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1. Einleitung

«Was muss heutzutage nicht alles der Mission dienen? Da gibt es Missionsreiseprediger und Missionsärzte, Missionslehrer und Missionskaufleute, Missionskolonisten und Missionshandwerker, Missionsstationen und Missionsschulen, Missionsspitäler und Missionsdruckereien, Missionsschiffe und Missionskarawanen, Missionszelte und Missions- wer weiß was noch. Da wird gepredigt auf Straßen und Märkten, bei Götzenfesten und in Tempeln, in Häusern und auf freiem Feld – aber gepredigt nicht nur durchs Wort, sondern gepredigt auch durch Bilder, durch Inschriften, ja durch Zauberlaternen und Schattenspiele […]. Da wird studiert und übersetzt, geschrieben und gedruckt, redigiert und kolportiert.»14

Mit diesen Worten beschrieb Johannes Hesse im Jahr 1900 in einem Rückblick auf das ‹Missionsjahrhundert› die Mittel und Methoden der Missionsgesellschaften. Er ist ein Zeuge für die enorme Ausdifferenzierung, die sich seit den Anfängen der systematischen protestantischen Mission vollzogen hatte und für die zentrale Stellung, welche die literarische Arbeit – das Studieren, Übersetzen, Schreiben, Drucken, Redigieren und Kolportieren – in den Missionen einnahm.

Das folgende Kapitel charakterisiert nach einem Überblick über den Stand der Forschung (2.1.) das Medium der Missionszeitschrift (2.2.) und untersucht den historischen Wert ihrer Illustrationen (2.3.) sowie die Bedeutung und Beschränkungen, die ihr als Quelle kirchengeschichtlicher Forschung zukommt (2.4.).

Das 3. Kapitel beschäftigt sich mit dem Kontext, in dem die Basler Missionsgesellschaft und ihre Publikationen entstanden. Kapitel 3.1. zeigt die missionspraktischen und -theoretischen Grundlagen, die im 18. Jahrhundert gelegt wurden und auf denen die Missionsbewegung des 19. Jahrhunderts beruhte. Aufgrund der engen Verbindungen, welche die Basler Mission mit den englischen Missionsgesellschaften, allen voran mit der Church Missionary |24| Society, pflegte, kommt zunächst die Ausgangssituation in England in den Blick (3.1.1.). Die 1699 und 1701 gegründeten Society for Promoting Christian Knowledge und Society for the Propagation of the Gospel in Foreign Parts (SPG) hatten ihre Arbeit in den englischen Kolonien ursprünglich nicht als Heidenmission angelegt. Die planmäßige protestantische Missionsarbeit der Dänisch-Halleschen Mission (3.1.2.) begann etwa zeitgleich auf dem Kontinent, wenig später folgte die Herrnhuter Mission (3.1.3.). Sowohl die englischen als auch die deutschsprachigen Missionsgesellschaften des 18. Jahrhunderts setzten mit ihrer Arbeit und ihrem Verhältnis zu Kirche und Obrigkeit Maßstäbe, welche von den späteren Missionsgesellschaften aufgenommen und transformiert wurden.

In seinem Rückblick auf das ‹Missionsjahrhundert› stellte Hesse fest, dass die Missionsgesellschaften ganz selbstverständlich nicht nur den direkten Kontakt zu den zu missionierenden Menschen pflegten, sondern dass sich Mission in starkem Maße auch über das geschriebene Wort inszenierte und ereignete. Dies geschah vor allem im Medium der Zeitschrift.15 Die Zeitschriften der Missionsgesellschaften spielten bei der Vernetzung untereinander, aber auch der Abgrenzung voneinander, bei der Rekrutierung von Mitarbeitenden und bei der Schaffung einer medialen Missionsgemeinde eine zentrale Rolle. Nach einer Einführung in Pietismus und Erweckung (3.2.1.) sowie einer Reflexion über den Begriff ‹Missionsjahrhundert› (3.2.2.) beschreibt das Kapitel 3.2 deshalb sowohl Geschichte und Charakter der Missionsgesellschaften als auch deren Missionszeitschriften.16 Dabei macht das Verhältnis von Missionen zu Kirche und Obrigkeit verschiedene Missionstypen sichtbar, mit deren Hilfe eine gewisse Systematisierung und Bündelung dieses vielgestaltigen Phänomens möglich wird (3.2.3.1–3.2.3.5.).

Kapitel 4 bietet einen Überblick über die Geschichte der Basler Mission im 19. Jahrhundert, ihre Entstehung und Vernetzung (4.1.), ihre pietistisch-erweckliche bzw. überkonfessionelle Ausrichtung (4.2.), ihre hierarchische Organisationsstruktur (4.3.) und den langen Weg zu einer eigenständigen Frauenmission (4.4.).

Im 5. Kapitel richtet sich der Fokus auf Publikationen aus dem Umfeld der Basler Mission, allen voran die Hauptquelle dieser Untersuchung, das |25| Evangelische Missions-Magazin (5.1.1.). Die enge Vernetzung der Missionsgesellschaften bzw. pietistisch-erwecklichen Organisationen überhaupt hatte auch eine enge Vernetzung ihrer Publikationen zur Folge. So bilden der Evangelische Heidenbote (5.1.2.), die Missionszeitschriften der englischen London Missionary Society (LMS) und Church Missionary Society (5.1.3.), das Calwer Missionsblatt (5.1.4.) und die Allgemeine Missionszeitschrift (5.1.5) wichtige Referenzpunkte und Ergänzungen zum Missions-Magazin. Die christliche Glaubenslehre (5.2.) sowie Missionstraktate (5.3.) fügen der Untersuchung weitere Dimensionen hinzu.

Das breite Themenspektrum der Zeitschriften und periodischen Veröffentlichungen zeigt dabei, dass missionstheoretische und -praktische Fragen im 19. Jahrhundert zunächst weniger in systematischen Monografien behandelt wurden, sondern sich aktuelle Diskurse, Berichte und Erbauliches vor allem in den Zeitschriften fanden. Sie waren die zentrale Schnittstelle von Missionsfeld und Heimat, von Leitungsgremien, Mitarbeitern und Unterstützergemeinde. Mission stellte sich in ihren Zeitschriften nicht nur dar, sondern in und durch die Zeitschriften ereignete sich Mission selbst. |26|

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