Читать книгу Der Prozess - die Menschheit wird erwachsen - Julianne Becker - Страница 6

1a. Ein Besuch in der Drachenhöhle

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Der schlafende Drache in einem Höhlenlabyrinth wird als ein modernes archetypisches Bild eingeführt, eine Vorstellung, die tragfähig genug ist, uns diese andere, uns noch unbekannte Realität plastisch zu erklären. Das Gleichnis vom schlafenden Drachen stellt uns ein grobes Koordinatensystem zur Verfügung, an dem wir uns in der ansonsten amorphen Masse (Unbewusstes) orientieren können. Die Drachen-App öffnet bildlich gesprochen ein kosmisches Google Maps und gibt uns ein Navi an die Hand, um selbst auf die Forschungsreise zu gehen. Außerdem werden in diesem Kapitel die fünf Hindernisse beschrieben, die es zu überwinden gilt, wenn du dein volles Potential aktivieren willst.

Ist dir schon aufgefallen, dass wir selten etwas ganz bewusst tun? Unsere unbewussten Themen und halb bewussten Impulse mischen sich mehr in unser Leben ein, als wir uns zugestehen. Sigmund Freud, der Gründer der Psychoanalyse, differenzierte unser Bewusstsein schon vor über hundert Jahren in Ich, Es und Über-Ich. Diese Unterscheidung war ein guter Anfang, doch wenn wir nicht lernen, den vielschichtigen Inhalt unseres Unbewussten noch viel weiter zu differenzieren, bleiben Es und Über-Ich als "das Unbewusste" eine relativ verschwommene, unbestimmte und ganz amorphe Masse und auf jeden Fall weiter unbewusst. Bewusst werden wir dadurch, dass wir unser inneres Unbewusstes ins Bewusstsein heben, es uns also bewusst machen. Und das wird in unserer Gesellschaft oft verwechselt mit der Anhäufung von viel äußerem Wissen.

Ich musste nicht lange nachdenken, wie ich die Vielschichtigkeit unseres Es und Über-Ichs in einem Vergleich stimmig erklären könnte, zumindest so, wie ich es erfahren habe. Meine eigene kreative Spur führte mich zur Drachensymbolik. Der schlafende Drache eignet sich wunderbar, um das Es und das Über-Ich als den individuellen Teil des Unbewussten in einer Vorstellung anschaulich zu erklären. Denn das Unbewusste lebt nur in Bildern und Geschichten, in Poesie, Melodien und Gefühlen. Nur der trainierte Verstand operiert mit Zahlen, Begriffen und logischen Zusammenhängen. Das Unbewusste überrascht uns durch merkwürdige Sabotagen, Analogien, Träume, Symbole, eine ganz reiche Bildsprache, originelle Ideen, unlogische Sprünge und Assoziationen, intuitive Ahnungen und inneres Wissen.

Stellen wir uns also vor: In jedem Menschen gibt es eine Höhle, in der ein Drache liegt und schläft. Auch in dir schlummert ein solcher Drache. Er steht für einen Aspekt deiner Psyche, der dir vielleicht noch nicht oder zumindest noch nicht ganz bewusst ist. Er symbolisiert deinen natürlichen Selbstausdruck, deine kraftvolle und wilde Natur. Damit meine ich deine ungebremste, unverfälschte und nicht manipulierbare Lebenskraft, die dort verborgen liegt. Du hast noch keinen vollständigen Zugang zu dieser schöpferischen, kreativen Kraft. Mit dem Drachen verbinde ich auch den nicht gezähmten und nicht zähmbaren Aspekt deiner Psyche, der sich dem Griff deines Verstandes nach Kontrolle schon immer entzogen hat und sich auch weiter entziehen wird.

