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2.4. Reflexion
ОглавлениеDie Missionsgesellschaften partizipierten durch ihre Zeitschriften an der Blütezeit der Druckmedien. Durch ihren erstaunlich fortschrittlichen Umgang mit fotografischen Abbildungen verwiesen sie dabei zugleich schon auf die darauf folgende Epoche der Mediengeschichte, auf die Hinwendung zu Bild und Ton, auf die Dominanz der elektronischen Medien.
Die Tatsache, dass in Missionsquellen aus europäischer Sicht über fremde Länder und Kulturen geschrieben wurde, lässt noch nicht den Schluss zu, dass diese eurozentrische Sicht unbedingt falsch gewesen sein muss. Ebenso führt auch das missionarische Motiv und das apologetische Interesse der Missionare in der Begegnung mit der fremden Religion nicht von vornherein dazu, dass die Berichte über die Kultur, in der sie oft viele Jahre gelebt hatten, ein Verständnis der Menschen und der Kultur des jeweiligen Missionsgebietes verunmöglichten. Die Vorurteile der Autoren aus dem Umfeld der Mission sind zu einem großen Teil viel deutlicher und besser bekannt als die anderer Autoren. «Die Missionare hatten meist ein kritisches und oftmals ein offen polemisches Verhältnis zu den von ihnen beschriebenen religiösen oder kulturellen Gegebenheiten, und sie haben ihre Kritik offen ausgesprochen, so dass es dem gegenwärtigen Leser möglich gemacht wird, zwischen Kritik und sachlich deskriptivem Gehalt der Berichte zu unterscheiden».66 |38|
Zusammen mit anderen Quellen und Informationen – Komiteeprotokollen, Briefen, Traktaten – geben Zeitschriften ein detailliertes Bild einer Gesellschaft, einer Epoche oder eine Denktradition. Die Faszination bei der Untersuchung von Zeitschriften – und auch Zeitungen – liegt darin, dass hier Geschichte als ein Prozess sichtbar wird, dessen Ziel den Schreibenden selbst oft verborgen bleibt. «Der Blick auf die Massenmedien gestattet einen in der historischen Forschung unvergleichlichen Blick auf die verlaufende Geschichte.»67 Sie sind «Bewegungstexte»68, die Entwicklungen, Wandlungsprozesse und sowohl langsame als auch sehr explosiv auftretende Neubestimmungen wiedergeben.
Die Quellen verraten viel über die Personen, die sie verfassten, bzw. über die Institution, welche die Texte und Artikel herausgab, die Einstellungen und Ideen, die sie vertrat. Die Missionsgesellschaften selbst hatten ein großes Interesse an der möglichst detaillierten und zeitnahen Wiedergabe von Informationen in Wort und Bild, lebten sie doch «von der Verlässlichkeit und der Lebendigkeit der Informationen, von einem vielschichtigen Kommunikationsprozeß, der sich durch Missionsanlässe, persönliche Kontakte, die Missionszeitschriften und schon im 19. Jahrhundert durch Diavorträge ‹in der Heimat› vollzog».69