Читать книгу Be my Secret – Francesco - Kajsa Arnold - Страница 6
1. Kapitel
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»Wie schaffst du es nur, hier in Ruhe zu arbeiten, wenn die Frau deiner Begierde draußen vor der Tür sitzt?« Ich blicke meinen Freund und Chef Vincente del Toro fragend an.
Del Toro schaut von dem Vertrag auf, in dem er gerade liest, und grinst breit. »Meine Bürotür hat ein Schloss, das man abschließen kann.« Er grinst vielsagend.
Der Glückliche. Ich lehne mich angespannt zurück. »Vielleicht sollte ich es auch mal mit einer festen Freundin versuchen«, sage ich nachdenklich.
Vince lacht leise auf. »Mein lieber Freund, ich kann mir für dich vieles vorstellen, aber eine Frau, die dein Herz berührt, sehe ich hier im Augenblick nicht.«
Beleidigt verschränke ich die Arme vor der Brust. »Was soll das denn heißen?« Hier ist ja im Moment auch niemand außer uns.
»Mal ehrlich, Franco. Du und eine feste Beziehung, das ist so wahrscheinlich wie Schnee im Juni.«
»Das Gleiche habe ich vor einem halben Jahr auch von dir behauptet, und jetzt sieh dich an. Du stehst kurz davor, meine Cousine zu heiraten, damit sie deinen Namen trägt, weil du der ganzen Welt zeigen willst, dass sie allein dir gehört.« Ich weiß, das klingt ziemlich nach Eifersucht, dabei steckt etwas ganz anderes dahinter: Neid!
Der pure Neid quillt mir aus allen Poren. Ich hätte gern das, was Vince hat. Nicht meine Cousine Toria, sondern eine funktionierende Beziehung. Ich bin das Alleinsein satt. Doch eine Frau zu finden, die mich nicht nur im Bett, sondern auch darüber hinaus interessiert, ist gar nicht so einfach. Ich seufze.
»Also, was ist mit dem Vertrag, segnest du ihn so ab?«, versuche ich, das Thema zu wechseln.
»Er ist in Ordnung, er kann so raus.« Vince reicht mir die Unterschriftenmappe.
»Gut, dann werde ich mal wieder.« Ich erhebe mich und verabschiede mich von Vince. »Ach übrigens, selbst in der Sahara hat es schon geschneit.«
Vor seiner Tür treffe ich auf Vittoria. Sie ist nicht nur meine in Deutschland aufgewachsene Cousine, sie ist auch Vince’ Verlobte und seine Vorzimmerdame. Toria geht auf Nummer sicher und überlässt diesen Posten keiner anderen Frau. Vincente del Toro ist einer der reichsten und begehrtesten Junggesellen Torontos und sie hat sein Herz im Sturm erobert.
»Hallo, Franco. Wie geht es dir? Du siehst nicht gerade glücklich aus«, begrüßt sie mich und drückt mir zwei Küsse auf die Wangen.
»Bin ich auch nicht. Ich suche eine neue Wohnung. Sag mal, was ist mit deiner Wohnung, jetzt, wo du zu Vince gezogen bist?«
»Die Wohnung steht noch leer, soweit ich weiß, weil das Haus verkauft werden soll. Hannah hat ziemliche Probleme mit dem Vermieter. Der will alle Mieter aus dem Haus klagen. Er hofft wohl, das Gebäude so schneller an den Mann bringen zu können. Dann kann es abgerissen werden und hübschen Eigentumswohnungen weichen.«
»Aha. Na ja, ich kann es ja mal versuchen. Hast du die Adresse des Vermieters?«
»Klar, es ist eine Verwaltungsgesellschaft. Ich mail dir die Kontaktdaten gerne zu.«
»Danke, mein Schatz. Dir noch einen schönen Tag mit dem alten Spanier.«
***
»Onkel Luigi, du kannst mir glauben, wenn ich dir sage, dass dies ein lukratives Geschäft ist.« Hoffnungsvoll blicke ich meinen Onkel über seinen Schreibtisch hinweg an.
