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Dogmen
ОглавлениеEin grosses Thema in der heutigen Zeit sind Dogmen. Sie stellen für viele von Euch grosse Probleme dar, weil sie sehr absolut abgefasst sind. Dogmen lassen kein Wenn und Aber zu. Es sind Vorschriften, die bedingungslos auf ihrer absoluten Gültigkeit beharren.
Ihr habt sicher erkannt, dass Dogmen auf dem spirituellen Weg überhaupt keinen Platz haben, weil es auf dieser Ebene keine absoluten Aussagen gibt, die von inkarnierten Wesen stammen.
Schauen wir uns einmal an, wie dies im Alltag aussieht. Sehr oft hört Ihr doch, dass ein spiritueller Mensch keine schwarzen Kleider trägt, weil... und dann folgt irgendeine mentale Erklärung. Wenn Ihr sucht, findet Ihr aber auch die Behauptung, dass es sehr förderlich, ja sogar ein Muss ist, schwarze Kleider zu tragen, weil man dann nicht von den andern Farben abgelenkt werde und sich ganz dem spirituellen Weg widmen könne.
Zwei Dogmen, absolut abgefasst und beide falsch. Ihr werdet Euch vielleicht fragen, warum diese Aussagen falsch sind. Sie stimmen nicht, weil sie versuchen, eine Behauptung als absolut, als unverrückbar, unumstösslich hinzustellen. Es gibt Fälle, in denen es von Vorteil sein kann, keine schwarze Kleider zu tragen. Aber ebenso gibt es Fälle, in denen es sinnvoll sein kann, schwarze Kleider zu tragen. Beide Aussagen haben ihre Berechtigung, aber beide dürfen nicht dogmatisch angewendet werden.
Wir möchten Euch an einem weiteren Beispiel zeigen, dass Dogmas keine Berechtigung haben. Viele von Euch werden erstaunt sein, dass wir ein Thema ansprechen, welches oft mit Emotionen behaftet ist, nämlich das Thema Fleisch-Essen.
Eine weitverbreitete Meinung ist es, dass ein Mensch, der sich spirituell betätigt, kein Fleisch essen dürfe - aus karmischen und anderen Gründen. Verschiedene esoterische Richtungen machen aus dieser Meinung sogar einen richtigen Glaubenskrieg; es wird für oder gegen das Fleisch-Essen gekämpft - völlig bedingungslos, versteht sich. Es besteht kein Zweifel, dass es sinnvoll ist, den Konsum von Fleisch einzuschränken oder zu unterlassen, weil mit diesem Nahrungsmittel viele Problemkreise zusammenhängen.
Wenn das ganze Problem Fleisch-Essen nun zum Dogma hochstilisiert wird: Man darf kein Fleisch essen, wenn man spirituell tätig ist!, dann grenzt man alle Wesen, die Fleisch essen aus und schafft Grenzen. Hier wird eine Ansicht, die für einzelne Menschen stimmt, zum Dogma erklärt. Wir möchten Euch an einem Beispiel erklären, wie unsinnig diese zum Dogma gewordene Forderung ist.
Ihr alle kennt die Eskimos, die Inuits, aus den Eisregionen der Erde. Wenn das Dogma kein Fleisch zu essen wirklich absolute Gültigkeit hätte, müssten diese Leute alle verhungern, denn eine andere Nahrung als Fleisch und andere Tierprodukte gibt es in diesen Regionen sehr spärlich. Oder aber die Folge wäre, dass kein Eskimo spirituell sein kann, eben weil er Fleisch isst. Ihr seht hoffentlich an diesem Beispiel die Sinnlosigkeit des "Fleisch Dogmas" ein.
Mit diesem Beispiel haben wir aber nicht gesagt, Ihr sollt nun Fleisch essen in Hülle und Fülle. Nein, überhaupt nicht. Aber überlegt Euch das nächste Mal gut, wenn es um dieses Thema geht, wie Ihr von Eurer Einstellung sprecht. Es besteht ein grosser Unterschied, ob Ihr sagt: "Ich esse momentan kein Fleisch aus diesen oder jenen Gründen", oder ob Ihr dogmatisch erklärt: "Man darf kein Fleisch essen!". Bedenkt immer, mit dem Dogma würdet Ihr die Eskimos zum Verhungern zwingen.
Vielleicht stellt Ihr Euch nun die Frage, wie denn solche Dogmas entstehen. Dies ist ein einfacher Vorgang. Zu Beginn eines jeden Dogmas steht meist eine persönliche Situation. Diese Situation ist sowohl von der Person als auch von den Umständen geprägt. Nehmen wir hier als Beispiel, dass es für eine Person in einer bestimmten Umgebung sehr gut ist, vor Sonnenaufgang zu baden. Dieses Baden tut wohl und bringt die betreffende Person in ihrer ganzen Entwicklung weiter. Dieses Tätigkeit ist aber ganz genau auf die eine Person abgestimmt. Jemand anderer fragt nun unseren Badenden nach dem Grund seiner Entwicklung und er bekommt als Antwort, dass dies das Baden vor Sonnenaufgang bewirke. Sofort tut der so Belehrte das Gleiche und badet auch. Nun fragen noch weitere Personen und mit der Zeit wird dieses Baden vor Sonnenaufgang dogmatisiert. Es heisst dann: "Wenn man sich weiterentwickeln will, muss man vor Sonnenaufgang baden!". Wer weiss, vielleicht badet die erste Person schon lange nicht mehr vor Sonnenaufgang, weil dies nur aus einer bestimmten Situation heraus richtig war; aber die Situation hat sich geändert und somit ist das Baden auch nicht mehr nötig.
Dieses Beispiel erscheint Euch vielleicht auf den ersten Blick etwas an den Haaren herbeigezogen. Achtet Euch aber in Eurem eigenen Leben, wie oft schon solche Situationen zu eigenen Dogmen geführt haben. Oft werden persönliche Dogmen nicht so genannt, sondern es werden Prinzipien daraus.
Ein grosses Kapitel im Bereich der Dogmen haben sich die grossen Religionen zu eigen gemacht. Gerade bei diesen Institutionen, die Toleranz und Gemeinsamkeit pflegen wollen, haben sich im Laufe ihrer Geschichte so viele Dogmen breit gemacht, dass diese nur noch das Trennende aufzeigen. Das Verbindende, nämlich das Spirituelle, also das Glauben und Achten der geistigen Werte sowie auch den Anders - Denkenden, erstickt manchmal hinter den selbst aufgebauten Trennungsmauern. Macht bitte nicht die gleichen Fehler und ersetzt fremde Dogmen durch eigene, sondern nehmt auch hier die Essenz, die noch da ist und baut sie in Euren Alltag ein.
Dogmen sind starre Gebilde, sie lassen überhaupt keinen Spielraum. Aber jeder Baumeister weiss, dass ein hoher Turm nicht absolut starr auf dem Fundament stehen darf, sonst besteht die Gefahr, dass der Turm bei einem Sturm einstürzt. Nutzt diese Erkenntnis und werdet auch Ihr nicht starr in Euren Anschauungen. Die heutige Zeit bringt auch im spirituellen Bereich sehr schnell grosse Veränderungen mit sich, denen Ihr Euch jeweils anpassen müsst. Was starr ist, bricht - also werdet flexibel, ohne aber das Ziel aus den Augen zu verlieren.