Читать книгу Wahres Hundeglück im Doppelpack - Julie Leuze - Страница 18
ОглавлениеSCHLAF DOCH ENDLICH, KLEINE MAUS!
An diesem ersten Abend ist die ganze Familie rechtschaffen erschöpft.
Die ganze Familie?
Nein!
Eine unbeugsame Struppi hört nicht auf, gegen ihr und insbesondere das Schlafbedürfnis ihrer neuen Mitbewohner anzukämpfen.
Wir Menschen liegen in unseren Betten, Sirius träumt auf seiner Decke im Schlafzimmer und Struppi auf ihrer im Kinderzimmer. Theoretisch.
Praktisch tigert sie seit einer Stunde nervös zwischen sämtlichen Zimmern des Hauses hin und her.
EINE TURBULENTE NACHT
»Vielleicht ist sie noch nicht müde«, murmelt mein Mann. »Sie hat ja vorhin tief und fest in Sirius’ Körbchen geschlafen.«
»Vielleicht ist sie einfach durcheinander«, antworte ich. »Es ist schließlich ihre allererste Nacht bei uns.«
»Vielleicht will sie nicht bei mir schlafen?«, ruft Noah weinerlich aus dem Kinderzimmer. »Dabei hatte ich mich sooo darauf gefreut!«
Schnell rufe ich zurück: »Natürlich will sie bei dir schlafen, Schatz«, denn unser Sohn ist nah am Wasser gebaut, wenn er müde ist, und eine umherstromernde Struppi plus einen heulenden Noah kann ich um elf Uhr abends nun wirklich nicht gebrauchen.
»Aber sie rennt immer weg. Sie mag ihre Decke gar nicht. Sie mag mich gar nicht!« Noah fängt an zu heulen.
Ich stehe auf und gehe ins Kinderzimmer. Struppi, die im Flur gesessen und die dunkle Wand angestarrt hat, folgt mir schwanzwedelnd, und ich sage munter: »Schau, Noah, da ist sie. Sie mag dich sehr wohl, sie weiß bloß noch nicht so genau, wohin sie gehört.«
»Tags gehörst du zu uns allen und nachts zu mir, Struppi!« Mein Sohn schnieft. »Damit ich nicht mehr der Einzige bin, der nachts ganz allein in seinem Zimmer sein muss. Mama und Papa haben einander … und auch noch den Sirius … aber ich, ich habe jetzt die Struppi!«
Ich zucke zusammen. Deshalb also wollte Noah unbedingt, dass Struppi bei ihm schläft statt bei uns – weil er sich einsam fühlt?
Herrje, mein armes Kind!
Ich setze mich auf die Bettkante und streiche Noah übers Haar.
»Sirius schläft bloß bei uns im Schlafzimmer, damit du nachts nicht wach wirst, wenn er rausmuss.«
»Er muss doch gar nicht mehr raus«, sagt Noah trotzig, »das war doch bloß, als er noch klein war.«
»Stimmt. Aber nun ist er es eben so gewöhnt.«
»Aber Struppi ist nicht klein und ist es überhaupt nicht so gewöhnt!«, kräht Noah aufgebracht.
»Stimmt, da hast du recht«, wiederhole ich geduldig, »deshalb darf sie ja nun auch bei dir schlafen!«
»Warum auf dem Boden schlafen, wenn man ein anständiges Bett haben kann?«
Na super, jetzt sind alle wach!
Dazu fällt Noah nichts mehr ein. Ich luge zu Struppi hinunter, die aufmerksam auf ihrer Decke sitzt. Schlaf doch, kleine Maus, beschwöre ich sie im Stillen. Schlaf einfach hier bei Noah ein, ja?
Meinem Sohn fallen die Augen zu. Für seine Verhältnisse ist es schrecklich spät, er muss todmüde sein. Vorsichtig erhebe ich mich und möchte auf leisen Sohlen zurück ins Schlafzimmer schleichen, als Struppi beschließt, dass sie lange genug still herumgesessen hat. Auf gar nicht leisen Sohlen springt sie mir hinterher.
»Mama«, jammert Noah, »du sollst dableiben und die Struppi soll auch dableiben. Sie soll bei mir schlafen! Nicht bei euch und Sirius! Bei mir!«
»Meine Güte, Noah.« So langsam werde ich genervt. »Gib dem Hund doch ein kleines bisschen Zeit!«
Noah fängt wieder an zu heulen. Sirius tappst herbei, um nach dem Rechten zu sehen, Struppi fordert unseren verdutzten Border Collie plötzlich zum Spielen auf, und ich fluche unterdrückt.
Jetzt ist auch Tim hellwach. »Alles okay bei euch? Brauchst du Hilfe, Franzi?«, ruft er aus dem Schlafzimmer.
»Nein, wie kommst du denn darauf?«, gebe ich scharf zurück, und nach einem lauten Seufzer kommt auch er angeschlurft, denn er weiß: Das Einzige, was jetzt noch hilft, ist ein Fels in der Brandung namens Tim.
