Читать книгу It's Time to Fly - Juliana Holl - Страница 7
ОглавлениеKapitel 2
„Aufstehen, mein Schatz!“, hörte ich die sanfte Stimme meiner Mutter. Verschlafen schaute ich auf den Wecker der auf meinem Nachttisch stand, es war schon nach 9 Uhr! Oh Mist! Schnell stand ich auf, wusch mich und rannte in die Küche. Dort war der Frühstückstisch schon gedeckt. Ich beeilte mich etwas zu essen, bevor ich mich auf den Weg zum Strand machte. Als mein Vater fragte wohin ich wolle sagte ich, dass ich schwimmen gehen wollte.
Lucas wartete schon als ich zu den Felsen kam. Er winkte mir zu und ich winkte zurück. Wir gingen am Ufer entlang. Es war Freitagvormittag, der Himmel war Wolken verhangen und es war relativ kühl. Wir gingen eine Weile schweigend neben einander her, bis Lucas fragte:
„Hast du nachher noch was vor?“
„Nein wieso?“
„Och, ich dachte… ich, na ja. Egal.“, stotterte er verlegen. „Wer A sagt muss auch B sagen. Also los raus mit der Sprache“, sagte ich herausfordernd. Ich wusste gar nicht dass ein 18 jähriger Junge auch verlegen werden konnte. Oder hatte ich ihn in Verlegenheit gebracht? Nein das war unmöglich oder? Ich meine, warum sollte er wegen mir nervös werden? Das ergibt überhaupt keinen Sinn.
Wir waren stehengeblieben und ich schaute ihm in die Augen. Kam es mir nur so vor oder leuchteten sie heute besonders? Ich musste zugeben, ein klitzekleines Kribbeln durchfuhr mich.
„Na ja. Wir können uns ja nach dem vielleicht Essen nochmal treffen?“
„Ja das können wir. Sagen wir um 14 Uhr am Strand?“ „Klingt gut. Dann bis später.“
Kurz zögerte er noch, dann umarmte er mich flüchtig und verabschiedete sich.
Ja und so ging das die nächsten drei Tage. Wir trafen uns am Strand. Meist redeten wir hauptsächlich, lachten viel und hatten eine echt schöne Zeit. Seine Umarmungen wurden immer inniger und meine Hormone spielten immer mehr verrückt. Hatte ich mich verliebt? Ich wusste es nicht so genau. Ich genoss die Zeit mit diesem attraktiven Jungen ungemein. Es war so schön mit ihm. Immer wieder berührte er mich wie zufällig und es fühlte sich unglaublich an. In meinem Bauch machte sich dann immer ein angenehmes Ziehen breit und ich lief mit einem Dauerlächeln durch die Gegend. Es war aufregend und spannend, so etwas zu erleben. Auch heute waren wir am Strand verabredet. Nach einer Weile hatte Lucas seine Finger mit meinen verschränkt, so wie er es heute schon die ganze Zeit über gemacht hatte. Und ich muss sagen, ich genoss dieses Gefühl in vollen Zügen. Irgendwann blieb Lucas stehen und sah mir tief in die Augen. Sein Blick schien mich zu durchleuchten. Als blickte er direkt in meine Seele. Plötzlich kribbelte es in mir und mein Herzschlag schien sich zu verdoppeln. Meine Atmung ging hektisch. Würde er mich jetzt küssen? Würde ich es zulassen? Was für eine Frage! Natürlich würde ich ihn nicht von mir stoßen! Ich wünschte es mir so, von ihm geküsst zu werden.
„Lisa…“
Ohne den Satz zu vollenden nahm er mich in den Arm und küsste mich sanft. Beinahe flüchtig berührten seine Lippen meine. In meinem Inneren explodierten die Gefühle. Ich brannte förmlich. Wie erstarrt stand ich da und konnte es einfach nicht glauben. Wir kannten uns erst seit ein paar Tagen und dennoch fühlte es sich viel länger an. Meine Lippen prickelten immer noch, obwohl Lucas sie nicht mehr berührte. Es fühlte sich einfach richtig an. Ohne groß zu überlegen, streckte ich mich ihm entgegen und fing seine Lippen wieder ein. Lucas hielt mich mit einer Hand eng an sich gedrückt, mit der anderen strich er mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr. Er erwiderte den Kuss ganz sanft. Ich konnte nicht sagen ob wir fünf Sekunden, oder fünf Minuten küssend dastanden, aber als wir uns voneinander lösten kribbelten meine Lippen wie noch nie zuvor. Kein Kuss zuvor hatte mich je so in Aufruhr gebracht. Aber es war ein schönes Gefühl.
Wir standen nur da ohne etwas zu sagen, und genossen einfach den Augenblick.
„Ich hoffe, dass du mir jetzt keine Backpfeife gibst.“
Aber er lachte mich dabei schelmisch an. Als Antwort nahm ich seinen Kopf in beide Hände und küsste ihn aufs Neue.
„Sehe ich denn so aus?“
„Nein natürlich nicht.“, sagte er lächelnd.
Wir gingen noch eine Weile Hand in Hand am Strand entlang bis wir an den Steinen ankamen. Dort setzten wir uns auf einen der Steine, ich schmiegte meinen Kopf an seine Schulter und er legte einen Arm um meine Taille. Ein warmes Gefühl machte sich in meinem Bauch breit.
