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Verehrte Kundschaft,

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wegen anhaltenden Schneefalls und zunehmender Vereisung war das Befahren der Strecke Aachen-West - Moresnet - Plombiers (Bleiberg) und so weiter vergangene Nacht nicht möglich, - wobei Plombieres keinen Bahnhof hat, sondern nur Erwähnung findet, weil sich oberhalb des Ortes eine stählerne Brücke befindet, die sich auf mächtige gemauerte Pfeiler stützt, die ihrerseits so unfassbar hoch sind, dass es ein unverantwortliches Risiko wäre, die Strecke mit Ihnen an der Seite zu befahren. Denn dort oben ist nicht nur die Vereisung der Strecke schrecklich, es bläst auch leider ein sibirischer Wind.

Aus diesem Grunde bieten wir Ihnen hier lediglich noch einige Minuten Wortgeplänkel, das, wenn Sie viel Phantasie haben, so ähnlich klingen mag wie das leise Rattern der Räder unserer allseits beliebten Nachtdraisine. Sie wissen schon, an den Nahtstellen macht es tocktock. Es ist fast das gleiche Geräusch wie das einer Tastatur. Allerdings geben wir zu bedenken, dass unser Tastaturbediener einen deutlich schnelleren Rhythmus hat. Falls Sie in diesem Text Tippfehler finden, dann denken Sie daran, es liegt am Winter. Vereisung der Tasten, nichts zu machen.

Selbst im innerstädtischen Bereich, (wobei sie das Wort "innerstädtisch" nicht ganz ernst nehmen dürfen und das Wort "Bereich" eigentlich unnötig ist), also selbst innerhalb der Stadt ist die Strecke nicht sicher.

Wir haben die örtlichen Verhältnisse hochgerechnet, das heißt, wir haben uns nicht per Augenschein davon überzeugen können, wie es nun wirklich ist dort oben auf der zugigen Brücke hoch über dem Flüsschen Geule. Die Geule ist zugefroren, in jedem Fall, doch ein Rinnsal ist sie nicht. Nur, wenn Sie jetzt hoch oben auf der Draisine säßen und würden einen Blick hinab werfen ins Tal, was wiederum nur ginge, wenn Sie absolut schwindelfrei sind; bei einem solch gewagten Blick hinab ins Tal hätten Sie den fälschlichen Eindruck, dass die Geule ein eisiges Rinnsal ist.

Sie hätten jedoch wahrscheinlich kaum den Mut, sich über den Rand der Draisine zu lehnen; es sei denn, man hielte Ihre Hand. Nicht allein wegen der ungewöhnlichen Höhe der Brücke, sondern auch wegen der eisigen Böen aus östlichen Richtungen, die Sie hinabzufegen drohen.

Schade, es hätte dramatisch oder immerhin romantisch werden können, wenn die örtliche Bahnverwaltung die Fahrt nicht untersagt hätte.

P.S.: Inzwischen hat uns die belgisch hoheitliche Bahnverwaltung für die Provinz Lüttich mitgeteilt, dass man in spätestens ein zwei Monaten die verwaltungsmäßigen Vorbereitungen getroffen haben wird, damit die landesweite Ausschreibung über die Vergabe der Enteisungsarbeiten auf der Brücke von Plombieres zügig vorangetrieben werden könne.

Lediglich die Zustimmung der Zentralbehörde in Brüssel zu dem eigens für diesen Notfall entwickelten 7-seitigen Formblatt in den drei Amtssprachen des belgischen Königreiches müsse noch abgewartet werden.

Der König aller Belgen werde danach unverzüglich siegeln.

P.P.S.: Sollten sich jedoch die Witterungsverhältnisse rasch ändern, wenn der Wind zum Beispiel auf West umschlagen würde, wodurch er höhere Temperaturen brächte, da er von der nahen Nordsee und dem Golfstrom darin aufgewärmt wird, dann jedoch, bei laueren Winden, würden die Ausschreibungsvorbereitungen unverzüglich gestoppt. Das Siegel des Königs würde man aus der Vorlage entfernen und in einen Panzerschrank legen, wo es fortan unberührt verrotten dürfe. Also, in diesem durchaus wünschenswerten Fall werde die Strecke wieder frei gegeben, ohne dass man die Enteisungsarbeiten durchführt.

Das Befahren geschähe dann auf eigene Verantwortung.

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