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Kapitel 3

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Flo wachte auf.

Mit geschlossenen Augen lag sie da und dachte nach.

Heute war mal wieder einer dieser dunkelschwarzen Tage, an denen die Gedanken frisch aus der Geisterbahn entflohen zu sein schienen. Wenn draußen dabei auch noch die Sonnte schien, war dies für sie besonders schlimm.

Denn ihre unterirdische Stimmung konnte unmöglich etwas mit dem heiteren Wetter zu tun haben, sondern einzig und alleine mit seinem verkorksten Leben.

„Was wäre gewesen, wenn ich damals …!“ Früher hätte sie vielleicht noch Weichen für ein anderes Leben stellen können. Vielleicht hätte sie noch vor zehn Jahren eine Chance gehabt. Doch nun war es zu spät. Nun gab es kein Entrinnen mehr.

Sie saß in der Falle.

Und dort hockte sie nicht alleine.

Im Schlepptau hatte sie, außer ihrer Vergangenheit, eine demente Mutter, einen depressiven Ehemann und abwesende Kinder, die sich nur meldeten, wenn sie Geld oder ihr Auto brauchten.

„Hey, morgen wirst du 55!“ Molly hatte sie gestern an das lästige, bevorstehende Datum erinnert.

Flo hatte im Garten Unkraut gejätet.

Sie hatte Molly gar nicht bemerkt. Sie hatte sich offensichtlich mal wieder heimlich an den niedrigen Zaun geschlichen, der ihre Gärten trennte.

Flo wischte sich mit dem Handrücken eine Strähne aus dem Gesicht. Sie schluckte, denn es war ihr tatsächlich gelungen, nicht an Morgen zu denken. Mit aller Macht hatte sie versucht, die Bedeutung des morgigen Tages zu verdrängen.

„Wieso hast du mich eigentlich nicht eingeladen zu deinem rauschenden Fest?“

„Molly, ich bitte dich! Welches rauschende Fest?“

„Ach Schäfchen“, Molly rollte die Augen, „kannst du dich nicht mehr an Magdalenas Party im letzten Jahr erinnern?“

Flo konnte sich sehr gut an die peinliche Gartenparty erinnern und winkte dankend ab. Die Feier war sehr feucht-fröhlich verlaufen und in einem Anflug von Hoffnung und Zuversicht, hatte Flo verkündet, ihren nächsten Geburtstag auch mal wieder zu feiern. Damals ahnte sie noch nicht, dass das Belastende in ihrem Leben noch schlimmer wurde.

„Und was machst du dann so – morgen?“

„Heute Kuchen backen, morgen Kuchen ins Büro transportieren – hoffentlich geht das auf dem Fahrrad und abends mit Fritz und den Kindern essen gehen.“

„Wie langweilig!“

„… und spießig! Ja genau – bei uns geht es nun mal sterbenslangweilig zu und spießig zu …!“

„… nicht wie bei euch in eurem feinen Schloss!“, fügte sie für sich in Gedanken hinzu und schloss die Augen. Flo wirkte ruhig und gefasst, aber insgeheim schäumte sie vor Wut über die unsensible Molly.

Eigentlich war diese Molly ja auch gar nicht ihre Freundin!

Molly war eigentlich überhaupt noch nie ihre Freundin gewesen, sondern nur eine neugierige, nervige Nachbarin!

Es fehlte nicht viel und Flo hätte ihr die kleine Hacke an den Kopf geworfen.

Instinktiv schien Molly die drohende Gefahr zu wittern. Sie trat den Rückzug an und machte sich mit einem leise gehauchten „Bis bald …!“ schnell in Richtung ihres überdimensionalen Komposthaufens, dem am anderen Ende des Gartens lag, vom Acker.

Mollys gellender Schrei ging durch Mark und Bein und Flo sprang schreiend aus ihrem Bett.

Der Nashornkäfer

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