Dein Drache zeigt sich dort, wo du ursprünglich und kraftvoll bist. Wo du souverän, spontan und selbstbestimmt handelst. Und vermutlich auch manchmal unberechenbar, überraschend und kreativ. Selbst wenn du dich nur an wenige Momente in deinem Leben erinnern kannst, ich bin mir sicher, dein Drache hat sich auch in deinem Leben schon gezeigt. Du hast dich bestimmt schon so gefühlt. Du hast sicher schon Augenblicke erfahren, wo dein Drache – wenn vielleicht auch nur für winzige Momente – ganz wach war und laut losbrüllte und dich kraftvoll verteidigte. Oder er hat dich einfach mal seine wunderbare Kraft viel deutlicher spüren lassen als sonst. Deine Drachenkraft ist der Teil Lebenskraft, der in deinem Leben noch nicht ankommt, aber als Potential immer zugänglich bleibt.

Würde deine Lebenskraft aufhören zu fließen, würde dein Körper sofort mit dem Zerfallsprozess beginnen, denn diese durch dich strömende Kraft ist das Merkmal deiner Lebendigkeit. Ohne Kraftfluss sind wir tot. Manchmal halten wir diese Kraft für so selbstverständlich, dass wir sie vergessen. Und damit vergessen wir, dankbar zu sein für unseren beweglichen, gesunden Körper, für unsere Beziehungen und unsere guten Lebensumstände. Und dann passiert etwas, eine Krankheit oder ein Schicksalsschlag, und wir erkennen, unsere Lebenskraft ist überhaupt nicht selbstverständlich. Sie ist das A und O, das uns ein Leben im Körper erst ermöglicht. Es gibt da eine schöpferische Kraft, die in uns und durch uns fließt, und sie ist für jeden Menschen erfahrbar. Und die Drachenkraft ist der Teil, der in deinem Leben noch nicht ankommt. Dieses Buch will dir auch deine Drachenkraft vollständig zugänglich machen.

Ich bin kein Missionar und ich will dich auch nicht näher zu Gott bringen, deshalb verwende ich das Bild des Drachen. Es ist viel genauer und hilfreicher, um die Zusammenhänge zu verstehen, die ich in diesem Handbuch für bewusstes Erschaffen vor dir ausbreiten werde. Unsere Lebenskraft hat erst mal nichts mit Gott zu tun. Du bist diese Kraft. Dein Körper und deine Psyche erfahren sich gemeinsam durch Lebenskraft. Der unbewusste Teil deiner Psyche könnte den bewussten Teil zu einem starken, ganzheitlichen Bewusstsein ergänzen, und dieses Buch will dir dabei helfen. Deine Gesundheit und deine Abwehrkräfte hängen von dieser Kraft ab, aber auch dein ganzes Denken, Fühlen und Handeln.

Noch einmal: Ich spreche hier ausdrücklich nicht von Gott und von Glauben, denn deine Lebenskraft ist spür- und erfahrbar, da gibt es nichts zu glauben. Mal könntest du mit dieser Energie sprichwörtlich Bäume ausreißen und zu einem anderen Zeitpunkt hängst du schlapp in den Seilen. Wenn diese Kraft durch dich hindurchfließt, muss sie auch von irgendwo herkommen. Jeder Bach, der durch ein Gelände fließt, hat seine Quelle. Wir werden dieser Lebenskraft bis zur Quelle folgen, aber bitte ganz ohne alles, was man dir über Gott, Spiritualität und Religion gesagt hat. Ich möchte dich befreien und nicht mit den nächsten Konzepten vollstopfen. Deshalb bitte ich dich auch am Ende dieses Buches, meine Geschichte vom Drachen wieder einzustampfen und einfach nur ganz kraftvoll du selbst zu sein. Denn dann hast du es ja verstanden. Das Drachen-Gleichnis dient nur dazu, dich zu befreien.

Natürlich hat unsere Lebenskraft eine Ursache, sie strömt aus einer Quelle. Manche nennen diese Quelle einfach "Alles-Was-Ist" oder "Ursprung der Schöpfung" oder auch "das Universum". Ich spreche hier im Buch von Drachenkraft, wenn es um deinen potenziell vorhandenen, aber momentan noch fehlenden Durchfluss dieser Lebenskraft geht, eine Energie, die dir zusteht, aber auf dem Weg zu dir irgendwo versickert. Den Begriff "Lebenskraft" verwende ich, wenn deine gesamte Lebenskraft gemeint ist, die von der Quelle individuell an dich ausgeschüttet wird, also die, die schon ankommt, zusammen mit der, die unterwegs verloren geht. Wenn ich dagegen den Ursprung dieser Kraft meine, bevor sie sich in die vielen Lebensströme auch anderer Wesen verteilt und verästelt, spreche ich von der Quelle. Auch die Quelle ist für uns alle erfahrbar und damit real. Den Begriff ‚Gott‘ vermeide ich möglichst, weil mir dieser Begriff nicht unschuldig und klar genug definiert ist, um das Unbewusste hilfreich zu erklären. Die Einteilung in Himmel und Hölle ist mir dagegen zu banal und widerspricht auch allen Erfahrungen, die ich selbst bei der Entdeckung der Drachenkraft und der Kartierung meines Unbewussten gemacht habe.

