Читать книгу Soziale Angststörung im Kindes- und Jugendalter - Julian Schmitz - Страница 29
2.2 Verlauf der Sozialen Angststörung
ОглавлениеInsbesondere für die Frage der psychotherapeutischen Indikation, also inwiefern eine Behandlung der Sozialen Angststörung im Kindes- und Jugendalter zeitnah erfolgen muss, spielen Erkenntnisse über den Störungsverlauf eine große Rolle. Zeigen epidemiologische Daten, dass die Störung in den meisten Fällen ohne eine Behandlung nicht remittiert, ist eine psychotherapeutische Behandlung dringend in Betracht zu ziehen, um eine Störungschronifizierung und die Entwicklung von komorbiden Störungen und negativen psychosozialen Folgen zu verhindern. Insgesamt weisen Forschungsdaten drauf hin, dass von einer hohen Störungsstabilität der Sozialen Angststörung im Kindes- und Jugendalter auszugehen ist.
In einer großen spanischen Längsschnittstudie über den Zeitraum von 14 Jahren wurden über 24.000 Kinder und Jugendliche mit Angststörungen hinsichtlich der Diagnosestabilität untersucht. Neben Spezifischen Phobien zeigten Patient*innen mit einer Sozialen Angststörung die höchste Störungsstabilität (ca. 70%) im Vergleich zu anderen Angst- und Zwangsstörungen (Carballo et al., 2010). Während sich keine Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen hinsichtlich der Störungsstabilität zeigten, wiesen Jugendliche mit einer Sozialen Angststörung eine leicht erhöhte Störungsstabilität (72%) im Vergleich zu Grundschüler*innen (66%) auf. Hinsichtlich der Störungsstabilität im Jugendalter und jungen Erwachsenenalter fanden Beesdo-Baum und Knappe (2012) an der EDSP-Stichprobe, dass nach 10 Jahren zwar nur noch 15% der Stichprobe die Kriterien für eine Soziale Angststörung erfüllten, jedoch auch nur eine vergleichbare Anzahl von Patient*innen eine vollständige Remission der Störung berichtete. Die Autorinnen schließen hieraus, dass die Symptomatik der Sozialen Angststörung eine große Fluktuation aufweist, die Symptome insgesamt jedoch sehr stabil erscheinen. Besonders stabil scheint die Symptomatik der Störung zu sein, wenn soziale Ängste generalisiert, also in vielen verschiedenen Situationen, auftreten und wenn die Soziale Angststörung von anderen psychischen Störungen komorbid begleitet wird. Insgesamt erweist sich die Störung damit bereits im Kindes- und Jugendalter als sehr stabile psychische Störung.