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Kapitel 10
Оглавление„Wo ist dieser elende Bastard?“ Der Kaiser hatte die Stimme erhoben und sah mit scharfem Blick seinen Kammerdiener durchdringend an. Dem wurde heiß bei dem Gedanken, was der Kaiser wohl mit ihm machen würde, witterte dieser eine neuerliche Verschwörung oder Verrat. Nicolas war dem Kaiser aufgefallen. Er war recht stolz gewesen und hatte es nur sehr schwer über sich gebracht, die nötige Demut beim Bedienen an der Tafel walten zu lassen. Heinrich war argwöhnisch geworden und hatte sich vorgenommen, den Jungen näher unter die Lupe zu nehmen.
„Ich weiß es nicht, Majestät. Der Herr von Auenstein ist auch verschwunden. Wie ich hörte, sind sie zu einer Wallfahrt nach Palästina aufgebrochen.“
„Wallfahrt, ja?“ Der Kaiser schnaubte verächtlich. „Dieser Hurensohn Dietrich hält sich im Heiligen Land auf. Was auch immer er sich davon verspricht. Er ahnte wohl nicht, dass ich überall Augen und Ohren habe und wahrscheinlich im Gegensatz zu ihm weiß, dass sein Bruder Albrecht bei mir auf taube Ohren gestoßen ist und sein Land im Chaos versinkt. Welch gute Gelegenheit für mich, jetzt in die Mark Meißen zu reisen und dort unsere Interessen zu sichern.“ Heinrich grinste wölfisch. „Ich werde das Lehen einziehen. Das Silber der Bergwerke kann ich sehr gut gebrauchen. Vielleicht finden ja die Ungläubigen Gefallen an Dietrich, dann braucht er es ohnehin nicht mehr.“ Ein kaltes Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des Kaisers.
Schon lange hatte Heinrich ein Auge auf die Besitzungen des Meißner Markgrafen geworfen, gab es hier doch unermessliche Vorkommen an Silber und anderen wertvollen Erzen, die den Meißnern unsäglichen Reichtum und damit große Macht beschert hatten. Sie ließen sich nicht vom Kaiser in seine Ränkespiele einspannen und verließen ihr Land nur, um auf den einberufenen Reichstagen zu erscheinen. Aber Albrecht hatte er zuletzt gar nicht vorgelassen und Dietrich war heimlich nach Jerusalem verschwunden.
„Wer war dieser Junge eigentlich, den Dietrich hier zurückgelassen hat? Ich sah ihn bei ihm, als er sich vor einigen Wochen im Audienzsaal befand“, fragte der Kaiser seinen Kammerdiener. Vielleicht sollte er einige Häscher aussenden, die den Kerl zurückbrächten. Er würde dann schon aus ihm herausbringen, was er wissen wollte. Er, der Kaiser, kannte da einige wirksame Methoden. Erst kürzlich ließ er einen ungehorsamen Diener bis zum Hals in die Erde eingraben, nachdem dieser einen Krug mit Wein über den kaiserlichen Rücken gegossen hatte.
„Ein Vasall des Markgrafen, der seinen Knappendienst bei Wolfram von Auenstein ableistet. Wohl ein armer Schlucker ohne Land und Titel“, antwortete der Diener.
Das Abendläuten der Basilika unterbrach des Kaisers Gedanken. Eigentlich war er auf dem Weg zur Andacht gewesen, als ihm auffiel, dass weder der Auensteiner noch dessen Knappe unter seinem Gefolge waren. Und gab es wahrhaftig jetzt wichtigeres, als sich mit der Abwesenheit solch eines unbedeutenden Bengels zu befassen.
Wolfram und Nicolas waren an Bord der „Santa Teresa“ bis nach Tirana gekommen. Ab hier sollte sie ein Schiff die Küste entlang bis nach Aslan Limani, das die Griechen auch Piräus nannten, bringen.