Du kennst deine Drachenkraft bereits, du hast sie schon erlebt. Nicht jeder muss den Mount Everest besteigen, um solche Glücks-Momente zu erleben, das geht auch im Kleinen: Du nimmst geschickt eine Kurve mit deinem Motorrad, du hast deinem Vater oder deinem Chef Paroli geboten. Du hast ein Projekt erfolgreich beendet oder etwas vollbracht, was andere nicht für möglich hielten. Oder dich getraut, etwas zu sagen, das dir fast nicht über die Lippen kam. Oder endlich mal Grenzen gesetzt. Ich meine also all die Momente, wo du dich besonders kraftvoll und frei gefühlt hast. Solche Momente sind kostbar.

Es mag sein, dass du deinen Drachenauftritt hinterher bereut hast. Der andere Mensch kommentierte dein Verhalten vielleicht mit: "So kenne ich dich ja gar nicht!" Stimmt, so noch nicht, denn normalerweise schläft dein Drache und hält sich aus deinem Leben raus. Wenn er sich in deinem Leben zeigte, dann eher als Saboteur oder als drastischer Nothelfer oder als Provokateur. Sein Auftritt währte meist nur kurz und hinterließ mehr Scherben, als dir lieb war, bevor er wieder einschlief. Man könnte sagen, im Moment ist dein Drache der Meister deines Scherbenhaufens, er schläft ja sogar darauf in deinem Inneren. Denn dorthin hast du alles verbannt, was nicht in dein bewusstes Leben passt. Die Psychologen nennen das ‚Verdrängung‘, und was es damit auf sich hat, erkläre ich im nächsten Kapitel.

Wenn du den Drachen bewusst an deinem Leben beteiligen könntest, und er alle von dir vorgegebenen Benimmregeln beachten und deshalb nicht mehr so ungestüm in dein Leben platzen würde, was wäre das für ein Leben? Wie würdest du dich fühlen, immer mit dieser immensen Kraft im Bunde? Würde dann dein ganzes Leben nicht viel kraftvoller, interessanter, gesünder, erfüllter und außerdem auch noch viel fröhlicher und friedvoller werden? Würde das nicht Auswirkungen auf dein ganzes Lebensgefühl haben? Spürst du das? So machtvoll ist dein Drache!

Wäre es nicht besser, dir deinen Drachen bewusst an deine Seite zu stellen, statt dass du ihn als Feind bekämpfst, der jederzeit und vor allem ganz unpassend aus dir herausplatzen könnte? Da schläft doch keine Bestie in deinem Innern, die du in Schach halten musst: Du hast nur seine Rolle noch nicht verstanden. Du selbst bist für das Verhalten deines Drachens verantwortlich, niemand sonst. Du musst ihn vorsichtig wecken und zähmen! Mit deinem Drachen im Bunde wird alles, was du tust, viel durchsetzungsfähiger in seiner Wirkung. Meistere diese Drachenkraft und du wirst ein Drachenmeister. Du wirst zu einem Meister, der immer weiter übt, ein Meister zu sein. Aber immer mit der Macht im Bunde. Yoda, der Jedi-Ritter aus dem Film ‚Krieg der Sterne‘, hat genau das mit seinem Abschiedsgruß gemeint: Möge die Macht mit dir sein!

