Читать книгу Suicide Chicks - J.S. Ranket - Страница 8

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„Ungünstiger Zeitpunkt, ganz ungünstiger Zeitpunkt“, murmelte Zoe abwesend in die Kamera.

Tom sah die Falten auf der Stirn seiner Tochter und den angespannten Gesichtsausdruck, während sich offenbar auf einem Nachbarbildschirm irgendetwas Hochinteressantes abspielte. Er hörte das Geräusch von ihren über die Tasten fliegenden Fingern, und dass sie in regelmäßigen Abständen die Luft durch ihre Zähne presste. Kat und Tom blickten sich verwundert an, denn in diesem Zustand höchster Anspannung sahen sie Zoe nur selten. Es musste demzufolge etwas sehr Außergewöhnliches vor sich gehen, wenn sie Zoe so einfach vor der gesicherten Videoverbindung zappeln ließ.

„Hallo“, versuchte er ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, „wir sind’s.“

„Ja doch“, gab sie genervt zurück, ohne die Augen von dem anderen Monitor zu nehmen

„Das scheint eine pathologische Form von Internetabhängigkeit zu sein“, raunte Kat Tom zu und grinste, „sonst würde sie uns nicht einfach so ignorieren.“

„Oder sie wird von fremden Mächten hypnotisiert“, legte Tom nach und grinste ebenfalls.

„Ihr wisst aber schon, dass eure Kamera und das Mikro eingeschaltet sind“, gab Zoe, immer noch mit voller Konzentration auf den anderen Monitor, zurück. „So gleich hab ich es ihr Nervensägen, … Scheiße!“ Zoes Augen wurden groß und sie hämmerte noch hektischer auf ihrer Tastatur herum.

„Was ist los?“, schmunzelte Tom. „Landen Außerirdische?“

„Ha!“, stieß Zoe völlig unbeeindruckt hervor. „Macht’s gut, ihr Dilettanten.“ Langsam wich die Anspannung aus ihrem Gesicht, als sie sich endlich Kat und Tom zuwandte. Nur noch einmal huschte ihr Blick zu dem anderen Monitor und verwandelte sich dann langsam zu einem freundlichen Lächeln. „Mann bin ich froh, dass ihr nicht hier gleich um die Ecke wohnt. Hat euch eigentlich schon jemand gesagt, dass ihr ein echt gutes Händchen für ungünstige Zeitpunkte habt? Was gibt’s denn?“

„Äh, nichts besonderes“, antwortete Tom leicht verblüfft, „wir wollten nur mal sehen wie es euch so geht.“

„Also mir geht’s bestens“, gab Zoe gut gelaunt zurück, „und Javier sicher auch.“

„Was heißt denn hier Javier sicher auch?“

„Na, ich habe euch doch von dieser Riesenwelle oben im Norden erzählt“, fuhr sie fort, „und dass er da ‚Die Geschäftsidee‘ hatte.“ „Inzwischen stehen dort zwei Camps und die Surfer sind total aus dem Häuschen, denn jetzt gibt es da Duschen und Grillplätze. Und die Logistik scheint sich auch eingelaufen zu haben. Am Anfang konnte er seinen Truck gar nicht so schnell abladen, wie ihm die Leute die Sixpacks und die Steaks aus den Händen gerissen haben, doch so langsam scheint es da so eine Art Normalzustand zu geben. Der einzige Mist ist die Internetverbindung und der Mobilfunkempfang. Wir verabreden uns immer für das nächste Gespräch und dann fährt er ungefähr eine Stunde über einen besseren Feldweg, bis er eine vernünftige Verbindung bekommt.“

„Na das klingt ja insgesamt nicht schlecht“, bestätigte Kat. „Das zeugt ja davon, dass sein Gespür richtig war. Und wenn ihr lange nichts voneinander hört, dann hält das die Liebe frisch.“

„Ich kann auch gern allein in den Urlaub fahren“, raunte Tom Kat zu und knuffte sie in die Seite.

„Das könnte dir so passen“, kicherte sie und knuffte zurück. „Wer weiß, auf welche Ideen du dann kommst.“ Sie rutsche ein klein wenig auf ihrem Hintern hin und her und dachte gerade an die Eröffnung der Frascati-Saison. Und welch grandiosen Einfall Tom dabei hatte.

„Wo soll’s denn hingehen?“, fragte Zoe interessiert.

„Keine Ahnung“, antworteten die zwei wie aus einem Mund.