„Eine Frage hab ich aber noch.“, sagte ich.
Er sah mir tief in die Augen und ich stellte fest, dass seine Augen immer noch strahlten.
„Nur zu.“
„Wenn ihr in Hamburg wohnt, warum gehören deinem Vater dann irgendwelche Steine hier in Dänemark?“
Schmunzelnd sah er mich an und antwortete auf meine Frage: „Ich hab mich schon gefragt wann du mich das mal fragst. Sie gehören gar nicht meinem Vater, ich sah dich wie du vom Strand hier heraufgelaufen bist.“
„Du hast mich verfolgt?“, fragte ich mit gespielter Entrüstung.
„Und wenn es so wäre?“
„Dann würde ich es total süß finden. Schließlich säßen wir nicht hier zusammen, wenn du mir nicht hinterher gelaufen wärst. Aber warum bist du mir hinterher. “
„Na ja. Willst du das wirklich wissen. Vielleicht bin ich ja ein Stalker“, todernst sah er mir in meine Augen, zumindest versuchte Lucas ernst zu bleiben was ihm aber nicht gelang denn nach wenigen Augenblicken musste er grinsen.
„Jetzt sag schon!“ sagte ich und boxte ihn sanft in die Seite. Ach ich musste grinsen.
„Also gut. Ich sah dich und dachte einfach nur wow. Ich konnte gar nicht anders, als dir hinterherzulaufen.
„Ach so ist das“, lachend fixierte ich ihn.
„Mhm, so ist das.“
Ich schaute wieder aufs Wasser hinaus, und ich glaubte ich könnte noch ewig so sitzen bleiben. Als ein leichter Wind aufkam flog mir eine Haarsträhne ins Gesicht. Ich wollt schon meine Hand heben und sie mir aus dem Gesicht streichen, doch Lucas kam mir zuvor und strich sie mir sanft aus dem Gesicht. Ich sah in lächelnd an und freute mich einfach diesen Moment genießen zu dürfen. Wir vergaßen die Zeit vollkommen und als ich irgendwann auf die Uhr sah, erschrak ich. Es war schon zehn nach eins.
„Scheiße, ich muss los!“, stieß ich aus.
„Oh okay, schade, ich begleite dich!“
Fast gleichzeitig standen wir auf und schlenderten Hand in Hand am Strand entlang.
„Sehen wir uns später?“
„Ja, um drei Uhr am Strand?“
Wie zur Antwort zog Lucas mich an sich und küsste mich.
Als wir uns voneinander lösten, schwebte ich auf Wolke 7.
„Also, dann bis später“, ich freute mich jetzt schon wie ein Honigkuchenpferd.
„Ja, bis später dann“, sagte er seufzend.
Als ich loslief, schaute Lucas mir noch hinterher. Ich drehte mich noch mal um und warf ihm einen Handkuss zu. Und zu meiner Freude warf er eine Kusshand zurück. Wir lächelten uns noch ein letztes Mal zu, bevor ich in der Haustür verschwand. Bevor ich hoffen konnte, dass uns niemand gesehen hatte, kam mir mein Vater schon entgegen und fragte ganz aufgebracht:
„Lisa du bist zu spät!“
„Es tut mir leid, ich hab die Zeit vergessen.“
„Wer war das eben?!“
„Wen meinst du?“, gab ich mich unwissend.
„Der Junge eben! Dem du eine Kusshand zugeworfen hast!“, sagte mein Vater noch aufgebrachter.
Doch bevor ich antworten konnte kam meine Mutter, sie stellte sich neben mich und sagte zu meinem Vater in einem Ton den ich aus ihrem Mund noch nie gehört hatte: „Du warst doch auch mal jung, und frisch verliebt. Nur weil du Probleme in der Arbeit hast, brauchst du deinen Zorn nicht an Lisa auslassen.“ Erst jetzt holte sie tief Luft, mein Vater wollte schon was erwidern aber meine Mutter fiel ihm ins Wort: „Sag nichts, Lisa ist 16 und hat das Recht einen Freund zu haben, ich hatte meinen ersten Freund mit 14 und du mit 13. Außerdem ist es ja nicht Lisas erster Flirt. Und wir wissen, dass sie vernünftig ist.“
„Also erstens hatte ich meine erste Freundin mit 13 ½ und nicht mit 13. Und zweitens“, er machte eine Pause bevor er weitersprach, „Ok, vielleicht hab ich ein BISSCHEN überreagiert…Ich kenne dich ja und weiß, dass du vernünftig genug bist, zu verhüten.“
Bitte was?! Mein Dad dachte schon an so etwas?! Das darf doch echt nicht wahr sein.
„Also“, sagte ich gedehnt: „das war Lucas und er ist echt nett“, Damit war das Thema vorerst beendet. Wir aßen schweigend und die Zeit kam mir wie eine Ewigkeit vor. Um zehn vor drei konnte ich mich endlich verabschieden und teilte meinen Eltern mit, dass ich zu Lucas ging.
„Okay, aber komm nicht zu spät nach Hause“, rief meine Mom mir noch hinterher bevor ich dann endgültig ging.