Nun spinnen wir das Drachengleichnis mal ein wenig weiter, damit es uns hilft, unser Unbewusstes besser zu verstehen: Stell dir vor, dein Drache liegt in einem riesigen Höhlenlabyrinth, das direkt hinter deinem Herzen beginnt und auch nur über dein Herz erreicht werden kann. Wir sind es gewohnt, im Herzen die höchsten und intensivsten Gefühle anzusiedeln, zu denen wir fähig sind: Die Liebe, den Frieden und unser Gewissen. Ich füge noch hinzu: Auch unsere Drachenkraft und darüber hinaus all unser Entwicklungspotential und unsere ganze, über dieses eine Leben hinausgehende Geschichte – all das liegt hinter unserem Herzen!

In der Höhle hinter deinem Herzen schläft ein Drache. Die Tür zu deinem Unbewussten ist dein Herz, und von dort fließt deine Lebenskraft dann in deine Erfahrungen. Wenn du dein Herz öffnest und mit deinem Bewusstsein hindurchgehst, gelangst du in eine weite, großräumige Höhle, die nur schummrig von ein paar Fackeln beleuchtet wird. Du hörst lautes Schnarchen und kannst im Dämmer die Umrisse eines riesigen Drachen erkennen, der auf einem großen Berg ganz unterschiedlicher Dinge liegt und tief und fest schläft. Er scheint sich dabei deutlich in der REM-Phase seines Schlafes zu befinden, denn er rollt unter den Lidern mit den Augen und macht ruckhafte, kurze Bewegungen, so als wollte er im Schlaf laufen oder kämpfen oder fressen oder fliegen. Dabei bleibt er aber weiter tief schlafend auf einem Berg unterschiedlichster Dinge liegen, denn er träumt ja nur. Deine Drachenkraft schlummert mit ihm.

Dein Drache ist ein Schöpferdrache, er träumt dein Leben in die reale Existenz. Sein Einfluss blieb dir jedoch bisher verborgen. Er liegt da auf einem großen Haufen, der all deine Verdrängungen, Verletzungen, unguten Erfahrungen, aber auch die schönen Erfahrungen, Träume und Visionen enthält, an die du dich noch nicht erinnerst oder nicht mehr erinnern willst. Während dein Drache schläft, erfasst er intuitiv-unbewusst alles, was er unter sich spürt, und erzeugt nach dem Gesetz der Anziehung mehr davon in deinem Leben. Er hat die Macht, dir Erfahrungen anzuziehen, die deinen Befürchtungen entsprechen. Du selbst warst diesem Mechanismus bisher schicksalhaft ausgeliefert und kamst vermutlich gar nicht auf die Idee, dass da etwas in dir deine Erfahrungen stark beeinflusst.

Die Drachen mancher Zeitgenossen schlafen sogar auf einem extrem großen Sammelsurium an Zeugs, diese Menschen sind Drachen-Messis, sie haben ihre Drachenhöhle vollgestopft bis zur Decke. Ihrem Drachen bleibt kaum noch Platz, um Luft zu holen. Wie soll er da noch gut schlafen? Soll er ja nicht, und das ist genau der springende Punkt. Die verdrängten Themen und Erfahrungen halten die Lebenskraft in der Höhle wie in einem Wirbel gefangen und sie kann nur noch schwer nach draußen fließen und dein Leben bereichern. Vielleicht ist das auch bei dir der Fall, dann kann deine Lebenskraft nicht mehr ungehindert fließen. Das kannst du an deiner Kraftlosigkeit, Müdigkeit und Antriebslosigkeit erkennen. Kaum noch eigene Ideen, kaum Lebenslust, keine Durchsetzungsfähigkeit eigener Ziele, das ist das untrügliche Zeichen, dass der Berg in der Drachenhöhle einfach zu groß geworden ist. Solche Menschen kennst du bestimmt. Und vielleicht gehörst du auch dazu.

