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Kapitel 3

Dieses Mal kamen wir fast gleichzeitig am Strand an. Als Lucas mich sah, joggte er zu mir herüber, nahm mich in den Arm und gab mir den lang ersehnten Kuss. Ich liebte es, wenn er mich so leidenschaftlich aber dennoch zärtlich küsste. Hand in Hand gingen wir am Ufer entlang und wir unterhielten uns dabei über alles Mögliche.

„Hast du Geschwister?“, fragte Lucas mich irgendwann.

„Ja eine kleine Schwester. Wie alt ist deine Schwester?“

„So alt wie du, 16.“

„Meine ist 8 Monate.“

„Ach so.“

„Jupp.“

Es wurde unangenehm still um uns herum.

„Sollen wir an der Strandpromenade entlanglaufen?“ Brach Lucas schließlich das Schweigen.

„Ja, warum nicht?

„Die ist auch nicht weit weg, komm ich zeig sie dir.“

Er nahm mich bei der Hand, lächelte mir zu und lief langsam los. Wir schlenderten in Richtung Strandpromenade. Es war eine Menge los, was ich nicht erwartet hab. Es war schön hier. „Wunderschön!“

„Ja das bist du. Ich, ähm, ich glaub ich hab mich in dich, ähm, verliebt!“ sagt Lucas zögernd. Ich glaubte eigentlich nicht an Liebe auf den Ersten Blick, aber es war wirklich so. Ich kannte Lucas erst seit so kurzer Zeit und trotzdem, mochte ich ihn. Ob es wirklich Liebe war wusste ich noch nicht. Aber ich war mir sicher ich würde es herausfinden.

Wie zum Beweis nahm er mich sanft in die Arme und küsste mich.

Als wir uns voneinander lösten schienen Stunden vergangen zu sein, denn um uns herum waren keine Menschen mehr.

Ungläubig schaute ich mich um und als ich Lucas verdatterten Blick sah, mussten wir beide lachen.

„Ich weiß nicht was du mit mir machst, Lisa. Aber eines weiß ich ganz sicher, so etwas ist mir noch nie passiert. Ich hab noch nie so ein Mädchen wie dich getroffen. Du bist nicht nur äußerlich wunderschön, sondern auch von innen so offen, nett und einfach wunderschön.“ Im ersten Moment wusste ich nicht wie ich mit diesem Geständnis umgehen sollte. Was erwartete er jetzt von mir? Es war noch zu früh um zu sagen, dass ich ihn liebte, aber eines wusste ich ganz sicher: einen Jungen wie Lucas hatte ich noch nie getroffen.

Der Strand kam in Sicht und als wir einen kleinen Berg hinunter gingen standen wir mit unseren Füßen schon im warmen Sand. Ich zog meine, langsam unbequemen werdenden, Sandalen aus und lief barfuß neben Lucas her.

„Ich hab eine Idee.“ Seine Stimme Klang voller Tatendrang. „Dann schieß mal los“, forderte ich ihn auf „Also gut, wir machen ein kleines Wettrennen.“

„Okay, wer als Erstes bei den Pfählen ist!“

Ungefähr fünfzig Meter weiter waren große, schon morsch aussehende Pfähle in den Sand gesteckt. Im Sprint war ich in der Schule immer eine von den Besten gewesen. Der Sand der unter unseren Füßen nachgab, machte die Sache aber nicht leichter.

„Auf die Plätze…“, gab Lucas das Signal. Doch bevor er weiterreden konnte, rannte ich schon los.

„Hey, das gilt nicht“, hörte ich Lucas noch rufen, aber ich war nicht mehr zu stoppen. Ich rannte so schnell mich meine kurzen Beine trugen. Doch schon auf halber Strecke knickte ich im Sand um und fiel laut fluchend in den Sand. Es tat höllisch weh. Lucas, der einige Sekunden hinter mir war, kam sofort zu mir her gerannt und fragte: „Was ist passiert?“

Ich konnte nicht antworten, sondern hielt mir nur den schmerzenden Knöchel.