»Franzi, geh doch wieder ins Bett, hm?«, sagt er, »und Noah, du hörst jetzt auf zu flennen. Sirius, ab ins Schlafzimmer! Und Struppi … äh … «
Was mein Liebster unserem Neuzugang vorschlägt, höre ich nicht mehr, denn ich liege bereits wieder im Bett und ziehe mir sicherheitshalber die Decke ganz weit über die Ohren. Aus dem Kinderzimmer höre ich das Tapsen von acht Hundepfoten und das beruhigende Murmeln meines Mannes, und dann schlafe ich ein.
Kinder und Hunde – ein tolles Team!
Auf Daunen gebettet
Am nächsten Morgen bin ich die Erste, die erwacht.
Ich öffne ein Auge. Mein Mann liegt neben mir, er musste also nicht bei Noah im Kinderzimmer schlafen. Das ist gut! Ich öffne auch das zweite Auge und linse auf den Boden: Sirius schnarcht friedlich auf seiner Decke. Das ist sehr gut! Frohgemut erhebe ich mich und schleiche ins Kinderzimmer: Noah schläft süß wie ein Engelchen, und die kleine Struppi liegt doch tatsächlich … im Bett meines Sohnes?!
Ich stemme die Hände in die Hüften. Wenn es eine eiserne Regel in diesem Hause gibt, dann die, dass Hunde überall hingehören, aber nicht ins Bett!
»Mama«, murmelt Noah. Verschlafen blinzelt er mich an. »Struppi mag mich doch, siehst du? Sie hat ganz, ganz lieb in meinem Arm geschlafen.«
Ich muss lächeln. Darüber werden wir noch ein Wörtchen reden müssen, mein Sohn und ich, aber nicht jetzt.
Jetzt, beschließe ich, mache ich mir einen großen, duftenden Kaffee, und während ich ihn trinke, genieße ich die wunderbare Stille dieses friedlichen Sonntagmorgens. Was könnte es Schöneres geben?
Ich bin schon fast in der Küche, da höre ich Noah schreien: »Mama! Die Struppi hat in mein Bett gepieselt!«
Ein duftender Kaffee an einem stillen, friedlichen Sonntagmorgen?
Total überbewertet.
ANDRÉS EXPERTENRAT FÜR EINE ERHOLSAME NACHTRUHE
Gleich am Morgen die Kinderbettwäsche wechseln, und das noch vor der ersten Tasse Kaffee? Das ist wahrlich kein guter Start in den Tag! Was ist hier bei Franzi schiefgelaufen?
Ehrlich gesagt, gar nicht mal so viel. Wenn man einen Hund aus dem Tierschutz adoptiert hat, weiß man in den ersten Tagen oder sogar Wochen noch nicht, was so alles in der kleinen Fellnase steckt, was sie bisher gelernt hat – oder eben auch nicht. Daher gilt es, diese Zeit, zu der auch die ersten Nächte zählen, einigermaßen stressfrei und ohne böse Überraschungen hinter sich zu bringen. Wie das klappt, sehen wir uns in diesem Kapitel an.
HUNDE SIND GEWOHNHEITSTIERE
Zunächst sollten Sie immer versuchen, es dem Hund zu ermöglichen, seine bisherigen Schlafgewohnheiten beizubehalten. Erkundigen Sie sich daher, wie Ihr neuer Vierbeiner zuvor untergebracht war und wo er seinen Schlafplatz hatte. Hat der Hund bisher allein geschlafen, ist es nicht notwendig, ihn im Schlaf- oder Kinderzimmer einzuquartieren. Vertragen sich beide Hunde auf Anhieb gut, spricht nichts dagegen, dass sie gemeinsam in einem Raum übernachten. Sollten sie jedoch nicht zur Ruhe kommen, ist es sinnvoll, sie nachts zu trennen – zumindest in der Anfangszeit.
Erst beobachten, dann handeln
Bei Hunden ist es nicht anders als bei uns Menschen: Jedes Tier ist unterschiedlich, hat einen eigenen Charakter, individuelle Vorlieben und seine eigenen Erfahrungen gesammelt. Daher sollten Sie anfangs beobachten, wie sich Ihre beiden Hunde in den ersten Nächten verhalten, wie sie aufeinander reagieren, und dann daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Bei Franziska und ihrer Familie wäre es vermutlich am besten gewesen, wenn Struppi erst einmal allein oder mit Sirius zusammen in einem Zimmer geschlafen hätte.
Nicht vergessen, auch Sie sind wichtig!
Aber auch der Lebensrhythmus der Hundehalter spielt bei diesem Thema eine wichtige Rolle. Dazu möchte ich Ihnen eine Anekdote erzählen, die ich vor Kurzem als Trainer erlebt habe: Eine Teilnehmerin meiner Online-Hundeschule erwartete eine Hündin aus dem Tierschutz. Als der große Tag näher rückte, fragte sie mich, wie sie denn die ersten Nächte mit ihrer neuen Fellnase am besten gestalten solle. Als Altenpflegerin war sie regelmäßig im Schichtdienst tätig und stand daher vor der Entscheidung, den Hund entweder in der Anfangszeit abends mit zur Arbeit zu nehmen oder ihn von Beginn an über Nacht allein zu Hause zu lassen.