Deine Lebenskraft ist weder statisch noch wurde sie zu Beginn deines Lebens mit einem Eimer vergeben, und wenn sie aufgebraucht ist, musst du sterben. Nein, diese Kraft ist dynamisch und sie wächst mit jeder bewältigten Erfahrung und sie schrumpft mit jeder weiteren Verdrängung. Du hast ein Recht darauf, gesund und erfüllt durchs Leben zu gehen. Es war nie gedacht, dass wir unser Unbewusstes einfach ignorieren, auch wenn es sich nur in Träumen, Visionen und direkt in Erfahrungen zeigt. Oder wenn uns etwas wie magisch anzieht. Die meisten Menschen glauben, dass sie keinen Zugang dazu haben. Das ist falsch. Wir alle haben einen Zugang. Nur eben einen anderen. Ohne unsere intuitive, rechte Hirnhälfte, unser Herz und unser Noch-Unbewusstes verpassen wir einen wichtigen Teil unseres Selbstausdrucks als Mensch. Spätestens als Erwachsene sollten wir bewusst als ganzer Mensch durchs Leben gehen.

Oft haben die Menschen Angst vor ihrem eigenen Unbewussten. Sie ist berechtigt. Es könnte ihnen tatsächlich Angst machen, was sie dort finden. Es hat diesen Menschen zumindest emotional sehr betroffen, traumatisiert und überfordert, während er es erlebt hat, sonst wäre das Erlebnis nicht in der Verdrängung gelandet. Solange du die große Höhle hinter deinem Herzen, dieses Labyrinth mit seinen Seitenwegen und den vielen weiteren Kammern, nie ganz besichtigt hast, muss dir dein Unbewusstes auch einfach Angst machen. Das ist ganz natürlich. Und dann hältst du das Grollen in der Tiefe für ein gefährliches Untier. Du musst dabei nicht einmal deinen Drachen gehört haben, vielleicht hat jemand nur den Ventilator angeworfen, damit der muffige Geruch endlich verschwindet! Schließlich wird dein Erfahrungsmüll irgendwann zum Himmel stinken. Es wird auch nicht leichter, da hinabzusteigen, wenn du deinen Schatten auch noch gewohnheitsmäßig weiter vollstopfst. Such mal in einer Messi-Wohnung nach der Toilette und versuche hinzukommen!

Halten wir fest: Seit Beginn deines Lebens stapelst du deine unbewältigten Erfahrungen in der Drachenhöhle über- und untereinander auf einem Haufen wie der beste Messi. Und bisher hat dir auch noch keiner gesagt, dass du spätestens als Erwachsener innen wie außen aufräumen solltest. Auch beim Drachen muss irgendwann mal aufgeräumt werden, also besser gleich. Lerne dein Unbewusstes zu nutzen, und du hast mehr Einfluss auf die Welt! Wie man das macht, erkläre ich später. Dein ganzes Bewusstsein (also Tag und Nacht, unbewusst und bewusst, rechte und linke Hirnhälfte) erschafft immer schon dein Leben, egal, ob du dir dessen bewusst bist oder nicht. Dein Bewusstsein und deine Lebenskraft sind die zwei Seiten der gleichen Medaille. Dein Drache mischt sich entweder träumend in dein Leben ein, ohne dass du das kontrollieren kannst, oder du weckst ihn, machst ihn zu deinem Geschäftspartner und erschaffst bewusst. Partner arbeiten in Absprache vertrauensvoll zusammen, besprechen sich in regelmäßigen Teamsitzungen und lassen sich in ihrem jeweiligen Ressort auch freie Hand. Das ist, was dein Drache will: Einen Sitz in der Geschäftsführung.

Noch einmal: Dein gesamtes Bewusstsein erschafft deine Erfahrungen, es umfasst immer beides: Das bereits Bewusste und das dir noch Unbewusste. Du entwickelst dich im Idealfall von unbewusst hin zu ganz bewusst. Dein Bewusstsein bestätigt sich dabei selbst mit dem, was es erschafft. Du hast immer recht, das geht gar nicht anders. Dieser Mechanismus ist jedoch für dich kaum erkennbar, solange du noch einen großen Schatten wirfst, dein Drache also auf einem großen Haufen Verdrängungen schläft. Dann ist dein Unbewusstes auch viel stärker an der Erzeugung deiner Erfahrungen beteiligt als dein Tagesbewusstsein. Dann läuft vieles nicht rund, und du verfängst dich in Krankheitssymptomen und unglücklichen Erfahrungen. Stets sind die anderen schuld, und in der Welt da draußen muss ganz viel bekämpft werden.

