Читать книгу Be my Secret – Francesco - Kajsa Arnold - Страница 7
2. Kapitel
ОглавлениеHannah
Die lauten Geräusche aus der gegenüberliegenden Wohnung machen mich neugierig. Vittoria ist bereits seit einem Monat ausgezogen und lebt bei Vincente. Was sollte sie jetzt noch hier wollen? Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Räumlichkeiten renoviert werden, wo das Haus doch abgerissen werden soll.
Neugierig öffne ich meine Wohnungstür. Ich vermisse die Zeit, als ich nur ein paar Schritte gehen musste, um mit Vittoria einen Kaffee zu trinken. Umzugsleute schleppen Kisten und Möbel in die Wohnung. Die Appartements sind nicht sehr groß, aber ich finde sie gemütlich und die Nähe zum Zentrum ist auch nicht zu verachten. Der riesige Fernseher jedoch, den zwei der Umzugshelfer gerade hineintragen, scheint die Maße der Wohnung zu sprengen. Danach zu urteilen, müsste es sich bei meinem neuen Nachbarn um einen Mann handeln.
»Guten Morgen.« Die Männer grüßen mich und ich grüße freundlich zurück.
»Guten Morgen. Sagen Sie, zieht hier jemand ein?«, will ich wissen.
»Yap«, antwortet einer, der wie die übrigen Helfer eine dunkelbraune Latzhose trägt. Man könnte ihn für einen UPS-Mitarbeiter halten.
»Wissen Sie zufällig, wer?«, will ich wissen, doch er ist schon in der Wohnung verschwunden.
»Guten Morgen, Hannah.«
Die Stimme lässt mich zusammenfahren, als ich mich gerade der Türschwelle nähere und einen Blick hineinwerfe.
»Du?« Erschrocken blicke ich in dunkelbraune Augen. Im Flur der Wohnung steht Francesco Frattini, der gerade dabei ist, ein Bild an die Wand zu hängen. »Was machst du hier?«, will ich wissen. »Zieht Vittoria etwa wieder ein? Sag jetzt nicht, sie hat sich von del Toro getrennt!«
»Nein, sie wohnt noch bei dem Spanier. Ich ziehe hier ein, wie du siehst.«
»Du? Du bist mein neuer Nachbar?« Ich fasse es nicht. Dieser Kerl, der mich einfach so geküsst hat, soll von jetzt an direkt gegenüberwohnen? Unser letztes Zusammentreffen habe ich in keiner guten Erinnerung. Er hat Informationen aus mir herausgepresst, die ich gar nicht preisgeben wollte, und zum Schluss hat er mich auch noch mit diesem Kuss überfallen. Das hat mir dann schon eher gefallen, aber laut würde ich das auf keinen Fall zugeben.
Er lächelt mich breit an und damit ist klar, dass es kein Scherz war.
Eigentlich kenne ich Francesco gar nicht, obwohl meine Lippen schon mal seine berührt haben, nicht ganz freiwillig, muss ich wiederholen. Und obwohl mir der Kuss gefallen hat, haben wir uns danach nicht wiedergesehen. Ich weiß, dass er Vittorias Cousin ist und ebenfalls in der Bank arbeitet, die Vincente del Toro gehört, doch damit ist mein Wissen über diesen Mann auch schon erschöpft.
»Wieso ziehst du hier ein, wenn das Haus verkauft und abgerissen werden soll?«, frage ich und verschränke die Arme vor der Brust. Unaufgefordert betrete ich die Wohnung und nehme ihm das Bild ab, damit er einen Nagel in die Wand schlagen kann.
»Weil ich aus sicherer Quelle weiß, dass das Haus zwar verkauft wurde, es aber nicht abgerissen wird. Die Wohnungen werden ein wenig modernisiert, doch die Mieter können alle bleiben«, erklärt er, bevor er einen Nagel zwischen die Lippen klemmt und einen weiteren in die Wand schlägt.
»Was? Das ist ja was ganz Neues. Woher willst du das wissen?«, frage ich verblüfft.
»Ich habe so meine Beziehungen«, erklärt er geheimnisvoll.
Was für ein Idiot. Will er sich damit wichtigmachen? »Wenn die Wohnungen modernisiert werden, wird das bestimmt auf die Miete umgeschlagen und das kann sich dann sicherlich keiner mehr leisten.«
»Nun sei doch nicht so negativ. Eine Modernisierung bedeutet auch eine Verbesserung des Wohnstandards.« Er nimmt mir das Bild aus der Hand und hängt es auf, nachdem er den zweiten Nagel in die Wand geschlagen hat. Er tritt einen Schritt zurück und begutachtet sein Werk. »Perfekt«, murmelt er und strahlt mich an.
