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2. Zeitschriften als Quelle kirchengeschichtlicher Forschung 2.1. Forschungsstand
ОглавлениеZu kirchlichen und theologischen Zeitschriften als Quelle und Medium der historischen Forschung gibt es bislang nur wenige Untersuchungen, obwohl bibliografische Gesamtübersichten zu Zeitschriften schon seit Ende des 17. Jahrhunderts, also fast genauso lange wie die Zeitschriften selbst vorliegen.17 Ins Blickfeld der Wissenschaft gelangten Zeitschriften erst im 20. Jahrhundert, als sie getrennt von Zeitungen betrachtet wurden. Die Untersuchungen konzentrierten sich vor allem auf Zeitschriften als Massenmedien sowie auf praktisch- und systematisch-theologische Aspekte von Zeitschriften. Friedrich Wilhelm Graf beklagt, «daß der außerordentlich hohe Quellenwert der reichen Zeitschriftenüberlieferung für diskurs-, ideen-, begriffs- und mentalitätshistorische Studien zu den religiösen Kulturen der Moderne bisher kaum wahrgenommen wurde».18 Zudem fehlten bibliografische Hilfsmittel sowie Angaben über Auflagen, Leserschaft, Verbreitung und Autorenschaft.19 |28|
Im Bereich der Missionsgeschichte bietet sich das gleiche Bild: Es wird vor allem mit und nicht über Zeitschriften als Quellen gearbeitet.20 Von Terry Barringer und Rosemary Seton, welche die 1997 entstandene Missionary Periodicals Database initiiert haben und betreuen, stammen auch einige der wenigen Aufsätze über Missionszeitschriften als Quelle.21 Das Projekt von Seton und Barringer beschränkt sich auf Zeitschriften, die zwischen dem 18. Jahrhundert und den 1960er Jahren von Auslandsmissionen in Großbritannien herausgegeben wurden. Sie machen deutlich, dass Missionszeitschriften als Quelle zwar einerseits nicht unkritisch gelesen werden dürfen, da sie trotz aller Selbstreflexion aus einem ganz speziellen Anliegen heraus und mit einer bestimmten Motivation entstanden und von Organisationen herausgegeben wurden, die auf Spenden angewiesen waren. Zudem waren sie meist in einer anderen Sprache geschrieben, als die Kultur, über die sie berichteten.22 In Kombination mit anderen Quellen können Missionszeitschriften andererseits aber ein detailliertes Bild von außereuropäischen Menschen, Religionen, Kulturen und Gesellschaften zeichnen.23 Dabei zeigen sie, wie sich das missionarische Selbstverständnis und die Selbstdarstellung über einen längeren Zeitraum verändert.24 |29|
Mit der Frage nach dem methodisch angemessenen Umgang mit bildhaften Quellen aus der Mission hat sich Paul Jenkins intensiv beschäftigt. Er rief auch die Internet-Datenbank Basel Mission Picture Archive mit ins Leben, welche die Missionsfotografien aus dem Archiv der Basler Mission erfasst und öffentlich zugänglich gemacht hat.25
Der Quellenbestand bei Missionszeitschriften ist sehr unterschiedlich. Viele Missionsquellen sind nicht nur an verschiedenen Orten, sondern auch in verschiedenen Ländern oder sogar Kontinenten aufbewahrt. Wenn – wie im Fall der Basler Mission – eine Missionsgesellschaft hierarchisch aufgebaut und bürokratisch geführt wurde, sind Quellenlage und Archivierung deutlich besser als bei den dezidiert unbürokratischen Glaubensmissionen.26