Dein Drache ist auch für Zufälle zuständig, für die kleinen und die großen Wunder in deinem Leben. Du kannst natürlich auch die Quelle selbst dafür verantwortlich machen, aber dann glaubst du, die Ursache dieser Zufälle läge nicht bei dir oder zumindest nicht in deiner Mitverantwortung und wartest brav auf göttliche Eingebungen, statt selbst erschaffen zu lernen. Deshalb gehe ich für unsere Geschichte lieber davon aus, dass es keine Zufälle gibt und auch keine göttlichen Eingebungen, es sei denn, du hast sie dir selbst erschaffen. Du zusammen mit deinem Drachen, denn er ist ja ein Aspekt der Quelle. Deine Lebenskraft sollte frei in dein Leben, in deine Beziehungen und in deine Projekte fließen. Es gibt Zeitgenossen, bei denen tut sie das auch.

Dein Drache möchte eigentlich auch nicht schlafen. Er wünscht sich, dass du alles, was deine Kraft daran hindert, frei in dir zu fließen, endlich mit seiner Hilfe wegräumst. Das gilt insbesondere für Krankheiten. Durch Medikamente wird sein Bemühen gedämpft (so dass du seine Botschaften nicht mehr wahrnimmst) und dein Körper wird stattdessen direkt chemisch angesteuert. Was nur dazu führt, dass dein Drache in dir noch lauter brüllt und sich unruhig im Schlaf wälzt, und dann gehst du den Weg der Degeneration und des Siechtums und folgst der allgemeinen Vorstellung vom Altern. Ein Leidensweg, der so nie für dich vorgesehen war. Du ignorierst dabei deine eigene Lebenskraft und ihre Aufgabe der Selbstheilung und lässt stattdessen Experten alles tun, damit die Symptome aufhören.

Viele medizinische Behandlungen unterdrücken die Anzeichen, statt die Krankheit zu heilen. Mit genau diesen Symptomen will dein Unbewusstes dich vielleicht nur darauf aufmerksam machen, dass du etwas verändern und dich kümmern solltest. Deine Psyche und dein Körper wollen wieder in ein harmonisches Fließgleichgewicht miteinander kommen. Symptome sind Hilferufe deines Drachen, der brüllt: „Geh raus aus dieser gefährlichen Umgebung!“, „Das macht dich krank hier, nichts wie weg hier!", „Verlass diese Beziehung, sie tut dir nicht gut!“, „Stell deine Ernährung um!" oder „Krieg endlich deinen Hintern hoch und trainiere!“.

Lassen wir den Drachen einstweilen schlafen und inspizieren die Drachenhöhle weiter. Du schaust dich um und siehst, dass da zahlreiche Gänge abzweigen und im Dämmer verschwinden. Wo sie wohl hinführen mögen? Von dort, wo du stehst, ist es nicht zu erkennen. Deine Neugier wird nun durch ein großes, hölzernes Tor geweckt, das einen ganz besonderen Gang direkt hinter dem Drachen eigentlich verschließen sollte. Es steht einen Spalt weit offen und wird von deinem Drachen blockiert, indem er viel zu nahe davor schläft.

Bei näherer Betrachtung erkennst du, dass der Schwanz des Drachens in der Öffnung steckt und verhindert, dass sich das Tor ganz schließen kann. Und du weißt intuitiv, dass es deinen Tod bedeuten würde, ließe der Drache es zu, dass es sich ganz schließt. Denn hinter diesem Tor geht es direkt zur Quelle. Und aus diesem Tor fließt umgekehrt deine Lebenskraft in die Höhle, durch dein Herz und in dein Leben. Durch diesen Spalt kommt aber nur wenig Lebenskraft tatsächlich noch in deinem Leben an. Das wundert dich erst einmal, hast du doch bisher deine gewohnte Lebenskraft für selbstverständlich gehalten und gedacht, mehr geht nicht.

