Читать книгу Weg der Seele - Judith und Urs Parolo - Страница 49
Spirituelle Meister
ОглавлениеEigentlich könnten wir uns nach hinten lehnen, die Hände in den Schoss legen und beruhigt in die Zukunft blicken, denn die grosse Anzahl inkarnierter "spiritueller Meister" wird schon dafür sorgen, dass nichts schief läuft. Wenn dies so wäre, dann könnten wir die glücklichsten Wesen sein. Aber leider wandeln zu viele sogenannte "spirituelle Meister" auf Erden, die sich nicht bewusst machen, was es bedeutet und welche Verantwortung sie übernehmen, wenn sie sich mit dem Titel "Meister" schmücken!
Der Begriff Meister stammt aus alter Zeit und bezeichnet einen Menschen, der sich einen gewissen Grad an Können angeeignet hat; da gibt es zB. Handwerksmeister oder Schulmeister. All diese Meister weisen sich durch erhöhtes Fachwissen und Fachkönnen aus und haben diese Wissen und Können schon mehrfach unter Beweis gestellt.
Auf der geistigen Ebene gibt es ebenfalls Meister. Auch hier zeichnen sich diese Wesen aus und zwar über bereits zurückgelegte Entwicklungsschritte. Sie haben schon einen grossen Teil ihres Weges zurückgelegt und sind somit in der Lage, ihrerseits den Menschen zu helfen und diesen ihre eigenen Erfahrungen weiterzuvermitteln. In der geistigen Welt gibt es verschiedene Arten von Meistern, je nach Stand ihrer Entwicklung. Es ist nicht so, dass dieser "Titel" eine besondere Auszeichnung bedeutet. Er weist vielmehr den Platz innerhalb einer bestimmten Hierarchie und die dazugehörige Aufgabe aus.
Bei einigen Menschen kam im Laufe der Zeit der Wunsch auf, sich von den anderen abzugrenzen oder sich abzuheben. Sie wollten nach aussen hin manifestieren, dass sie sich weiterentwickelt hatten. Da leistete der Begriff Meister gute Dienste und schon war der spirituelle Meister geboren. Leider lassen sich immer noch viele Menschen fangen, wenn sie einen - meist selbsternannten - Meister sehen oder hören. Es ist sehr traurig, wie mit diesem Begriff umgegangen wird. Wahre Meister, also solche die in der geistigen Welt die Funktion des Meisters innehaben und welche die damit verbundene Verantwortung tragen, haben es nicht nötig, sich so zu titulieren. Im Gegenteil, sie sind Menschen, welche die Seelenqualitäten entwickelt haben und ihren Platz im grossen Ganzen kennen.
Wer sind dann all die spirituellen Meister, welche die Erde bevölkern? Vielfach handelt es sich um Menschen, die sehr wohl mit Führungsqualitäten ausgestattet worden sind, die aber irgendwann in ihrer Entwicklung dem Ego erlegen sind. Sie lassen sich nun feiern und geniessen die Verehrung, die ihnen zuteil wird. Dabei geht aber ihre wirkliche Spiritualität verloren und sie sinken in ihrem Bewusstsein.
Daneben gibt es aber auch Scharlatane, die nichts anderes im Sinne haben, als sehr schnell sehr viel Einfluss über andere Leute zu gewinnen. Hier wirkt als Triebfeder die persönliche Macht. Diese falschen Propheten erkennt Ihr an ihren Augen. Wenn Ihr einen stechenden, gefangennehmenden Blick verspürt, dann trennt Euch sofort von dieser Person. Jedermann kann seine Sprache, seine Haltung, seine Gestik verstellen, aber nicht den Blick seiner Augen.
Viele werden jetzt einwenden, dass gerade im östlichen Raum der Meister eine sehr traditionelle Form der Ehrerbietung ist. Das stimmt und gerade diese Tradition muss überwunden werden, damit die Abhängigkeiten von "Meister und Schüler" endlich aufgelöst und nicht immer neu im alten Schema zementiert werden können.
Ein wahrer Meister bindet die Menschen nicht an sich, er lässt jedem Wesen seinen freien Willen und seine Meinung. Keinesfalls lässt er zu, dass sich Menschen an ihn binden. Er weiss nämlich, dass jedes Wesen seinen Weg alleine gehen darf oder muss. Auf diesem Weg zählen nur eigene Schritte, die aus freiem Willen und von ganzem Herzen getan werden. Daher kennt der wahre Meister auch seine Funktion - er kann von seinen Erfahrungen weitergeben, aber er wird nie Vorschriften und Dogmen erlassen.
Oftmals ist es auch so, dass eine Person in die Rolle des Meisters hineingedrängt wird. Seine "Schüler" drängen so sehr, dass sie ihren Meister zuletzt auf dem Podest haben. Man könnte nun meinen, da kann ja der "geschubste Meister" gar nichts dafür. Doch, er kann - er hat dies alles geschehen lassen und ist nicht energisch genug dagegen aufgetreten. Auch hat er es versäumt, seine "Schüler" in der richtigen Art und Weise zu unterweisen, vor allem in den Qualitäten Demut und Bescheidenheit. Hätte er dies alles getan, dann wäre es nicht soweit gekommen, dass sein Bild im Goldrahmen an der Wand hängt und mit Blumen bekränzt wird.
Ihr seht also, wirkliche spirituelle Meister gibt es wenige und jene die sich inkarniert haben, erachten es nicht für nötig, sich eine Tafel um den Hals zu hängen mit der Aufschrift "Meister". Die Stufe der Entwicklung, in der Ansehen und persönliche Macht wichtig sind, haben diese wirklichen Meister überwunden.
Hier aber beginnt - oder endet - der spirituelle Hochmut, indem eine Person sich mit Attributen schmückt, die ihr nicht gehören. Wenn Ihr all die sogenannten spirituellen Meister im Sinne von Handwerksmeistern betrachtet, so ist nichts dagegen einzuwenden, aber hütet Euch davor, ihren Vorspiegelungen zu folgen und sie auf das Podest zu heben.