»Das Bild ist scheußlich«, kommentiere ich nach gründlicher Begutachtung. »Was soll es denn darstellen? Kreise, die sich an den Rändern überlappen? Erinnert mich an Mengenlehre in der Grundschule. Da läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Ich finde es hässlich.«
»Findest du? Ich mag es. Die Farben gefallen mir und Mengenlehre hat mir gefallen. Was hältst du von einer Tasse Kaffee bei dir? Ich habe noch nicht alles ausgepackt und könnte etwas Warmes gebrauchen.«
Skeptisch blicke ich ihn an. »Eigentlich lade ich keine fremden Männer in meine Wohnung ein.«
»So fremd bin ich dir ja nicht. Immerhin lagen meine Lippen schon auf deinem Mund.«
Ich hebe abwehrend die Hände, als bestünde die Gefahr, dass das Gleiche wieder passieren könnte. »Erinnere mich bloß nicht daran.«
»Als wenn es dir nicht gefallen hätte«, meint er und lächelt. »Also, was ist jetzt mit dem Kaffee?«
»Na, eine Tasse Kaffee werde ich wohl noch für dich übrig haben.«
Ich gehe hinüber in meine Wohnung, lasse die Tür hinter mir offen und gehe in die Küche. Als ich mich zur Tür umdrehe, sehe ich Francesco am Türrahmen lehnen. Er beobachtet mich dabei, wie ich in der Küche hantiere, lässt seinen Blick über meinen Körper wandern.
»Wie hast du Vittoria kennengelernt?«, will er wissen und kommt näher, lehnt sich mit der Hüfte an die kleine Theke.
»Setz dich doch«, lade ich ihn ein und deute auf einen der Barhocker. »Der Kaffee dauert, die Maschine ist schon etwas altersschwach.« Ich versuche mich an einem Lächeln, das er sofort erwidert. »Toria und ich haben uns an der Uni kennengelernt. Wir waren uns sofort sympathisch und sind gemeinsam auf Wohnungssuche gegangen. Erst wollten wir in eine Wohngemeinschaft ziehen, doch dann fanden wir dieses Haus, in dem gleich zwei Wohnungen frei waren. Ein echter Glücksfall. Die Miete ist gering, aber das wird sich jetzt wohl ändern.« Ich hole zwei Tassen aus dem Schrank. »Wie trinkst du deinen Kaffee?«
»Schwarz.«
»Genau wie ich«, bekenne ich.
»Warum hast du den Escort-Service aufgebaut?«, fragt er. »Vince hat mir davon erzählt«, gibt er zu, als er meine Überraschung bemerkt.
Ich hätte nicht gedacht, dass er davon weiß.
Endlich ist der Kaffee fertig. Ich schenke ihn in die Tassen, reiche ihm eine und setze mich zu ihm.
»Ich muss mein Studium finanzieren und Toria wollte unabhängig von ihrer Familie sein«, erkläre ich. »Dann trafen wir auf einige Frauen, denen es ähnlich ging. So kam das Ganze ins Rollen. Wir haben einen kleinen Kundenkreis, doch jetzt, wo Toria heiraten wird … werde ich den Escort-Service an eines der Mädchen verkaufen. In einer Woche ist Schluss.«
Francesco blickt nachdenklich in seine Tasse. »Du meinst, du triffst keine Männer mehr, nur um …«
»Das habe ich nie«, unterbreche ich ihn. »Ich habe alles gemanagt, aber ich habe niemals … ich gehörte nicht zu den Frauen, die zur Wahl standen.«
»Warum nicht?«, will er wissen und sieht mich neugierig an.
Sein Blick ist mir peinlich. Er schaut mich an, als würde er mich am liebsten mit Haut und Haaren verschlingen.
»Ich bin nicht gut in solchen Dingen«, gebe ich leise zu.
»Welchen Dingen? Zärtlichkeit auszutauschen?«
Gott, ich will nicht mit ihm über dieses Thema sprechen.
»Jedenfalls habe ich genug verdient, um mein Studium zu beenden.« Ich rutsche von dem Barhocker hinunter, um das Gespräch zu beenden. »Jetzt hast du also Torias Wohnung übernommen. Dann wünsche ich dir alles Gute in deinen neuen vier Wänden.« Irgendwie muss ich ihn ja wieder aus meiner Wohnung bekommen.
»Danke, Hannah. Ich würde dich gerne am Abend zum Essen einladen. Hast du heute schon etwas vor?«
»Heute Abend?« Ich sollte Nein sagen, aber er ist ein Mann, der mein Interesse geweckt hat, mit nur einem Kuss, der schon Monate zurückliegt und den ich dennoch nicht vergessen kann. »Nein, eigentlich nicht.«
»Okay, dann ist es abgemacht. Ich erwarte dich um zwanzig Uhr.« Francesco springt schneller, als ich gucken kann, von dem Hocker auf und ist auch schon verschwunden, bevor mir Gegenargumente einfallen. Wenn da mal keine Absicht hintersteckt.