Er zieht an seiner Zigarre und pafft eine Rauchwolke in die Luft, sodass mir die Sicht für einige Sekunden genommen wird. Der wabernde Qualm reizt meine Lungen und ich muss husten.
»Mein lieber Junge, du hast mich bisher noch nie enttäuscht, aber dieses Wohnhaus ist ein großes Projekt. Wer soll sich darum kümmern?«, fragt er mit tiefer Stimme und mit seiner bedächtig-langsamen Art streift er die Asche in einem Aschenbecher ab. Mein Onkel ist der Inbegriff eines italienischen Familienoberhaupts und Mario Puzo hat ihn anscheinend als Vorlage für seine Bücher adaptiert.
»Darum brauchen wir uns keine Gedanken machen. Es gibt eine Verwaltungsfirma, die ihre Objekte betreut. Die Mieter sollen herausgeklagt werden. Doch wenn wir es kaufen, dann können die Mieter bleiben und ich persönlich würde in eine der Wohnungen ziehen, damit ich alles im Auge behalte. Was hältst du von der Idee?«, frage ich und hoffe, ihn für meinen Vorschlag begeistern zu können.
»Du willst dort einziehen?« Er klingt überrascht. »Was ist mit der Wohnung, in der du zurzeit wohnst?«
»Meine Nachbarn beschweren sich ständig über den zu lauten Fernseher oder die Musik. In diesem Haus gibt es mehr Rentner, als ich zählen kann. Nein, ich will dort nicht mehr wohnen. Die Innenstadt ist besser.«
»Du könntest hier bei uns wohnen, wie deine Brüder.«
»Onkel Luigi, darüber haben wir schon gesprochen. Der Weg von Scarborough zur Bank ist mir zu weit. Das Appartementhaus hat genau die richtige Lage. Dieser Deal wäre einfach nur perfekt.«
Misstrauisch blickt Onkel Luigi mich an. Leicht vorgebeugt sitzt er in seinem Schreibtischstuhl und zieht die Stirn kraus. Er hat für mich etwas von Marlon Brando in Der Pate. Diese Rolle wäre wie für ihn gemacht, wenn er ein Schauspieler wäre, nur ist dies hier das echte Leben und Luigi Frattini regiert über seine große Familie. »Für wen perfekt? Für dich oder auch für mich?«, fragt er leise, mit diesem gewissen Slang, als wäre er in den Straßen New Yorks aufgewachsen, dabei stammt er aus Italien.
»Natürlich für uns beide. Wir können einen Teil des Geldes aus den Studios dort investieren, so würde das Haus uns zunächst Verluste einbringen, die wir steuerlich geltend machen können. Die Mieteinnahmen decken die monatlichen Kosten bei Weitem. Du wirst eine schöne, saubere Rendite am Jahresende erzielen können, die wesentlich höher ist, als wenn wir das Geld auf andere Weise weißwaschen.«
»Ich dachte, du bist Anwalt und kein Banker.«
»Ich arbeite in einer Bank, da wäre es wohl unverzeihlich, wenn ich mich nicht auskennen würde.«
»Hast du mit Vincente über das Projekt gesprochen? Warum kauft er das Haus nicht?«
»Nein, habe ich nicht, weil ich weiß, dass er sofort zuschlagen würde. Aber ich will dieses Projekt für uns, Onkel Luigi. Warum sollten wir so ein sicheres Geschäft in andere Hände legen?«
Onkel Luigi zieht erneut an der Zigarre und lächelt. »Ich wusste schon immer, warum du mein Lieblingsneffe bist. Wo muss ich unterschreiben?«
»Hier, ich dachte mir, dass es dich interessieren würde und du erkennst, was für ein guter Deal dieser Kauf ist. Daher habe ich bereits die Verträge vorbereitet und dir schon Kreuze an den richtigen Stellen gemacht. Eine Kopie des Vertrags ist für dich bestimmt. Glaub mir, die Bewohner werden dich dafür lieben.« Und mich auch.