Das Wetter hatte umgeschlagen und die schon fast frühsommerlichen Temperaturen der letzten Tage waren von starkem Regen und heftigem Wind abgelöst worden. Mit einem flauen Gefühl im Magen starrte Nicolas auf das Boot, dass am Kai liegend an seiner Vertäuung zerrte, als wolle es sich auf das Meer hinaus in die Fluten stürzen, um am Getümmel der Wellen teilzuhaben. Die letzten Handelsgüter waren bereits an Bord gebracht worden. Der Kapitän wollte noch bis zum Abend warten, da sich das Wetter bessern sollte. Allerdings hatte er keine allzu große Hoffnung. Doch er musste in drei Tagen in Aslan Limani sein. Hier würde seine Ladung auf ein größeres Schiff verladen werden, das dann nach Khios segelte und von da weiter nach Latakia an der Syrischen Küste.
Unschlüssig stand Nicolas am Steg, der den Kai mit dem Schiff verband. Wolfram wartete bereits seit einer Stunde an Bord auf ihn. Von der Reling aus redete er ihm gut zu: „Komm schon, du hast gar keine andere Wahl. Willst du allein hier zurückbleiben, ohne Geld, ohne Proviant und so ganz ohne jemanden zu kennen?“ Obwohl Nicolas immer einsam und ohne Familie gewesen war, gab es dennoch einen Unterschied, allein in einem fremden wilden Land zu sein oder sich am märkgräflichen Hof zu befinden inmitten von Menschen, die er mehr oder weniger kannte. Zögerlich setzte er einen Fuß auf den hölzernen Steg, als ihn eine Windbö um ein Haar ins Wasser gerissen hätte. Heftig mit dem Armen rudernd, um das Gleichgewicht wieder zu erlangen, nahm er allen Mut zusammen und rannte über den Steg. Mit einem Satz sprang er auf das Deck, seine wenigen Habseligkeiten, die er zu einem Bündel geschnürt auf dem Rücken getragen hatte, flogen in hohem Bogen über seinen Kopf hinweg und schlitterten einige Meter weit über die Schiffsplanken. Durch den Schwung mitgerissen, verlor Nicolas das Gleichgewicht und prallte gegen seinen Dienstherrn, der ihn relativ unsanft auffing. „Was für ein Tölpel“, sagte Wolfram mehr zu sich selbst als zu dem Unglücksraben. „Heb deine drei Sachen auf und folge mir ins Quartier unter Deck, bevor alles vollends durchweicht ist“, blaffte er ihn an. Nicolas war noch zu verdattert, um groß nachdenken zu können, schnappte sein Bündel und folgte Wolfram durch eine Luke, die über eine steile Leiter in den Bauch des Schiffes führte.
Im trüben Licht einer Ölfunzel konnte er undeutlich die Umrisse des Raumes erkennen. Er war nicht sehr groß. An den Seiten stapelten sich sperrige Kisten und Ballen mit Waren, die, obwohl sie mit dicken Seilen an den Sparren festgezurrt waren, bedenklich an ihrer Verankerung rissen. Die Lampe schwankte hin und her, tauchte den Raum in ein unruhiges Licht. Schatten tanzten an den Wänden und die flackernden Silhouetten der Gegenstände erschienen wie bizarre Ungetüme.
Nicolas ließ sein Bündel direkt in der Mitte des Raumes einfach fallen, was ihm einen ungläubigen Blick des Ritters einbrachte. „Was glaubst du wohl, wo du dich hier niederlässt?“, schnauzte er Nicolas an. „Nimm deinen Kram und verstau ihn dort hinten, in der Nische zwischen den Ballen. Oder willst du, dass der Erstbeste, der die Leiter herunterkommt, über dich stolpert. Ich bin weiß Gott nicht scharf darauf, hier unnötig Aufsehen zu erregen.“
Nicolas machte ein trotziges Gesicht. „Niemals lege ich mich zwischen das ganze Gerümpel. Soll ich erschlagen werden? Schaut doch, wie es an der Verankerung zerrt!“ Damit setzte er sich auf den Boden und würdigte Wolfram keines Blickes mehr. Sollte der doch wütend auf ihn sein, was konnte er jetzt hier unten schon ausrichten, wenn Nicolas ihm den nötigen Gehorsam verweigerte. Auch rebellierte sein Magen bereits, und er wünschte sich, er wäre an Deck geblieben. Zum Glück war die letzte Mahlzeit schon vor einer ganzen Weile gewesen und hatte nur aus einem harten Kanten Brot und etwas verdünntem Wein bestanden. Schon der bloße Gedanke an sein karges Frühstück bescherte ihm eine neue Welle von Übelkeit. Wolfram setzte sich umständlich auf den Boden. Sein schweres Kettenhemd behinderte ihn. Doch es auszuziehen, kam nicht in Frage. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass man gerade in einer fremden Umgebung sich immer gut gerüstet und mit großer Vorsicht bewegen sollte. Mit dem Rücken an einer großen Kiste lehnend, streckte er die Beine aus und schloss die Augen. Es dauerte auch nicht lange und die Strapazen der letzten Tage forderten ihren Tribut und Wolfram verfiel in einen tiefen traumlosen Schlaf.