„Au, verflucht, tut das weh.“

„Warte ich helfe dir.“

Bevor ich mich versah hob Lucas mich kurzerhand hoch und trug mich. Ich wollte schon ablehnen und ihn bitten mich herunterzulassen doch er kam mir zuvor:

„Ich trage dich den restlichen Weg!“

„Bitte Lucas, es geht schon wieder ich kann selbst gehen. Es geht schon wieder. Ehrlich“

„Nein es geht nicht! Ich trage dich den restlichen Weg. Und jetzt keine Widerrede!“ Mehr musste er nicht sagen, denn gegen Lucas hatte ich keine Chance. Also hielt ich den restlichen Weg meine Klappe. Aber er schlug nicht den Weg zu unserem Ferienhaus ein, sondern einen anderen. Und das irritierte mich.

„Wo gehst du hin? Du hättest da hinten abbiegen müssen.“

„Alles gut, ich bringe dich zu mir ins Ferienhaus, mein Vater ist Arzt, er kann deinen Knöchel behandeln.“

Ich wollte schon widersprechen, besann mich aber eines Besseren und sagte nichts. Genüsslich schmiegte ich mich an Lucas, der echt muskulös war. Mir war das noch gar nicht so aufgefallen, aber er hatte echt starke Muskeln.

Nach ein paar Minuten standen wir auch schon vor einem mittelgroßen Haus. Es hatte einen großen, blühenden Garten. Ich war so geblendet, dass ich gar nicht bemerkte wie ein Mann die Tür öffnete. Erst als er Lucas fragte was denn passiert sei, bemerkte ich ihn.

„Ich hatte die doofe Idee am Strand ein Wettrennen zu machen und dabei ist Lisa gestolpert und hat sich den Knöchel vertreten. Ich weiß nicht wie schlimm es ist. Ich dachte du könntest ihn dir mal anschauen.“

„Ja klar, bring sie ins Haus und setz sie auf die Küchenbank.“ Lucas nickte nur und trug mich in die Küche. Es war wunderschön hier. Die Küche war mit altmodischen Möbeln ausgestattet und es sah so gemütlich aus. Ich wollte mich nur noch hinlegen und mich ausruhen. Sein Vater stellte sich als Max vor. Ganz vorsichtig streifte Lucas mir meine Hose ein wenig nach oben. Er nahm meine Hand und flüsterte:

„Alles wird gut, es ist gar nicht so schlimm.“

Er lächelte mir zu und redete weiter beruhigend auf mich ein. Und langsam beruhigte ich mich auch.

„Der Knöchel ist nur leicht verstaucht. Das wird wieder.“

Meinte Max ruhig, zu Lucas sagte er dann:

„Lucas bring sie bitte nach Hause und du schonst dich die nächsten Tage.“ Den letzten Teil sagte er an mich gewandt. Ich konnte nur nicken. Lucas trug mich nach Hause. Meine Mom kam gerade aus der Küche, als sie uns sah. Ihr entfuhr ein kleiner Aufschrei: „Was ist passiert?“ Ihre Augen waren geweitet und sie wurdet etwas blass.

„Lisa hat sich den Knöchel leicht verstaucht.“

„Wartet, ich bring was zum Kühlen.“ Meine Mom war mehr durch den Wind als ich. Lucas legte mich aufs Sofa und schon kam meine Mom mit Kühlpads zurück. Sie wuselte um mich herum und legte Decken und Kissen um mich herum.

„Wir müssen zu einem Arzt. Das muss untersucht werden.“ Sie war ganz aufgeregt.

„Mein Dad ist Arzt und hat es sich gerade schon angeschaut.

Der Knöchel ist verstaucht aber es ist nichts Schlimmeres.“

„Okay, das ist gut.“

Meine Mom fuhr sich durch ihre Haare und schien erleichtert zu sein.

„Du musst Lucas sein? Ich bin Tanja.“

„Ja, ich bin Lucas. Freut mich.“ Die beiden reichten sich die Hand.

