Читать книгу Wahres Hundeglück im Doppelpack - Julie Leuze - Страница 17

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IMMER SCHÖN OPTIMISTISCH BLEIBEN

Schon die ersten Minuten bei uns zu Hause machen uns klar, worauf wir uns eingelassen haben. Aber von Anfang an:

Struppi ist zuckersüß, und ich glaube, auch Tim und Noah haben sich bei der Übergabe am Tierschutz-Truck sofort in sie verliebt. Mir selbst floss das Herz schier über vor Fürsorge und Mitgefühl, als wir dieses verunsicherte, aber zutrauliche kleine Wesen in Empfang nahmen, das uns mit angelegten Öhrchen die Hände ableckte, bevor es sich in den hintersten Winkel unserer Auto-Transportbox verkroch.

Sirius hingegen hatte es eher nicht so mit Fürsorge und Mitgefühl. Als wir mit Struppi nach Hause kamen und er sie im Park in Augenschein nehmen durfte, schien er sie ganz okay zu finden. Aber da sie reichlich verschreckt war – schließlich waren ihr weder Retriever-Leine noch das viele Grün um sie herum vertraut –, weckte die Kleine nur mäßiges Interesse in unserem Border Collie. Nach einer halben Minute ließ er sie links liegen, und wäre er ein Mensch, hätte er wohl die Achseln gezuckt.

»Nun ja«, sagte mein Mann, als wir mit Sirius und Struppi das Haus betraten. »Kein Interesse ist besser als Abneigung, oder?«

»Ich liebe deinen Optimismus«, sagte ich.

»Und ich liebe Struppi!«, sagte Noah.

Tim und ich lächelten.


Am Anfang läuft nie alles rund, aber kann man diesem süßen Wollknäuel böse sein?

UND ES BEGINNT MIT … CHAOS!

Tja, und nun sitzen wir also im Wohnzimmer auf dem Sofa, Sirius liegt gelassen zu unseren Füßen, und alles könnte geradezu rührend schön sein, wenn Struppi ihr neues Reich nicht so vorsichtig und misstrauisch erkunden würde, als sei es vermint.

»Warum läuft Struppi denn so komisch, Mama?«, fragt Noah und zieht die Stirn in Falten. »Meinst du, ihr tut was weh?«

In der Tat stakst die Kleine wie der Storch im Salat über unser Parkett. Immer wieder äugt sie panisch unter sich. Sie ist sichtlich im Stress; von Erleichterung, dem kargen Tierheim entronnen zu sein, keine Spur!

»Struppi kennt keine glatten Böden, Noah«, versuche ich mich an einer Erklärung. »Im Tierheim gab es doch nur Beton. Offensichtlich macht unser Parkett ihr Angst.«

Auftakt mit Wischmopp

Offensichtlich animiert es sie auch zum Pieseln, denn just in diesem Moment hockt Struppi sich hin und erledigt ihr kleines Geschäft.

»Struppi, nein!«, rufe ich aus.

»Mensch, Mama, jetzt hast du die Arme erschreckt!«, sagt Noah und blickt mich vorwurfsvoll an.

»Nun ja«, sagt mein Mann. »Besser aufs blanke Parkett gepieselt als auf den Teppich in Noahs Zimmer.«

Ich verkneife mir eine Antwort und laufe zum Besenschrank, um Lappen und Neutralreiniger zu holen. Da ertönt plötzlich aus dem Wohnzimmer ein angeekeltes »Iiiiiih« meines Sohnes, gefolgt von: »Sirius, du bist so ein Schweinchen, aber so was von!«

Ich renne zurück. »Was ist denn passiert?«

»Ähm, das brauchen wir wohl nicht mehr.« Tim deutet auf die Putzsachen in meiner Hand. »Sirius hat alles, ähem, aufgeleckt.«

»Iiiiiih!«, quieke jetzt auch ich.

Und dann seufze ich und wische, schon aus Prinzip, trotzdem noch ein bisschen herum. Schließlich laufen wir hier auch barfuß.

Struppi hat sich derweil klammheimlich in Sirius’ Körbchen gelegt. Von dort aus beobachtet sie aufmerksam, was wir drei Menschen so treiben, während Sirius wiederum aufmerksam beobachtet, was Struppi so treibt – in seinem angestammten Kuschelnest!

Sprunghaft wie ein Gummiball

»Schau mal, Struppi, das hier ist doch dein Platz«, säuselt Noah.

Er geht zu Struppi und möchte sie aus dem Körbchen ziehen, doch obwohl er sie äußerst sanft anfasst, bekommt Struppi auf der Stelle Panik: Sie springt auf, reißt sich von Noahs Kinderhänden los, als seien es Mörderpranken, und rast schlitternd aus dem Wohnzimmer in den Flur.