Auf Deck wurde ein Rufen laut. Im harten Befehlston erteilte jemand Kommandos, und Nicolas hörte über sich das Getrappel von etlichen Füßen. Trotzt der unruhigen Bewegungen der Dau, fühlte er, wie das Schiff allmählich Fahrt aufnahm. Doch es dauerte keine halbe Stunde und ihm war so schlecht, dass ihn nur noch der Gedanke, schnellstens nach oben an die Reling zu kommen, beherrschte. Er raffte seinen Umhang und rannte die Leiter hinauf. Inzwischen war es Nacht geworden, und fast völlige Dunkelheit hüllte das Schiff ein. Eine Laterne am Bug schwankte im heftigen Wind hin und her und warf ab und zu einen schwachen Lichtschein über das Deck. Da der Himmel nicht vollkommen bedeckt war, konnte Nicolas wage die Umrisse der Reling erkennen. Das Schiff war nicht sehr groß und mit wenigen Schritten war er an der Schiffswand. Er würgte und würgte, doch nichts wollte aus seinem leeren Magen kommen. Nicolas erinnerte sich, nicht einmal einen Schluck Wasser seit dem frühen Morgen getrunken zu haben. Die Kräfte verließen ihn und er sank unglücklich auf die Schiffsplanken, wo er resigniert liegen blieb. Seine Gedanken wanderten nach Hause, zu dem großen Saal, wo er zusammen mit den anderen Knappen geschlafen hatte, zu Berthe, die ihm eine warme Brühe einschenkte, zu seinem alten Lehrmeister Tassilo von Hohnberg. Ob dieser wohl noch lebte? Zuletzt war der alte Haudegen von einem starken Husten gequält worden. Seine Kraft hatte merklich abgenommen. Selbst der Gedanke an die verblichene Markgräfin erschien Nicolas jetzt irgendwie tröstlich, entführte er ihn im Geiste doch in vertraute Gefilde. Eine heftige Sturmbö ließ das Schiff gleichsam erzittern, sein Kopf prallte an die Reling. Doch war ihm zu elend, als dass er die Kraft aufgebracht hätte, sich darum zu scheren. Leicht benommen von dem heftigen Schlag döste er, den Wetterunbilden zum Trotz, langsam ein.
Ein Rütteln an der Schulter riss Nikolaus unsanft aus einem unruhigen Traum. Die Erschöpfung und die Übelkeit hatten ihn in einen tiefen Schlaf versinken lassen, so dass er weder den einsetzenden Regen noch die Kälte spürte. Über ihm stand der Eigner des Schiffes. Er gestikulierte wild und zeigte immer wieder in die Richtung der Luke, die unter das Deck führte. Nicolas verstand nicht, was der Mann sagte. Aber irgendetwas schien passiert zu sein. Mühsam rappelte er sich auf. Der Wind hatte deutlich nachgelassen und es nieselte nur noch leicht. Etwas unsicher taumelte er zur Leiter und schaute zusammen mit dem zeternden Kerl durch die Luke hinab. Leider war es zu finster da unten, um etwas erkennen zu können. Nicolas musste also wohl oder übel wieder in den Bauch des Schiffes klettern, obwohl er sich geschworen hatte, den Rest der Reise an Deck zu verbringen. Und es waren ja noch seine Sachen da unten. Auch, wenn es sich nur um wenige Habseligleiten handelte, so war es doch alles, was er besaß.
