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Kapitel 5

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Ramona musterte die seltsam gekleidete Frau von oben bis unten. Irgendwie kam sie ihr seltsam bekannt vor. Die aktuelle Mode schien momentan alles zuzulassen. In ihrem Café tummelten sich die schrillsten Outfits und ihre jungen und hippen Kunden schienen wirklich sehr kreativ zu sein. Junge Damen in ultrakurzen Minis und ältere Herren mit bunten Socken waren ebenso vertreten, wie junge Männer mit Dutt und reifere Damen in glänzenden Hosenanzügen.

Diese Besucherin schien frisch aus den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts zu kommen. Sie trug eine geblümte Bluse mit den Rüschen und eckigen Schulterpolstern. Die knallroten Cowboystiefel irritierten Ramona so sehr, dass sie gar nicht auf das Gesicht der Besucherin achtete.

Hilflos starrte sie die engen, schwarz-weiß und längs gestreiften Leggins an. Die Schuhe waren außergewöhnlich spitz und vom bloßen Hinschauen schmerzten Ramonas Füße, die glücklicherweise in bequemen Turnschuhen steckten. Die langen Beine staksten direkt auf sie zu.

„Wieso schaust du denn so blöd aus der Wäsche, Ramona?“ Die Worte waren untermalt von einem leisen, glucksendem Kichern.

„Helena – bist du das?“ Ramona hielt sich die rechte Hand vor den Mund um nicht lauthals loszulachen.

„Weißt du eigentlich, wie du aussiehst?“

„Wie ein Alien! Aber du bist die erste, der das auffällt. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie wenige das bemerken. Die meisten sind sowieso nur mit sich selbst beschäftigt. Sie hetzen durch Zeit und Raum, um irgendwo und irgendwann dann doch endlich mal der erste zu sein.“

„Und was hast du nun vor, mein liebes Alien? Willst du die Weltherrschaft an dich reißen und alle zwingen, enge schwarz weiß gestreifte Leggings zu tragen?“ Ramona war immer wieder aufs Neue davon überrascht wie zwei so ungleiche Frauen wie Helena und Molly Schwestern sein konnten.

„Nichts besonderes, ich habe endlich mal meinen Kleiderschrank aufgeräumt. Dabei sind seltsame Fummel ans Tageslicht gekommen, an die ich mich gar nicht mehr erinnern kann. Viel zu schade, zum wegwerfen! Was noch passt, ziehe ich an und zwar nach dem Zufallsprinzip mit geschlossenen Augen. Dabei kommen wirklich sehr aparte Kombinationen zusammen. Gestern hatte ich eine gelbe Latzhose an mit einem übergroßen löcherigen Pulli und riesengroßem Halsausschnitt. War ein bisschen kalt. Aber das Lila wirkte wirklich bombastisch zur Hose gewirkt …“

Helena blickte mit einem schwärmerischen Augenaufschlag zur Decke.

„Welche Schuhe?“

Ramona blickte besorgt auch Helenas Stelzenbeine.

„Gummistiefel – so kurze, regenbogenbunte Gummistiefel …“ Helena grinste und Ramona zeigte ihr den Vogel.

Helena hatte wahrscheinlich seit Jahren nichts anderes mehr eingekauft als Kostüme, Hosenanzüge und weiße Kittel fürs Labor.

Sie war das absolute Gegenteil ihrer Schwester. Während Molly ihr Leben in vollen Zügen genoss und viel und gerne feierte und sich verwöhnen ließ, arbeitet ihre Schwester Tag und Nacht.

Niemand wusste so genau, was Helena eigentlich machte und es fragte auch schon längst niemand danach.

Wenn Helena in Ramonas Café aufkreuzte, dann meist mit anderen Geschäftsleuten. Dann war sie zwar freundlich, aber trotzdem ziemlich kurz angebunden und schien kein Interesse an einem Gespräch zu haben. Mit ernsten Mienen diskutierte sie mit ihren Kollegen und Geschäftspartnern und schnell waren alle dann auch wieder draußen.

„Warst du damit schon bei Molly? Ich glaube, die schwarze Witwe könnte ein bisschen Farbe in ihrem Leben gebrauchen!“

Helena wurde ernst und schüttelte mit ernster Miene den Kopf.

„Wegen Molly bin ich hier. Ich kann jetzt unmöglich länger hier bleiben. Kannst du ein bisschen auf die Kleine aufpassen?“

Ramona starrte sie entsetzt an.

Helena wich Ramonas Blick aus.

„Molly will mich nicht mehr sehen. Wir haben uns gestritten. Sie hat mich aus ihrer Bude rausgeschmissen, nur weil ich gewagt habe, ihr zu sagen, dass ihr barsches, abweisendes Verhalten Fred auch nicht wieder lebendig macht …“

Der Nashornkäfer

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