Auch in Sirius kommt nun Leben. Laut bellend jagt er ihr hinterher, und dann hören wir, wie klirrend eine Bodenvase zerbricht, die einzige übrigens, die Sirius’ Welpenzeit überlebt hat.

Das war’s dann wohl mit dem Thema Bodenvasen in unserem Haushalt.

»Nun ja«, sagt mein Mann und klingt nicht mehr ganz so optimistisch. »Besser die teure Vase als … ach, egal. Ich hole Schaufel und Besen.«

»Vielleicht sollten wir Struppi füttern«, sage ich. »Dann weiß sie, dass sie hier zu Hause ist, dass wir keine Bedrohung für sie sind und dass sie sich einfach entspannen kann.«

»Die Dame vom Tierschutz meinte aber, wir sollten Struppi erst einmal in Ruhe ankommen lassen«, gibt mein Mann zu bedenken.

Ich hebe nur die Augenbrauen. Ruhe? Struppi? Zwei Wörter, die definitiv nicht zusammenpassen!

Und deshalb füttere ich diesen Hund jetzt, Tierschutz-Dame hin oder her.

Mit zwei Hunden ist das Füttern allerdings so eine Sache.

Während Sirius sich nämlich brav hinsetzt, um zuzusehen, wie ich seinen Napf fülle, wird unsere neue Fellnase noch aufgeregter als zuvor, und – hopp! – springt sie wie ein kleiner, struppiger Gummiball mit einem Satz auf die Küchenarbeitsplatte.

Noah prustet los, er kriegt sich gar nicht mehr ein vor Vergnügen.

Sirius hingegen fängt empört an zu bellen. Auf Möbel zu springen, ist strengstens verboten, das weiß unser Border. Und was er nicht darf, das darf diese komische Neue gleich dreimal nicht!

Es ist jetzt ziemlich laut in unserer Küche.

Ich schnappe mir Struppi, bevor das aufgeregte Huhn, Pardon, der aufgeregte Hund mir noch von der Arbeitsplatte stürzt. Noah lacht mittlerweile so sehr, dass ihm die Tränen kommen. Sirius kläfft, meckert und knurrt. Nur mein Mann kriegt von der ganzen Aufregung nichts mit: Er ist immer noch mit den traurigen Überresten der Vase beschäftigt.

Was für ein Chaos!


»Ich bin doch neu, ich darf das, oder?«

Schlimmer geht immer

Eine halbe Stunde später, als wir die Hunde irgendwie gefüttert und danach irgendwie in den Garten verfrachtet und es irgendwie geschafft haben, dass beide dort draußen Pipi machen, liegt Struppi zusammengerollt in Sirius’ Körbchen und Sirius in ihrem, und es herrscht ein fragiler Frieden. Richtig glücklich wirkt Sirius mit der neuen Situation allerdings nicht. Struppi ist einfach nur erschöpft.

»Nun ja«, sagt mein Mann tapfer. »Es hätte schlimmer anfangen können zwischen den beiden, oder? Mit einer handfesten Beißerei, zum Beispiel.«

»Oder mit Kacka statt mit Pipi!«, wirft Noah hilfreich ein.

»Oder damit, dass Struppi uns gleich auf der Autobahn entwischt und unter einen Laster geraten wäre«, überlegt Tim weiter.

»Oder damit«, Noah wird ganz aufgeregt, »dass sie mir aus lauter Angst ganz feste in die Hand gebissen hätte!«

»Das kann ja noch kommen«, sagt Tim.

Noah reißt erschrocken Mund und Augen auf.

Jetzt reicht es mir.

»Stopp!« Streng blicke ich meine beiden Männer an.

»Wir werden jetzt nicht den Teufel an die Wand malen, klar? Die erste Stunde hier war … äh, ereignisreich. Aber ich bin mir sicher, von nun an wird alles absolut glattlaufen!«

Absolut glatt, oh ja!

Geradezu spiegelglatt.

ANDRÉS EXPERTENRAT FÜR DIE ANKUNFT IM NEUEN ZUHAUSE

Wie im Bilderbuch und ganz ohne Probleme wird der Auftakt im neuen Zuhause wohl bei den wenigsten verlaufen. Allein schon deshalb, weil die Ankunft in ungewohnter Umgebung für die meisten Hunde sehr aufregend oder sogar stressig ist. Da kann es, so wie Franzi und ihre Familie es in unserer Geschichte mit Struppi erlebt haben, schon mal zu Turbulenzen kommen.

Aber keine Sorge, die ersten Stunden und Tage sind noch nicht repräsentativ für den zukünftigen Alltag mit Ihrem Zweithund. Daher gefällt mir Tim und Noahs Zweckoptimismus sehr gut. Die beiden versuchen, das Ganze mit Humor zu nehmen, und sie lassen sich von den anfänglichen Schwierigkeiten nicht gleich entmutigen. Das ist die richtige Einstellung! Hier ein paar Tipps für die allerersten Stunden mit Ihrem neuen Zweithund.