„Ich glauben wir werden das spontan entscheiden“, schob Tom nach. „Was gab es denn vorhin eigentlich so Interessantes?“

„Ach ja!“ Zoe wurde aufgeregt. „Ich habe euch doch voriges Jahr von dieser mysteriösen Seite erzählt, wo sich die junge Frau erschossen hat und die dann einfach wieder verschwunden ist.“

„Ja.“ Tom erinnerte sich noch genau an den Tag.

Zoe hatte ihn völlig entgeistert angerufen und ihm alles berichtet. Wie sie unabsichtlich Wette zu den bereits vorhandenen Begriffen Mord, Pervers und Entführung eingegeben hatte, dann darauf die Seite mit dem Countdown auftauchte und sie diese gehackt hatte. Schließlich waren sie zu dem Schluss gekommen, dass es ein Fake gewesen seien musste und sie es darauf beruhen lassen wollten.

Doch Tom hätte es eigentlich besser wissen müssen. Wie konnte er nur annehmen, dass Zoe sich mit so einer einfachen Erklärung zufrieden gab. Natürlich wurde dadurch ihr Jagdinstinkt geweckt und sie würde keine Ruhe geben, bis sie ein Ergebnis erreichen würde, mit dem sie zufrieden war. Und jetzt hatte sie es offenbar geschafft.

„Jetzt habe ich sie erwischt!“, fuhr Zoe nicht ohne Stolz fort. „Es ist genau dasselbe abgelaufen wie damals, nur dass es diesmal an einem anderen Ort war. Okay, es schien ebenfalls in einem Keller oder Lagerraum zu sein, aber der war anders. Und die Leute, die die Seite betreiben sind richtig gut. Sie haben mitgekriegt, dass ich herumschnüffle und sich abgeschottet. Dann haben sie versucht meine Attacke zurückzuverfolgen, aber ich habe sie auf eine falsche Fährte gelockt.“ Zoe grinste verschmitzt. „Das ist nicht eben einfach, deshalb konnte ich euch vorhin nicht meine volle Aufmerksamkeit schenken.“

„Was heißt denn hier volle Aufmerksamkeit“, antwortete Tom gespielt ärgerlich, „du hast uns einfach ignoriert.“ „Bist du bitte bei solchen Sachen vorsichtig“, bat er sie, doch in seiner Stimme lag eine Spur des Zweifels.

Denn Zoe von derart gefährlichen Vorhaben abzubringen, versprach wenig Erfolg. Genauso gut könnte er die Erde bitten, sich doch gefälligst ein bisschen langsamer zu drehen. Aber Zoe wusste meist genau, was sie tat, und dass ihr auf den geheimen Wegen, die sie im Netz benutzte, jemand folgen würde, war sehr unwahrscheinlich. Außerdem hielt ihre persönliche Schutzausrüstung problemlos jeden Vergleich mit der einer militärischen Spezialeinheit stand. Und obendrein gab es da ja noch Chapa und Manshas, die sehr genau darauf achteten, wer ihrem Frauchen nahe kommen durfte und wer nicht. Also alles in allem kein allzu großer Grund zur Besorgnis.

„Jaaa …“, antwortete Zoe leicht genervt. „Aber was haltet ihr davon, wenn ihr in eurem Urlaub einen kleinen Abstecher an die Baja machen würdet? Wir haben hier das tollste Wetter und das kälteste Bier!“

„Aber klar doch“, antwortete Tom lachend. „Und außerdem die heißesten Temperaturen. Wie viel Grad sind denn zurzeit außerhalb deines vollklimatisierten Hightech-Bunkers?“

„Sniebnuneisig“, nuschelte sie.

„Ja, ja … und Tendenz steigend“, witzelte Tom zurück. „Aber jetzt mal ehrlich, wir haben nur eine Woche und da würde ja die Hälfte schon für die An- und Abreise drauf gehen. Außerdem ist es von den Temperaturen her ohnehin im Herbst besser und wir haben dann drei Wochen Urlaub. Also lass uns doch den Herbst einmal vormerken.“ Tom blickte fragend zur Seite auf Kat und die nickte zustimmend. „Und für die eine Woche fällt uns schon etwas ein. Tauchen vielleicht, auf den Kanaren oder im Roten Meer sind die Bedingungen um diese Jahreszeit top. Auf jeden Fall sagen wir dir noch genau Bescheid. Und jetzt wünschen wir dir noch einen schönen Tag.“ Kat und Tom winkten zu Abschied in die Kamera.

„Na dann, macht´s mal gut ihr beiden“, verabschiedete sich jetzt auch Zoe bevor sie die Verbindung trennte. Doch in Gedanken war sie bereits bei ihren nächsten Schritten zum Aufspüren der mysteriösen Website.

Suicide Chicks

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