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Am Mittwoch, dem 3. Februar, kurz nach 11 Uhr, läuten die Glocken der Grundschulen von Dely Brahim, und Hunderte von Kindern stürmen ins Freie, ergiessen sich auf die Strasse in einem einzigen Rutsch. Eine Masse hellblauer, rosa, weisser, gelber, langer, kurzer, karierter, gestreifter oder dezent gemusterter Schulkittel. Die Schüler rennen nach Hause, springen mit beiden Füssen in Pfützen, lachen und spielen Fangen. Sie tun dasselbe wie alle Kinder dieser Welt: sich über die Mittagspause freuen, die sie von der Schule befreit, hinter streunenden Hunden herlaufen, Fangen spielen, alles mit dem Ranzen auf dem Rücken. Manche trotten solo nach Hause, andere sind grüppchenweise unterwegs, wieder andere zu zweit, wie kleine Paare. Mitunter rempeln sie auch Erwachsene an, die dann mächtig über diese ungezogenen Kinder schimpfen.

Ines, Dschamil und Mahdi laufen gemeinsam heim, munter schwatzend, dabei immer wieder Bäumen und Strommasten ausweichend. Sie stoppen kurz bei einem Tabakkiosk, um Kaugummis zu kaufen. Der Verkäufer schenkt ihnen noch ein paar Bonbons. Er mag die drei Kids, die oft bei ihm reinschauen, um ihre paar Dinar bei ihm zu lassen.

Als sie die Zufahrt zur Cité du 11-Décembre erreichen, sausen sie den Hang zu den Häusern hinunter, geben dabei aber auf entgegenkommende Autos acht. Als sie auf der Höhe des Bolzplatzes sind, sehen sie dort Erwachsene, die laut herumschreien und mit den Armen fuchteln: Jussef, der brüllt, während Gendarmen ihn zu beschwichtigen versuchen; Adila, Ines’ Grossmutter, die versucht, mit ihrem Gehstock auf zwei Männer einzuschlagen, während Mohamed und Scherif, die sich zwischen sie und die Generäle gestellt haben, sie zu bremsen versuchen.

Die Kinder kommen näher, doch ganz trauen sie sich nicht heran. Da taucht die rothaarige Verrückte neben ihnen auf und kichert mit ihrem zahnlosen Mund: »Hey, Kinder, kennt ihr die Geschichte von El Hakim und seinem Esel?«

Ines, Dschamil und Mahdi schütteln den Kopf.

Die Verrückte fährt fort: »Nein? Na, dann hört mal zu: Das ist die Geschichte von einem Esel, der seinen Acker verlässt, um in die Hauptstadt zu gehen. Er ist schon im Stadtzentrum, da stoppt ihn ein Gendarm und fragt ihn, was er hier will. Der Esel antwortet: ›Ich will ins Radio, deshalb hab ich den ganzen weiten Weg gemacht.‹

Der Gendarm: ›Wie das? Du willst ins Radio? Aber da ist kein Platz für dich!‹

Der Esel, tief beleidigt: ›Wieso sollte ich nicht da willkommen sein, wo den ganzen Tag nur Esel zu Wort kommen?‹«

Die Kinder müssen lachen. Zufrieden wirft die rothaarige Verrückte ihnen einen Handkuss zu und hüpft unter seltsamen Verrenkungen in ihrem gelben Kleid zum Bolzplatz zurück.

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