Der Kapitän folge ihm mit einem Kienspan in der Hand. Das Bild, das sich Nicolas bot, war erschreckend. Die Ladung hatte sich in der Nacht losgerissen und im gesamten Raum verteilt. Aber wo war Wolfram? Saß er nicht zuletzt dort drüben an der Wand? Nicolas riss dem Kapitän die Fackel aus der Hand und leuchtete die Ränder ab. Da sah er die Beine des Ritters in einem vollkommen unnatürlichen Winkel unter einer großen Kiste hervorschauen, die sich aus der Verankerung gelöst hatte und quer durch den Raum geschleudert worden war. Der schlafende Wolfram hatte keine Chance gehabt. Er war von der Kiste erschlagen worden, ohne vorher wach geworden zu sein.
Zutiefst erschüttert ließ sich Nicolas zu Boden sinken. Der Kapitän ging zur Luke zurück und rief zwei seiner Leute herunter. Zu dritt gelang es ihnen, die Kiste von dem Leichnam herabzuziehen. Wolframs Brustkorb war wohl von der schweren Last zerquetscht worden. Er musste sofort tot gewesen sein. Langsam kam Nicolas wieder zu sich und schaute mit stummem Entsetzen auf das Bild, das sich ihm bot. Doch obwohl ihn der Tod des Ritters tief berührte, galt sein erster Gedanke der Tatsache, was nun aus ihm selbst werden würde. Verstohlen schaute er auf den Anführer des Schiffes. Auf ein fast unmerkliches Zwinkern ihres Herrn hin, packten die zwei Kerle Nicolas grob an den Armen und rissen ihn in eine Ecke. Dort hielt der eine ihn fest, während der andere dem Schiffseigner half, Wolfram die Rüstung vom Leib zu zerren. Den Leichnam des Ritters wickelten sie in eine Leinwand und hievten ihn die Leiter hinauf an Deck. Nicolas wurde hinterher geschleift, immer noch hielt ihn der Matrose fest im Griff.
„Du dich jetzt verabschieden von Herrn“, sagte der Anführer in schlechtem Französisch. „Wir schnell ihn begraben in Meer, bevor Unheil an Bord“. Nicolas war zu verstört, um Einspruch erheben zu können. Stumm ließ er sich neben dem Ritter auf die Knie sinken. Als er sich nicht rührte, stieß ihn der Kapitän unsanft mit dem Fuß in die Seite. „Los du“, stieß er rau hervor. „Wir hier nicht ewig Zeit.“
Leise begann Nicolas das Vaterunser zu beten, wie ganz von selbst bewegten sich seine Lippen, konnte sein Gehirn das Unfassbare noch gar nicht verarbeiten. Als er verstummte, packten die Gehilfen des Kapitäns den Ritter und wuchteten ihn unsanft wie einen Sack Lumpen über die Schiffswand. Ein lautes Klatschen, dann war Wolfram für immer in seinem nassen Grab versunken.
„Du gehen unter Deck. Ich dich holen, wenn da.“ Die Worte des Kapitäns drangen nur mühsam zu Nicolas vor. Wie in Trance bewegte er sich auf die Luke zu und stieg die Leiter hinunter. Über ihm wurde die Tür zugeworfen und Dunkelheit hüllte ihn ein. Was sollte jetzt bloß werden? Die Reisepläne waren im Kopf von Wolfram gewesen. Er hatte ihm nur wenig erzählt, da er Nicolas immer als eine Belastung empfand, die ihm aufgebürdet worden war. Ob Dietrich noch in Jerusalem weilte? Er musste unbedingt dorthin gelangen, koste es was es wolle.
