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3.1.2. Halle und der Beginn der planmäßigen protestantischen Mission

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Im 17. Jahrhundert wurden im Pietismus die ernsthafte theologische Forderungen von Einzelnen wie Justinian von Welz79 wie auch von Seiten der niederländischen Nadere Reformatie nach einer Missionierung von Heiden und Juden lauter, brachten aber noch keine grundsätzliche Wende.80 Der Frage, warum der Pietismus erst im 18. Jahrhundert zu einem Neubeginn der Mission fand und welche Konzepte, Gedanken und Vorbilder aus dem 17. Jahrhundert dabei eine Rolle spielten, ist bislang in der Forschung nicht zufriedenstellend bearbeitet oder beantwortet worden. Laut Wellenreuther könnte eine mögliche Erklärung in der allgemeinen Indifferenz gegenüber der Mission im 17. Jahrhundert sowie einer gewissen Ratlosigkeit hinsichtlich der praktischen Bewerkstelligung und der dazu benötigten Mitarbeiter bestehen. Denkbar ist, dass es erst einer gewissen innergemeindlichen Konsolidierung sowie eines äußeren Anstoßes bedurfte, um der Forderung nach einer Heidenmission nachzukommen.81 |42|

Die planmäßige Heiden-Mission auf protestantischer Seite begann am 9. Juli 1706 mit Bartholomäus Ziegenbalg und Heinrich Plütschau in Tranquebar an der Südostküste Indiens. König Frederik IV. von Dänemark suchte für seine Kolonien Missionare. Durch Vermittlung seines Hofpredigers Franz Julius Lüttkens kam er in Kontakt mit den beiden Theologen aus Halle, einem der wichtigsten Zentren des Pietismus im 18. Jahrhundert.82 Damit begann die Geschichte einer organisierten, kontinuierlichen protestantischen Missionsarbeit auf breiterer Basis. Zugleich markierte sie auch den Übergang von lutherisch-orthodoxer Zurückhaltung in der Frage der Mission zu pietistischer Missions-Euphorie. Die Dänisch-Hallesche Mission stellte einen Sondertyp lutherisch-pietistischer Mission dar. Die Initiative ging von der Obrigkeit aus. Die Mission stand stets unter behördlicher Dienst- und Verwaltungsaufsicht, unter der Aufsicht des Missionskollegiums (gegründet 1714), mit Sitz in Kopenhagen, das direkt dem König unterstellt war. Die lutherische Kirche in Dänemark reagierte zunächst mit Zurückhaltung, das Unternehmen des Königs war umstritten.83 Die ersten Missionare Ziegenbalg und Plütschau waren Schüler August Hermann Franckes, der zwar erst nachträglich, dann jedoch umso intensiver das neue Projekt zu seinem eigenen machte. Durch die Veröffentlichungen der Halleschen Berichte ab 1710, der ersten periodisch erscheinenden Missionszeitschrift überhaupt, rückte Francke das Anliegen der Mission in den Fokus der evangelischen Welt und machte sie zu ihrer Aufgabe.84 Das erste Zentrum der protestantischen Mission wurde dadurch Halle bzw. die dortigen Franckeschen Anstalten.85

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