Erst jetzt, wo du die Situation genauer betrachtest, kommst du auf die Idee, dass du möglicherweise dein Leben auf Sparflamme kochst. Was wäre, wenn der Drache aufsteht und das Tor ganz freigäbe? Würde dann deine Lebenskraft viel kraftvoller durch dich hindurch strömen? Was würde passieren? Was könntest du erreichen? Was wäre möglich? Ja, deine Lebenskraft würde viel stärker und intensiver in dein Leben strömen, das täte sie gewiss. Aber hab acht! Wecke bitte den Drachen noch nicht! Geh nur vorsichtig um ihn herum, bis du durch diesen Spalt hindurchschauen kannst. Was mag wohl hinter dem Tor liegen?

Von religiösen und spirituellen Konzepten kennst du sicher die Vorstellung einer Seele. Du denkst: „Vielleicht geht es hinter diesem Tor zu meiner Seele?“ Doch hinter dem Tor liegt nur ein Gang. Er ist viel weiter und höher als alle anderen Gänge, die vorne in der Drachenhöhle abzweigen. Durch diese Verbindung strömt dir Lebenskraft entgegen, du siehst sie nun als flüssiges Licht durch den Gang und durch den Spalt in die Höhle strömen und um den Haufen einen Wirbel bilden. Wenn diese Lebenskraft nicht mehr fließt, beginnt dein Körper zu zerfallen. Nur dieser eine Gang mit dem Tor wird vom Drachen bewacht. Es muss sich um den wichtigsten Gang dieses Höhlenlabyrinthes handeln. Es ist deine Standleitung zur Quelle, zur Macht, die mit dir ist. Mit der Schwanzspitze zwischen Tor und Öffnung bestimmt dein Drache, wieviel Kraft schon zu dir durchkommt. Er dosiert deine Lebenskraft mit dem Schwanz. Du wunderst dich: Warum macht der das?

Hinter dem Tor führt der Gang langsam und stetig nach oben. Er wird dabei immer heller, statt wie die Seitengänge der Drachenhöhle immer dunkler, je weiter er führt. Du kannst auch hier Seitengänge und Verästelungen ausmachen, das ist nicht einfach nur ein einziger Gang, der schnurstracks nach oben führt. Der größere Teil des Labyrinths liegt sogar erst hier hinter dem Tor, und dieser Gang ist nicht leer. Auch in ihm liegt ziemlich viel Zeug herum. Du erkennst: Deine Standleitung zur Quelle hat eine göttliche Arterienverkalkung, und das auf ihrer ganzen Länge! Wenn der freie Durchfluss an Lebenskraft fast ganz blockiert ist, kannst du natürlich noch nicht wissen, wer du wirklich bist, auch auf anderen Ebenen, und woher du kommst und was du in diesem Leben erfahren willst.

Kurz und gut, die Lebenskraft fließt bei den meisten Menschen nur noch als Rinnsal, weil erstens das Herz nicht geöffnet wurde, zweitens in der Drachenkammer vor dem Tor noch so viel Unbewusstes herumliegt, das ihre Kraft bindet, drittens die Standleitung selbst eine göttliche Arterienverkalkung besitzt und viertens der Drache noch nicht geweckt wurde, um das Tor auf Dauer ganz freizugeben. Und fünftens wurden weder die Seitengänge vor noch hinter dem Tor inspiziert und in ihrer Wirkung bewusst genutzt. Das klingt nach viel Arbeit, aber es macht noch viel mehr Spaß, sich selbst so gründlich kennenzulernen. Das sind also die fünf Hindernisse, wenn du dein volles Potential aktivieren willst. Ein Mensch, der in Trennung von seinem Drachen einfach so dahinlebt, ohne dass er auch nur eines dieser Hindernisse überwunden hat, bei dem kommt nur ganz wenig Kraft an. Zumindest im Vergleich dazu, was fließen könnte.

Weiterführendes Werkzeug: Akzeptiere den Drachen als Symbol für deine unbezähmbare, natürliche Lebenskraft und als Ausdruck deines vollen Potentials. Er steht für deine Durchsetzungsfähigkeit und deine natürlichen Selbstheilungskräfte, die dich von allen Symptomen und Störungen heilen können. Dein Drache symbolisiert dein Entwicklungspotential, deine Gesundheit und deine Ganzheit.


Der Prozess - die Menschheit wird erwachsen

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