Die nächsten drei Tage verbrachte ich in meinem Zimmer. Meistens lag ich mit hochgelegtem Bein im Bett. Lucas besuchte mich täglich und es war wunderschön mit ihm. Er war aufmerksam und las mir jeden Wunsch von den Augen ab. Ich könnte mich wirklich daran gewöhnen. Manchmal saßen wir auch zusammen auf dem Balkon und redeten stundenlang.

„Ich bin froh, dass es dir wieder etwas besser geht.“ Lucas saß mir gegenüber im Sand. Heute hatten wir es gewagt, an den Strand zu gehen. Erst nach einer minutenlangen Diskussion, hatte Lucas mir geglaubt, dass ich selber laufen kann und er mich nicht tragen muss. Ich hatte schließlich nur einen verstauchten Knöchel und kein gebrochenes Bein.

„Ja, ich auch. Sonst hätten wir die Zeit die uns noch zusammen in Dänemark bleibt gar nicht nutzen können!“

„Was machst du in deiner Freizeit eigentlich so?“

„Ich reite sehr gerne und oft. Und du?“

„Ich spiele Fußball. Was reitest du, also ich meine Springen, Dressur oder Rennen?“

„Ich springe. Woher kennst du dich mit Pferden aus?“ „Meine kleine Schwester hatte mal ein Pflegepferd, hat aber den Spaß nach einem halben Jahr verloren und ist auf Tennis umgestiegen.“

„Ach so.“

„In welchem Verein reitest du dann. Oder hast du ein eigenes Pferd?“

„Ich hab seit zwei Jahren eine Hannoveraner Stute. Sie heißt Finesse, naja eigentlich Madame Finesse aber ich nenn sie immer Finesse und meine Freundin Caro nennt sie Finni. Mit ihr gehe ich bis Klasse M auf Turniere.“

„Boa, ich weiß noch, da wo meine Schwester geritten ist, gab es auch mal ein Turnier. Bis Klasse A glaub ich. Und das war schon so hoch.“

Mit seiner Hand zeigte er hoch in den Himmel.

„Na ja, das ist ein bisschen übertrieben.“, ich musste kichern. Lucas war einfach so witzig.

„Ja okay stimmt.“ Musste Lucas mir zustimmen.

Ohne Vorwarnung hob er mich hoch, trug mich zum Wasser und rannte mit mir ins kalte Nass.

„Nein, bitte nicht! Lucas, bitte lass mich runter!“, flehte ich ihn an. Doch er lachte nur und küsste mich nach Herzenslust. Wir tollten noch eine Weile im Wasser herum und ich fing mit einer Wasserschlacht an. Wir hatten richtig viel Spaß miteinander, doch plötzlich wurde ich ruhig.

„Okay hör zu“, fing ich an, „wir haben nur noch zwei gemeinsame Tage hier in Dänemark. Das heißt wir sehen uns zuhause wieder, aber du kommst erst drei Tage später an. Wie wäre es wenn wir noch was zusammen unternehmen?“

„Auf jeden Fall! Oh ja, und ich hab auch schon eine Idee was wir noch machen können!“, sagte Lucas ganz begeistert. Es entstand eine Pause bevor er fortfuhr:

„Es ist eine Überraschung, wir treffen uns Morgen um halb zehn bei mir.“

Noch ganz verdattert sagte ich:

„Okay um halb zehn bei dir.“

„Ich muss jetzt los! Wir sehen uns morgen!“

Bevor ich mich versah nahm mich Lucas noch in den Arm und gab mir noch schnell einen keuschen Kuss, dann war er auch schon weg. Sehnsüchtig blickte ich ihm hinterher. Er schaute noch einmal zurück und winkte mir noch zu bevor er hinter den Felsen verschwand.

Langsam lief ich nach Hause, hing meinen Gedanken nach und wie so oft in den letzten Tagen führten sie mich zu Lucas.

