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Es dreht sich

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Weißt du, wohin wir heute fahren?

Also, den Viadukt, den fahren wir noch nicht. Es war schon gut, dass es letztens nicht ging. Man soll solche Zeichen nicht missachten. Der Tunnel ist schon schlimm genug.

Darf ich deine geschätzte Aufmerksamkeit einmal auf den Weg lenken? Sonst stoßen wir zwei gleich irgendwo an. Man kann stolpern, wenn man seinen Weg nicht würdigt, weil man in Gedanken ist.

Ich glaube, du musst heute auch ein bisschen auf mich aufpassen. Dass ich nicht zu sehr in Gedanken gerate. Machst du das? Gibst du mir mal deine Hand?

Man darf nämlich auch als Mann mal eine Schwäche zeigen. Wer niemals schwach ist, ist auch niemals stark. Und stark muss ich sein, meine Liebe, sonst kann ich die Nachtdraisine nicht fahren.

Wie fahren heute nicht weit. Ich hoffe, du bist mir nicht böse. Also, wir steigen hinab zu den Schienen. Siehst dort drüben eigentlich den Lousberg? Den mag ich ziemlich gern, diesen Berg. Er hat was Gutes, das spürt man da.

Oben steht ein Drehturm. Er war mal ein Wasserturm, da war er zu was gut. Jetzt ist ein Drehcafé darin. Warst du schon einmal in einem Café, das sich dreht? Muss das sein? Ich meine, wozu ist es gut? Braucht man dort den Löffel im Kaffee nicht zu drehen, weil sich das Café um den Löffel dreht?

Jetzt musst du lachen, das ist gut. Bringst du eine Frau zum Lachen, hast du mindestens zehn Punkte.

Ich helfe ich dir über die Gleise – pass auf, da liegt Draht und anderer Kram, hier fährt kein Zug mehr!

Weißt du, warum es hier am Westbahnhof so wüst aussieht? Die Bahn spart, wo sie kann, damit sie die glitzernden Hochgeschwindigkeitszüge und die neuen Trassen überhaupt bezahlen kann.

Hier war einmal ein großer Güterbahnhof. Jetzt siehst du kaum noch einen Menschen. Irgendwie macht mich das traurig. So ein großer Bahnhof und keine Menschen von der Eisenbahn.

Ja, du guckst mich an? Ich bin nicht von der Eisenbahn. Ich komme vom Teppichhaus. Und das Teppichhaus hat nur eine Nachtdraisine. Wenn ich ne Eisenbahn hätte, sähe es in Deutschland anders aus.

Schon nach zehn. Und wir sind noch kein Stück gefahren. Du merkst, ich bin heute nicht so frisch. Weißt, was wir machen? Wir fahren einfach. Setz dich! Los, rauf auf das Ding!

Sitzt du gut? Ich spring hinterher. Und schon rollt es los, unser Zaubergefährt. Wir gucken nicht auf die Uhr. Die Räder der Draisine geben uns den Takt. Schon geht der Fahrtwind, ich muss rufen. He, das geht jetzt schnell! Und jetzt kommt etwas Komisches. Wir fahren einen Hügel hinauf. Den braucht man, um die Waggons zu sortieren. Sie rollen dann vom Hügel hinab, und irgendwo hinten im Stellwerk sitzt einer und stellt die Weichen. Ne, der ist jetzt zu Hause. Die Lampen scheinen für nichts. Außer uns sieht das hier keiner. Ist auch kurios, findest du nicht?

So, jetzt aber den Hügel hoch gebraust. Halt dich fest an mir, sonst hebst du ab! Denn nach der Kuppe geht es wieder hinab. Das ist so ein bisschen wie eine sanfte Achterbahn.

Sanfte Achterbahnen finde ich gut. Wenn das Leben wie eine sanfte Achterbahn verläuft, kann man sich freuen. Dann ist zwar immer was los, doch man hebt nicht vom Teppich ab und man fällt auch nicht in den Keller.

Sag mal, du merkst es, weit kommen wir nicht. Ich gebe mir ja wirklich redliche Mühe. Trotzdem reicht es nicht für eine lange Geradeausfahrt. Immerhin haben wir ein bisschen gespielt. Wir waren wie Güterwaggons unterwegs, wenn sie sortiert werden. Das ist wirklich ein guter Trick. Wenn man zu angespannt ist, hilft das absichtslose Spiel.

Du, meine Liebe, ich danke dir sehr. Du warst mir heute eine gute Freundin. Komm, wir steigen ab, und ich bringe dich bis an die Tür. Das bin ich dir schuldig, weil wir nicht so weit gefahren sind.

Kommst du trotzdem morgen wieder mit?

Ich würde mich freuen.

Gute Nacht, meine Liebe. Und hier der trockene Kuss.

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