Im Finstern begann er um sich her den Boden abzutasten. Dann stieß seine Hand an das Bündel, das er hier unten gelassen hatte. Sich daran orientierend kroch er an der Wand entlang bis er auf ein neues Hindernis stieß. Etwas Feuchtes war unter seinen Händen zu spüren, und mit Entsetzen ging ihm auf, dass dies das Blut von Wolfram sein musste. Den Gedanken verdrängend, tastete er weiter. Irgendwo hier mussten noch die Sachen Wolframs liegen. Die Rüstung und das Schwert hatten die Kerle an sich genommen, doch den Sack mit den wenigen Kleidern des Ritters und dem Proviant liegen gelassen. Und da, es fühlte sich wie derbes Leinen an. Er strich mit den Händen darüber. Jetzt fand er die Öffnung und langte hinein. Und in der Tat war es Wolframs Habe, die sich darin befand. Doch noch etwas ertastete er: einen Dolch und, was noch viel schwerer wog, einen kleinen Beutel mit Münzen. Schnell nahm er die Sachen an sich und robbte zurück, bis zu seinem eigenen Bündel. Er schnürte es mit Wolframs zusammen, die Münzen steckte er in sein Wams. Was gäbe er jetzt darum, das Schwert und das Kettenhemd seines Ritters zu besitzen.
Nach schier endloser Zeit wurde die Luke über ihm wieder geöffnet. Einer der Gesellen, die ihn zuvor festgehalten hatten, erschien auf der Leiter und warf ihm ein kleines Päckchen zu. Im schwachen Schein des hereinfallenden Tageslichtes wickelte Nicolas es aus. Darin fand er einen Kanten helles Brot und ein kleines Stück weißen Käses zusammen mit einigen Früchten, die ihm völlig unbekannt waren, aber einen köstlichen Duft verströmten. Der Kerl erschien wieder in der Luke. Diesmal stieg er einige Sprossen herab und hielt Nicolas einen Krug hin. Als der ihn entgegennahm, stieg ihm der Geruch sauren Weins in die Nase. Doch war das besser als nichts, hatte er doch schon seit fast anderthalb Tagen nichts gegessen und kaum etwas getrunken. Erst jetzt merkte er, wie taumelig ihm schon war vor Hunger und vor allem vor Durst.
Die Luke wurde wieder geschlossen und von neuem hüllte Nicolas Finsternis ein. Er wickelte sich in seinen Umhang und umklammerte sein Gepäck. Nicht noch einmal wollte er unvorbereitet irgendwohin gezerrt werden, ohne seine Sachen bei sich zu haben.
So verging der Tag. Nicolas hörte hin und wieder Gemurmel. Die barsche Stimme des Schiffseigners rief Befehle, dann war wieder vollkommene Stille. Wahrscheinlich war es inzwischen Nacht geworden. Nicolas döste stundenlang vor sich hin, bis ihn der Schlaf übermannte. Ein heller Lichtstrahl weckte ihn. Jemand hatte die Luke erneut geöffnet und die Sonne, die hoch am Himmel stand, schien ihm direkt ins Gesicht. Laute Geräusche drangen in den Schiffsbauch herunter. „Komm“, sagte eine barsche Stimme, das Gesicht des Kapitäns erschien daraufhin in der Luke. „Wir in Aslan Limani .“ Dann verschwand das Gesicht wieder, worüber Nicolas nicht unbedingt betrübt war. Langsam stieg er die Leiter herauf, das grelle Licht der Sonne blendete ihn zunächst. Nach und nach gewöhnten sich seine Augen an die Helligkeit. Sie waren in den Hafen von Aslan Limani eingefahren. Es herrschte bereits reges Treiben auf der Dau, Waren wurden heruntergeschafft und neue heraufgeladen. Niemand beachtete Nicolas. Vollkommen unbehelligt verließ er das Schiff. Am Kai schaute er um sich. Es war zwar ein recht weites Hafenbecken. Auch lagen noch andere Schiffe vor Anker, aber nur kleinere Handelsboote und Schiffe, die an der Küste entlangfuhren. Keine größere Brigg oder Galeere waren zu sehen. Kein Schiff, das ihn hätte weiter bringen können an die syrische Küste.