Ich hakte nach, ob ihr neuer Vierbeiner es gewöhnt sei, allein zu schlafen. Dies bejahte die Dame. Ich empfahl ihr daraufhin, die Hündin abends unbedingt allein zu Hause zu lassen, und zwar vom ersten Tag an. Andernfalls bestünde die Gefahr, dass ihr das Alleinsein später Probleme bereitet – nämlich dann, wenn der Hund eines Tages nicht mehr mit zur Arbeit kommen soll oder kann.
Mit dieser Empfehlung lag ich goldrichtig: Während Frauchen beim Arbeiten war, schlief ihr Hund in aller Seelenruhe allein zu Hause. So konnte die Kundin die Nächte von Anfang an so gestalten, wie es langfristig am besten zu ihrem Job und zu ihren Lebensumständen passte – ohne dass es später zu Schwierigkeiten kam.
Die erste Nacht im selben Körbchen? Das wäre toll, ist aber eher ungewöhnlich.
TIPPS FÜR DIE ERSTE NACHT MIT ZWEITHUND
Hier ein paar Ratschläge, damit Sie die erste Nacht mit Ihrem neuen Familienmitglied möglichst entspannt verbringen können.
Finden Sie bereits im Vorfeld heraus: Wie und wo hat der Hund bisher geschlafen, was ist ihm vertraut? Wenn möglich, sollten Sie diese Gewohnheiten anfangs übernehmen.
Vertragen sich beide Hunde und haben sie keine Schwierigkeiten, zur Ruhe zu kommen, spricht nichts dagegen, wenn sie gemeinsam in einem Raum übernachten.
Langfristig sollten Sie die Nächte so gestalten, wie es am besten zu Ihrem Leben passt. Decken sich Ihre Wünsche nicht mit den bisherigen Schlafgewohnheit des Hundes, sollten Sie dennoch mit dem Vertrauten beginnen. Sobald sich Ihr neuer Hund eingelebt hat und die erste Aufregung verflogen ist, können Sie eine neue Schlafsituation etablieren.
Hundebabys muss man im Auge behalten
Ein Sonderfall sind Welpen: Ein noch ganz junger Hund darf und sollte sogar in den ersten Wochen neben Ihrem Bett schlafen, etwa in einer Hundebox. Denn nur, wenn er in Ihrer Nähe ist, bemerken Sie, wenn er nachts unruhig wird und sich lösen muss. Sie können dann schnell reagieren, um die Stubenreinheit aufzubauen.
Wenn Sie sich für die Box-Variante entschieden haben, aber nicht möchten, dass Ihr Hund dauerhaft im Schlafzimmer übernachtet, können Sie das in kleinen Schritten ändern. Mit der Umgewöhnung sollten Sie aber erst beginnen, wenn Ihre Fellnase mit seiner neuen Hundebox vertraut ist, dort also gern und entspannt die Nächte verbringt und sich auch nicht mehr daran stört, wenn Sie die Tür der Box vor dem Schlafengehen schließen.
Um die Schlafsituation zu ändern, lassen Sie die Box von Nacht zu Nacht einfach immer ein Stückchen weiter Richtung Schlafzimmertür wandern. Normalerweise dauert es eine gute Woche, bis Ihr Hund auch außerhalb des Schlafzimmers ruhig und friedlich in seiner Box schlafen kann – allerdings noch bei geöffneter Zimmertür. Später können Sie auch diese jeden Tag ein Stückchen weiter zuziehen und dann ganz schließen, falls Sie das möchten.
In kleinen Schritten zum neuen Schlafplatz
Gestalten Sie die einzelnen Trainingsschritte immer im Wohlfühltempo Ihres Hundes. So wird er sich schleichend an die neue Situation gewöhnen. Nach den ersten Erfolgen können Sie die Box Schritt für Schritt an einen beliebigen Ort im Haus verschieben. Diese aktive Gewöhnung können Sie immer anwenden, wenn Sie die aktuelle Schlafsituation Ihres Hundes verändern möchten.
Wenn anfangs noch nicht alles nach Plan klappt, ist das kein Drama: Auch die ersten Nächte sind nicht repräsentativ für die Zukunft. Ruhe und Routine stellen sich von selbst ein, sobald sich Ihr Zweithund eingelebt hat. Und dann können Sie morgens auch wieder ungestört und ausgeschlafen Ihren Kaffee genießen!
ANDRÉS EXTRATIPP
Ist der Welpe noch nicht an eine Hundebox gewöhnt und sträubt sich, darin zu schlafen, hilft Folgendes: Räumen Sie einen kleinen Bereich neben Ihrem Bett frei, sodass die Box in die Aussparung passt und davor noch etwas Platz ist. Legen Sie in diesem Bereich eine Decke oder eine andere Unterlage aus und lassen Sie die Tür der Box offen. Ihr Hund kann nun selbst entscheiden, ob er in der Box liegen möchte oder direkt davor. Sie werden sehen: Mit großer Wahrscheinlichkeit legt sich Ihr Hund nach einigen Nächten ganz von selbst in seine Box!