»Auweia, so viele Zimmer! Die muss ich alle erst mal genauer inspizieren!«

MIT LEINE GEHEN SIE AUF NUMMER SICHER

Daheim angekommen, gibt es verschiedene Optionen, die ersten Stunden so zu gestalten, dass sie für alle Beteiligten zu einem positiven Erlebnis werden. Sind Sie unsicher, ob alles reibungslos verlaufen wird? Dann empfehle ich Ihnen, vorsichtshalber mit Leinen zu arbeiten. Führen Sie zunächst Ihren Ersthund ins Haus und schicken Sie ihn anschließend auf seinen Platz.

Kennt er das entsprechende Signal noch nicht, können Sie ihn dort auch einfach anleinen. Anschließend führen Sie den Zweithund in die Wohnung und beobachten dann aufmerksam, wie Ihr Ersthund auf die Situation reagiert. Ist er entspannt, können Sie ihn problemlos ableinen, um mit ihm und dem Neuankömmling eine gemeinsame Hausführung zu unternehmen.

Kauen macht Spaß und beruhigt

Verhält sich Ihr Ersthund jedoch unruhig und angespannt, sollte er zur Sicherheit noch eine Zeit lang an der Leine bleiben. Sie führen den Zweithund also zunächst allein durch sein zukünftiges Zuhause. Anschließend leinen Sie auch den Zweithund an. Dabei sollten Sie darauf achten, dass sich sein neuer Platz nicht zu nah am Körbchen des Ersthundes befindet.

Sind die Vierbeiner mit Leine gesichert, bekommt jeder von ihnen einen tollen Kauartikel, den Sie zuvor bereitgelegt haben – das kann eine Kaustange oder auch ein befüllter Kong sein.

Das Kauen wirkt beruhigend und hilft den Hunden dabei, Spannungen abzubauen. Zudem macht diese Beschäftigung den meisten Hunden große Freude. So wird ganz nebenbei eine positive Verknüpfung mit der neuen Situation aufgebaut!

ANDRÉS EXTRATIPP

Wie transportiert man beide Fellnasen sicher nach Hause, wenn schon kurz nach dem ersten Beschnuppern eine gemeinsame Autofahrt bevorsteht? Hier lautet meine klare Empfehlung: Platzieren Sie die Hunde im Wagen nicht direkt nebeneinander! Schließlich wissen Sie ja noch nicht, wie die Vierbeiner in dieser Situation aufeinander reagieren. Mit abgetrennten Plätzen können Sie unnötigen Stress vermeiden. Eine Möglichkeit: Transportieren Sie einen Hund gesichert im Kofferraum und den anderen, ebenfalls gesichert, auf dem Rücksitz.

Das Best-Case-Szenario

Wenn sich die erste Aufregung gelegt hat und beide Hunde zur Ruhe gekommen sind, können Sie im nächsten Schritt versuchen, die Hunde abzuleinen. Dieses Ab- und wieder Anleinen ist in der Anfangsphase ein sehr praktisches Instrument, das Sie in vielen Situationen regulierend nutzen können. Hat sich das Zusammenleben dann einigermaßen eingespielt, werden Sie merken, dass Sie immer seltener auf die Leine zurückgreifen müssen.

Möglich ist natürlich auch, dass alles von Anfang an völlig problemlos über die Bühne geht. Das bedeutet konkret: Nach dem ersten Kennenlernen und Beschnuppern auf einer neutralen Wiese haben sich die beiden Hunde auf Anhieb gut verstanden und vielleicht sogar ein bisschen miteinander gespielt. In diesem Szenario benötigen Sie beim ersten gemeinsamen Betreten des Hauses oder der Wohnung normalerweise keine Leinen zur Absicherung. Stattdessen kann man die Hunde einfach mal machen lassen – und nur bei Bedarf mit der Anlein-Methode arbeiten.


»Puh, jetzt bin ich aber platt. So ein Umzug ist ganz schön aufregend!«

In die Höhle des Löwen?

Bedenken sollte man allerdings, dass ein Hund, sobald man das heimische Grundstück oder die eigenen vier Wände betritt, anders reagieren kann als draußen auf der grünen Wiese. Ist der Ersthund beispielsweise sehr territorial veranlagt und will typische Ressourcen wie Nahrung, sein direktes Umfeld oder auch seine Bezugspersonen verteidigen, ist Vorsicht geboten – auch wenn zuvor auf neutralem Terrain alles noch reibungslos verlief.

Hat man dann die allerersten Stunden mit Zweithund in der Wohnung erfolgreich gemeistert und der Abend naht, ist es an der Zeit, sich auf die erste gemeinsame Nacht zu konzentrieren. Welche Herausforderungen hier auf Sie warten und wie Sie sich optimal vorbereiten, erfahren Sie im nächsten Kapitel.


Wahres Hundeglück im Doppelpack

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