Wie unsere Zukunft aussehen wird? Wie lange wir zusammen bleiben? Ich hoffe noch lange. Hatte er vor mir schon eine Freundin? Ja na klar, er ist schon 18. Ob er mich wirklich so liebte, wie er es sagte? Oder was war ich für ihn? Nur ein Flirt oder doch mehr? Und was war er für mich? Vielleicht war zu Hause ja alles anders. Was er jetzt noch so schnell machen musste?

Zuhause angekommen musste ich erst mal meine Gedanken ordnen. Als ich meinen Vater im Garten begegnete, hoffte ich, dass er mich nicht nach Lucas fragte und bevor ich den Gedanken zu Ende gedacht hatte, fragte er auch schon:

„Du magst ihn, stimmt´s?“

„Ja, ich mag ihn. Sogar sehr!“

„Wo wohnt er eigentlich?“

„Auch in Hamburg.“

„Und wo genau?“

„Francop.“

„Das heißt ihr werdet euch auch nach dem Urlaub noch sehen?“

„Ja, warum hast du was dagegen?“

„Nein, natürlich nicht. Was machen seine Eltern?“

So langsam ging mir die Befragung meines Vaters auf die Nerven. Das war so typisch Papa, was machen seine Eltern? Was macht er nach der Schule? Deshalb antwortete ich genervt:

„Sein Vater ist Arzt und seine Mutter ist Bürokauffrau. Hast du sonst noch irgendwelche Fragen? Ich hab noch was zu tun!“

„Nein, vorerst hab ich keine Fragen.“

Weil ich, entgegen des Gesagten, nichts Besseres zu tun hatte, ging ich in mein Zimmer und tippte auf meinem Handy herum. Dass die Nachrichten überhaupt ankamen wunderte mich denn hier war das Internet dermaßen schlecht.

Hey hey,

Ich hoffe dass der Urlaub bis jetzt gut ist. Finni geht es schon besser. Der Abszess ist schon fast weg.

Ich soll von Michelle fragen ob du Interesse am Turnier im Nachbarstall hast, du weißt schon, bei den Pfrommer´s.

Genieß den Urlaub und angel dir nen heißen Boy. Hab dich lieb xD

Ich freute mich über die Nachricht von Caro und vor lauter Lucas hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass ich so wenig nach Finesse gefragt hatte. Caro wird sich schon wundern, denn früher wäre mir das niemals passiert. Finesse stand bei mir immer an erster Stelle. Ich konnte mit Fieber und Schüttelfrost im Bett liegen, wenn irgendwas mit Finesse war, stand ich auf und ging zu ihr.

Hey Lisa,

ich weiß nicht ob Caro schon Bescheid gesagt hat, aber jetzt auch noch von mir: Am 24.8.-26.8. ist bei den Pfrommer´s ein großes Springturnier vielleicht willst du ja mit Finesse starten? Ich wäre dafür, da gibt es auch eine Prüfung für M**. Ausschreibung folgt!

LG Michelle :)

Und die letzte Nachricht war von Kerstin:

Hey Süße

ich hoffe, dass es dir in Dänemark gefällt! Ich wollte dir es als erstes sagen: ich bin verliebt! Er heißt Finn und ist 17 Jahre alt. Er ist voll süß. Aber ich weiß nicht wie ich es ihm sagen soll, dass ich in ihn verknallt bin, meine ich. Ich hoffe dass du ein bisschen Erfahrung hast was das angeht.

Liebe Grüße Deine verzweifelte Kerstin :(

Als erstes beantwortete ich die Nachricht von Caro und Michelle. Was ich Kerstin zurückschreiben wollte, wusste ich noch nicht. Ich wollte noch etwas über die Formulierung der Nachricht nachdenken. Außerdem ließ mich ihre Nachricht ehrlich gesagt nur an Lucas denken. Ich musste aufpassen, dass ich nicht zu einer schlechten Freundin mutierte und alles vergaß sobald ich auch nur an Lucas dachte.

Als ich dann auf die Uhr sah, war es schon 22.54 Uhr. Also ging ich ins Bett und schlief in Gedanken an die schönen Momente mit Lucas glücklich ein.

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