versuch doch mal bei ihr zu landen“, entgegnete Taylor provokativ und stieß ihn in die Seite. „Vielleicht ist sie ja auch bi und lässt dich ran.“

„Nicht, so lange die hübsche Nichte ihrer Partnerin bei mir ist!“, schaffte Logan gerade noch den Absprung und zog Taylor zu sich.

„Das möchte ich dir aber auch geraten haben“, entgegnete sie und öffnete langsam den obersten Knopf ihrer Bluse. „Denn ich glaube, das würdest du nicht überleben. Sie schneidet dir dein Herz heraus und verspeist es zum Frühstück, während du langsam ausblutest.“

Irritiert sah Logan auf. Die drastische Ausdrucksweise seiner Freundin machte ihn stutzig.

„Jetzt mal im Ernst“, setzte Taylor zu einer Erklärung an. „Die beiden stehen auf richtig abgefahrene Sachen. Also mache keine Dummheiten, auch wenn du mein Freund bist. Solltest du Amanda auf dem falschen Fuß erwischen, dann war’s das. Wir waren einmal zusammen in einem Club in San Diego, total angesagt, aber voll mit Freaks und Gangstern und so. Und damit meine ich keine Taschendiebe, nein da waren richtig schwere Jungs dabei. Was soll ich sagen, die haben alle Platz gemacht und mich richtig zuvorkommend behandelt, keine blöden Anmachsprüche oder Baby-blas-mir-einen-Gesten. Also sei vorsichtig und überlege dir was du sagst, wenn wir sie wieder einmal treffen!“ Dass Amanda sie vor langer Zeit auf sehr unkonventionelle Weise vor einer gefährlichen Gang beschützt hatte, verschwieg sie vorsichtshalber.

Erst jetzt bemerkte Logan, dass Taylor ihre Bluse bereits komplett aufgeknöpft hatte und ihm so einen Blick auf ihre festen Brüste gewährte.

„Vorspeise!“, hauchte sie mit einem übertriebenen Augenaufschlag und ließ sich von der Treppe ins weiche Gras gleiten.

Logan rutschte zwischen ihre gespreizten Beine und öffnete mit hektischen Bewegungen Taylors Hose, während sie mit seiner dasselbe tat. Mit einem Ruck zog er ihr das Kleidungsstück von den Beinen und machte sich gerade an ihrem Slip zu schaffen, als Taylor das hohe Surren hörte.

Logan schien das Geräusch ebenfalls wahrgenommen zu haben, denn er hielt abrupt inne und es sah aus, als lausche auch er angestrengt. Doch plötzlich wurde sein Blick glasig und in seinem rechten Mundwinkel bildete sich ein kleiner Blutstropfen, der langsam bis zu seinem Kinn rann. Wie in Zeitlupe kippte er zur Seite.

Und als Taylor den schwarzglänzenden Pfeil sah, der aus seinem Rücken ragte, schrie sie sich die Seele aus dem Leib.

Suicide Chicks

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